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Seite 8 -- Kitzbühele.r Anzeiger Samstag, 25. Oktober 1969 für den Jubilar die Krönung seines L benswerkes sein. Auch im öffentlichen Gemeinschafts und Vereinsleben war Hans Hechen- berger aktiv tätig. Besonders die Stadtfeuerwehr Kitzbühel zählt deit Jubilar heute noch zu den treuen Mit- arbeitern. Der Schützengilde Kitzbühel' gehör' Hans Hechenberger bereits seit dem Jahr 1920 an. Der „Eggerwirt" war in den Nachkriegsjahren 1920-1924 und 1945-1950 immer wieder das Grün- dungs- und Beschlußlokal für den Wie. deraufbau und den Bestand des Kitz. büheler Schützenwesens. Auch die Kitzbüheler Schützenkompanie wurde im Tiroler Gedenkjahr 1959 beim „Eg- gerwirt" gegründet. dann bei den Seelenrosenkränzen, viel- fach auch an Weihnachts-, Neujahrs- und Dreikönigsabenden beim Rauch- segen; auch bei Begräbnissen fand die- ses ie ses Licht wieder Verwendung. Der Wunsch von uns Kindern war, einen Wachsstock mit dünnen Kerzen zu erhalten, weil man dann öfters zu tun hatte mit der Anwärmung der Bie- gung und dem Wiederaufrichten. Wie schön, so mit dem Licht offiziell fuch- teln zu können! Es war im Jahre 1900, da bekamen wir in der zweiten Klasse Volksschule Fräulein La n e r zur Lehrerin. Knapp sieben Jahre war ich alt, zu der Zeit dieser Seelenandachten. Mit dem Vor- wand, in die Kirche zu gehen, nahm ich meinen Wachsstock schon zum Nachmittagsunterricht von 1 bis 3 Uhr mit. Denn nach der Schule hatte ich es wichtig, in den Exenweiderwald zu kommen, wo ich mit noch einigen Bu- ben aus Taxästen ein Indianerzelt bau- te. Im Laufe dieser Beschäftigung kam ich etwas zu spät in die Kirche. Die Hände voll Pech, man kann sich ja denken, wie so ein Bub nach solcher Arbeit im Wald ausschaut. Doch es war ja schon finster. In der Kirche waren die Bänke meiner Klasse schon besetzt. Fräulein Laner, die bei den Andachten kaum fehlte, trat aus dem Stuhl und wies mich an, daß in der Kommunionbank noch Platz wäre. Dort vor dem Altar kam ich allein zum Knien. Aus war der Traum mit dem Wachsstockanzünden, obwohl der mes- singbeschlagene Bord ja geeigneter ge- wesen wäre als der Oberteil der Kir- chenbänke, in dessen Nußholz wir so gerne neue Brandmale dazumachten. Was blieb mir übrig, im Blickfeld des so korrekten Lehrerfräuleins, als die Hände schön zu falten und ganz aufrecht zu knien. Dabei habe ich wohl mein Mißgeschick bedauert, um das Spiel mit dem Licht, dem Kneten des abgetropften Wachses gekommen zu sein.. Bis zum Einschlafen konnte ich an jenem Tag das Versäumte nicht ver- gessen. Doch am nächsten Tag, gleich nach der ersten Unterrichtsstunde, lobte mich Fräulein Laner, daß ich so brav ge- betet habe, mit andächtig erhobenen Händen, den ganzen Rosenkranz hin- durch, stellte mich als Beispiel hin und ich bekam ein Fleißbild. Inner- lich schämte ich mich ob des unver- dienten Lobes, denn ich ging doch mit der Vorfreude in die Kirche, ebenso mit dem Lichte zu spielen und die anderen Bubenstreiche mitzumachen. Doch es war der Anlaß, daß ich gelob- te, das Lehrerfräulein auch in Zukunft nicht durch mein Benehmen zu ent- täuschen, und ich gehörte dieses Schul- jahr nicht zu den bösen Buben. Ausstellung Aktion 20 Die OeVP hat im Jahr 1965 unter Bundeskanzler Dr. Josef Klaus einen neuen Stil ihrer Politik der Sachlich- keit eingeführt: „Aktion 20" wurde das Kennwort dieser neuen Arbeitsmetho- de, deren Merkmal das enge Zusam- menwirken von Politik und Wissen- schaft Ist. Mit einer Wanderausstellung in K i z- bühel und St. Johann, die in den ersten Novembertagen d. J. zu sehen sein wird, will diese „Aktion 20" mög- liche Entwicklungen unseres Lebens in der Zukunft aufzeigen und darauf die politische Antwort geben. Beide Ausstellungen zeigen eine Aus- wahl möglicher Entwicklungen in der Welt des beginnenden 21. Jahrhunderts, wie sie die Wissenschaft vorausberech- net. Der technische Fortschritt schafft eine neue Umwelt. Unsere Welt wird vom wissenschaftlichen Laboratorium aus verändert. Die Politik muß diese Entwicklung lenken und eine Ordnung schaffen, in der der einzelne Mensch individuell frei ist und sein persönliches Glück finden kann. KITZBÜHEL, Hotel Tiefenbrunner, 1. und 2. November (9-20 Uhr). ST. JOHANN, Caf6 Post, 1. bis 3. No- vember. Hans Hechenberger, Eggerwirt in Kitzbühel,es ein rüstiger 70er Wir gratulieren! Hans Hechenberger, Egerwirt in Kitzbühel, feierte am 22. Oktober im engsten Familienkreis seinen 70. Ge burtstag. Der Jubilar kann als bürgerlicher Gastwirt in der wirtschaftlichen Ge- samtentwicklung der Fremdenstadt Kitzbühel auf sehr arbeitsreiche Le- bensrunden zurückblicken. Er hat in ;einer heiteren und immer ortsgebur- denen Art den natürlichen Boden des neimischen Gastbetriebes nie verlas. sen und dabei den Anschluß an die zeitlichen Erfordernisse des fort Echrittlichen Fremdenverkehrs nicht übersehen. Der neu auf- und umgebau- te „Eggerwirt" in Kitzbühel, das ganz- jährig geöffnete Einkehrhaus für alle einheimischen und fremden Gäste, soll Zur Erinnerung an Frau Oberlehrer Laner Der Seelenrosenkranz Von Max Werner sen. Seinerzeit als Kinder waren wir das ganze Schuljahr hindurch jeden Tag bei der Messe von 7.15 bis 7.45 Uhr, am Sonntag beim Hauptgottesdienst ab 8 Uhr. Fernbleiben wurde ebenso ge- ahndet als wie ein versäumter Unter- richt. Auch an Sonn- und Feiertagen gab es nur zwei Messen in der Pfarr- kirche, um 6 und um 8 Uhr. Demnach war zum Hauptgottesdienst die Kirche übervoll. Die Kinder mußten im Mit- telgang stehen. Um während der Pre- digt sitzen zu können, wurden unter den Stühlen angebrachte Kanthölzer herausgezogen, ca. 6 x 12 cm, worauf je zwei Platz nehmen konnten. Kleinere erreichten mit den Füßen nicht den Boden, wurden eben früh zum Balanz- halten erzogen. Trotz dieses ohnedies täglichen Kir- chenbesuchs wurden die Kinder groß- teils auch zu allen anderen Andachten in die Kirche beordert. Nicht allein des- halb, weil die Eltern fromm waren, auch weil man die lärmenden Kinder schon mal los hatte und glaubte, gut aufgehoben zu wissen. So war es auch zum Seelenrosenkranz, der den gan- zen November durch, ab 17 Uhr, statt- fand. Es war Brauch, daß zu Allerheiligen für jedes Familienmitglied ein Wachs- stock gekauft wurde. Dies ist eine Ker- ze in einem Stück in Buchform gefloch- ten, mehr oder minder dick und lang. Diese Kerzen wurden erstmals bren- nend zu Allerheiligen und Allerseelen au! den Familiengräbern angezündet,
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