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Seite 6 KitzJfiheler Anzeiger Samstag, 1. November 1969 Nochmals „Die Heidenglocke von Reith',' Kleine Reither-Glockenchronik - 700 Jahre Jöchl Am Sonntag, 28. September 1969 wur- de die Heidenglocke in Reith besichtigt. Anwesend waren Pfarrer Hannes M 0 i- s e s, Bürgermeister Alois Ritter und mehrere Gemeindebürger aus den Rei- hen der Freiwilligen Feuerwehr. Von einer Abnahme wurde vorerst abgese- hen, nachdem Pfarrer und Bürgermei-. Pster die Absicht äußerten, jenen Teil des Glockenstuhls, welcher dieser Giok- ke zugeteilt ist, von einem Zimmer- meister reparieren zu lassen, zu wel- chem Zwecke eine Abnahme sowieso vorzunehmen wäre. In Anlehnung an die Glockenchronik der Familie Graßmayr, verfaßt von Otto Knitel, ist diese Glocke als gedrungene akustische Glocke zu bezeichnen. Sie ist mittels vier nachschrau•bbarer Ei- senbänder an ein Glockenjoch aus Eiche festgemacht und in gewöhnlichen Zapfen gelagert. Im oberen Kranz be- finden sich romanische Großbuchsta- ben, wie sie in der Zeit zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert üblich waren. Vor langer Zeit wurde der Ton durch die Wegnahme des unteren Randes verkleinert. Vermutlich wurde sie zu diesem Zweck in einer Esse auf- geglüht und in glühendem Zustand mit einem harten Gegenstand bearbeitet, da überaus rauhe Flächen an diese Ton- verkleinerung erinnern. Der Anschlag- punkt des Schwenkels ist derart groß- flächig, daß die Vermutung naheliegt, die Glocke wäre einmal gewendet worden. Es ist ein altes Glockengesetz, alle 100 Jahre dem Schwenkel einen neuen Anschlagpunkt zu geben, d. h. ihn im Kehreisen veränderlich zu la- gern, was in der „Glockensprache" mit Wenden bezeichnet wird. Mit der Heidenglocke können wir in sich dieses Geschäft (die Erlangung der Kuratie) durch eine geraume Zeit sehr angelegen sein ließe, konnte zu ihrem heiligen Entzweck wegen deren ‚aigennützigen Kitzbühelern', die den Auringern ihr Vorhaben überall zu ver- eiteln wußten, sobald wie sie es wünsch- ten, nicht erlangten". Die erste Bittschrift an den Bischof von Chiemsee dürfte um 1640 gerichtet worden sein. (Jochberg wurde 1598 Vi- kariat und 1891 Pfarrei) Bekannt ist das „Eventuell-Projekt", in welchem von einem oft m a ii g e n Anliegen und Begehren die Rede ist und das von seiner Hochfürstlichen Gnaden und Pischofen Franz Antoni Adolph Graff von W ä g n n s p e r g con- Reith mehrere Flurnamen verbinden. Vor allem das Heidenschlößl, das am Moasrill gestanden hatte, die „heid- nischen Freil", welche nach einer al- ten Pfarrmagd, die seinerzeit jeden Tag aufs „Hansneiwö" mußte, die Kü- he zu melken, eine Schale Milch ab- bettelten, der Pf arrerwaid und der Für- stenwald am Abhang des Rauhen Kop- fes. Noch älter wie die Heidenglocke dürfte die Emailplatte des alten Vor- tragskreuzes der Kirche von Reith sein. Der Historiker DDr. Matthias Mayer weist sie kunstgeschichtlich der Zeit um 1180 zu. Im Jahre 1188 wurde in Reith die erste Kirche geweiht; eine hölzerne Kirche soll jedoch schon frü- her im Hallerdörfl, heute Keilhubern, gestanden sein. Familienwappen der Jöchl. von Jöchis- thurn, 1532, Marmorrelief am Jöchl.s- turm zu Sterzing. Photo: Maria Mayr geb. Jöchl, Hotel Mondschein, Bozen. firmiert wurde, so geschehen zu Salz- burg „in dem Pischöfflich-Chiemsee- ischen Hoff den 17. des Monats April 1722", welches also lautet: „Kunt und zu wissen sei hiermit öffentlich und gegen manniglich, daß eine Nachbarschaft der ‚Creiztracht' und Filialkirche des hl. Ruperti in Aurach der Pfarre St. Joans im Leoggen T h a 1 im Landgericht Kitzbichl, nach- dem selbe schon bey zoig Jahren (vor igg - vielen - Jahren) her um einen eigenen Priester und Seelsorger bei den gnädigsten Fürsten und Herren von Chiemsee zum öfteren unterthänigst bittend gewesen waren, jedoch von seiten des löblichen Vikariats und Stadt- magistrats zu Kitzbichl wegen den un- DIE NEUEN GLOCKEN In der öffentlichen Gemeindeversamm- lung vom 22. März 1952 beim Reither- wirt wurde von Egidiius Jöchl zu Oberhaus und Alois Ritter von Mü- nichau der Antrag gestellt, neue Kir- chenglocken zu beschaffen. Der Antrag wurde von der Versammlung einstim- mig angenommen. Auf Vorschlag von Regens Dr. Sebastian Ritter (damals noch Licentiat) einigte sich die Ver- sammlung auf ein „Salve-Re gina-Ge- läute" mit dem Grundton E. Schon am 21. Mai des gleichen Jahres berichtete Bürgermeister Hans Jöchl (t 1967) von seiner Sammlung. Die Spen- denliste hatte an diesem Tag bereits den Betrag von 100,000 Schilling er- reicht. Am 22. Mai wurde mit der Glocken- gießerei Graßmayr (Innsbruck) und am 25. Mai mit dem Alpenländischen Me- tallwerk Bühl KG (Häring) verhan- delt. Am 31. Mai erfolgte beim Tisch- lerwirt der Zuschlag an die Firma Bühl. Der Lieferungsvertrag wurde gleich an Ort und Stelle ausgearbeitet und unterfertigt. Für die Gemeinde Reith als Besteller unterschrieben: Gidi Jöchl, Lols Ritter, Johann Jöchl, Alois Jöchl, Peter Ritter, Thomas Schrnie- derer, Josef Jöchl, Franz He- chenbleickner, Josef Keuschnigg, Pe- ter Krimbacher, Stefan Jöchl, Josef Egger, Maria Leitner, Maria Hauser, Maria Brandstätter, Josef Mayrl und als Schriftführer Martin Wörgötter. Am 24. August 1952, vom Giebel des Reitherwirtes wehte die „Gruberfahne" aus dem Jahr 1809, wurden die neuen Glocken von Weihbischof Dr. Johannes Filzer geweiht. Die Glocken wurden mit dem Senne- reiauto schon am Samstag abgeholt und in Kitzbühel bei der Firma Koh- lenwerner gewogen und gelagert. Be- stellt wurden vier Glocken im Gesamt- erfüllten Bedingnissen mit Entschlie- ßung vom 30. September 1639 und vom 30. April 1692 abgewiesen worden wa- ren." Aus diesen Entschließungen ist er- sichtlich, daß die Gemeinde Aurach öfters und nicht nur beim gnädigen Fürsten, sondern bei mehreren Herren Ordinarius und Pischoffen schon vor dem 1689igsten Jahr um einen eigenen Seelsorger angesucht hat. Das erstemal in der Mitte des 17. Jahrhunderts - wen nicht ender - müssen geschehen sein. Zweytens erhelltet, wie das Vikariat oder die Dominikaner samt dem Stadt- magistrat zu Kitzbichl sich diesem ge- rechten und für das gemeine Beste
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