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Seite 6 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. März 1970 Ehrung von verdienten Schmiedemeistern Josef Baldassi zum Bezirksinnungsmeister wiedergewählt Am 31. Jänner fand beim Reither- wirt die Hauptversammlung der Schmie- de des Bezirks Kitzbühel statt. An der gutbesuchten Versammlung, welche von Innungsrneister Josef B a 1 d a s s i (Kitz- bühel) geleitet wurde, nahmen auch LA KR Christian H u b e r und Bezirks- sekretär Hugo Beimpold teil. Nach der Begrüßung gedachte der Vorsitzende in ehrenvollen Wortender verstorbenen Kollegen Schrniedmeister Johann Silberberger (St. Johann) und Landesinnungsmeister Oskar R i - gatti, Lans. Aus dem Tätigkeitsbericht geht her- vor. daß in der abgelaufenen Periode sieben Vollversammlungen abgehalten wni den. Bezirksinnungsmeister Baldas- si nahm in diesen Jahren jede Gele- genheit wahr, an den Sitzungen der Kammer teilzunehmen und die Ge- werbetage zu besuchen. Zwei gesell- schaftliche Ereignisse waren vorzüg- lich geeignet, die Kameradschaft zu festigen. Einmal der Ausflug nach Do- nawitz und der Besuch des dortigen Eisenwerks und zum zweitenmal die Ehrung der Meister und Gesellen am Josefitag 1958 beim .‚Pechl" in Kirch- berg. Höhepunkt der Hauptversammlung war die Ehrung der Meister Christian Kraßnigg, Reith, und Franz Stöckl sen., Hopfgarten, welche von LA Chri- stian Huber die ihnen von der Kam- mer der Gewerblichen Wirtschaft Tirol verliehene Bronzemedaille mit Ehren- diplom für 40jährige Tätigkeit als selb- ständige Meister erhielten. Bei den Neuwahlen wurde folgen- des Ergebnis erzielt: Bezirksinnungsmei- ster Josef B aldassi (Kitzbühel), Stell- vertreter Peter M i t t er e r (K.irchberg), Aussdhußmitglieder Franz S t ö c k 1 jun. (Hopfgarten). Felizian Stein ach er (St. Jakob), Toni Burger (Kirchdorf) und Florian Unterrainer (Kitzbü- hel). Nach Abwicklung der Tagesord- nung wurde der erkrankte Kollege Hans P o i ge r (St. Johann) besucht und ihm im Namen aller die besten Genesungswünsche überbracht. Unsere Schmiede-Jubilare '. Christian Krcßnigg, Reith Meister Christian Krassnigg, seit 1965 Ehrenmitglied der Bezirks-Schmiede- innung, wurde am 8. Feber 1892 in Reith bei Kitzbühel geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Reith und der gewerblichen Fortbildungs- schule in Kitzbühel trat er 1905 bei seinem Vater Christian Krassnigg d. Ä. in die Lehre und vollendete diese bei Meister Anton Huber in Wörgl. 1908 absolvierte er in Kufstein die Gesel- lenprüfung und 1909 trat er bei dem bekannten Schmiedrneister Scharmül- 1er in Salzburg ein, um sich im Wagen- bau fortzubilden. Als er 1910 wieder zu seinem väterlichen Betrieb nach Reith zurückkehrte, befaßte er sich mit dem Bau von Kutschen und den sogenannten „Salzburger Wagerin". Im gleichen Jahr noch baute er ein sol- ches Gefährt, das sich heute noch nach 60 Jahren in gutem beim Keilhuber- bauern in Reith befindet. Photo Rothbacher, Kitzbühel Mit 19 Jahren machte Krassnigg in der k. k. Militärschmiede der Landes- schützen in Innsbruck vom Fleck weg, ohne einen Kurs absolvieren zu müs- sen, die Hufbesdhlagsprüfung. 1915 wur- de er zum Militär einberufen und kam zu den Kaiserschützen nach Schärding. von dort an die Südfront in Südtirol, wo er mit noch einem Schmied 200 Pferde und 100 'Trainwagen zu be- treuen hatte. Krassnigg 'erhielt das Eiserne Verdienstkreuz und 'das Karl- Truppen-Kreuz. Als er '1918 bei den „Dreierschützen" in Doboy '(Bosnien) eingesetzt war, verschaffte 'ihm Ober- leutnant Alfons Walde 'einen Urlaub, der ihn vor 'dem ärgsten Kriegsschla- massel verschonte. Nach seiner Heimkehr 'arbeitete er wieder bei seinem 'Vater. 1927, beider großen Bezirksausstellung in 'Kitzbü- hel, wurde er 'für seine Produktion im Wagenbau mit 'dem ersten Preis ausgezeichnet. 1928 wurde 'er in den Gemeinderat gewählt, in 'welcher Funk- tion er bis '1933 tätig war. Von 1918 bis 1929 war 'Krassnigg auch Beisitzer bei der Gesellenprüfungskommission. Als 1929 sein 'Vater starb. übernahm er den väterlichen 'Betrieb, legte in Innsbruck die Meisterprüfung ab und erhielt die Konzession zum Handel mit allen im freien Verkehr gestatteten Waren und befaßte sich nebenbei auch mit dem Handel von Fahrrädern und Maschinen. Durch 15 tJahre arbeitete er allein bei 130 Pferden und zwei bis drei Wagnereien. 1935 'nahm er auch das Kraftfalhrzeugmec-hanikergewerbe auf, vornehmlich zur Reparatur von Motorrädern. Von 1938 bis 11945 war Krassnigg In- nungsmeister für die Bezirke Kitzbü- hel und Kufstein. In dieser Eigenschaft mußte er 1943 zusammen mit dem La ndesinnungsmeis ter Ludwig Kremer nach Berlin fahren, um dort für das ‚Alpenland", das waren die heutigen Bundesländer Tirol und Salzburg, die Preise festzusetzen bzw. zu verteidi- gen. Daß dieses Unternehmen bei den preußischen Preiskommissären nicht leicht. ja mitunter nicht ganz ungefähr- lieh war, läßt sich denken. 1947-48 wollte die ‚Alpine" die Huf- eisenerzeugung einstellen. Christian Krassnigg nahm in dieser Angelegen- heit mit mehreren Artikeln in der Schmiedezeitung mit Erfolg Stellung. 1950 erhielt er drei Patenturkunden für die Umarbeitung von Mähfingern und von Motormähmesserköpfen in meh- reren Typen. Krassniggs ‚.Tirolerfinger" sind in der Fachwelt heute noch be- kannt und gesucht. 1,957 wurde ihm die Alleinvertretung der Sturm-Mctarmäher für Tirol übertragen. 1980 wurde durch seine Initiative bei der Kärntner Ma- schinenfabrik eine ganz leichte Heu- raupe -1eu- raupe zum Sturm-Motormäher her- gestellt. Diese Heuraupe wird jetzt auch von großen Schweizer Unterneh- men bestellt und bedeutet heute einen bedeutenden Exportartikel. 1961 erhielt Christian Krassnigg für seine 52jährige treue und beispielgeben- de Dienste bei der Freiwilligen Feuer- wehr Reith die Goldene Medaille. Bei der Musikkapelle Reith, die heuer das 150jährige Bestehen feiert, blies er durch zehn Jahre das Flügelhorn. 1954. schon 62jährig. trat er in den Ehe- stand. Sein Sohn Christian IV. (die Krassniggs sind seit 1859 in Reith) setzt die Schmiedetradition fort und tritt heuer bei seinem Vater in die Lehre. Franz Stöckl, Hopfgarten Meister Franz Stöckl, seit 1968 Eh- r enmitgil ed der Bezirksschmiedeinnung, wurde am 3. März 1904 in Hopfgarten geboren. Nach dem Besuch der Volks- schule trat er 1918 bei seinem Vater Franz Stöckl d. Ä. in die Lehre. Nach dem Besuch der gewerblichen Fort- bildungsschule in Hopfgarten legte er am 16. September 1922 vor der Prü- fungskommission in Kitzbühel die Ge- sellenprüfung als Huf-, Wagen- und Zeugschmied mit ausgezeichnetem Er- folg ab. Bis zum Tode seines Vaters am 5. Mai 1924 arbeitete er im väter- lichen Betrieb. Der Vater hat ihn schon mit 19 Jahren für volljährig erklären lassen. Nach dessen Tod führte er den Betrieb bis 1968 weiter, in welchem Jahr er diesen seinem Sohn. Franz
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