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Samstag, 6. Dezember 1969 KitzbüheLer Anzeiger Seite 5 Feierliche Amtseinf ührung von Erzbischof Dr. Eduard Macheiner im Salzburger Dom Tausende Menschen füllten am Sonn- tag den Salzburger Dom, als der neue Salzburger Metropolit, Erzbischof Dok- tor Eduard Macheiner, von seinem Vorgänger, Alterzbischof Dr. Andreas Rohracher, feierlich in sein Amt ein- geführt wurde. Zu diesem seltenen Er- eignis - die letzte Inthronisation er- folgte vor 26 Jahren - hatten sich auch zahlreiche hohe Gäste eingefun- den: der Apostolische Nuntius, Erz- bischof Rossi, die Suffraganbischöfe Rusch (Innsbruck), Weber (Graz) und Wehner (Feldkirch), der frühere Gra- zer Oberhirte, Erzbischof Schoiswohi, und Prälat Bugelnig als Vertreter des Kä:ntner Bischofs, ferner waren die Dizesanbischöfe Hofmann (Passau), Stein (Trier, der deutsche „Liturgie- bischof") und Zauner (Linz) anwesend sowie die Weihbischöfe Stöger (St. Pöl- ten), Tewes (als Vertreter von Kardinal Dö'afner, München) und Weinbacher (als Vertreter von Kardinal König, Wien). An der Feier nahmen als Re- präsentanten der Bundesregierung und der Länder Salzburg und Tirol Bundes- kanzler Klaus und die Landeshaupt- leute Lechner und Wailnöfer teil. Weiters Landtagspräsident DDr. Alois Lugger, Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia und Ab- ordnungen aus den Pfarren unseres Bezirks. In der Vorhalle begrüßte Dom- dehant Prälat Achorner den Ober- hirten und die Gäste. Unter dem Klang der Festfanfare von Joseph Messner zogen Klerus, Domkapitel und Bischöfe in den Dom ein. Erzbischof Macheiner, Alterzbischof Rohracher und Dom- dechant Achorner nahmen auf dem Podium vor dem Kuppelaltar Platz, di3 Bischöfe saßen am Anfang des rechten Querschiffes, die Priester zogen in das Presbyterium. Den Wortgottesdienst leitete Alterz- bischof Rohracher, der nach dem Evan- gelium vom Kuppelaltar aus die Pre- digt hielt. Er stellte fest: Ansprache von Alterzbischof Dr. Andreas Rohracher In der mehr als 1200jährigen Ge- schichte der Kirche von Salzburg ist es das erstemal, daß ein Erzbischof seinen Nachfolger in das Amt einführt. Wohl hat der hl. Rupertus seinen Mit- arbeiter Vitalis zu seinem Nachfolger bestimmt und geweiht, aber nicht in sein Amt eingeführt. Auch von den Erzbischöfen Herold, dem Grafen von Scheyern wie von Wolf Dietrich wissen wir, daß sie beim Amtsantritt ihres Nachfolgers noch lebten, aber sie nicht auf der Cathedra des hl. Rupertus ein- setzten. Alle anderen Erzbischöfe wa- ren tot, als ihr Nachfolger das Amt übernahm. So bin ich in der langen Reihe der Oberhirten von Salzburg der erste, der seinen Nachfolger in sein Amt einfüh- ren kann, ihm buchstäblich den Hirten- stab des hl. Rupertus weiterreichen darf, nachdem der Hl. Vater durch die Bulle vom 18. Oktober 1969 ihn als Erzbischof von Salzburg bestellt und ihm damit die oberhirtliche Gewalt übergeben hat. Daß dies für den Alterzbischof von Salzburg nicht nur eine große Ehre und Auszeichnung, sondern zugleich eine persönliche Freude ist, brauche ich nicht zu sagen: war doch der heute als mein Nachfolger Einzuführende seit meinem Amtseintritt in Salzburg einer der Mitbrüder, auf den ich mein volles Vertrauen setzen konnte und von dem ich viel Hilfe und Unterstützung er- fahren habe. Darum habe ich seine Wünsche gerne erfüllt und seinen Plä- nen freudig zugestimmt; nur einmal mußte ich ihn enttäuschen, als er sich um einen Posten bewarb, ich ihn aber über Drängen des Professorenkolle- giums rofe'ssorenkolle- giums bitten mußte, einen Lehrauftrag an der wiedererrichteten Theologischen Fakultät zu übernehmen. Nicht nur ich, sondern die ganze Priesterschaft und vor allem die Pfarrgemeinde Bischofs- hofen erinnern sich in freudiger Dank- barkeit seiner dortigen pfarrlichen Tä- tigkeit; nicht nur ich, sondern der ganze Lungau rühmen seine Wirksam- keit als Dechant und Pfarrer in Tams- weg, und so war es nicht nur mein, sondern des ganzen Metropolitankapi- tels einstimmiger Beschluß, ihn in den engsten Senat des Bischofs zu berufen, wo er mir in der Bewältigung der vie- len Arbeiten große persönliche Hilfe bot und der Erzdiözese durch die tber- nahme des Schulreferates, das er zum Katechetischen Amt ausbaute, als Vor- sitzender des Österreichischen Borro- mäumwerkes, als Kommissär verschie- dener Klöster und in vielen anderen Belangen die wertvollsten Dienste lei- stete. Und als nach dem Tode des Volksbisehofs Johannes Filzer Papst Johannes XXIII. meiner Bitte ent- sprach, mir ihn als Hilfsbischof zu ge- ben, war meine und meiner damaligen Diözesanen Freude voll. Als Promotor der Diözesansynode 'hat sich der heute Einzuführende um die ganze Erzdiözese aufs höchste verdient gemacht, und ich bat nach Erlaß der Synodalbestim- mungen in Ruhe und Sicherheit den Hl. Vater ein zweites Mal, mich mit Rücksicht auf die längst überschrittene Altersgrenze von der Verantwortung für die Kirche von Salzburg zu ent- binden. Am 18. Oktober 1969 kam dann die Freudenbotschaft von der Bestäti- gung seiner Wahl zum Erzbischof von Salzburg. Ich spreche hier und heute nicht nur in meinem Namen, sondern in dem der ganzen Diözesanfaniilie, die ich ein- mal die meine nennen durfte, dem Metropolitankapitel für seine einstim- mige Wahl und Papst Paul Vl. für deren Bestätigung den innigsten Dank aus. Damit erscheint das monatelange inbrünstige Gebet des Kirchenvolkes von Salzburg erhört und der von Priester- wie Laiengremien geäußerte Wunsch erfüllt. Lieber Herr Erzbischof! So ist die Stunde gekommen, in der ich Ihnen in hoher Verehrung und herzlicher Dankbarkeit den Hirtenstab des hl. Ru- pertus überreiche und Sie so feierlich in Ihr Amt einführe: als Oberhirte der Kirche von Salzburg, als Metro- polit der Salzburger Kirchenprovinz als Primas Germaniae, als Legatus na- tus des Apostolischen Stuhles. Wie wir 'heute am 1. Adventsonntag ein neues Kirchenjahr anfangen, ist auch Ihre heutige feierliche Amts- einführung ein Anfang; ein Anfang, wie ihn vor mehr als 1200 Jahren der hl. Rupertus gemacht, wie ihn durch weit mehr als ein Jahrtausend der Reihe nach all die großen Männer wie ein Vitalis, Virgillus, Arno, Hartwik, Gebhart, Thiemo und Konrad und alle anderen Erzbischöfe gemacht haben. Sie sind der 87. 'in dieser ehrwürdigen Reihe, der denselben Anfang macht. Und wie Ihre Vorgänger in den ver- schiedensten Zeitläufen und unter oft schwierigsten Verhältnissen, in Zeiten von Kriegen und Unruhen, in Zeiten der Spannung zwischen Papst und Kaiser, in Zeiten von Glaubenskämp- fen, zur Zeit der Aufklärung und des Totalitarismus den Anfang machten, so tun Sie es heute in einer ebenso un- ruhigen Zeit, in der sich ein Umbruch auf allen Gebieten menschlichen Le- bens vollzieht, in einer Zeit, in der vielen die Kirche wie ein altes bau- fälliges Haus vorkommt, das dem Ein- sturz nahe ist 'und dringend renoviert und umgebaut werden muß. Die heutige Amtseinführung ist der Anfang eines großen und schwierigen Werkes, das Sie selbst in Ihrem Wap- penspruch mit dem biblischen Wort definiert haben: „Dem Herrn den Weg bereiten". Diese Wegbereitung soll be- stehen in der Verwirklichung der Ideen des Konzils und der Synodalbestim- mungen, die nichts weniger zum Ziele hatten als die alte Kirche von Salz- burg durch lebendige Christengemein- den zu erneuern. Das bedingt, daß die Eifrigen ermutigt, angespornt und ein- gesetzt, die Teilnahmslosen, Gleichgül- tigen, ins Irdische Versunkenen immer wieder geweckt und aufgerüttelt wer- den. Das erfordert nach dem heutigen Evangelium vor allem Wachsamkeit;
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