Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. April 1970 Landeshauptmann Wau 1 •. sen sich, jedenfalls spontan der im Ma- nifest kundgetanen Meinung der Ju- zum „Bergbauproblem Kitzbühel" gend an! Darüber hinaus berichteten rliA 2.kfivpin Pn1ifikr rin R hvit lrnn.. Seit Bekanntwerden der Tatsache, daß im Raume Oberndorf—Kitzbühel der Bergbau wieder allen Ernstes reak- tiviert werden soll, hat sich die Öster- reichische Volkspartei im Bezirk die- sem Problem äußerst wachsam ange- nommen. Sie wird auch weiterhin sehr gewissenhaft diese Frage im Auge be- halten. Es war daher naheliegend, un- verzüglich unseren Landeshauptmann Wailnöfer zu befassen. Besonders der Abgeordnete zum Tiroler Landtag Chri- stian Huber war es, der immer wieder und mit aller Vehemenz die Frage „Bergbau in Kitzbühel" aufgriff und zur Debatte stellte und diese Proble- matik dem Landeshauptmann augen- scheinlich darlegte. Im Zuge dieser Be- mühungen war bereits eine Bürger- meisterdelegation aus dem Raume Kitz- bühel mit LA Huber bei Landeshaupt- mann Wailnöfer, um ihm in aller Ein- dringlichkeit von der wachsenden Be- sorgnis der Kitzbüheler Bevölkerung um den Bergbau und die damit zusam- menhängende Problematik zu berich- ten und ihn um seine volle Unterstüt- zung zur Gesunderhaltung dieses wert- vollen Lebensraumes im Interesse der Fremdenverkehrswirtschaft, aber ge- nauso und vor allem auch im Interesse - Im Bezirk Kitzbühel sind zur Zeit umfangreiche Bodenuntersuchungen im Gange, um die Fündigkeit aufgelas- sener Bergbaureviere zu überprüfen. Sollte sich dabei eine entsprechende Ergiebigkeit herausstellen, ist bei der momentanen Sachlage mit dem Abbau des vorhandenen Erzes in großem Stil zu rechnen. Als Reaktion zu dieser möglichen Entwicklung haben bereits zahlreiche Diskussionen, Vorsprachen, Verhand- lungen usw. stattgefunden, ja selbst ein Schutzverein ist in Gründung. Aus Sorge um unsere Zukunft und um die Erhaltung unseres Lebensrau- mes hat sich auch die Oesterreichische Jugendbewegung - Junge Generation in der Volkspartei bei ihrer letzten Be- zirkstagung in Oberndorf mit diesem Thema beschäftigt. Nach eingehender Diskussion der momentanen Sachlage und realistischer Betrachtung aller Aspekte wurde ein Manifest verfaßt, das heute der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Oberndorfer Manifest Wir verwehren uns mit aller Schärfe dagegen, daß unser Lebensraum durch einen Bergwerks- bzw. Verhüttungs- betrieb gefährdet wird. WIR FORDERN: KEINE Verschmutzung der Luft der heimischen Bevölkerung zu bitten. Landeshauptmann Walinöfer zeigte vollstes Verständnis in dieser Sache und ließ seiner Versprechung, sich un- verzüglich für die Interessen der Kitz- büheler Bevölkerung einzusetzen auch sogleich die Tat folgen. Er berichtete dem Tiroler Landtag (ergänzend zur o. a. Anfragebeantwor- tung) in der Sitzung vom 3. April 1970, daß er eine Kommission unter dem Vor- sitz von Hofrat Dr. K i r c h m a y r ein- gesetzt habe mit der Aufgabe, alle da- mit zusammenhängenden Probleme im Verein mit Experten laufend zu unter- suchen. Es ist also zunächst alles getan worden, was man gegen eine allfällige Ueberraschung tun kann. Ich muß aber nochmals feststellen, schloß der Lan- deshauptmannn seinen „Bergbaube- richt", daß uns die Kompetenz in sol- chen Sachen leider fehlt. Das ist eine Frage, die auch einmal behandelt wer- den muß, gerade weil es hier um Le- bensfragen des Landes geht. Wie wir weiters unterrichtet wurden, hat Landeshauptmann Walinöfer ge- gen bestimmte Vorgänge in der Angele- genheit „Bergbau Rerobichi" gegen den Berghauptmann von Tirol eine Auf- sichtsbeschwerde eingebracht. durch schädliche, giftige, übelriechen- de oder schmutzige Abgase! KEINE Verschmutzung unserer Was- serläufe und Veränderung des natür- lichen Wasserhaushaltes! KEINE grobe Beeinträchtigung un- seres Natur- und Landschaftsbildes durch Waldschlägerungen, Abraumhal- den und nicht in die Landschaft pas- senden Hochbauten! KEINE Gefährdung unseres aner- kannten Erholungsraumes! Der Schutz unseres Lebensraumes hat allen wirtschaftlichen und sonsti- gen Interessen voranzugehen! Die zu gewährleisten werden wir kämpfen und erwarten den Einsatz aller dafür Ver- antwortlichen! Österr. Jugendbewegung Junge Generation in der Volkspartei Bezirk Kitzbühel Wir glauben, daß die im Oberndor- fer Manifest geforderten Punkte eine Herzensangelegenheit sämtlicher Be- wohner unseres Bezirkes sind. Daß die ungestörte Erhaltung unseres Lebens- raumes eines der wichtigsten Krite- rien bei der Behandlung der ganzen Bergbauangelegenheit ist, wurde auch von den anwesenden politischen Man- dataren der OeVP vollinhaltlich bestä- tigt. NR Paul Landmann, LA Christian Huber und LA Leonhard Manzl schlos- krete Schritte von ihnen in Sachen Bergbauproblem eingeleitet wurden. Die Oesterr. Jugendbewegung - Jun- ge Generation in der OeVP - möchte mit dem Oberndorfer Manifest zeit- gerecht einen Beitrag zum vieldisku- tierten Bergbauprojekt im Bezirk Kitz- bühel leisten. Der Magnesitabbau im Raume Hoch- filzen ist uns Mahnung genug, welche negativen Folgen ein Bergwerksbetrieb für den Lebensraum der Menschen zur Folge haben kann! Leserzuschrift: Es lebe der Bergbau? Sehr geehrte Herren! Angeregt durch Ihren Artikel „Es lebe der Bergbau?" vom 28. März möchte ich als Wiener hiezu auch Stellung neh- men: Zunächst darf ich wohl feststellen, daß mein großer Freundeskreis in Kitz- bühel mir wohl jederzeit bestätigen wird, wie sehr mir dieser Ort ans Herz gewachsen ist und wie sehr daher auch ich gegen jede Verunstaltung der Land- schaft bin. Sie haben vollkommen recht, die schärfsten Gegenmaßnahmen sind hier gerade ausreichend. Ich glaube jedoch, daß der oben er- wähnte Artikel insoferne nicht ganz richtig ist, als der Eindruck entstehen könnte, daß der in Tirol so oft ange- griffene „Wiener Zentralismus" die Schuld an der ganzen Misere trägt. Ich glaube weiters, daß alle Wiener, die je- mals in Kitzbühel waren, mit Ihnen einer Meinug sein werden und dieses Projekt aus innerster Ueberzeugung ab- lehnen. Daß nun nach den bestehenden Ge- setzen gegen ein Bergbauvorhaben nur schwer etwas zu unternehmen ist, dürf- te ja nicht die Schuld der Bundeshaupt- stadt Wien sein, sondern jener gesetz- gebenden Körperschaften, die dieses 'Gesetz beschlossen haben. Daß diese gesetzgebenden Körperschaften ihren Sitz in der Bundeshauptstadt haben, ist ja schließlich nicht Schuld der Wie- ner. Ich hoffe jedoch genauso wie Sie, daß es gelingen wird und gelingen muß, diesen Anschlag auf Ihre schöne Tiro- ler Landschaft abzuwehren und ver- bleibe, wie immer als alter Freund Kitzbühels Georg von Wessely Wien, Schafberggasse 5 Eigentümer. Herausgeber urcl Verleger: Kitzbüheler Anzeiger Gesellschaft mbH, Kitzbühel, Vorderstadt 16; Verwaltung: Kitzbühel, Schwarzseestraße 2, Tel. 2576; verantwortlicher Schriftleiter: Martin Wärgötter, Kitz- bühel, Hlnterstadt 17, Tel. 22 36; Druck; Druckerei Ru- dolf Gobstlmm & Leo Heininger, Kitzbühel, Wehrgasse Tal. 2515 Unser Lebensraum ist in Gefahr!
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