Kitzbüheler Anzeiger

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SeIte 2 I«tzbllheLer Anzeiger Samstag, 4. Oktober 1969 wicklung des Skisportes auf uns zu- kommen. Seine Grundidee war, durch die technische Ausrüstung - dem Ski - das Gleiten und Fahren zu erleich- tern und somit die Grundschule des Skifahrens wesentlich zu beeinflussen und eine schnellere Erlernbarkeit der Grundbegriffe zu erzielen - gleich- zeitig damit aber auch die Unfallquote auf ein Minimum zu reduzieren. Da früher der Skisport mit einem langen Aufenthalt verbunden war - wogegen Skiurlaube von sieben Tagen heute schon sehr populär sind - mußte man danach trachten, die Lehrmethode durch das Sportgerät entscheidend zu unterstützen, was mit dem Kurzski absolut gelang. In den Anfängen der Kurzskientwicklung stieß diese Idee Karl Kollers, abgesehen von seinen treuen Mitarbeitern, den Skilehrern, genannt die Roten Teufel von Kitz, die schon damals den Kurzski als ein ge- eignetes Gerät für das rasche Erler- nen des Skilaufes bestätigten, auf kei- ne besondere Gegenliebe. Wenn man aber heute auf die Übungswiesen geht oder in den Kabinen der Seilbahn steht, dann kann man von Jahr zu Jahr feststellen, wie sich der „kürzere Ski", der Kitzbüheler Kurzski, durch- setzt. Parallel zur Entwicklung des Kurz- skis arbeitete Karl Koller in Kitzbü- hel an einem zweiten Programm, das unter dem Motto stand: „Zurück zur Natur". Es war nachweisbar, daß der Skifahrer, auf die schnelleren Ski- pisten konzentriert, immer mehr die Beziehung zur Winterlandschaft, zur Natur, ja eigentlich zum Schnee als solchen, verlor. Er raste auf vor- gezeichneten Skiabfahrten zu Tal. Mit dem Goldenen Skibuch von Kitz- bühel schuf Koller eine Möglicikeit, den „mechanisierten" Skifahrer wie- der hinauszuführen in die Natur und ihm nicht nur die Schönheit des Ski- fahrens im Tiefschnee und Firn zu zeigen, sondern ihn auch die herrliche Landschaft genießen zu lassen. Die weltweite Bewegung des Goldenen Skibuches hat auch hier dem Gedan- ken Kollers recht gegeben. Man könn- te zusammenfassend sagen, daß durch den „Kurzski auf Piste" dem Skifah- rer ein rascheres Erlernen des Skifah- rens gemäß dem Österreichischen Lehrplan und ein schnelleres Heran- gehen an die Praxis des Skilaufens er- möglicht wird, auf der anderen Seite aber dem fortgeschrittenen Skiläufer durch das Goldene Skibuch, d. h. durch die Möglichkeit des Touren- gehens mit Skiern, nicht nur der über- handnehmenden Pistenmode die Ge- fahr genommen wird, sondern daß es ohne das Goldene Skibuch auch nie- mals möglich gewesen wäre, dem Ski- sportler die Vielfalt der Abfahrten im Tiefschnee oder Firn zu zeigen. Hand in Hand mit der Entwicklung des Skisportes ging eine weitere Ak- tion Karl Kollers, die zu einem großen Erfolg und zur vielseitigen Nachah- mung führte - nämlich die Einfüh- rung der vorweihnachtlichen Wedel-, skikurse, welche durch sein Buch „Ski Parallel" untermauert wurden und den parallelen Skiunterricht ohne Stemmen zum Gegenstand der Be- handlung hatte. Da im Herbst dieses Jahres bereits die dritte Auflage des Buches „Ski Parallel" herauskommt, ist dies ein Beweis mehr für die Rich- tigkeit seiner Ueberlegungen. Eine Sensation schlechthin war vor zwei Jahren die Eröffnung des Gelän- de-Ski-Kindergartens in Kitzbühel. Schon mehrere Winter vorher hatte sich der Leiter dr Skischule Kitz- bühel, in der auch zahlreiche Kinder- skikurse laufen, Gedanken darüber ge- macht, wie man das Kind, ohne es mit dem normalen Lehrplan zu traktieren, am raschesten zum Erfolg führen F h mBrikett1 Telephon 2992 könnte. Von der Grundidee ausgehend, daß jedes Kind nicht nur von einem eminenten Nachahmungstrieb beseelt ist, sondern auch meistens gefühls- mäßig reagiert, hat Karl Koller aus seinen Beobachtungen heraus die Ueberzeugung gewonnen, daß Kinder ohne Schwierigkeit und rasch zur rich- tigen Bewegung im Skilauf gebracht werden können, durch die Schaffung von bestimmten Geländeformen, die den kleinen, jungen Skifahrer zur rich- tigen Reaktion zwingen. Diese speziel- len Kinderskikurse sind auf einer Kin- derskiwiese in Kursen zusammenge- faßt, die durch ausgesuchte Lehrerin- nen betreut werden. „Richtiges Skifah- ren im Spiel erlernen" wäre viel- leicht als Quintessenz der *i ' ahrelangen Studien u. Experimente dklarierbar. Bestätigung der Richtigkeit der Lehr- methode für kleine Kinder ist der gro- ße Erfolg von Karl Koller beim ver- gangenen Inter-Ski-Kongreß in Aspen, USA. Das Echo war begeisternd und großartig. Zahlreiche Skiländer, dar- unter auch Frankreich und die USA haben sich zum Studium für diesen Winter angemeldet, während England und Japan bereits im vergangenen Winter zu Studienzwecken Skiiehrer nach Kitzbühel entsandt haben. Da in Abrundung der Lehrmethode fUr Kinder, der richtigen Betreuung durch Fachkräfte auch noch mitten auf der Uebungswiese ein spezielles Kinder-Restaurant angeschlossen ist, vervollständigt dies die Möglichkeiten für die Kleinsten der kleinen Skifah- rer und bringt, was von ganz großer Bedeutung ist, den Eltern eine ganz- tägige Entlastung und gibt ihnen da- durch die Möglichkeit - ihre Lieblin- ge In Sicherheit wissend - sich selbst ganztägig dem Skilauf widmen zu kön- nen. Wenn man glaubte, daß vielleicht damit in der Arbeit Karl Kollers auf dem Sektor Skilauf eine Pause eintre- ten müßte, so wäre dies eine Täu- schung, denn kaum, daß ihm seine Kinderlehrmethode international be- stätigt worden war, trat Karl Koller mit einer neuen Idee auf den Plan. Die „Senioren-Skikurse", voriges Jahr erstmals in Kitzbühel eingeführt, schlugen ebenfalls auf Anhieb ein. Ueberlegungen bezüglich des Materi- als, der kürzere Ski, und eine damit zusammenhängende variierte Technik sowie das psychologische Moment, un- ter Gleichaltrigen kontinuierlich und rascher zu lernen, sind jene Gedan- kengänge, die den speziellen Senioren- skikurs formten. Daß mit den Senio- renskikursen breite Schichten alpiner Skiläufer, die auf Grund ihres Alters und der damit verbundenen Risken den alpinen Skilauf ad acta legen woll- ten, oder Kreise, die, in einem gewis- sen Alter stehend, nicht mehr daran gedacht haben, diesen herrlichen Sport zu erlernen, dem Skisport weiterhin erhalten und gewonnen werden kön- nen, wurde durch die Seniorenkurse im Winter 1968/69 und deren Erfolge demonstrativ bestätigt. Die Beteili- gung eines 75jährigen und die Tat- sache, daß sämtliche Kurse ohne Un- fall abgeschlossen wurden, sind ein- deutiger Beweis dafür. Die Einführung des sogenannten Topfsystems in der Skischule, welches auf dem Leistungsprinzip beruht, und den Skilehrer je nach seinen Fähig- keiten an den Einnahmen, bzw. Ge- winnen beteiligt, ist neben den Arbei- ten an den Winterfilmen „Rote Teu- fel" und „Melodie auf Ski" ein weite- rer Markstein auf dem Weg Karl Kol- lers. Immer aber war er ein Verfechter des Österr. Lehrplanes, der, wie be- reits eingangs erwähnt wurde, Basis für das Ansehen der Österreichischen Skischule im In- und Ausland ist. Karl Kollers Prinzip ist „Weiter arbeiten, weiter versuchen", denn nichts, auch keine Skitechnik, bleibt auf einmal ge- wonnenen Erkenntnissen stehen - aber alles aus der Basis des gemein- samen Lehrplanes der Österr. Berufs- skilehrer heraus. Diesem Grundsatz bleibt er auch zu Beginn seiner neuen Aufgabe als Präsident des Österr. Be- rufsskilehrerverbandes treu, wenn er als ersten Schritt vom 6.--8. Oktober auf dem Dachstein eine Tagung ein- beruft, die sich mit der gemeinsamen Arbeit an der Skitechnik befassen wird, und die Aufstellung eines öster- reichischen Ausbildungskaders zur Ausbildung der österreichischen Ski- lehrer beschließen lassen wird. Karl Keller sieht aber den Skilauf auch aus europäischer oder weltweiter Sicht und ist daher bereit, mit ande-
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