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Seite 6 Kit.zbüJler Anzeiger Samstag, 6. Dezember 199 Wachsamkeit, daß die Lehre Christi unverfälscht verkündet, Seine Gnade freigebig gespendet und die Gläubigen als Pilger zum ewigen Ziel geführt werden. Wie alles Menschliche muß auch diese Arbeit immer wieder und unverdrossen von neuem begonnen werden, ohne Aussicht auf vollen Er- folg. Auch hier bleibt die eifrigste Arbeit Stückwerk, und das letzte Ziel, die plebs perfecta, wird in diesem Äon nie erreicht werden, wie die heutige Epistel andeutet, wenn sie von der Bereitschaft für die Offenbarung un- seres Herrn Jesus Christus spricht und die Versicherung gibt: „Gott wird euch festigen bis ans Ende, daß ihr ohne Makel seid am Tage unseres Herrn Jesus Christus"; und wie das Konzil (Dogmatische Konstitution über die Kirche Nr. 48) lehrt: „Die Kirche, zu der wir alle in Christus Jesus berufen sind und in der wir mit der Gnade Gottes die Heiligkeit erlangen, wird erst in der himmlischen Herrlichkeit vollendet, wenn die Zeit der Wieder- herstellung kommt". Vor einer solchen Aufgabe müßte man erschrecken und die Berufung zu einem solchen Amt ablehnen, wüßte man nicht um das Wort des Herrn: „Nicht ihr habt mich erwählt, son- dern ich habe euch erwählt, damit ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe"; wüßte man nicht um die Allmacht der Gnade, die das Schwache vor der Welt auserwählt, um das Starke zu beschämen; wüßte man nicht um das Wort des hl. Paulus: „Ich kann alles in dem, der mich stärkt". Ohne diesen Glauben an die Macht des Sendenden hätte Andreas, der erst- berufene Apostel, dessen die Kirche heute gedenkt, niemals gewagt, den Auftrag des Herrn anzunehmen und seine Ausführung zu versuchen: „Ge- het hin, werbet Jünger für mich bei allen Völkern, indem ihr sie tauft und sie alles halten lehrt, was ich euch geboten habe." Nur wer wie ein Fi- scher die Strömungen und Witterun- gen kennt, wen die Sonne nicht blen- det und der Sturm nicht schreckt, wer aufzumerken, zu warten und sich zu gedulden versteht, taugt zum Apostel. Liebe Brüder und Schwestern in Christus, es ist unsere Pflicht, Kraft und Gnade für den neuen Oberhirten zu erflehen, und der Alterzbischof von Salzburg wird vor dem Gnadenthron Unserer Lieben Frau von Altötting die Kirche von Salzburg und ihren Ober- hirten nie vergessen. Zu dieser göttlichen Hilfe in der Führung Ihres hohen Amtes kommt aber auch die Hilfe der Menschen. Das Konzil sagt wörtlich: „Die Bischöfe ü3ernehmen ja den Dienst an der Ge- meinde zusammen mit ihren Helfern, den Priestern und Diakonen." Herr Erzbischof, Sie wissen, daß Ihr Presby- terium zur Mit- und Zusammenarbeit bereit ist. Sie brauchen nicht zu drän- gen, eigener Seeleneifer treibt sie an zu tun, was möglich ist. Selbst der Priestermangel ist nicht zu fürchten, wenn Bischof und Priester eine Gesinnungs- und Tatgemeinschaft sind. Großes Vertrauen können Herr Erz- bischof auf die Mitarbeit der Laien setzen; es war ja ein Höhepunkt un- serer Synode, als das Dekret über den Pfarrgemeinderat einstimmig beschlos- sen wurde, und es ist erfreulich und ermutigend zu hören, wie die Wahlen zum Pfarrgemeinderat großes Interesse finden, und es ist zu hoffen, daß damit ein Fundamentalgedanke des zweiten Vatikanischen Konzils, nämlich der der Mitverantwortung, der Mitsorge und Mitarbeit der Laien, auf dem Wege zur Verwirklichung ist. Gewiß werden auch Stunden kom- men, in denen Herr Erzbischof das Kreuz Ihres Amtes fühlen werden. Es kann gar nicht anders sein, denn der Jünger steht nicht über dem Meister; Paulus, Bischof von Rom, Diener der Kinder Gottes, entbietet dem ehrwür- digen Bruder Eduard Macheiner, bis- lang Titularbischof von Seija, nun aber Erzbischof von Salzburg, Gruß und Apostolischen Segen. Da die Bischofswürde sehr groß und das Amt derer, die zu Nachfolgern der Apostel bestellt werden, sehr um- fangreich ist, dürfen hiefür nur Män- ner mit erprobter Tugend ausgewählt und ernannt werden. Die Pflicht, das Wort Gottes zu verkünden, die Sorge um die anvertraute Herde und die Auf- gabe, das Gottesvolk zur Beobachtung der Gebote Gottes anzuhalten, verlan- gen tatsächlich, daß jene, die als „un- sere Brüder Apostel der Gemeinden und Christi Ruhm" sind (2 Cor 8, 23), sich in jeder Weise großer Achtung er- freuen. Entsprechend dieser Unserer Einschät- zung Deiner Person erschien es Uns richtig, zum Besten des Volkes von Salzburg Dich an die Stelle Unseres ehrwürdigen Bruders Andreas Rohr- acher, des bisherigen Oberhirten von Salzburg, zu setzen. Denn ausgerüstet mit hervorragenden Gaben des Geistes und des Herzens, sind Dir ja die Be- dürfnisse der Erzdiözese Salzburg, ihre Initiativen und Anliegen, vertraut, da Du doch Weihbischof von Salzburg ge- wesen bist. Auf Grund des vertraglich geltenden Rechtes ernennen und bestellen wir Dich also zum Erzbischof und Metro- politen von Salzburg mit allen Rech- ten und Pflichten, die mit diesem Amt verbunden sind. Unbeschadet gegenteiliger Bestim- mungen entbinden Wir Dich zwar der wer aber ausgelernt hat, wird seinem Meister gleich. Möge Ihnen in solchen schweren Stunden das Wort des hei- ligen Andreas, der sein Kreuz, an dem er sein Blutzeugnis ablegte, sein Salve Crux - Sei gegrüßt Kreuz - begrüßte, Vorbild und Kraft sein. In der Berufungsgeschichte des Pro- pheten Isaias lesen wir: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, der da sprach: Wen soll ich senden, wer wird für uns gehen? Und ich erwiderte: Hier bin ich, sende mich!" Herr Erz- bischof, sprechen auch Sie dieses Wort, wenn ich Ihnen jetzt den Hirtenstab des hl. Rupertus übergebe und Sie auf die Cathedra des Domes von Salzburg führe. Nach der Ansprache erfolgte die Amtseinführung. Auf die Bitte des Domdekans Prälat Achorner, „den erwählten Erzbischof vor dem hier versammelten Volke in sein Amt einzuführen", fragte Alterz- bischof Rohracher nach der päpstlichen Ernennungsbulle, die dann verlesen wurde. Pflicht, das Glaubensbekenntnis zu er- neuern, verlangen jedoch, das Treue- gelöbnis gegen Uns in der gewohnten Form vor einem Bischof, der mit dem Stuhl Petri in Treue verbunden ist, abzulegen. In der Sorge um das Wohl der Kir- che benützen Wir den freudigen An- laß gerne, Volk und Klerus zu er- mahnen, Dich als Vater ihrer Seelen aufzunehmen und Deine Anordnungen zu befolgen. (Dieses Unser Schreiben soll ihnen dadurch zur Kenntnis ge- langen, daß es an einem gebotenen Feiertag in der Metropol'itankirche ver- kündet wird.) Im übrigen sei Dir, ehrwürdiger Bru- der, der Evangelist Lukas, dessen Ehre der heutige Tag kündet, Vorbild: die leuchtende Fackel des hl. Evangeliums sei immer in Deiner Hand, um den dunklen Weg dieses Lebens erleuchten zu können. Gegeben zu Rom bei St. Peter am 18. Oktober im Jahr des Herrn 1969 im 7. Jahr unseres Pontifikates. Aloisius Kard. Traglia Kanzler der iii. röm. Kirche Franziskus Tinello Leiter der Apostolischen Kanzlei t Josephus Rossi Bischof von Palmyra, Apostl. Protonotar Joannes Calleri Apost. Protonotar Bleisiegel: S. Paulus + S. Petrus Paulus Papa VI Ernennungsbulle für Erzbischof Dr. Macheiner
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