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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. März 1970 1970 das „Für und Wider" zum Erz- bergbau im Bezirk Kitzbühel Stellung genommen. Dieser ausführlichen und hochinteressanten wissenschaftlichen Stellungnahme des ersten Bergbau- fachmannes der Tiroler Universität entnehmen wir: „Das Bestreben großer Konzerne geht um den B e s i t z oder zumindest um die K o n t r o 11 e der wichtigsten Bodenschätze der Welt. Das Interesse richtet sich neuerdings wieder auf die Buntmetalle, zu denen das K u p f e r gehört. Der große Bedarf an Kupfer und die steigenden Preise machen die- ses Metall interessant, denn die großen Kupferminen liegen in Krisengebieten. Um Kitzbühel ist ein altes berühmtes, längst stillgelegtes Bergbaugebiet, das im Gegensatz zu manchen anderen noch nicht erschöpft ist. (GR Josef L i n d e b n e r, dessen Vater noch ak- tiver Bergknappe in Kitzbühel war, berichtete in dieser Sitzung dem Ge- meiderat, daß ihm sein Vater erzählt habe, daß im Bergbau Schattberg vor dem 1. Weltkrieg der Befehl der ober- sten k. k. Bergbaubehörde herrschte, alle Funde zuzumauern. Auch meter- dicke Erzflöße wurden zugemauert, da damals kein Bedarf an Kupfer herrschte.) Die Kitzbüheler Erzvorkommen (Rerobichl, Schattberg, dann Joch- berg, Kelchalpe und Wildalpe) liegen verkehrsmäßig günstig. Bereits vor 3000 Jahren wurde hier Kupfer gewon- nen, später, besonders seit der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Silber und Kupfer. Am Rerobichi sind beide Metalle vertreten, das Silber in höhe- ren Teilen, das Kupfer in der Tiefe al- lein. Mutschiechner, dem wir hier wei- ter folgen, wies auch darauf hin: Vielleicht ist auch das eine oder an- dere Spurenelement vorhanden, das man bisher nicht beachtet hat! Die ehemaligen Bergwerke im Um- kreis von Kitzbühel sind inbesondere wegen der technischen Schwierigkei- ten eingegangen. Man denke nur an die im STADTBUCH KITZBtYHEL, 2. Band geschilderte, unvorstellbar schwierige Arbeit in den Schächten des Rerobichls, die noch vor hundert Jahren die tiefsten der Erde waren. Und in der unverritzten Tiefe ist noch mit Kupfererz zu rechnen. Allen positiven Seiten stehen aber ernste Bedenken gegenüber. Die Ver- hältnisse haben sich in den letzten Jahrzehnten gründlich geändert. Kitz- bühel und der ganze Bezirk erfreuen sich im Sommer wie im Winter eines ausgezeichneten Fremdenverkehrs. Die für diese Sparte verantwortlichen Män- ner und Frauen werden begreiflicher- weise für einen Bergbaugroßbetrieb in der Nähe von Kitzbühel wenig Ver- ständis aufbringen und dagegen Sturm laufen. Sie wollen die Früchte viel- jähriger, zäher und kostspieliger Auf- bauarbeit nicht für einen Industrie- betrieb opfern. Kitzbühel - und hier ist der ganze Bezirk gemeint - ist eben ein ganzjähriges Erholungs- und Sportzentrum ersten Ranges. Darauf muß Rücksicht genommen werden, denn es steht zuviel auf dem Spiel. Es beginnt am Rerobichtl mit dem A b h o 1 z e n des Waldes samt dem wertvollen Jungbestand. Gerade hier wurden seit Jahren die Vorbereitun- gen für sogenannte L e h r p f a d e (Ob.-Förster Sepp Tschurtschenthaler) getroffen, um den Spaziergängern auf leicht faßliche Weise forst- und natur- wissenschaftliche Kenntnisse zu ver- mitteln und bergbauliche Hinweise zu geben. Quer durch den waldigen Rük- ken zwischen der Kitzbüheler Ache und der Reither Ache wird bei der Re- robichler Knappenkapelle in der Ver- laufsrichtung des Erzganges das Ge- lände aufgewühlt. Die über den ehe- maligen Schächten ausgebreiteten rie- sigen, heute bewaldeten Haldenbestän- de werden abgetragen. Dazu sind bes- sere Zufahrtsmöglichkeiten erforder- lich. Jedenfalls entsteht nicht nur ein Kahischlag, sondern bald eine S t e 1 n w ü s t e und schließlich eine breite und tiefe Rinne durch das gan- ze Gelände. Das geltende Naturschutz- gesetz ist in diesem Fall nicht anwend- bar. Es gehört längst durch ein neues, wirkungsvolleres ersetzt. Die aus der Tiefe heraufgeförderten Erze und erhältigen Gesteine gehen zu- sammen in die Millionen Tonnen. Sie werden gequetscht, gemahlen und ge- waschen. Dem mehlfeinen Erz- und Gesteinspulver wird durch ein sinn- reiches Verfahren mit verschiedenen Chemikalien auch das letzte Erzkörn- chen entzogen. Ein Großbetrieb kann auf diese Weise täglich hundert und mehr Tonnen Gestein verarbeiten. Das ergibt im Laufe der Jahre Berge von erzfrei gewordenen Gesteinmehl, die untergebracht werden müssen. Daß sich das Bohren, Sprengen und Quetschen des Gesteins nicht geräusch- los vollziehen läßt, sei nur nebenbei erwähnt. Die anfallenden Erze und Erzkonzen- trate müssen auch verhüttet werden. Der nächstgelegene Betrieb sind die Montanwerke Brixlegg. Deshalb wird ein zentraler Verhüttungsbetrieb für alle Kitzbüheler und eventueller Bri- xentaler Vorkommen notwendig. Das Rösten des sulfidischen Erzes erzeugt Rauch und giftige Schwaden. Durch ge- eignete, aber teure Einrichtungen kann ein Teil abgefangen werden. Trotzdem wird in der Nähe Staub fallen. Der Nadelwald wird in der näheren und weiteren Umgebung der Verhüttungs- anlagen zu kränkeln beginnen. Der Großstädter aber erwartet hier im Ge- birge klare Sicht und reine Luft. Durch Bohrungen, aber auch durch Tagbau, Stollen und Schächte kann der Wasserhaushalt des betreffenden Gebietes mitunter empfindlich gestört werden. Das in den Klüften des Ge- steins stehende Wasser gerät dann in Bewegung und sinkt ab. Dem in der Talniederung fließenden Achenwasser und dem unter der Schuttsohle sich langsam bewegenden Grundwasserstrom, aus dem bereits jetzt örtlich der Wasserbedarf gedeckt werden muß, drohen ebenfalls Gefah- ren. Die bei der Erzaufbereitung ver- wendeten Chemikalien, aber auch Aus- laugungswässer von Erz, Metallrück- ständen und Schlacken können in das Oberflächenwasser gelangen, wo sie die Fische und deren Nahrung vergif- ten; desgleichen in das Grundwasser, dessen Chemismus verändert und da- durch unter Umständen weniger zu- träglich werden kann. Das muß nicht immer der Fall sein, aber es ist nicht auszuschließen. Das ist die Kehrseite eines Bergbau- und Hüttenbetriebes in einem besie- delten Gebiet, das in hohem Maße vom Fremdenverkehr lebt. Der Einwand, daß man ein derartiges Vorhaben am besten einfach verbieten muß, ist nicht stichhältig. Die rechtliche Seite ist durch das geltende Berggesetz eindeu- tig klargestellt. Selbst der jeweilige Grundbesitzer muß einen Bergbau auf seinem Grund und Boden dulden! Der Gemeinderat der Stadt Kitzbühel erklärte sich in der Debatte einstim mig als Gegner eines Bergbaubetrie- bes. Man behält sich Maßnahmen vor, welche geeignet sind, einer möglichen Strukturänderung vom Fremdenver- kehr hin zum Bergbau mit Erfolg ent- gegenzutreten. Falls mit den bestehen- den Berggesetzen kein Schutz des Fremdenverkehrs erreichbar ist, hat die Wirtschaftspolitik auf höchster Ebene für neue Berggesetze zu sorgen. Erfolge unserer Skijugend Tiroler Schüler-Testrennen im Torlauf: am 15. März in Serfaus: Schülerinnen 1: Renate Daxer (Kitzbühel), 9. Grete Langer (Kitzbühel). Schülerinnen II: 4. Anneliese Petautschnigg (Fieberbrunn), 6. Madeleine Neumayr (Kitzbühel). - Schüler 1: 1. Georg Ager (Hopfgarten), 5. Raimund Sulzenbacher (Kitzbühel). 15. Sepp Fuchs (Kelchsau). Schüler II: 5. Johann Fuchs (Kelchsau), 6. Alfred Erharter (Kelchsau), 9. Konrad Stau- dinger (Kitzbühel), 15. Hugo - Martin Mitterer (Scheu au). Internationales Juniorenrennen vom 11. bis 15. März in Lermoos: Slalom Damen: 1. Helene Graswander (Kitz- bühel), 5. Ingrid Neubauer (Mitter- sill). 6. Maria Feiersinger, 18. Maria Feiler (beide Kitzbühel). Riesentorlauf: Maria Feiersinger, 3. Helene Gras- wander. 37. Maria Feiler (alle Kitzb.).
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