Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 9. Mai 1970 Kitzbtiheler Anzeiger Seite 15 Tyroler Alpenkäse im In- und Ausland - Mollenverwertung - Milch in ver- lorener Packung - St. Johann zu den größten Verarbeitungsbetrieben Österreichs Am Sonntag, 26. April fand im über- füllten Saal des Hotels „Post" in St. Johann die ordentliche Vollversamm- lung der Molkereigenossenschaft für das Geschäftsjahr 1968169 statt. Obmann Vzbi. Georg Oberleitner eröff- nete die Versammlung und begrüßte alle Mitglieder auf das herzlichste. Sein besonderer Gruü galt den Gästen: ,Ait-Landtagspräsident Komm.-.Rat Jo- hann 0 b e r m o s e r. Vertreter der Rau f- eisenzentralkasse für Tirol, NR Paul Landmann, der auch Sommerliefe- rant in der Molkerei St. Johann ist, Dipl.-Ing. Dr. P a r t 1. Direktor der Lan- deslandwirtschaftskammer von Tirol. Dir. Mantel vom Verband landwirt- schaftlicher Genossenschaften Tirols, Dipl.-Vwt. Dir. Berghammer der al- penländischen Milchindustrie, dem Lan- desstellenleiter des Milchwirtschafts- fonds von Tirol Dipl.-Ing. B a 1 d a u f. Oberrevisor Sepp Am b r o s i und dem Vertreter der Marktgemeinde St. Johann \T zbgm. Georg Kummerer. übergehend zur Tagesordnung gab Obmann Ob erleitner nachstehenden Tätigkeitsbericht: Im Berichtsjahr 1968/69 beging die Molkereigenossenschaft St. Johann ihr 40jähriges Bestandsjubiläum. - Schaut man auf diese 40jährige Entwicklung zurück, so führt man sich dankbar das Verdienst jener Männer vor Augen, die in einer Zeit, in der es noch keines- wegs selbstverständlich war, die Milch genossenschaftlich zu erfassen und zu verwerten, weit vorausschauend die In- itiative ergriffen haben und den Grund- stein zu einem Werk legten, welches heute nicht mehr wegzudenken und nicht nur im Inland, sondern auch weit über die Grenzen hinaus bestens be- kannt ist. Studiert man die Geschichte eines Gemeinschaftswerks, so sieht man es immer wieder; nur ernste Zusammen- arbeit aller Beteiligten führt über die meist nicht geringen Anfangsschwie- rigkeiten hinweg, über eine wechsel- voll bewegte Entwicklung hin zum Ziel, einem erfolgreichen Unternehmen, das in echter Wechselwirkung der Ge- meinschaft dient und dem einzelnen nützt. Anfangs war es nur eine Handvoll Männer, die den Betrieb mit einer Ta- gesanlieferung von rund 1000 Litern begonnen haben. Heute zählt die Mol- kereigenossenschaft 461 Mitglieder - mit wenigen Ausnahmen sind alle Milchlieferanten des Einzugsgebietes Mitglieder geworden - und wir ha- ben heute eine Tagesverarbeitung von durchschnittlich 65.000 kg Milch. Zuerst war cine 1nngcame. dann bcr - insbesondere im letzten Jahrzehnt eine stürmische Entwicklung zu ver- zeichnen. Das Aufbauwerk der Genos- senschaft wurde zu einer Entwicklung gebracht, die auch den schärfsten Kri- tiker zu befriedigen vermag. Daß die Genossenschaft nicht auf Hilfe von außen wartend die Mittel zur Rationalisierung des Betriebs auf- gebracht hat, verdient wohl besondere Anerkennung. Damit wurde einem zwin- genden Erfordernis der modernen Markt- wirtschaft im Geiste Raiffeisens Genü- ge getan. Seit nunmehr 19 Jahren, also seit 1951, stehe ich der Genossenschaft als Obmann vor und ich bringe mit Stolz diesen Bericht. Nach kurzer Obmannstätigkeit war es durch das Ausscheiden des damali- gen Betriebsleiters Jakob Hölzl not- wendig, einen neuen geeigneten Be- triebsleiter zu finden und es ist uns dann gelungen, den heutigen Direktor Karl Berktold zu gewinnen und wir haben hier, wie man so sagt, einen wohl absolut sehr guten Griff getan. Betriebsleiter Berktold hatte eigene Vorstellungen, die mit dem Vorstand koordiniert werden konnten. In diesem Zeitraum stand der Vor- stand einige Male vor schwerwiegen- den wichtigsten Entscheidungen. Es war notwendig geworden, eine der wirt- schaftlichen Struktur entsprechende, moderne, neuzeitliche Verarbeitungs- stätte zu schaffen. Dank der Unter- stützung des Genossenschaftsverbandes, der Raiffeisenzentralkasse und insbe- sondere aber der Bau- und Maschinen- abteilung des Milchwirtschaftsfonds ist es gelungen, eine großräumige Verar- beitungsanlage zu schaffen und mit dieser Anlage in Betrieb zu gehen. Es ist von Fachleuten anerkannt, daß dies zu geringen Baukosten geschah. Es muß aber unbedingt erwähnt werden, daß das Verständnis aller Mitglieder, wel- ches in den diesbezüglichen General- versammlungen bekundet wurde, ab- solut gegeben war; allen Mitgliedern gebührt hiefür Dank und Anerkennung. Wohl hatten die Milchlieferanten zur Aufstockung des Grundkapitals Bau- darlehen zu zeichnen, diese waren aber im Verhältnis zu Nachbarmolkereien gering. Dieses Baudarlehen konnten wir verzinsen und bereits zu 70 Prozent und vor dem festgelegten Rückzahlungs- termin zurückzahlen. Die Rückerstat- tung des Restbetrags ist in Kürze vor- gesehen. Immer mehr zwang die Entwicklung zur Entscheidung, welche Betriebsform die Molkereigenossenschaft in HinkLvLft ci1mnn c fl. Im mußte die Entscheidung getroffen wer- den, ob die Betriebsform eines Frisch- milchdurchschieusbetriebes mit der im eigenen Einzugsgebiet aufgebrachten Milch zum Versand in ein Trocken- werk oder die Betriebsform eines Käse- verarbeitungsbetriehes Geltung haben soll. Nach reiflichen Überlegungen ent- schloß sich der Vorstand zu letzterem und gerade dieser Entscheid hat sich als absolut richtig erwiesen. Durch unermüdliche und gewissenhafte Ar- beit gelang es immer mehr, das Ver- trauen in den Betrieb zu festigen und dessen Existenzberechtigung unter Be- weis zu stellen. Die Entscheidung, ein Käseverarbei- tungswerk zu werden, setzte voraus, daß neue Käsesorten entwickelt wer- den mußten, nachdem die auf dem Markt befindlichen Sorten ein Über- angebot darstellten. Bei der Entwick- lung neuer Käsesorten mußte insbe- sondere Rücksicht auf die gegebene Milchqualität des Einzugsgebietes ge- nommen werden. Aber besonders auch darauf, daß der Milchlieferant in sei- nen Fütterungsmethoden nicht einge- schränkt wird. Hier ist zu bemerken. daß z.B. in den Wintermonaten 75 Pro- zent der angelieferten Milch aus Silo- betrieben und noch weitere aus tre- bervergütterten Betrieben stammt. Als im traditionellen Hartkäseland befindlich, waren die Bemühungen dar- auf gerichtet, einen Käse zu entwik- keln, der dem typenähnlichen Tiroler Bergkäse entspricht, nur mit den vom Konsumenten gewünschten Eigenschaf- ten des weichen, geschmeidigen Teiges und des feinen milden Aromas. Zur Erreichung dieses Produktes war es notwendig, eine spezielle Milchbehand- lung aufzubauen, mit der es möglich war, Silomilch und dergleichen zu die- sein als Hartkäse bezeichneten Tyroler Alpenkäse zu verarbeiten. Dies ist nach anfänglichen Schwierigkeiten gelungen und heute findet unser Tyroler Alpen- käse im In- und Ausland besten Ab- satz. War im Jahr 1960, zum Zeitpunkt der Entscheidung also, eine Milchanlie- ferung bzw. -verarbeitung von 6 Mil- lionen Kilogramm zu verzeichnen, so konnte diese durch die geschilderten Maßnahmen in den folgenden Jahren stets gesteigert werden und nun haben wir mit einer Jahresanlieferung bzw. Verarbeitung von 19 bis 20 Millionen Kilogramm zu rechnen. Der Umsatz stieg dementsprechend: Waren es 1960 noch 11 Millionen Schilling, so erwar- ten wir für das Jahr 1970 einen sol- chen von 70 Millionen Schilling. Durch den großen Käseverarbeitungs- betrieb ist ständig mehr Molke ange- fallen, die nicht nur zum Großteil nutz- in den Tnno] fin!i, sondern such
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