Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. April 1970 . ------ de die Hochdruckwasserleitung erbaut und der Ort von einem Hydrant-ennetz durchzogen. Die Wehr wurde auf Hy- dranten umgeschult. Dies bedeutete ei- ne gewaltige Stärkung der Schlagkraft und Einsatzfähigkeit bis in die heutige Zeit. Für die beiden Handdruckspritzen Cermak und Knaust war die Tätig- keit im Ortsbereich beendet. Leider sind uns diese beiden Zeugen aus alter Zeit im zweiten Weltkrieg verloren- gegangen, denn sie wurden im tber- eifer der damals Verantwortlichen ei- ner Metallsammlung zugeführt. Nach dem ersten Weltkrieg wurden vom da- maligen erst vor kurzem verstorbenen Kommandanten S-epp Bichler die bei- den Magirusleitern angeschafft. 1925 wurde Ehrenhauptmann Konrad Stei- ner zum Kommandanten gewählt. In seiner 22 Jahre währen-den Funktions- periode wurde 1927 unsere Fahne an- geschafft. Fahnenweihe 14. August. Fah- nenpatin die Frau des Bürgermeisters Maria Müller, die Mutter des heute un- ter uns weilenden Altbürgermeisters Karl Müller. 1928 wurde die erste Mo- torspritze B 48 bestellt. 1929 hielt der damalige Landes - Feuerwehrinspektor Knittel hier in Hopfgarten im Gast- hof Rose einen Maschinistenkurs. Die ersten vier Maschinisten waren: Georg Schaubmair, Franz Stöckl, Alois Tha- ler und Basilius Salcher. Am 20. Juli 1930 feierte unsere Wehr bei großer Anteilnahme von nah und fern ihr 60jähriges Gründüngsfest mit Motor- spritzenweihe. Bis zu diesem Zeitpunkt nahm alles eine ziemlich ruhige und normale Entwicklung. Der damals hier vorherrschende Spruch „Hopfgarten brennt nicht" hatte seine Berechtigung. Doch die folgenden Jahre bis Mitte 1933 waren für Hopfgarten eine Zeit des Schreckens ohne Ende. ein Zeit- abschnitt, in welchem Brände, Morde, Raubmorde und Diebstähle an der Ta- gesordnung waren. Für unsere Wehr der-, 4 Kälber- und 2 Schweinegräsern, die restlichen zwei Viertel der Alpen dürften zum Söller Maierhof gehört ha- ben, da die Maier zu Söll schon bei der Verpfändung des Brixentales um das Jahr 1352 an Zacharias Hohenrain ver- pflichtet waren, 8 Schweine, von denen jedes auf 2 Pfund Berner geschätzt wird, zu geben. In dieser Abgabe dürf- te auch der Anteil der Maier zu Hopf- garten inbegriffen gewesen sein. Nach der um das Jahr 1320 für das Brixen- tal erlassen Satzung hatten diese Ab- gabe die „gemain Läuten auz der Achel- tzau" zu leisten. Darunter sind die Mai- er von Söll und Hopfgarten, die als ge- meinsame Nutznießer der Alm Acheits- oder Achornau mit den Lägern Ahorn- au und Knieau, Narnpach und Felden für eine Hutschaft (11 Gräser) oder Kaskar (12 Gräser) ein Schwein Zin- sen mußten, zu verstehen. Im Jahre 1607 scheinen als Inhaber der Almen auf: waren diese Jahre eine Zeit der aller- härtesten Prüfung und größten Opfer, eine Zeit der Bewährung. Den Höhe- punkt dieser Angst- und Schreckens- psychose bildete wohl jene Nacht vom 13. zum 14. Juni 1932, als unsere- Pfarr-kirche lichterloh brannte und eine Hit- ze herrschte, daß die Fensterscheiben sprangen und man sich ohne B-edek- kung im -engeren Markt nicht mehr, bewegen konnte. Es war einfach grau- enhaft, wie zwei große Fackeln brann- ten die Türme und erhellten die Nacht. Die Glocken fielen herunter und plum- st-en in die zischende Glut, mark- erschütternde Schreie durchgellten die Nacht. In Eile rafften die Frauen die notwendigste Habe zusammen und flo- hen zu weiter entlegenen Verwandten oder Bekannten. In welch großer Ge- fahr unser Markt damals schwebte, kann wohl nur der ermessen, der das persönlich miterlebt hat. überall zün- gelte es auf, die brennenden Kirchen- dachschindeln flogen wie Papierfetzen bis nach Itter hinaus. Die Leute stan- den mit gefüllten Wassereimern auf den Dächern, alle wußten ihren Platz. Nur der großen Windstille und dem Einsatz all-er ist es zu danken, daß nicht der ganze Ort in Schutt und Asche fiel. Als der Morgen graute und man unsere Pfarrkirche, den Dom des Brixentales in Trümmern sah, kein Glockenton mehr zum Gottesdienst lud und kein Stundenschlag mehr die Zeit künciet-e, da bemächtigte sich der Be- völkerung eine große Verzagtheit. Es war, als ob all-es tot wär. Die Nach- barwehren von Bruckhäusl, Wörgl, Ka- stengstatt, Kelchsau, Westendorf, Bri- xen, Kirchberg und Kitzbühel eilten damals zur Hilfeleistung herbei. Die fünf Tage darauf anberaumte Firmung wurde im Friedhof abgehalten, wo nun in der Friedhofkapelle der Gottesdienst einige Monate hindurch gefeiert wurde. da die Kirche wegen Einsturzgefahr Wolf Höger am oberen Maierhof in Hopigarten, Ba-rtimä Laiminger zu Fül- lenstein in Itter (aus dem unteren Mai- erhof. in Hopfgarten gebrochen), Leon- hard Plaickner zu Preing in Söll und Hans Schermer in der Rottenau in Hopfgarten (aus dem unteren und obe- ren Maierhof in Söll). Den Maierhof in Söll besitzt zu zwei Vierteln der 1\1,'e„ mayr- oder Postwirt (unterer Maierhof) und zu je einem Viertel der Neuwirt oder Feldwebel und der Maierbauer (oberer Maierhof). AlS Besitzer des ganzen Ma-ierhofes bis 1604 und des halben oberen Maler- hofes ab 1604 scheinen auf: 1510 Adam Sachsel und Seine l-.-titver- wandten (Mitbesitzer); Lamprecht Mösl (oder Meusl) und Georg Mair; 1520 Hans Steger, Anwalt; 1527 Regina Sieger und deren Ehe- mann Hieroniimus An-fang, Hofrat; der Gewölbe gesperrt war. Am Fried- hofeingang wurde ein Gerüst erstellt, wo zwei Glocken von Eisbethen ange- bracht wurden, welche zum Gottes- dienst luden. Nach dem Kirchenbrand dauerte diese Schreckenszeit noch mehr als ein Jahr. Am 23. Juni 1933 wurden die Brandlegungen beim Liem- und Kratzbauern zu Pe-nning diesen Unhol- den zum Verhängnis. Es war ihre letz- te Missetat. Dank der vorsichtigen Maß- nahme des Rieserbauern Josef Siebe- r-er, der durch Zudeckung eines über- großen Schuhabdrucks zur Aufdeckung der Brandstifter führte. Hier sei in Dankbarkeit des damaligen Gend.-Bez.- Insp. Adolf Felser gedacht, dessen Scharfsinn und leidenschaftlichen Ein- satzes es zu dank-en war, daß Hopf- garten von seinen Peinigern erlöst wurde. In derselben Nacht noch wur- den Alois Lechner und Franz Bachler aus den Betten geholt und ehe der neue Morgen anbrach, wußte man, daß sie ein Teilgeständnis abgelegt hatten. Wie eine Erlösung aus Todesnot, so atmete die Bevölkerung auf, dies aber erst vollständig, als nach einigen Wo- chen auch der Dritte im Bunde, Toni Clementi, der Teilnahme am grausigen Geschehen überführt werden konnte. Wenn ich hier nur einen Fall etwas ausführlicher behandelt und geschil- dert habe, so können sie sich so bei- läufig ein Bild machen, welche Auf-- gaben unsere Wehr mit ihrem Kom- mandanten zu erfüllen hatte, wenn sie vernehmen, daß sich, diese drei Feuer- teufel - wie man sie -damals nannt-e - vor dem Gericht für nicht weni- ger als 80 schwere Verbrechen zu ver- antworten hatten. Das Urteil lautete: Alois Lechner zehnmal, Franz Bachler neunmal und Toni Clementi sechsmal lebenslänglich schweren Kerl-er. Was damals unsere Feuerwehr, Gendarme- rie und Kriminalpolizei, ja die gesam- t-e Bevölkerung mitzumachen hatte, ist 1563 Matthäus Anfang, Pfiegsverwal- ter und dessen Brüder Anabros Johann Marquard und Ernst; 1.596 Ernst Anfang 1604 Wolf Höger, Urbarsverwaiter; 1625 Sunsanne Hö2:er und deren Re- mann Chrostoff Resch; 1661 Marx Resch 1706 Hans Pirchl 1717 Johann Rupert Rottmaier 1722 Johann Rupert Rottmaiers Kin- der 1736 Ursula Schipflinger, Ehefrau des Hans Prüggl 1767 Martin Schroll 1789 Martin Schrolls Kinder 1791 Mattheus Schroll 1791 Silvester Litzl 1821 Maria Fuchs 1831 Sebastian Soyer 1333 Johann Mamoser
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