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Samstag, 4. Oktober 1969 Kitzbüh.eler Anzeiger Seite 7 Carl Planer ein Sechziger Am 6. Oktober 1969 vollendet der Kaufmann und Gastwirt Carl Planer sein 60. Lebensjahr. Er ist als Gatte, Vater, Großvater und patriotischer Bür- ger gleich beliebt und wir gratulieren hiermit herzlichst zum Geburtstag. Der Jubilar war ein unermüdlicher Mahner zur Wiedergründung unserer Bezirkszeitung. Ihm und seinen Freun- den Max Werner, Toni Praxmair, Peter Sieberer, Fritz Tscholl, August Höbart und weiteren Gewerbetreibenden von Kitzbühel, St. Johann und Kirchberg ist die Gründung der „Kitzbüheler Anzei- ger GesmbH" vor 20 Jahren gelungen und am 15. Juli 1950 erschien die erste Zeitung. Carl Planer ist seit der Grün- dung bis jetzt im Vorstand der Gesell- schaft tätig. Es ist bezeichnend, daß dieser Personenkreis die kommerzielle Tätigkeit ohne jedes Entgelt leistet und hier erhebt sich ein Charakterzug, der gerade unserem Jubilar eigen ist: „Mit- arbeit zum Wohle der Heimatstadt!" Seit frühester Jugend ist er bei der Stadtmusik tätig. Er gehörte auch un- ter Kapellmeister Anton Rothbacher der Jungmusik an und leitete in der Uebergangszeit 1937 die Stadtmusik als Kapellmeister, bis diese Vater Andreas Kraus übernahm. 1930 gründete Carl Planer mit Toni Salier, Richard Kracker und Peter Kol- lenz das „Kolping-Quartett" und als am 1. April 1939 die Reichsbahnkapelle mit der Stadtmusik vereinigt wurde, wähl- te ihn die Generalversammlung zum Kassier. 48 Jahre ist Planer nun in der Stadtmusik tätig, wo er sein Musiktalent richtig einsetzen konnte und 'sein Or- ganisationstalent. An hohen Feiertagen stellt er seine Kraft stets auch dem Kirchenchor zur Verfügung. Seine zweite große Liebe in der Oef- fentlichkeitsarbeit ist der Fremdenver- kehrsverband. Hier stand er ebenfalls in der ersten Reihe, als 1948 der Ver- kehrsverein wieder ins Leben gerufen wurde. 20 Jahre war er in dessen Vor- stand tätig und setzte sich insbesondere für die Ortsverschönerung und für kul- turelle Zwecke ein, wie auch für die großen Projekte, der Errichtung der Hornbahnen und der Kur- und Moor- bad AG, um nur die wichtigsten zu nennen. Er ist auch Mitgründer und Ausschußmitglied des Fremdenverkehrs- verbandes „Kitzbüheler Alpen". In allgemeiner kultureller Beziehung trat Carl Planer als Mitglied des 1934 gegründeten Museumsvereins hervor, steht im Museumsinventar als hoch- herziger Spender und gehört zu den Gründern des Glockenspielkomitees, dem wir die Errichtung des Glockenspieles auf dem St.-Katharinen-Turm und die Verschönerung und bauliche Ausgestal- tung der Kirche verdanken. Bei allen größeren Veranstaltungen, ob kirchlich oder weltlich, ist die glück- liche Hand unseres Jubilars zu spüren und alle sind um Rat und Tat unseres Jubilars dankbar. Daß er im eigenen Haus n: ch ein kleines Heimatmuseum besitzt und auch weiterhin alles sam- melt, was mit Kitzbühel in Beziehung steht, ist ebenfalls anerkennenswert und verhindert in echter Weise den mancherorts gefürchteten kulturellen „Ausverkauf" der Heimat. Photo Toni Rothbacher, Kitzbühel Carl Planer stellte seine Arbeitskraft auch mit Erfolg seiner Berufsvertretung zur Verfügung. Als 1947 die Bezirks- gruppe Kitzbühel der Tiroler Handels- kammer gegründet wurde, wählten ihn seine Kollegen zum Obrnannstellvertre- ter. Er war Obmann der Sektion Han- del und .urch fünf Jahre Kammerrat. Er stärkte auch In dieser Institution den patriotischen Geist seiner Mitglieder und trat hierin auch außerhally der Stadt wohltuend in Erscheinung. Am 6. Oktober 1909 in Kitzbühel ge- boren, übernahm er 1935 das Geschäft seines Vaters und führte im gleichen Jahr seine Gattin Hildegard geborene Aukenthaer heim. Seit seiner Geschäfts- 4 lex"le MARIACUER & BASTEN Ruf 49188 (05352) Übernahme führte er mehrere bauliche Verbesserungen durch und stattete das große Haus mit heimatkundlichen Kost- barkeiten aus,. Er erwarb die Gastwirte- konzession, eröffnete eine Imbißstube und die „Kaplan-Stube" und gründete nach alten nachahmungswürdigen Vor- bildern einen Stammtisch. Dieser zieht nicht nur Bürger unserer Stadt an, son- dern auch der Nachbarorte. Mit der seltenen Gabe der Erzählkunst aus, gestattet, wurde dieser Stammtisch durch seinen Gründer zum Mittelpunkt eines auserlesenen Kreises wirtschaft- licher und kultureller Bevölkerungs- schichten. Hier im Kreise aufgeschlos- sener Mitbürger, bei der Absprache ak- tueller Dinge der Welt, werden meistens auch die berühmten Planerverse ge- boren, die zu einem echten Bestandteil unserer Heimatzeitung geworden sind. Diese Verse haben im Vorjahr auch Ein- gang in das Deutsche Fernsehen ge- funden. Als Dr. Wide in Kitzbühel seine Aufnahmen machte, nahm er sich fol- genden Vers mit, den unser Jubilar zur Bürgermeisterwahl 1959 dichtete: Auf des Bühels höchster Spitze steht ein neuer Hirte für uns Kitze. Wir gratulieren ihm zu dieser Stell' und Planerfisch erhalt' ihn hell! Wir wünschen, daß ihm die Gabe, nicht allein zu arbeiten, sondern mit ande- ren und glelhgesinren, und Herz und Gefühl zu haben für die Heimatstadt, auch die kommenden Jahrzehnte treu- bleibt. Für seine Gattin Hildegard lassen wir keinen Geringeren als den 1951 verstorbenen Ehrenbürger Franz Wa 1 d e sprechen. Franz Walde verfaßte in den dreißiger Jahren ein Gedicht, das er der von ihm sehr verehrten Frau Hil- degard Planer widmete. Das Gedicht geriet aber erst in diesen Tagen in die Hände Hildegards, nachdem es von Franz Waldes Tochter Berta ausgegra- ben und Frau Planer übergeben wurde. In diesem spiegelt sich auch die glü- hende Liebe des Verfassers zum Kitz- büheler See wider. Ein phantastischer Abend am Schwarzsee Von Franz Walde Der Schwarzsee mit braunem Rand liegt still im grünen Hügelland. Der Kaiser glüht im Himmelsraum, am Fuß ein dunkler Waldessaum. Am glatten See das Spiegelbild von feinem Hauch so zart umhüllt. Zum Wellenspiel bläst Zephyrus, das Bild zerfließt beim Abschiedsgruß. Nun naht die Nacht im See gebiet, ein Mädchen singt ein Abendlied. Die Krähenschar eilt in den Wald, zur Ruhe geht nun jung und alt. Der Mond steigt auf; die Nixen reizt. der Wellenglanz zum Nebeltanz - In geisterhafter Eigenheit sind sie befreit von Glück und Leid. Die Seerosen im weißen Kleid - ein Symbol der Bescheidenheit - blühn für die Nixen ganz allein, drum sollen sie auch ihr Eigen sein! Weiters fügte Walde dem Gedicht an: Diese schönen Naturbilder in sich auf- genommen bleiben unvergeßlich und bringen den heutigen Menschen wieder zur Natur zurück. Ein Stündchen am Schwarzsee gesessen, läßt auf viel Ueb- les vergessen! Frau Planer gewidmet (übergeb. im Sept. 1969 v. Berta Walde)
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