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benachbarter Orte. Initiator dieser und tecnt allein entscheiden kann. Ge- Gründung war Kammerrat Rudolf Witz- gen solche Methoden und Gesetze mann, der in einem Vortrag auf die be- bäumt sich der Tiroler auf, gegen sol- reits behandelte Lage und die Gefahren che Gesetze wird auch angekämpft wer- einging und sodann Statuten und Ope- den und zwar mit allen einer Demokra- rationskalender vortrug. Zur konsti- tie zur Verfügung stehenden Mitteln. tuierenden Versammlung des vorge- Diesen Kampf gemeinsam zu führen nannten Vereins waren auch alle Bür- und ihn gemeinsam zu bestreiten war germeister bzw. deren beauftragte Ver- Ausdruck einer einstimmigen Abstim- treter des Großraumes erschienen. fliUng. Der Großraum Kitzbüheler Al- Die Versammlung gab einstimmig - - ihrer tiefen Besorgnis darüber Aus- druck, daß die Fremdenverkehrswirt- schaft in dieser für sie ernsten Angele- genheit bisher weder informiert noch als Partei zu den Gesprächen bzw. Ver- handlungen bezüglich Bergbauabsich- ten hinzugezogen worden war. Die ober- Das ist keine Fremdenverkehrsgesinnung pvu wn u u it um keinenrreis in eine Industrielandschaft umstülpen lassen, weder durch inländisches noch durch ausländisches Kapital. Noch ist der österreichische Staatsbürger Herr im eigenen Haus, noch bestimmt er was in und um sein eigenes Haus vorgeht! Dir. Dr. Josef Ziepi Samstag, 11. April 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Schutzverein zum Kampf gegen Bergbau ste Bergbehörde ist nicht die Republik Oesterreich und auch nicht eine Insti- in ... 1 Kitzbühel Alpen tution, die in einem demokratischen Land über Grund und Boden, Besitz Am Samstag, 21. März 1970 fanden in Oberndorf bei Kitzbühel zwei bedeu- tende Zusammenkünfte aller Fremden- verkehrsverbände des Großraumes Kitzbüheler Alpen und der Gemeinden des Gebietes statt. In einer außer- ordentlichen Vollversammlung der Ver- einigung der Fremdenverkehrsverbän- de Kitzbüheler Alpen berichteten Ob- mann Altnationalrat Max Werner sen. und Geschäftsführer Dir. Dr. Ziepi über die Situation hinsichtlich der Wieder- aufnahme des Bergbaues und der In- stallierung von möglicher Schwerindu- strie in diesem klassischem Fremden- verkehrsraum Tirols, Oesterreichs und Europas, der mit nicht weniger als 34.000 Gästebetten, über 80 mechani- sche Aufstiegshilfen, modernst ausge- statteten Freischwimmbädern, Hallen- bädern und Kureinrichtungen sowie Sportanlagen aller Art ausgestattet ist. Die Fremdenverkehrsverbände bzw. deren zur Vollversammlung entsand- ten Vertreter Aurach, Brixen i. Th., Ell- mau, Fieberbrunn, Going, Hopfgarten, Kelchsau, Itter, Jochberg, St. Johann, Kirchberg, Kirchdorf, Kitzbühel, Kös- sen, Oberndorf, Reith bei Kitzbühel, St. Ulrich, Waidring, Westendorf wa- ren der festen Ueberzeugung, daß mit der Wiederaufnahme des Bergbaues für die Fremdenverkehrsorte, die sich in jahrzehntelanger risikobehafteter Aufbauarbeit eine gewerbliche Exi- stenz geschaffen haben und als wichti- ger Wirtschaftsträger nicht nur den ge- samten Raum befruchten, sondern auch volkswirtschaftlich gesehen durch das Devisenaufkommen, die Arbeitsplatz- beschaffung und die großen Investitio- nen für Tirol und ganz Oesterreich ein bedeutender Faktor geworden sind, große existenzielle Gefahren auf sie zu- kommen würden. Sie alle bekannten sich geschlossen zu einem Ziel, Berg- bau und Schwerindustrie in diesem Erholungs- und Luftreservoir um je- den Preis verhindern zu wollen und sich nicht durch Schutthalden, rauchen- de Schlote, Staub und Geruchwolken eine gottbegnadete Landschaft ruinie- ren zu lassen, eine Landschaft, die durch die geographische Lage, durch klimatische Bedingungen und den geo- logischen Aufbau prädestiniert ist, in Zukunft fremdenverkehrspolitische Aufgaben in noch ausgeprägterer Form und in noch vermehrtem Maße zu über- nehmen. An dieses Treffen schloß sich die zweite Veranstaltung an. ie stand un- ter dem Zeichen der Konstituierung des „Vereines zum Schutze der Land- schaft und der heimischen Wirtschaft" bzw. der Verhinderung von Bergbau und Schwerindustrie bezogen auf den Großraum der Kitzbüheler Alpen und Unter diesem Titel schreibt die „Öster- reichische Gastgewerbezeitung" in ihrer letzten Ausgabe zum Berg-werksprojekt Kitzbühel—Oberndorf: Wie recht der Obmann der Bundes- sektion Fremdenverkehr, Präsident Kommerzialrat Dr. Josef Fink hat - er betonte dies oft genug in fundier- ten Referaten - daß die sogenannte Fremdenverkehrsgesinnung in Oester- reich bei der öffentlichen Hand in Sonntagsreden gerne glorifiziert wird, tatsächlich aber nur vereinzelt vorhan- den ist, zeigt wieder einmal das Bei- spiel mit dem Bergwerksprojekt Obern- dorf bei Kitzbühel. Denn hier wurde ein Musterbeispiel für schlechte Frem- denverkehrsgesinnung durch die Vor- gangsweise geliefert, wie man durch die öffentlichen Stellen dieses Projekt behandelt hat. Eine südafrikanische Bergbaufirma hat im Raum Kitzbühel—Oberndorf die Schürfrechte am Röhrerbühel er- worben, der im Gemeindegebiet Obern- dorf liegt. Die Schürfrechte wurden am 4. Feber 1969 von der Mitterberg-Kup- ferbergbau Gesellschaft an die südafri- kanische Firma übergeben. Gegen diesen anfänglichen Tatbestand ist an sich nichts einzuwenden, denn gerade vom Tourismus wird immer wieder betont, daß der wirtschaftliche Wettbewerb keine Hemmungen bekom- men darf, wenn es weiter aufwärtsge- hen soll. Die weiteren Tatbestände aber sprechen dann für sich, denn sie zei- gen, daß die wirtschaftliche Koordinie- rung im Interesse einer organischen Wirtschaftsentwicklung für manche Behörden eine uninteressante Sache ist. Denn drei Monate später hat die Berghauptmannschaft Innsbruck die Bewilligung zum Freischürfen gegeben. Daß man vielleicht Kontakte vor allem mit der Fremdenverkehrswirtschaft aufgenommen hätte, die schließlich in diesem Bezirk zu den führenden Wirt- schaftszweigen zählt und für den Ver- dienst von tausenden von Mitarbeitern entscheidend ist, kam der Behörde gar nicht in den Sinn. Wenn die öffentliche Hand irgend etwas braucht, wird so- gleich von Gemeinschaftssinn, von Zu- sammenarbeit und vom Zusammen- stehen gesprochen. Umgekehrt wird aber nicht im mindesten daran gedacht, bei solchen Fragen, die schließlich ein ganzes Gebiet entscheidend in Struk- tur und Wirtschaftsform verändern können, sich mit der dort betroffenen Unternehmerschaft und den Mitarbei- tern, mit der Bevölkerung auseinander- zusetzen. Eine öffentliche Diskussion in Kitzbühel wäre z. B. eine demokra- tische Gesinnung gewesen, wie man sie sich in einer Demokratie eigentlich er- warten darf. Hier wurde aber nichts dergleichen getan, sondern in geradezu geheimnisvoller Weise die Vorarbeit dafür geleistet, daß mit den Bohrun- gen für die künftige Schürfung begon- nen werden kann. So ist vorgesehen, vorerst mehrere Tiefbohrungen zu ma- chen, um den Silber- und Kupfergehalt des Gesteins zu prüfen. Sollten diese Versuchsbohrungen den wirtschaftli- chen Wert eines Abbaues nachweisen, wird der Abbau beginnen. Bekannt ist ja eine Meldung, wonach auch Uranvorkommen vermutet wer- den, denn geologisch ist es möglich, daß in dieser Grauwackenzone Titan und Uran vorkommen, wobei in Fieber- brunn solche Spuren schon aufgefun- den wurden. Wie der Chefgeologe die- ser Firma, Dr. Wiebolds in einem Vor- trag in Innsbruck erklärte, hat man in Oberndorf jahrzehntelang Kupfer und Silber abgebaut, allerdings nur in den obersten Gesteinsschichten. Echte Tief-
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