Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
0 Samstag, 23. August 1969 I*4zbiheler Anzeer - ite 9 zirksobmann und in dieser Funktion leitete er die Kriegerwallfahrten zum Gnadenort Jochbergwald, die er auch jetzt noch besucht. Es gibt im Tiroler Unterland und im Pinzgau kein Heim- kehrerfest ohne Sebastian Huber und genau wie bei einem Trachtenfst wür- de etwas fehlen, und zwar im wahr- sten Sinne des Wortes. wäre unser Jubilar nicht dabei. Die Liebste Sportart Hubers war das Schwergewichtseisschiegen. Viele Jahr- zehnte blieb er diesem Sport treu, lei- stete als Bezirksobmann viel Organi- sationsarbeit und wenn es bei Beginn der kalten Jahreszeit hieß „Schuß hell- auf!", dann war Huber auf der Eis- bahn. Von seinen acht Söhnen wurde Fritz als Skikanone weltberühmt. Sein En- kel Fritz Huber d. J. war der erste Kandaharsieger (1952), den Kitzbühel hervorgebracht hat. Der zweite Enkel, 1-1 e r b e r t Huber, gewann 1988 die Sil- bermedaille im Olympiaslalom in Gre- noble und im vorigen Winter wurde er in der alpinen Kombination Welt- sieger. Am 30. August veranstaltet der Trach- tenverein im Grandhotel eine Geburts- Unser guter britischer Major erlebte wie so manches Genie, wie mancher Musiker oder Maler, die Auswirkungen und Folgen seiner »Entdeckung" nicht mehr. Denn kaum ein halbes Jahr- hundert später - im Londoner Vorort Wimbledon spielte man bereits fleißig Grastennis - erreichte „sein' Spiel einen Höhepunkt. der sich bis heute schon auf mehrere Kontinente ausge- dehnt hat: Damals stiftete ein Student der }Iarward-Universität in Bostun an- läßlich einer Tennismeisterschaft einen riesigen Silberpokal. Dieser sportbegei- sterte junge Mann, der später sogar Kabinettsmitglied der US - Regierung wurde, hieß: Dwight F. Davis! Um weiter ein wenig in der Ge- schichtskommode des .jeu de paumes", des Tennis. zu graben, muß mit der Geburt. des Davis-Pokals eine Spieler- persönlichkeit genannt werden, die in den „golden twenties" alle Centre-courts der Welt beherrschte. Es war William Tilden. Big-Bill, sein Show-Name, ver- lor in den Jahren 1920 bis 1926 kein einziges Davis-Cup-Spiel, gewann drei- mal Wimbledon und erreichte als Ama- teur zirka 70 Meistertitel. Tilden, we- gen Plattfüße aus der US-Armee ent- lassen, wurde 1933 Profi. Er, der die Bälle mit 200 km/h übers Netz ..sandte", schlug noch als 47jähriger den Welt- klassespieler David Budge in einer knappen Stunde. Tilden starb bereits 1953 60jährig und bettelarm in einem öffentlichen Krankenhaus. Finanziell war er doch „Amateur" geblieben; Börsenspekulationen und vergnügungs- reichste Lebensweise schlugen ihn k. o. Außer Tilden waren da noch die Welt-Cracks Richards, Hunter, Murray (USA), Anderson, Brockes und Patter- son (Australien). der Spanier A1onso, der Südafrikaner Norton und. d:e Fran- zosen Lacoste und Cochet. Schon da- mals ein beachtliches internationales Feld. Heute sind es Laver, Newcombe, Ro- che, Rosewall, Emerson oder Okker, die den rivalisierenden Profi-Gruppen World Championship Tennis und Na- tional Tennis League angehören, oder die vorhin genannten Spieler von Kitz- bühel, welche den Tennissport perfektio- niert haben. Wenn sich auch dieser alte und doch neue Sport Im Wett.- kampf bereits in Profi-, Lizenz- und Amateurgruppen splittert; für den Ten- nissport im allgemeinen sind diese .‚Verdienstunterteilungen" keine Ge- fahr. Millionen Menschen betreiben ihn zum Vergnügen, ohne Zirkus, ohne Statuten. Und manchem, der nun glaubt, Pro- fessionalismus (Roche erspielte in 19 Turnieren etwa 1,1 Mio Schilling) oder Amateur -Verstöße sind neuzeitliche Viren, dem sei gesagt: Schon „Big-Bill"-. Tilden war ein sündiger Amateur und pflegte über Turniere, an denen 4er teilnahm, Reportagen für Tageszeitun- gen zu schreiben; eine lohnende Sache, die ihm zuweilen pro Artikel an die 5000 Dollars einbrachte. Ein heute weltberühmter Greis, in den zwanziger Jahren knapp volljährig und weniger einflußreich, sollte sich g u t und gern an Tildens Verfehlun- Tennis um die Jahrhun- dertwende zeigcn die Bil- der nebenan. Sogar sit- zend wurde dieser Sport, damals noch mehr Spiel, in seinen Anfängen aus- getragen (Partyspiel „jeu de paumes") Das erste Lawn-Tennis- Turnier (Deutsch: Rasen- tennis) in Kitzbühel. star- tete am Freitag, 29. Au- gust 1902. Es wurde täg- lich von 8.30 bis 19 Uhr gespielt. Die Besten des Turniers waren: Erich Strohmer, Paul Schindler, Olga Korrady, Mitzi Kon- rady, Franz Possolt, Hugo Koestler, Buzi Schindler, Frl. Rudi Schindler, Al- bert Meck, Richard Früh- wald, Fritz und Franz Pipes, Hans Titsch, Em- ma Bauer, Maria Nostis. Der Tag der Endspiele und Länge des Turniers gehen aus dem Dokument (ein Programmblatt, ge- druckt von Martin Ritzer sen.) nicht hervor. gen erinnern: E. Bründage. Da aber athletische Spitzenleistung mit reinem Amateurismus - sprich: Brundage-Ir- realismus - kaum zu paaren ist, wird Bogenschießen noch vor Tennis olym- pischen Einzug halten. -- „Jeu de paumes" alias „Sphairistike" alias Jawn-Tennis" alias „Tennis" Von Werner Mitterer Als um 1870 ein britischer Major namens Wingfield das bekannte Party- spiel „jeu de paume" ins Freie verlegte, es daraufhin nach einem ähnlichen griechischen Spiel „Sphairistike" nannte, aber wegen des schwer verständlichen Namens auf „Lawn-Tennis" umtaufte, war ein Sport entstanden, dem Kitz- bühel seinen alljährlichen Sommerhöhepunkt verdankt: der Tennis. Und als vergangene Woche ein Teil der Weltklasse im Kapse'r Stadion um den Al- penländerpokal kämpfte, Santana, Orantes, Mulligan, Franulovich & Co. Ver- anstalter und Publikum begeisterten, als man Expertenausdrücke wie cross, longline, break, set hörte, da hatte man eher das Gefühl., einen neuen, frisch aus der Taufe gehobenen Sport zu sehen. Und doch sind sie - die jungen Weltelitespieler - Veteranen des „Weißen Sports".
< Page 8 | Page 10 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen