Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 6. September 1969 Kitzbüheler Anzeiger Seite 45 Baumeister Ing. Lutz Gerzebek - zum Gede Am 21. August 1969 starb im Alter von 66 Jahren in seiner zweiten Woh- nung im südlichen Jesolo während eines Erholungsaufenthaltes der be- kannte Kitzbüheler Baumeister Inge- nieur Lutz G e r z a h e k. Ein Schlag- anfall setzte seinem tatenreichen Le- ben ein plötzliches Ende. Bei seinem Begräbnis begleiteten seinen Sarg eine große Zahl Leidtra gender. Darunter Bürgermeister Her- mann Reisch mit dem Großteil des Gemeinderates, LA Christian Huber, der Obmann des FVV Karl Koller mit seinen Vorstandsmitgliedern, der Vor- stand der Kur- und Moorbad Kitz- bühel AG, die Spitzenfunktionäre der Oesterreichischen Volkspartei und Ausschußmitglieder des Kitzbüheler Skiklubs. Der ev. Pfarrer Walter Ei- bich, der die Aussegnung wegen des starken Regens in der Stadtpfarr kirche vornahm, würdigte in seiner Ansprache den Verstorbenen als Chri- sten und Menschen. Am Sarge spra- chen auf weltlicher Seite der Ehren- obmann des FVV Altnationalrat Max Werner und Stadtrat Walter Hirns- berger im Namen der Stadtpartei- leitung der ÖVP. Baumeister Gerzabek wurde am 16. März 1903 in Görkau geboren. Schon als Knabe verbrachte er seinen Sommerurlaub bei seiner Großmutter auf dem Gut Hinterhirzing in Kitz- bühel. Nach Beendigung seiner Stu- dien im Baufach trat er 1924 im Bau- geschäft Rudolf Hut-er in Kitzbühel ein. Als Baumeister Huter 1932 starb, führte Gerzabek den Witwenbetrieb weiter und machte sich nach dem To- de der Frau Huter selbständig. Als Baumeister war der Verstorbe- ne überaus erfolgreich. Er baute Wehrmachtshäuser in Wörgl, St. Jo- hann und Rostock, Gebäude der Bun- desbahnen in Wörgl und Kitzbühel und eine Reihe von Kanal- und Was- serwerken, insbesondere in Kitzbühel, Kirchberg, Westendorf, Scheffau, Au- rach und Kössen. Viele Villen und Landhäuser im Großraum Kitzbühel stammen von ihm, wobei er sich auch als Projektant einen Namen zu ma- chen verstand. In den letzten Jahren sind zu nennen die Landhäuser zu Lutzenberg, Kaiser und Albertini, das „Pressehaus" in der Florianigasse, das Haus Frauenschuh im Gries und die Hotelbauten „Weißes Rößl", Hotel Al- penhaus und Restaurant Red Bull. Aber auch im Seilbahnbau war Ger- zabek erfolgreich, denn ihm wurde die Erstellung der Hochbauten für den Raintallift und für den Dreiecks- lift am Kitzbüheler Horn übertragen. Baumeister Gerzabek war ein eifri- ger Skisportler, ein langjähriges Mit- glied des KSC und ein Befürworter und Verfechter des Eislauf- bzw. Eis- hockeysports. Auch als erfolgreicher Amateurphotograph machte er von sich reden und wirkte viele Jahre mit Dr. Blachfeliner in der Kitzbüheler Schauspielgemeinschaft; davon zwei Jahre als Spielleiter. Als aufgeschlossener Wirtschafts- treibender stellte er seine Arbeitskraft auch dem Fremdenverkehrsverband zur Verfügung. Er stand im Proponen- tenkomitee der Kur- und Moorbad AG Photo Toni Rothbacher, Kitzbühel und setzte sich erfolgreich für die Ver- wirklichung des Kunsteisbahnprojek- tes ein. Er war auch eng verbunden mit der Österreichischen Volkspartei, war im Bezirksausschuß tätig und führte mehrere Jahre als Obmann den Wirtschaftsbund in Kitzbühel, dem er seit der Gründung angehörte. Von sei nen Berufskollegen wurde er in den Ausschuß der Bezirksstelle Kitzbühel der Tiroler Handelskammer gewählt und stellte auch dort seinen Mann. Aber auch in kultureller Beziehung war Baumeister Gerzabek eine wert- volle Persönlichkeit. Schon 1933 trat er dem Museümsverein bei und stif- tete diesem ein aus dem 16. Jahrhun- dert stammendes Trinkgefäß (Kera- mik). Bei Reparaturarbeiten am Haus der Bezirkshauptmannschaft entdeck- te Gerzabek 1942 den Säulengang im 2. Stockwerk, und auf seinen Vor- schlag hin wurde dieser herrliche Säu- lengang, den schon Andreas Faisten- berger 1620 in seinem Stadtplan auf» gezeichnet hatte, freigelegt. Ihm ver- dankt die Topographie Kitzbühels auch die Ueberlieferung, daß die Grundmauern des Pflegh.ofs des Klaus Fuchs auf römischen Ursprung zu- rückgehen. Dies stellte er bei einer Reparaturarbeit in der Gliederung der Altmauern des Erdgeschosses fest. Wenn auch der Bauwissenschaftler nunmehr feststellte, da.) Steinlagen in der Ährenform auch anderwärts in Tirol in hochmittelaterlichen Bau werken vorgefunden wurden und da- her nicht „immer" römisch sein müs- sen, so ist sein Fund nicht weniger wertvoll. Ein zweites „Opus incertum" befindet sich in Kitzbühel im soge- nannten Hungerturm des Forstamts- gebäudes. Dieser „Steinverband der Alten" ist eine Sehenswürdigkeit. 1950 stieß Gerzabek bei Erdarbei- ten im Garten der Elisabeth Hoerde (jetzt Haus Hilltop) am Lebenberg auf ein Brandgrab mit wertvollen Bei- gaben. Es war das der erste Fund die- ser Art in Kitzbühel und das Kampf- schwert sowie die Lanzenspitze, wel- che dem Grab (1000 vor Christi) ent- nommen wurden, befinden sich heu- te im Heimatmuseum. Es handelt sich um ein Scheibenknaufschwert aus Bronze und eine Tüllenlanzenspitze, ebenfalls aus Bronze. 1958 entdeckte Gerzabek bei Kana- lisierungsarbeiten für die Stadt- gemeinde in der Gänsbachgasse in drei Meter Tiefe eine alte Straßen- decke und noch einen Meter tiefer al- te Bachverbauungen, teils aus Holz, teils aus großen, bis zu zweieinhalb Meter langen Granitsteinen. Beim Ho- tel Tyrol stellte er fest, daß das der- zeitige Kellergeschoß früher Erdge- schoß war und unter dem heutigen Keller sich ein altes Kellergeschoß be- findet. Beim sogenannten Mantinger- gartl, im Eigentum der Pfarre Kitz- bühel, wurden die Schwibbögen und der Fußboden der alten Spitalkirche zum Hl. Geist aufgefunden. Bekannt- lich mußte die alte Spitalkirche dem Straßenbau 1837 weichen und wurde an der heutigen Steile am Fuße der großen Kirchenstiege neu erbaut. So hat der Verstorbene durch sei- ne Tätigkeit als Baumeister unserem Heimatboden Dinge entrissen, die für die Erforschung unserer Geschichte von Bedeutung waren. Sein früher Tod wurde allgemein bedauert, je- doch wird sein Andenken fortleben. Gästefrequenzen 199 19$8 KITZBUHEL August 2594 3011 August 2449 2879 September 2308 2653 September 2233 3491 September 2118 2354 ST. JOHANN August 2039 1972 August 1921 1908 August 1775 1858 August 1651 1690 August 1651 1399 September 1586 1399 September 1623 1361 KTRCHBERG August 1911 1922 August 1744 1872 September 1314 1796 September 1208 1518 September 1107 1492
< Page 8 | Page 10 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen