Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 4. April 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Akad. Maler Josef Obermoser - ein Siebziger Am 15. Feber 1970 vollendete der akademische Maler Josef Obermoser aus Kirchberg sein 70. Lebensjahr. Der Jubilar ist nicht nur in seinem Beruf eine bekannte Persönlichkeit, sondern auch als Trachtenpfleger, Heimatkund- 1er und als Musiker. Er ist ein Sohn unserer Gegend. Sein Vater war Bauernsohn zu Kochau in Aurach und die Mutter eine Bauern- tochter zu Holz in Reith. Als sich die Eltern kennenlernten, war der Mann Schaffer der Graf Lamberg'schen Be- sitzungen zu Münichau und die Mut- ter Pächterin der Schloß-Gastwirt- schaft. Bei ihrer Heirat in Reith 1898 kauften sie Haus und Gemischtwaren- handlung „Bichlstein" in Kirchberg, wo unser Jubilar geboren wurde, und seit- her auch den TJebernamen „Bichl- steiner" trägt. Malen und Zeichnen war schon in frühester Jugend seine Freude. 1914 kam er zu Malermeister August Herold in Kitzbühel in die Lehre. Da Herold jedoch 1915 starb, wechselte Obermo- ser die Lehrstelle. Es war aber ein Glück für ihn, daß er bei dem berühm- ten Brixentaler Kirchenmaler Michael Lackner, Kirchberg, unterkam. Er be- endete dort seine Lehrzeit mit Erfolg und besuchte dann im Winter die Ma- lergewerbeschule in München. Im Frühjahr 1918 wurde er zum 1. Tiroler Kaiserj ägerregiment ausgemu- stert und kam an die Südtiroler Front. Eine schwere Erkrankung brachte es mit sich, daß er ins Hinterland verlegt wurde, und hatte damit das Glück, daß er nicht wie seine 1900er-Kameraden in italienische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach dem Krieg war Obermoser bei verschiedenen Meistern tätig und be- suchte nebenher die Malerschule Toni Kirchmair in Innsbruck. Sein zweiter Lehrherr war der bekannte Tiroler Kunstmaler Arthur Nikodem, dem er viel verdankte. Im Herbst 1923 machte er die Auf- nahmeprüfung für die Akademie der bildenden Künste in Wien und absol- vierte seine acht Semester bei Profes- sor Ferdinand Andri. Die ersten Se- mester in der Allgemeinen und die letzten zwei Semester in der Meister- schule mit Erfolg. Um das Tiroler Landesstipendium schon im zweiten Jahr zu erhalten, mußte er alle Prü- fungen zu den Fächern Anatomie, Per- spektive, Stilkunde, Farbenchemie und Farbenlehre schon im ersten Studien- jahr ablegen. Obermoser schaffte es, erhielt das Stipendium und auch einen freien Mittagstisch in einem Wiener Hotel. In den Ferien wurde gearbeitet. So restaurierte Obermoser 1924 die Kir- chenfresken in der Heiligen-Kreuz-Kir- che in Aschau, in den nächsten Jahren das Antonius-Kirchlein in Häring, die Pfarrkirche Eichach in Oberösterreich und später die Kirche zu Gries am Brenner. In den dreißiger Jahren war Ober- moser im badischen Bodenseegebiet tätig. Auch eine Kirchenrestaurierung und die Schaffung neuer Fresken ge- hörten dort zu seinen Aufträgen. Spä- ter zog er zu seiner Base Ottilie nach Neubeuern am Inn. An Aufträgen fehl- te es ihm bei seinen stammesverwand- ten Oberbayern nicht. Neben vielen an- deren bekam er auch den ehrenvollen Auftrag, die großen Fresken im neu- gebauten Gemeindehaus in Oberaudorf zu schaffen; weiters die Fresken an der Filiale Oberaudorf der Stadtspar- kasse Rosenheim. Er wirkte auch in Bad Eibling, in Neubeuern und vielen anderen Orten. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er zur 2. Gebirgsdivision einberufen. Er mach- te den Polenfeldzug mit, den Feldzug Norwegen und war auch an der West- front eingeteilt. Seit Kriegsende war sein Hauptarbeits- gebiet Kirchberg und die engere und weitere Umgebung. Mit Prof. Toni Kirchmair, seinem Lehrer, war er bei der Restaurierung der Asam-Fresken in der Sankt-Jakobs-Kirche in Inns- bruck tätig. Er schuf die Fresken im Kufsteiner Schützenheim im Bürger- turm und im Kufsteiner Bezirksschieß- stand sowie in der Kufsteiner Schüt- zengedächtniskapelle, weiters das Sgraf- fito am Stammhaus der Firma An- dreas Hofer, das Fresko im Schulhaus in Aschau, dann zeugen viele Werke in Kirchberg, in Erl, Kitzbühel und Westendorf von seiner Kunst. Seine Oelbilder, Aquarelle und Holzschnitte sind nicht nur im deutschen Sprach- raum, sondern auch in England und Amerika zu finden. Ausstellungen beschickte Obermoser in Wien, München, Budapest und Inns- bruck. Am 24. Juli 1927 wurde die Gedenk- tafel für die geglückte Heimkehr der Kirchberger Standschützen aus dem Weltkrieg enthüllt und von Feldpater Matthias Ortner eingeweiht. Die Ge- denktafel, eine Kupfertreibarbeit, ist ein Werk Obermosers. Obermoser schuf auch die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Kitzbühel für seinen Namensvetter, dem Landtagspräsidenten Komm.-Rat Johann Obermoser, das Porträt des Zugsführers Peter Rieder für die Ga- lerie der Goldenen Tapferkeitsmedail- lenbesitzer im Berg-Isel-Museum und die Pergament-Copie der Stadterhe- bungsurkunde Kitzbühels für die Schwe- sterstadt Greenwich. Ueber Anregung von Josef Obermo- ser und Mithilfe vieler gleichgesinnter Personen wurde im Jahre 1922 der Brixentaler Volkstrachten-Erhaltungs- und Heimatschutzverein Kirchberg ge- gründet. Dieser Verein gewann sehr bald an Anhängern und Ansehen. - Schon 1924 wurde mit der Trachten- musikkapelle Kirchberg die Fahrt zum österr. Katholikentag mit großem Er- folg durchgeführt. Ein sehr großer An- teil an der Heimat- und Trachtensache von Kirchberg gebührt dem altbewähr- ten und rührigen Obmann Bartl Auf- schnaiter, der schon über 40 Jahre mit Umsicht die Geschicke des Vereins lei- tet. Das sei auch hier erwähnt. Eine besondere Blütezeit erlebte der Verein unter dem Leiter der Volks- tanzgruppe Dr. med. Cassio Castel- pietra (t 1969 in Bischofshofen). Es wurden mit der Musikkapelle große Werbereisen unternommen und große Veranstaltungen durchgeführt wurden. (Zehntägige Deutschlandreise, Weiser Volksfest).) Das Programm umfaßte 28 Volkstänze. 1946 und 1948 wurden vom Trachten- verein im Kirchberger Schulhaus Kunst- und Gewerbeausstellungen veranstaltet, wo die Aussteller ihr großes Können zeigen konnten. Beide Ausstellungen waren sehr erfolgreich. Unser Jubilar organisierte auch heimatkundliche Vor- träge von ersten Wissenschaftlern wie Landesoberarchivar Dr. Eduard Wid- moser, Univ.-Prof. Dr. Franz und Lan- desarchivdirektor Hofrat Dr. Bach- mann. Diese Tätigkeit rundet das Tun seiner heimatkundlichen Tätigkeit ab. Nach dem ersten Weltkrieg ging er als Trommler zur wiedererstandenen Musikkapelle Kirchberg. Es gelang ihm, die Musikkameraden für die Beschaf- fung einer Tracht zu gewinnen. Durch unermüdliche Arbeit und finanzieller unermüdliche Arbeit und finanzieller Mithilfe der Bevölkerung, besonders des Trachtenobmannes Auf schnaiter. konnte schon beim Fronleichnamsfest 1923 mit der neuen Tracht ausgerückt werden. Es war dies die erste Musik-
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