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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. März 1970 6. blond Arnol (Fr) 3,02,00, 7. Reinhold Machac (Oe) 3,05.60, 8. Michel Ferreol (Fr) 3,06,20, 9. Josef Woransky (Oe) 3,07,30, 10. Robert Dugoujat (Fr) 3,11,30. Raymonde Unanue, Marie Arnol, Pau- lette Morellet 7,09,30 Parallelslalom Herren 1. Schlögl (OeNB) 48,10, 2. Fink (OeNB) 49,70, 3. Handi (O(-,NB) 50,20, 4. Arnol (BdF) 50,70, 5. Prohaczka (OeNB) 51,00, 6. Takacs (OeNB) 51,30, 7. Pietsch (ÖNB). 51,60, 8. Martin (BdF) 51,90, 9. Seliner (OeNB), 52,00, 10. Tichit (BdF) 53,20. Parallelslalom Damen 1. Figl (OeNB) 55,0, 2. Machac (OeNB) Die internationalen Fluglinien- und Reisebüroangestellten treffen sich eben- falls in der zweiten Märzwoche in Kitz- bühel, um wie schon in den Vorjahren im Rahmen eines Riesentorlaufs nicht den schnellsten Flieger, sondern den schnellsten Skifahrer zu eruieren. Die Veranstaltung, welche von der Filiale Der Wasalauf ist das große Fest der Skilangläuf er. Er hat geschichtliche Tra- dition. Er verkörpert die Geburtsstun- de des heutigen Schweden, den Flucht- weg Königs Sten Sture vor den Dänen 1521 und die Befreiung Schwedens. Der Wasalauf wird jedes Jahr am 1. Sonn- tag im März abgehalten und führt über 86 km von Sälen nach Mora in Mittel- schweden. Schon lange war es unser Wunsch, an dieser größten aller Sportveranstal- tungen überhaupt teilzunehmen. Dieses Jahr war es soweit. Angeregt durch die Initiative unseres Freundes, des Kitz- büheler „Langlaufdoktors" Dr. Sieg- fried Tirala, meldeten wir uns, Tirala, Wast Stanger und ich zu diesem Un- ternehmen. Am Mittwoch, 25. Februar fuhren wir mit dem Auto los und er- reichten über die Route München, Ham- burg, Kopenhagen, Helsingborg, Oere- bro am Donnerstag den 2200 hrn ent- fernten schwedischen Ort Falun, be- kannt als nordisches Skizentrum. Hier trafen wir auch einen Kitzbüheler, Ru- pert 1-Iorngacher, der hier mit einer Schwedin verheiratet ist und bei dem wir sehr herzlich aufgenommen wur- den. Am nächsten Tag fuhren wir zum Startort nach Sälen, wo uns unser Quartier angewiesen wurde. Im Schul- gebäude von Lima, einem kleinen Ort etwa 20 km vom Start entfernt, waren wir untergebracht. Hier bekamen wir auch unsere schicksaischwere Start- nummer, die wir uns behalten durften. Auf herrlich gepflegten Loipen konn- ten wir uns prächtig einlaufen und di- verse Wachsproben vornehmen. Am Morgen des Starts waren wir 55.10, 3. Unanue (BdF) 56,70, 4. Schlögl (OeNB) 57,30, 5. Mitterecker (OeNB) 58,30, 6. Schindl (OeNB) 59,90, 7. Mo- rellet (BdF) 60,20, 8. Cerny (OeNB) 60,40, 9. Pirner (OeNB) 62.00, 10. Pro- haczka (OeNB) 62,20. Riesenslalom Nationenliste Johann Schlögl, Herbert Seliner, Al- fred Pietsch, Hermann Takacs, Josef Woransky 10,27,10 Roland Arnol, Michel Ferreol, Alain Pinard, Robert Dugoujat, Michel Loi- seau 11,18,20 Anneliese Figl, Maria Machac. L. Mit- terecker 6,51,60 des Tiroler Landesreisebüros in Kitz- bühel organisiert wird, ist nur abends gemütlich und lustig, untertags kämp- fen die meist jungen Damen und Her- ren erbittert um Sieg und Platz. Die Wettkämpfer sind grofiteils bereits an- gereist und haben das Training auf- genommen. schon um ½ 3 Uhr auf den Beinen, um in aller Ruhe unser Gepäck zusammen- zupacken, das mit vielen riesigen Last- kraftwagen nach Mora gebracht wurde. Die Skier wurden noch einmal sorgfäl- tig überprüft und nachgewachst. Auto- busse brachten uns dann zum Start nach Sälen. - Vom Wirbel am Start kann man sich keinen Begriff machen. Die Teilneh- mer - in diesem Jahr waren es 9397 und viele tausend Zuschauer drängten sich durch die Anmarschwege. Mit dem Tagwerden begaben sich die Teilneh- mer an den Startplatz. Auf dem Start- feld, das zirka 3 km lang und 400 m breit ist, sah man ein unübersehbares Feld von Skiläufern, die alle, solange noch Platz war, ihre Skier einliefen. Die Aufstellung des Massenstarts sah so aus: In der ersten Reihe, etwa 100 Meter vor den übrigen Läufern, stan- den zirka 100 Favoriten aus allen Na- tionen, dahinter etwa 3000 Läufer, die sich schon bei vorhergegangenen Läu- fen gut plaziert hatten, und dahinter die übrige Meute von etwa 6000 Läu- fern. Der Start war überhaupt eines der Hauptprobleme, jeder wollte mög- lichst weit nach vorne. Der Startplatz ist entscheidend dafür, oh man im End- klassernent 1000 Plätze weiter vorn oder hinten landet. Mehrere Hubschrau- ber kreisten über uns. um dieses wahr- haft gigantische Bild für Film und Fernsehen festzuhalten. Der Startselbst (jedes Jahr ein nicht zu bremsender Frühstart VOfl 5 Minuten) war auch mehr eine Flucht jeder vor jedem! Die rückwertigen Läufer drängten plötzlich nach vorn und den Vorderen blieb nichts übrig als loszurennen. Die er- sten 3 km des Startfeldes wurden voll gelaufen. Dann kam der große Stau vor der 3 km langen Steigung durch eine acht Spuren breite Waldschneise- Hier hatten wir uns schon aus den Augen verloren. Nach dieser Steigung hatte jeder sein Startfieber abreagiert. Das ganze Gelände dampfte und roch nach Franzbranntwein, denn jeder hat- te sich die Muskeln eingerieben und massiert. Nun ging es über ein Hochmoor bis zur ersten Verpflegsstation bei km 23. Unheimliche Mengen der in Skandina- vien so beliebten Blaubeersuppe, Zuk- kerwasser und Orangen wurden an die Läufer verteilt. Eine endlose Schlange von bunten schwitzenden Leibern wälz- te sich durch die Wälder und Ebenen. Man befand sich immer im Pulk von Vorder-, Hinter- und Nebenmann und trotzdem so schrecklich einsam im Kampf gegen die Uhr. Keiner von uns wußte wie lange er brauchen würde - 7 Stunden, 8 Stunden, 10 Stunden? Es gab kein Bummeln, man wurde ein- fach im Sog mitgerissen. Der Leistungs- durchschnitt war bei diesem interna- tionalen Rennen erschreckend hoch. Auf den flachen Stücken hatten wir kaum eine Chance, mit diesen skandi- navischen Naturläufern mitzukommen, lediglich bei den zwar kleinen aber zahlreichen Aufstiegen und Abfahrten konnten wir wieder Terrain gutmachen. Bei so langen Rennen läuft man zeit- weise wie in Trance, wie ein Roboter, man verschläft förmlich einige Kilo- meter. Oft wurde man von den zahl- reichen, hilfsbereiten Zuschauern an der Strecke mit den Rufen .‚Heya,heya, Oesterrike" angefeuert. Erst nach km 50 lockerte sich das Feld ein wenig und wer hier noch ge- nug Kraftreserven hatte, konnte noch einige 100 Plätze gutmachen. Die Ver- pflegungs- und Kontrollpunkte waren: Mängsbocarna km 23,2, Risberg km 33.4, Evertsberg km 45,4, Oxberg km 59, Höck- berg km 68,2, Eidris km 78,1. Nach end- losen Stunden kam die Holzkirche von Mora in Sicht und wie mechanisch lief man durchs Ziel. Nach dem Lauf waren wir in Mora bei einer Arztfamilie, unweit des Ziel- raumes, untergebracht. Der Arzt be- handelte auch gleich meine bei diesem Wettkampf blutig gelaufenen Füße. Wir konnten uns dort baden und umziehen. Man verliert zirka 3 bis 4 kg an Kör- pergewicht und ist völlig ausgelaugt. das Trinken ist kaum mehr zu stoppen. Man ist wie ein ausgepreßter Schwamm. Bei uns fristen die Langläufer ein wenig beachtetes Dasein, umso stolzer sind wir, daß wir alle drei diese große sportliche Prüfung bestehen konnten. R. Schlemaier Richard Schlehmaier: 35 Jahre alt. benötigte für die 86km 8:42,28 und er- Internat. Rennen der Fluglinien- und Reisebüroangestellten in Kitzböhel Der Wasalauf ans der Sicht eines Teilnehmers
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