Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 10 KitzbüheLer Anzeiger Samstag, 22. November 1969 benen Tierfreunde und dem von Kas- sier Inge Radler vorgetragenen Kassa- bericht legte Dr. Ganster der Haupt- versammlung den Tätigkeitsbericht für das vergangene Vereinsjahr vor. Im Rahmen der praktischen Tierschutz- arbeit habe die Tierambulanz eine Ver- doppelung der Frequenz des Vorjahrs erreicht. Ab 1. Jänner 1969 wurden 1867 Einsatzkilometer zu 201 Einsätzen ge- fahren. Der Kitzbüheler Tierschutz- verein hat inmitten der modernen so- zialen Gesellschaft, zu der wir uns be- kennen müssen, praktiziert, daß auch ein Tier in Not, ein überfahrener her- renloser Hund, eine schwerverletzte Katze im Straßengraben, ein selbst- verständliches Recht auf Hilfe, auf Er- lösung von unnotwendiger Qu:al besitze. Fünf unrettbar verletzte herrenlose Hunde, 47 Katzen, 31 Vögel, eine Schildkröte und ein Igel wurden mit moderner Euthanasiernetho die einge- schläfert. Vier Kaiserschnitte und 13 sonstige Operationen wurden kosten- los beigestellt. Im Sinne der Aufklä- rungswelle zur Sterilisierung der Kat- zen und damit der Steuerung des Kat- zenelends wurden 21 Katzen auf An- trag kostenlos sterilisiert. Ueber diese Tätigkeit als Leiter der Tierambulanz führe er ein sorgfältiges Tagebuch, sag- te Dr. Ganster, und seine tierärztlichen Leistungen werden im Einvernehmen mit dem Ausschuß nur nach den Total- ausgaben für Medikamente ersetzt. In diese Gebarung könne jedes Mitglied jederzeit Einsicht nehmen, und zum Jahresschluß wird eine sachverständige Kontrolle durch einen Arzt geschehen. „Ich möchte mich bestimmt nicht selbst beweihräuchern", erklärte dazu Doktor Ganster, „aber jeder andere Tierschutz- verein beneidet uns um diese Tier- ambulanz, mit welcher wir einen prak- tischen Tierschutz der Tat demonstrie- ren." Zum Problem der Jugendarbeit mein- te Ganster, daß der heute neu zu wäh- lende Ausschuß neue Wege gehen wer- de. Es sei wahrscheinlich notwendig, sich einer jugendlichen Tierschutzelite zu versichern, welche, vom Verein ge- fördert, als Kern der jugendlichen Tierschutzidee eingesetzt wird. Es mel- den sich jetzt schon beim Verein junge Menschen an, welche sich durch eine aktive Tierschutzgesinnung um Mit- arbeit bewerben. Diese Jugendlich;en werden wir auch tunlichst unterstüt- zen und betreuen. Zu dieser Problema- tik berichtete der Obmann, daß er mit Stadtpfarrer Danninger eine spezifi- sche Aussprache gehabt habe. Wir müs- sen real zur Kenntnis nehmen, sagte er, daß unsere Schuljugend zumindest zu 70 Prozent im Religionsunterricht sittliches Erziehungsgut gelehrt be- kommt. Gleichgültig wie wir persönlich über den Wert des Religionsunterrich- tes, über den Zweck der konfessionel- len Religionslehre denken mögen, ist diese Tatsache eine Realität. Wir Tier_ schütze,r vertreten aber genauso diel Rea4tät, daß der Tierschutzgedanke zur sittlichen Erziehung unserer Jugend eine unschätzbare Hilfe ist. „Und wir, vertreten daher die Ueberzeugung",, sagte Ganster unter Applaus, „daß der Tieschutzgedanke im Rahmen des Re- ligionsunterrichtes seinen ihm zustehen- den. Platz zur humanistischen Jugend- erziehung einzunehmen hat." In diesem Sinn habe er zumindest bei jenem Gespräch mit dem Stadtpfarrer gutes Verständnis gefunden. Desto befrem- dender sei ein aggressiver Brief ge- wesen, welchen er aus dem hiesigen Kapuzinekloster bekommen habe. Lichtblick sei aber z. B. die Tätigkeit des, Pfarrers Haslauer, welcher sich ak- tiv für die Tierschutzarbeit zur Ver- fügung gestellt hat. Er habe z. B. eine Gruppe Jugendlicher zur Sammlung am Welttierschutztag zusammengestellt und sei mit seinem Bernhardinerhund selbst auf der Kirchgasse sammeln ge wesen. „Sie sehen", sagte Ganster, „wir pauschalieren nichts, aber wir müssen- gemäß üssen gemäß der demokratischen Spielregeln die offene Wahrheit sagen wie sie ist. Wir müssen unseren Mitgliedern, sagen, warum wir da und dort nicht weiterkommen." Der Tierschutzverein Kitzbühel habe gerade im letzten Jahr eine unerwartet gekommene Auszeich- nung uszeich nung erfahren, berichtete der Obmann, als er in den Rat des Welttierschutz- bundes einziehen konnte. „Denn ich fühle mich nur als Repräsentant mei- nes Vereins", versicherte Dr. Ganster. Es sei für eine Vereinsleitung von un- schätzbarem Wert, seine Zielsetzung aus dem Maßstab dieser Horizonttiefe abwägen zu können. Bei dieser Ge- legenheit danke er vor der General- versammlung öffentlich dem „Kit,zbü- heier Anzeiger" und seinem Redakteur Martin Wörgöt;ter für die Möglichkeit der Publikationen des modernen tjer- schützerischen Gedankengute s. Nach einem kurzen Ueberblick über ver- schiedene er- schiediene Interventionen zum Schutz der Tiere in abgelaufenen Jahren dank- te der Obmann den Gend.-Postenkom- manden, welche in notwendigen Fällen mit vorbildlicher ObjektIvität Tier- quälereien, verfolgt und angezeigt, ha- ben. Desgleichen dankte er der St;adt- polizei für ihre vielen aufrichtigen Be'- mühungen, entlaufene oder zugelaufe- ne Hunde im Strudel der Fremdenver- kehrszeit zu identifizieren und in allen sich bietenden Fällen hilfreich zur Stelle zu sein. Der Bezirksverwaltungs- behörde dankte Ganster für die sou- veräne Behandlung von Strafakten, für das Verständnis der tierschüt:z erischen Feuernotruf Tel. 122 nur für Kitzbühel Komm. TeL 2553 (Wohnung) 2161 (Büro) Stellv. Tel. 41232 (Wohnung) 2993 (Büro) Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133 Belange, aber auch für die menschliche richtige Lösung manch komplizierter Fälle. Es liegt auch uns Tierschützern nichts daran, möglichst scharf durch- zugreifen, wenn sich die Möglichkeit anbietet,, durch menschlichen Zuspruch eine zufriedenstellendere Lösung zu finden. Abschließend dankte Ganster den freiwilligen Helfern beim Jahr- markt, den Ausschußmitgliedern, wel- che das ganze Vereinsjahr die vielen. unsichtbaren Routinearbeiten geleistet haben. Besonders sei aber dem mäch- tigen Mitgliederstand des Tierschutz- vereins gedankt, dem stärksten Verein in Kitzbühel. Ein starker Mitglieder- stand sei das Rückgrat jedes Vereins. Nach dem Tätigkeitsbericht ehrte die Generalversammlung den Ortsstellen- leiter in St. Johann Fritz Jäger. Für den Vereinsausschuß schlug der Ob- mann die Wahl Fritz Jägers zum Eh- renmitglied des Tierschutzvereins Kitz- bühei vor. In einer kurzen Skizze be- leuchtete er die großen Verdienste Jä- gers um die Verbreitung der Tier schutzidee im Raume von St. Johann. Fritz Jäger sei ein unermüdlicher We- ber für die Mitgliedschaft, ein selbst- loser Idealist für die Tierschutzidee. Nach der einstimmigen, mit großem Beifall begleiteten Wahl überreichte ihm der Obmann das Ehrendiplom, welches von Evi Steidl geschmackvollst gezeichnet wurde. Nach dieser Ehrung trat der bisheri- ge Vereinsausschuß zurück. Den Vor- sitz zur Neuwahl des Ausschusses führ- te ObstLt a. D. Carl v. Gerheim. Den ersten und zuletzt einzigen Wohlvor- schlag brachte das neue Ehrenmitglied ein. Für den Vereinsvorstand wurden gewählt: Dr. Oskar Ganster als Ob- mann, Carl v. Gerheim als Stellvertre- ter, Inge Radier als Kassier, Emmy Ganster als Schriftführer und für die Beisitzer: Dipl.-Ing. George Cochrane, Josef Prast, Corina Reinl. Weiters wur- den in den Ausschuß gewählt: Berndt Ka.aserer, Evi Steidl, Eva Rödl, Mary Consevor, Erich Haslauer und Fritz Jägen, Die bisherigen Außenstellenlei- ten wurden wiedergewählt. Ueber die künftige Gestaltung und Besetzung des bisherigen Kulturreferats (Berndt Kaa- ser;er) sowie über das Schul- und Ju- gend€ferat kam es zu einer recht po- sitiven Debatte. So wurde der Antrag von Gemeindesekretär Strobl (Westen- dorf) auf Umbau des bisherigen Kul- turreferates zu einem Planungsreferat mit dem Ziel einer modern ausgerich- teten Tierschutzarbeit positiv zur Kennt- nis genommen. Ebenso die zukünftig zu betreibende Gewinnung eines jun- gen dynamischen Mitglieds für das Jugendreferat. Der neugewählte Ver- einsausschuß wird sich daher mit die- sen Fragen intensiv zu beschäftigen haben. Fortsetzung mit Bericht über das Referat des Direktors Wiiidischbauer folgt!
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