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Seite 4 Kitzbüheler Anziger Samstag, 13. September 1969 ordnung ist aufgelöst; Pflege und Trai- nierung des Körpers sind in der mo- dernen Schule kein Nebenfach mehr, Turn- und Sportanlagen gehören zum selbstverständlichen Bestandteil einer modernen Schule, genauso wie Hand- arbeitsräume und Schulküchen. Die Anforderungen, die wir an den heutigen Lehrer stellen, haben sich ge- wandelt und beachtlich vergrößert. Weit mehr als früher trägt er Verant- wortung, nicht nur für die Bildung, sondern auch für die Erziehung der Jugend. Weit mehr als früher steht er in der Schußlinie öffentlicher und pri- vater Kritik, die sich nicht immer durch Sachkenntnis auszeichnet und weit mehr als früher wird an seinen physischen und psychischen Kräften Raubbau getrieben. Gleichgeblieben aber ist seine Bereitschaft, mit Freude und Verantwortungsbewußtsein sein Wissen und sein Können in den Dienst des Kindes zu stellen, und gleichgeblie- ben ist seine Dankbarkeit für alle, die die Größe dieser seiner Aufgabe er- kennen und ihm bei der Erfüllung be- hilflich sind. - So darf ich namens der Lehrer- schaft dieser Stadt, des Bezirks Kitz- bühel und in meinem eigenen Namen für die Einsicht und die Leistung dan- ken, die zum Bau dieser schönen Dop- pelhauptschule geführt haben. Mit ih- rer Einweihung wird offiziell ein mo- derner, all den vorhin geschilderten Anforderungen gerecht werdender Schulbau der Schulbehörde zu treuen Handen übergeben. Schulbehörde und Lehrer werden diese Bildungsstätte nach besten Kräf- ten nützen und ehrlich versuche'a, den österreichischen Lehrplan für Haupt- schulen in optimalem Maße durch- zuführen und so der Jugend des Haupt- schulsprengels Kitzbühel und damit auch seiner Zukunft einen guten Dienst zu erweisen. Die Stadtgemeinde Kitzbühel hat al- les in ihren Kräften Stehende getan, um beste Voraussetzungen für einen MARIACHER & BASTEN Ruf 49198 (05852) erfolgreichen Unterricht zu schaffen und ihren Kindern den Aufenthalt in der Schule freundlich und angenehm zu gestalten. Und ich darf die Eltern und Bewohner dieser schönen Stadt ersuchen, gemeinsam und in frucht- bringender Zusammenarbeit mit den Lehrern den Mädchen und Buben jene notwendigen Fähigkeiten und jene Her- zensbildung zu vermitteln, die für die Bewältigung der ungewissen, hoffent- lich glücklichen Zukunft erforderlich sein werden. PFARRER WALTER EIBICH der ev. Christusgemeinde: Auch die evangelische Kirchengemein- de in dieser Stadt beglückwünscht Euch, die künftigen Schüler, Eure Eltern und die ganze Stadtgemeinde zu diesem schmucken und zweckmäßigen Schul- bau. Möge er unter dem Segen Gottes vielen Generationen dazu dienen, sich ein Höchstmaß an Wissen und Kön- nen anzueignen und dadurch in der Lage zu sein, ihren jeweiligen Mit- menschen zu dienen, denn nur wer sich seinen Mitbürgern durch seine Fähigkeiten wert macht, erlangt das dauerhafteste Lebensglück, das nicht im „Verdienen", sondern im Dienen liegt. Gerne hätten wir der neuen Schule auch ein Geburtstagsgeschenk über- reicht; aber da wir selbst sozusagen das jüngste Kind Kitzbühels sind, wä- ren wir nicht dazu in der Lage, wenn wir nicht aus der Bibliothek des hoch,- verdienten Gemeindemitglieds, des im Vorjahr verstorbenen Kommerzialrats Ernst Grundmann, einen Prachtband über die Käfer und einen Buchatlas überreichen dürften. Ich lege diese beiden Bücher in. die Hände der Schul- leiter mit der Hoffnung, daß sie eine willkommene Bereicherung der Schul- bibliothek sein werden. VIZEBÜRGERMEISTER HANS BRETTATJER: Der heutige 6. September 1969 wird für immer in den Annalen unserer Stadt verzeichnet bleiben. Am heuti- gen Tag übergibt die Stadt Kitzbühel ihren Lehrern und Schülern ein großes modernes Pflichtschulgebäude., das ohne Luxus, aber großzügig geplant und gebaut, den Vergleich mit neuen Pflichtschulen anderer Städte unseres Landes nicht zu scheuen. braucht. Dieser Tag ist umso bedeu- tungsvoller, als seit dem Bau des gro- ßen Schulgebäudes vor 60 Jahren - abgesehen von dem Anbau an dieses Gebäude im Jahre 1951 - kein Schul- gebäude solchen Ausmaßes der Schule zur Verfügung gestellt wurde. Der Beschluß zum Bau dieses neuen Schulgebäudes ist nicht leicht gewesen und auch nicht leichtfertig gefaßt wor- den. Die rasche Zunahme der Schü- lerzahlen, die Erkenntnis der Notwen- digkeit der intensiveren und umfang- reicheren Grundausbildung in den Pflichtschulen und die neuen Schul- gesetze haben diesen Bau erforderlich gemacht. Die Tatsache, daß vor dem Bau dieses Schulgebäudes neun Pflicht- schulklassen lii Notunterkünften und unmöglichen Schulräumen außerhalb des jetzigen Volksschulgebäudes unter- gebracht waren, beleuchtet allein schon die Notwendigkeit dieses Baues. So sind wir denn alle glücklich, daß die- ser schöne Bau vollendet ist und der Schule übergeben werden kann. Er ist ein Gemeinachaftswerk der ganzen Bevölkerung unserer Stadt und der Bevölkerung der Sprengelgemein- den Jochberg, Aurach und Reith, die dafür schwere finanzielle Opfer brin- gen mußten. Er ist aber auch ein Ge- meinschaftswerk des ganzen Gemein- derates, der ideell und administrativ den Bau in, vielen zusätzlichen Be- sprechungen, und Sitzungen durchzu- führen hatte. Es wird manchmal auch hierzulande mit sehr widersprüchigen Schlagworten manipuliert, mit dem Schlagwort vom Bildungsnotstand und dem Schlagwort von der Bildungslawine, die im Hin- blick auf den Raummangel, auf den Lehrermangel und auf den Geldbedarf nicht mehr zu bewältigen sei. Mit dem Bau dieser großzügig geplanten Haupt- schule haben wir Kitzbüheler, so meine ich, doch die Haltlosigkeit solcher Schlagworte bewiesen. Den wenigen Kritikern, die da meinen, wir hät- ten für unsere neue Schule viel zu viel Geld ausgegeben, darf Ich wohl einen zweitausend Jahre alten. Sinnspruch in Erinnerung bringen: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir." Und damit unsere Kinder für das Leben lernen können. haben wir ihnen und ihren Lehrerr diese Schule gebaut und sie mit den nach modernsten Erkenntnissen not- wendigen technischen Lehrmitteln aus- gerüstet. In dieser Schule haben sie nun die Möglichkeit, sich die Grund- kenntnisse zu erarbeiten, die sie brau- chen, um ihr Leben und das ihrer Nachfolgegeneration zu meistern, ob sie nun einen handwerklichen oder geistigen Beruf ergreifen wollen. Ich brauche wohl nicht zu betonen, daß das einzig Bleibende, was wir alle, ohne Unterschied des Standes, unseren Kindern ins Leben mitgeben können, eine solide Schul- und Berufsausbil- dung ist; denn materielle Güter sind, wir wir alle erfahren haben, nur all- zuleicht vergänglich. So grüße ich denn alle Lehrer und Schüler, die in diese neue schöne Schule einziehen werden und wünsche ihnen guten Erfolg. Ich habe schon betont, daß diese Schule ein Gemeinschaftswerk ist und ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht dem Personenkult huldigen. Aber es drängt mich und es ist nur ein Akt der Gerechtigkeit, zwei Persönlichkei- ten namentlich zu erwähnen, die sich um das Zustandekommen dieser Schule besonders verdient gemacht haben. Es sind dies Bürgermeister Hermann Reisch und Stadtrat Walter Hirns- berger. Stadtrat Hirnsberger hat schon 1948 als damaliger Bürgermeister den Neu- bau einer Hauptschule geplant und einen Architektenwettbewerb veranstal- tet, an dem sich auch unser berühm- ter Kitzbüheler Maler und Architekt Alfons Walde beteiligte. Er hat nicht
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