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te 4 kItzbuheer Anzeiger Samstag, 18. Oktober 1969 Wichtige Rangglerversammlung in Wörgl Statistik auf das Konto des Nebels zu setzen ist. Nahezu alles auf der Welt kann man kaufen, zwei Dinge aber nicht: Leben und Gesundheit. Der ARBGe schenkt seinen Mitgliedern und Freunden die Chance, diese höchsten Werte, die es überhaupt gibt, zu bewahren. Auch auf unseren Straßen sind die Gefahren im dichten Schleier, hinter schier undurch- dringlichen Nebel- oder Schneeschwa- den, heimtückisch verborgen. T$RSCH JJXN KTBUHL4 Aus dem Arbeitskreis österr. Tierschutzvereine Am Samstag, 11. Oktober fand in Wien die diesjährige Hersttagung des Arbeitskreises statt. Gastgeber war die „Liga gegen Tierquälerei und Miß- brauch der Tierversuche" unte dem Vorsitz von Veterinärrat Dr. König. Im Mittelpunkt der Tagung stand ein erstklassiges Referat des Veterinär- amtsdirektors von Wien Dr. Swoboda. In Wien sind nun die Planungen für den Neubau des Schlachthofes in St. Marx baureif. Für den Tierschützer waren die vielschichtigen Probleme der möglichst humanen Schlachtung von der Abladung der Schlachttiere bis zum eigentlichen Schlachtvorgang von größtem Interesse. Es war für die Delegierten sehr lehrreich, vom Vor- tragenden zuerst in die Vergangenheit des Schlachthofes St. Marx zurückge- führt zu werden. So bedenkt man heu- te wohl kaum, daß damals vor und um die Jahrhundertwende in Wien ei- gentlich weitblickende Planer am Wer- ke waren. Wenn heute, wie der Vete- rinäramtsdirektor betonte,den Planern ein weiträumiges Areal zur Verfügung steht, so verdankt man dies den dama- ligen Berechnungen, daß die Metropo- le der Donaumonarchie heute auf et- wa vier Millionen angewachsen wäre. Auch können wir uns heute kaum vor- vorstellen, daß damals Herden von Schlachttieren von Ungarn bis zum Schlachthof St. Marx getrieben wur- den. Heute haben die Tiere vielfach das Gehen verlernt. Sowohl vom Standpunkt des Tierschützers wie des Gewerbes verlangt die intensive Stall- haltung und die dadurch bedingte Geh- unfähigkeit der Masttiere minimale Gehstrecken zur Schlachtung. Ein wei- teres Moment, welches sowohl für den Tierschützer wie für den Metzger von Bedeutung ist, wird ein modernstes Fließbandsystem sein, welches die Schlachttiere von der Abladerampe über eine Betäubungsstrecke zur ei- gentlichen Schlachtung bringt. Die Tie- re werden mit dem blutigen Schlacht- Am Sonntag, 12. Oktober tagte im Gasthof Alte Post in Wörgl der Tiroler Rangglerverband unter dem Vorsitz von Landesobmann Hans II a u s e r (Schwaz). Es konnten die Mitglieder- liste durch zahlreiche junge Rang4er ergänzt und weitere unterstützende Mitglieder aufgenommen werden. Der Tiroler Rangglerverband zählt gegen- wärtig 200 aktive und 180 unterstüt- zende Mitglieder. Gegenstand der Beratung waren weiters die im abgelaufenen Ranggler- jahr erstmals angewendeten neuen Durchführungs-Bestimmungen. Diese Bestimmungen wurden von allen vier Verbänden, nämlich von Bayern, Süd- tirol, Salzburg und Nordtirol aner- kannt. Erfreulicherweise wurde :est- akt nicht mehr konfrontiert. Für das Schlachtpersonal wird sich aber auch eine wesentliche Erleichterung erge- ben. Die primitive Art massiven Schlachtens in ungeeigneten Schlacht- räumen wird entschärft. Sehr richtig stellte Dr. Swoboda die Tatsache dar, daß der Mitbürger von Schlachthöfen leider nichts wissen möchte. Die Schlachthofprobleme sind selbst bei Politikern unpopulär, und kaum je- mand besichtigt einen Schlachthof, ob- wohl der Fleischverbrauch zum Sym- bol unseres Lebensstandarts gehört. Für uns Tierschutzfunktionäre stellen die Schlachthofprobleme einen we- sentlichen Teil unserer Mission dar. Diese Probleme können nicht mit sen- timentalen Klagen gelöst werden, son- dern müssen in sachlicher Zusammen- arbeit, durch Planungen und For- schungen immer neu durchdacht und verwirklicht werden. Interessant war auch ein Bericht des Hofrates Dr. Schuh über den Besuch einer Tagung von Tierverhaltungsfor- schern. Die deutschen Tierschützer warten die spezifischen Ergebnisse auf diesem neuen Forschungsgebiet erst ab, ehe sie das neue Tierschutzgesetz einbringen. Die Kernfrage, welche bei diesen Forschungen gestellt wird, ist das Wohlbefinden des Tieres unter ge- wissen Bedingungen. Es ergeben sich dabei ganz andere Ergebnisse, als man aus der Gewohnheit annehmen würde. Für uns Tierschützer ist die Frage der Intensivhaltung von Tieren das Pro- blem der kommenden Marktentwick- lung. Also die Legebatterien, die Mast- ställe u. dgl. Dann sind die Fragen der Transporttiere von immer zunehmen- der Bedeutung. Alle diese Fragen wer- den nun streng wissenschaftlich un- tersucht. Durch die fachlich immer qualifiziertere Konstellation des Tier- schutzwesens bahnen sich neue Wege an, um endlich sachlich präzise ab- grenzen zu können, von wann an man von Tierquälerei sprechen kann und gestellt, daß alle aufgestellten Regeln eingehalten wurden. Geringe Unstimmigkeiten in be-ug auf die Möglichkeit der Anwendung von Judo- bzw. Ringergriffen wurden in Zusammenarbeit mit den Kampfrich- tern bereinigt. Der Rangglersport be- hauptet sich auch gegenüber den mo- dernen Sportarten und bleibt trotz- dem der urwüchsige Kraftsport mit der ältesten Tradition. Auf der Tagung wurde auch der strengen Auswahl der Kampfrichter das Wort geredet. In diesem Sommer wurden in Tirol 10, in Salzburg 13, in Südtirol 14 und in Bayern 2 Veranstaltungen durchge- führt. Die Anregung, in Zukunft auch den Tiroler Landesranggiermeister mit einem Ehrenzeichen auszustatten, ur- dc aufgenommen. wann dem nur so zu sein scheint. Die- se Klärung wäre für die Rechtsspre- chung und natürlich auch für die brei- te Tierschutzarbeit von unschätzbarem Wert. Denn wir müssen offen zugeben, daß gerade in diesen Randgebieten keine sicheren Vorstellungen herr- schen. Es kristallisiert sich also im Tier- schutzwesen immer mehr der Trend zur wissenschaftlichen Tierschutz- arbeit heraus. Der moderne Tierschutz- funktionär ist kein Sentimentalitäts- meier, sondern ein möglichst fachlich sich fortbildender Sachbearbeiter ei- ner Materie, welche in unserer sozia- len Gesellschaftsstruktur einen not- wendigen Platz einnimmt. Als ich zur Arbeitstagung fuhr, kauf- t& ich noch am Bahnhof eine Tiroler Wochenzeitschrift, welche aus Anlaß des Weittierschutztages einen Hund mit einer Perücke veröffentlichte und die Behauptung aufstellte, daß der Hund mit der Perücke ein Statussym- bol unserer Zeit sei. Ich las vor der Delegiertenversammlung den Text. Ge- wiß gibt es im Tierschutz Grenzfälle, wo die Tierliebe geschmacklos werden kann. Diese Erscheinungen gibt es auf jedem Sektor. Schließlich gibt es auch die Ueberfrommen und die Ueber- patrioten und die Ueberreinen und die Uebergenauen u. dgl. Dieser Bericht von der Arbeitskreistagung in Wien möge aber jenen, welche diese Mate- rie nicht kennen, wohl aber an ihr kri- tisieren, einen kleinen Einblick geben, daß hier ernste Arbeit geleistet wird. Unsere Mitglieder und Freunde mögen zufrieden zur Kenntnis nehmen, daß ihre Tierschutzidee auf dem richtigen Wege ist und daß sie mit ihrer Unter- stützung einen wichtigen Beitrag lei- sten zu den Vorstellungen einer hu- maneren Umwelt. Zu einer sozialeren Zukunft gehört unter anderem auch der Schutz der Tiere vor unnotwendi- ger Brutalität. Daran zweifelt heute kaum jemand. Dr. Oskar Ganster
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