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Samstag, 29. November 1969 Ktz7oih«1er An2eIges- Seite 15 nicht nur ein Referent der Jahreshaupt- versammlungen unseres Tierschutzver- bandes, sondern ein Freund unter diesen Kitzbüheler Tierfreunden. Er ist auch Mitglied unseres Vereins und er ver- sicherte, daß unser Tierschutzverein unter , all den Tierschutzvereinen, wel- che er bisher besucht hat, mit Abstand der sympathischste sei. Er fände hier ein so wunderbares Vereinsklima, so eine angenehme Zuhörerschaft und vor allem so einen vollen Saal echter Tier- freunde, daß er jedes Jahr erstaunt sei. Zuerst zeigte Direktor Windischbauer eine Serie von Diapositiven seiner letz- ten Photosafari. So eine Photosafari sei heute gar kein besonderes finanzielles Problem. Man könne für 10.000 Schil- ling ein gutes Arrangement bekommen. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, daß der Leiter unseres lUtz-- büheler Landesreisebüros Berndt Kaa- serer schon selbst einige solcher Photo- safaris bekanntlich unternommen hat und daher mit dieser spezifischen Er- fahrung jedem Interessenten beratend zur Verfügung steht. Es lassen sich auch einfachere und billigere solcher Reisen arrangieren. Der Eindruck so einer Safari muß besonders für den Tierfreund gewaltig sein. Windisch- bauer sagte mit Ueberzeugung, er wür- de wahrscheinlich in Afrika geblieben sein, wenn er entsprechend jünger wä- re. Die Reservate, welche diesen Pho- tosafaris zur Verfügung stehen, sind von den Negerstaaten allerdings nicht so sehr aus tierfreundlichen Gründen geschaffen und garantiert worden. So wie bei uns das weiße Gold, sind dort diese Tierreservate eine mächtige De- visenquelle, auf welche diese Staaten nicht verzichten können. Nur diesem materiellen Hintergrund verdankt die Welt, daß wenigstens in naher Zukunft nicht alle Wildtiere da unten ausgerot- tet werden. Es sei gar nicht so leicht für die Regierungen, ihre farbigen Mit- bürger von der Wilderei zurückzuhal- ten. Denn schließlich war es ja der weiße Mann, welcher im Afrika der Kolonialzeit zusammengeschossen hat, was ihm vor die Flinte kam. Der wei- ße Mann hat Schuld, daß im riesigen Afrika das freie Tierleben fast am Aussterben ist. Und diese Gefahr des weißen Mannes ist auch heute noch akut. So werden die Affen zwecks me- dizinischer wissenschaftlicher Forschun- gen massiv zusammengefangen. Der Wert dieser wissenschaftlichen For- schungen ist problematisch. Die Tier- quälereien, weiche diese armen Tiere aber in den Labors erdulden müssen, sind unvorstellbar. Die Photosafari, quer durch den afri- kanischen Busch, bietet eigentlich keine Anstrengungen. Der Teilnehmer fährt mit dem Auto über festgelegte Pisten und mitten durch die Pracht der Tier- und Pflanzenwelt. Windischbauer zeig- te eine Serie von Bildern, wo die Au- tos mItten in e:r€m Löwenrudel halten. De Tiere fürchten sich vor den Fahr, z•eien kaum. Man habe oft das Gefühl, daß der Vater Löwe zur Mutter Löwe sag: ‚ Aha da kDmmt jetzt der Mittags- bus!" De Tiere sind absclut friedlich, nur das Ausste:gen aus den Fahrzeu- Jj Ehrenmitglied Fritz Jäger gen ist natürlich verboten. Die Unte:- kiiriflefü: die Teilnehmer sind mitmo- denstcm Komfort at.sgestattet. Man kann an den RastpU:zen, mitten im Busch, sein Bad nehmen und Aggregate sorgen für die elektr:Eche Versorgung. Nach einer SerIe von Lichtbildern welche dIe mächtigen v crbeiziehenden und sp:ingenden Herden von Elefanten, Zebras. ArLtiloDen usw. ahnen ließen, ging Windischbauer auf den Kern der Idee von solchen T:erreservaten ein. Diese Reservate sind die letzten Para- diese der fellebenden Wildtiere Afri- kas. Außerhalb d.eser Reservate sind manche Tierarten bereits liquidiert. Zu- erst wurden sie vorn weißen Mann aus Profitsucht gnadenlos verfolgt. - Wenn irgend ein Modeschöpfer in Eu- ropa eine Feder oder den Pelz einer Tierart als letzten Schrei verkündete, wurden die betreffenden Tiere rück- sichtsls abgeknallt oder in Fallen ge- fangen. Obwohl man heute weiß, daß sich nur noch ein letzter Rest vom Schützenfest gegen die Großkatzen, die Leoparde, die .Jagare, d:e Panther, eile Pumas, in den Dschungeln aufhalten, .gilt es in gewissen Gesellsichaftscliqu.en als Trumpf zur Schau gestellter Wohl- habenheit, solche- Mäntel zu tragen.. Deshalb sind die Tierreservate die letz- ten Oasen, wo sich auch zukünftig noch diese stolzen ehemaligen Herrscher des Dschungels werden halten können, Rundherum müssen wir in wenigen Jahren schon mit dem totalen Ausster- ben der Tiere rechnen, Die Tiergärten besonders in der Art des Salzburger Tierparks Hellbru,nn, sind gewisser- maßen kleine Reservate der sogenann- ten wilden Tiere. Noch weiß man ja nicht, wohin sich die menschliche Ge- sellschaft entwickeln wird. Ob sie die Atomkriegsgefahr übersteht und ob sie die Explosion der Bevölkerungsbombe verhindern wird. Ob das Industriezeit- alter in den Zügeln des Menschen bleibt oder ob es die Natur, eile Biosphäre des Menschen, vernichtet. Wenn sich der Mensch, inmitten dieser wissenschaft- lichen Revolution, nicht überspielen läßt, sondern Biologie und Technologie lenkend beherrscht, wird einmal die Zeit kommen, da man Tiergattungen wieder zurücksiedeln wird, wo man sie heute noch ausrottet. Ein moderner Tierpark wie Hellbrunn ist daher nicht nur ein Ausstellungsgelände exotischer Tiere, sondern ein Reservoir, aus dem man unter Umständen ausgestorbene Tierarten rückzüchten könne, etwa wie den Ur und die Wisente. Man bemühe sich bekanntlich um die Schaffung von Tierreservaten auch in Europa. Um die Möglichkeit der Wiedereinsetzung von Luchsen und Bären in solchen Reser- vaten. Leider sei es in unserer mate- rialistischen Gesellschaft sehr schwer mit solchen Plänen. Es sei bedauerlich, daß dagegen im Osten, in Polen und in der Sowjetunion z. B., jene Pläne mit bestmöglicher staatlicher Unter- stützung realisiert werden können. Da- her sei bei uns die Tätigkeit der Tier- schutzvereine von unschätzbarem Wert. Die beiden beliebtesten Haustiere des Menschen sind der Hund und die Katze. Zum Abschluß seines Vortrags zeigte Direktor Windischbauer daher Bilder von Hund und Katze. Der Hund sei dem Menschen durch seine Treue und seinen Intellekt das nahestehenciste Haustier. Die Anmut der Hauskatze, die Possierlichkeit der jungen Kätz- chen sei für den Tierfreund eine echte Freude. Es sei wichtig, Tierfreund zu sein und Tierfreunde zu erwerben. Vor 300 Jahren noch war es nicht ungefähr- lich, ein Tierfreund zu sein. Ein Mensch, welcher mit einer Katze in einem so innigen Kontakt stand, wie viele unse- rer Tierfreunde, wurde damals von ei- nem l nem Inquisitionsgericht auf einem Scheiterhaufen verbrannt. In der gro- ßen sozialen Umschichtung im Rahmen der humanitären Weltidee sei heute die Tierschutzidee zu einer immer stärke- ren Bewegung geworden. So wie die afrikanischen Reservate und die Tier- parks Oasen der letzten freien Tiere sind, so sind die Tierschutzvereinigun- gen Reservate, Oasen einer biolo- gischen Idee inmitten unserer materia- listischen Umwelt. Er beglückwünsche. so beendete Windischbauer sein Referat, den Tierschutzverein in Kitzbühel, daß
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