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Samstag, 2. Mai 1970 K1tZbt.t1*1Ler Anzeiger Seite 9 Goldschmiedemeister Josef Meßner zum Gedenkenl Am 21. April 1970 starb im Kranken- haus der Stadt Kitzbühel der Gold- schmiedmeister Josef M e ß n e r im Alter von 79 Jahren. Mit ihm ging ein Bürger von dieser Welt, welcher der Heimat große Opfer brachte, seiner Familie und seiner Umgebung ein Vor- bild war und sich als Gewerbetreiben- der und Kaufmann einen vorzüglichen Namen machte und bei allen geschätzt und beliebt war. Bei seinem Begräbnis gaben ihm der Bürgermeister mit dem Gemeinderat, der Kaiserjägerbund, der Heimkehrerverein und die Freiwillige Feuerwehr mit ihren Fahnen, Vertre- ter des Skiklubs, des Alpenvereins und der Heimatbühne sowie eine große An- zahl von Bewohnern von Stadt und Land die Ehre des letzten Geleites. Ei- ne Bläsergruppe der Stadtmusik into- nierte am Grabe das Lied vom guten Kameraden und Andre Feiler blies in ergreifenden Tönen das Retraite, wäh- rend sich die Fahnen für den alten treuen Soldaten senkten. Der Obmann des Heimkehrervereins Josef Oberhau- ser und der Oberbrandmeister der Frei- willigen Feuerwehr Ferdinand Wid- moser sprachen am offen Grabe die Dankes- und Abschiedsworte. Josef Meßner wurde am 5. Juli 1890 in Kitzbühel als Sohn des Goldschmied- meisters Michael Meßner und der Gat- tin Maria geb. Erler geboren. Nach der Schul- und Lehrzeit und der ersten Ge- hilfenzeit wurde er 1912 zum II. Regi- ment der Tiroler Kaiserjäger einberu- fen. Damit begannen für ihn unvor- stellbare Opfergänge, Leidenswege und Jahre der Entbehrungen, die erst 1920 Die Mitterberger Kupferbergbau-Ge- sellschaft wurde 1829 vom k. k. Ober- hutmann der Eisenhütte Pillersee in Fieberbrunn Josef Z ö t t 1, der beim Kupferbergbau Kitzbühel aufgewach- sen ist, als Gewerkschaft mit 51 Gewer- ken (Teilhabern) gegründet. 1908 wur- de der gewerkschaftliche Bergbau-, Hütten- und Grundbesitz vom Alfred- Krupp-Konzern als Aktiengesellschaft übernommen. 1931 wurde der Kupfer- bergbau am Mitterberg eingestellt, die Kupferschmelzhütte in Mitterberghüt- ten bei Bischofshofen (heute Glashüt- te) und der Grundbesitz verkauft. 1938 wurde der Bergbau - ohne Hütte - von einer deutschen Gesellschaft mit beschränkter Haftung wieder aufge- nommen und 1946 vom österreichi- schen Staat übernommen und das Kup- fererz in Brixlegg geschmolzen. Nach der Stillegung des Kohlenberg- baues Häring führte die staatliche Mit- terberger Kupferbergbau-Gesellschaft in Moskau endeten. Die aktive Dienst- zeit in Bozen war noch erträglich. Dann brach 1914 der erste Weltkrieg aus und Josef Meßner rückte mit seinem Re- giment an die russische Front. Schon in den ersten Kämpfen wurde er durch russisches Schrappnellgeschoß am Kopf und am Fuß verwundet und kam in, ein ungarisches Feldlazarett. Dies erfuhr der damals in Kitzbühel leben- de Generalfeldmarschall Karl Zurna von Zalavar und sorgte dafür, daß Meß- ner in das Reservelazarett nach Kitz- bühel überführt wurde. Nach seiner Amateuraufnahme Josef Meßner jun. mit den Mitterberger- und Häringer Bergknappen am Rerobichi, wo die Ge- sellschaft Schürfrechte erworben hatte, Schürfarbeiten durch, ohne daß es zu einer Inbetriebnahme des Bergbaues am Rerobichl gekommen ist. Nun hat die staatliche Mitterberger Kupferberg- bau-Gesellschaft die Schürfrechte am Rerobichl an eine südafrikanische Berg- baugesellschaft abgegeben. Mitterberg ist eine Alm bei Bischofs- hofen in einem abdachenden Sattel zwischen dem Gainfeidtal im Osten und dem Mühlbachtal im Westen und den Abstürzen des Hochkönigs im Norden und den Abhängen des Hoch- keils im Süden. Ab 1866 wurden nach und nach alle Mitterberger Almweiden, von insgesamt 13 Mühlbacher Bauern, von der Gesellschaft zusammengekauft. Von dem vom Berg- und Hüttenverwal- ter Johann Pirchl, geb. 10. 12. 1825, gest. 8. 6. 1903 (Bruder von Josef Pirchl, geb. 17. 12. 1822, gest. 27. 6. 1906, 1864- Genesung kam er nach Galizien zurück und geriet am 20. Dezember 1914 in Gradno in russische Gefangenschaft. Die ersten Etappen seiner sechsjähri- gen Kriegsgefangenschaft waren die Bleiminen von Murmansk. Von dort wurde er nach Sibirien verlegt. Die unsagbaren Entbehrungen schwächten seinen Körper, so daß er ein ganzes Jahr in einem Gefangenenlazarett zu- bringen mußte. In Sibirien traf er für kurze Zeit seinen Landsmann Hans Meikl, von dem er aber wieder ge- trennt wurde. Längere Zeit erhielt er eine Einteilung als Offiziersdiener und kam auch mit dem nachmaligen Haupt der Ungarischen Räteregierung (1919) Bela Kun (gest. 1937) in Berührung, der die Kriegsgefangenschaft als Ka- dett der k. k. Armee erlebte. Unter den Offizieren, die Meßner zu betreuen hat- te, befand sich auch ein hoher türki- scher Offizier, der an unserem Meßner ‚einen Narren gefressen hatte" und ihn unbedingt mit in die Türkei nehmen wollte und ihm sogar zwei Frauen ver- sprach. Eine treue Schicksalsgemeinschaft verband Meßner im fernen Sibirien mit c1 em deutschen Leutnant Karl Hüttner. Eine kurze Episode, bei welcher die beiden vor dem Lagerkommandanten einen Handel auszutragen hatten, ver- band sie dann zu treuen Kameraden. Mit Hüttner brach Meßner 1920 im si- birischen Lager aus. In monatelangen Märschen, Fahrten auf Kohlentranspor- ten und Ueberwindung unzähliger Hin- dernisse erreichten die beiden glück- lich Moskau, wo sie wieder in ein La- ger gebracht wurden und später die Heimreise über Riva antraten. Von Ri- va aus brachte sie der Dampfer „Stet- tin" von der Ostsee in die Nordsee und 1872 Bürgermeister der Stadt Kitz- bühel) angelegten 40 Joch großen Alm- mahd konnten über den Winter 27 Kü- he auf der Alm behalten werden. Von der Gesellschaft wurden auf der Mitter- bergaim fünf Stollen angeschlagen. 1829 der Mariahilf- und der Petrusstol- len, 1830 der Josefistollen, 1869 der Bar- barastollen und 1892 der Rupertistol- len. 1829 wurde das Mariahilf-Berghaus und 1857 das Josefi-Berghaus erbaut. 1857 wurde auch durch den Schram- bachgraben ein Fahrweg, der sogenann- te Erzweg von Mühlbach auf den Mit- terberg angelegt (alte, mit Autos be- fahrbare Mitterbergstraße). Seit 1969 ist Mitterberg durch eine neue, der Mühlbacher Sonnseite ent- lang führende und mit einer Schwarz- decke versehene Straße mit Mühlbach und Bischofshofen verbunden (Maut- straße). Auf der Mitterberger stehen heute Berghotels und Berghäuser, wie z. B. das Ruperti-Haus des Ex-Weltmei- sters im Skispringen Sepp B r d 1. Die Die Mitterberger Kupferbergbau-Gesellschaft Besitzerin der Schürfrechte am Rerobichi
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