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Samstag, 9. Mai 1970 K.itzbüheler Anzeiger Seite 17 Veronika Hager, Oberndorf, 90 Jahre beschlossen, die Abstimmung geheim mit Stimmzettel durchzuführen. Be- reits im ersten Wahlgang erhielt Alt- obmann Oberleitner zur Wiederwahl über drei Viertel der 210 abgegebenen Stimmen und war somit wiederum für die nächste Funktionsperiode zum Ob- mann gewählt. Die Verkündigung des Wahlergebnisses durch die Stimmen- zähler löste großen Beifall aus. Ober- leitner nahm die Wahl an, dankte für das große Vertrauen und versprach, sich auch in Hinkunft mit aller Kraft für die Genossenschaft einzusetzen. Hernach gab Dipl.-Vwt. Bergham - mer, ergh arn- mer, Direktor der Alpenländischen Milchindustrie, einen milchwirtschaft- lichen Situationsbericht, welcher mit großem Interesse aufgenommen wurde. Schließlich sprachen die Gäste Gruß- worte an die Vollversammlung, in wel- chen sie besonders die bisher hohen Leistungen würdigten und dem Ob- mann zur Wiederwahl herzlich gratu- lierten. Sie sprachen davon, daß die Molkereigenossenschaft St. Johann, die weit über die Grenzen der Heimat hinaus bestens bekannt sei, zu einem der größ- ten Verarbeitungs-Betriebe Österreichs zähle, wünschten der Genossenschaft auch für die Zukunft viel Erfolg und versicherten, auch weiterhin der Ge- nossenschaft wohlwollend und unter- stützend zur Seite zu stehen. Nach verschiedenen Wechselreden schloß der Obmann nach 4stündiger Dauer mit einem Dank an alle, die mitgeholfen haben, das Aufbauwerk zu forcieren, die wohlgelungene Voll- versammlung. -- J 1 ST. ULRICH - Theater. Die Nuaracher Bauern- spielgruppe gibt am Sonntag, 10. Mai (Muttertag) das Stück „Der Regierungs- vetter" in 3 Akten von Sepp Falter- maier. Das Stück wurde am 3. Mai aufgeführt und hat großen Anklang ge- funden. Wir freuen uns auf Ihren Be- such. Beginn 20 Uhr! 1. Mai 1540 - 18 Spannen Schnee Einer alten Aufzeichnung eines nicht- genannten Gasteiners ist zu entneh- men, „daß um St. Philipp und Jakobi (1. Mai) der Schnee 18 Span dick" war. Als eine Spanne galt bei ausgespreiz.- ter Hand die Länge zwischen der Spit- ze des Mittelfingers und des Daumens (21/2 cm x 18 = 2.87 m Schnee!) Nach einer alten tYberlieferung wa- ren, als die Kirchberger einmal am St. Philipp- und Jakobitag (1. Mai) mit dem Kreuz auf dem gefrorenen Schnee über die Felder nach Brixen gingen, die Zäune noch vom Schnee bedeckt. Es dürfte dies am 1. Mai 1540 gewesen sein. Anton Flecksberger Am 15. April 1970 vollendete Frau Veronika Hager, Altbäuerin beim Adler in Oberndorf, das 90. Lebens- jahr. Aus diesem Anlaß fanden sich neben den weit verstreut lebenden Fa- milienangehörigen auch Bürgermeister Franz H ö c k und Gemeinderat Josef H a u s e r in Vertretung der Gemeinde und Ortsbauernschaft mit einem Ge- schenkkorb als Gratulanten ein. Am 15. April 1880 auf dem Adlerhof geboren, wuchs sie dort auf und ehe- lichte als Hoferbin den Bauernsohn Matthias Hager vom Burgerhof in Eber- hartling, der im selben Jahr abge- brannt war. Der Ehe entsprossen sechs Kinder, von denen noch vier am Le- ben sind. Matthias Hager war der er- ste Bürgermeister der Gemeinde Obern- dorf, als diese im Jahre 1927 durch Lostrennung von St. Johann selbstän- dig wurde. Schwere Zeiten waren für die Adler- bäuerin die Jahre des ersten Weltkrie- ges, an dem ihr Gatte teilnehmen muß- te. Ein zweiter großer Leidensweg aber begann für sie im zweiten Weltkrieg, als die Söhne einrücken mußten und ihr Gatte 1941 starb. Im Jahre 1959 starb ihr ältester Sohn Matthias Ha- ger jun.; ihm war seine Gattin Barba- ra geb. Mettler, Mutter von fünf min- derjährigen Kindern, schon 1957 im Tode vorausgegangen. Im Jahre 1963 starb der zweitälteste Sohn, der Achenbauer in Going Josef Hager und dessen Sohn Josef Hager jun. starb 1961 in Australien. Am 15. März 1965 stürzte der Enkel der Adlermutter, Josef Kitzbichler, zu dieser Zeit Pächter des verwaisten Adlerhofes, auf einer Winterbesteigung im Wilden Kaiser tödlich ab und bil- dete das letzte Glied der tragischen Unglückskette, die den Adlerhof und somit in erster Linie die Adlermutter getroffen hatte, die selbst durch schwe- re Krankheiten für lange Perioden ans Krankenbett gebunden war und daß die Adlermutter heute noch lebt, ist ein medizinisches Phänomen und kann wohl nur durch ihren eisernen und un- überwindlich scheinenden Lebenswil- len erklärt werden, denn schon vor 23 Jahren wurde sie in der Klinik in Inns- bruck aufgegeben und nach Hause gc- schickt und vor mehreren Jahren rich- tete die Klinik an das Gemeindeamt Oberndorf die Anfrage, wann Frau Ve- ronika Hager gestorben sei. Desglei- chen wurde unsere Adlermutter vor zwei Jahren nach einem Schlaganfall aus dem Bezirkskrankenhaus St. Jo- hann entlassen und man gab sich kei- ner Hoffnungen mehr hin. Die Neunzig- jährige, der in ihrem Leben wirklich nichts erspart geblieben ist, hat seit diesem Schlaganfall das Sprechvermö- gen nicht mehr wiedererlangt, doch ihr Geist ist noch wach und abends ruht sie nicht eher, als bis sie alle ihre En- kelkinder noch einmal gesehen hat. Wie eine echte Adlermutter sorgt sie sich heute noch um ihren Adlerhorst, auf dem sie vor 90 Jahren geboren wur- de und hier, wie auch in aller Öffentlich- keit einer wahren Heldin gleicht. Die Halbschwester der minderjährigen En- kelkinder, Anna Mettler opfert unter Verzicht auf alle Freuden der Jugend und des heutigen Wohlstandszeitalters ihr Leben für die schwergeprüfte Ad- lermutter und für das Wohl und die Erziehung der Waisenkinder und den Weiterbestand des Bergbauernhofes „Adler". Der Dank, der ihr gebührt, ist in Wor- ten nicht auszudrücken und der Lohn, der ihr gebühren würde, in Zahlen nicht auszusprechen. Ihr gebe Gott die Kraft auszuharren und der lieben Adlermutter wünschen wir ein erträgliches Dasein für den Rest ihres arbeits- und opfervollen Le- bens. Veronika Hager entstammt dem be- kannten Geschlecht der Jöchl. Ihr Vor- fahre Andreas Jöchl kaufte das Adler- gut um ca. 1820. Die Hager sind Nachkommen des berühmten Freiheitskämpfers und Zeitgenossen von Andreas Hofer Schüt- zenhauptmann Josef Hager von Obern- dorf. Bezirksmusikfest in Kelchsau Das Bezirksmusikfest der Brixentaler Blasmusikkapellen findet heuer in Kelchsau statt. Die Bundesmusikkapel- le Kelchsau, die auf die Unterstützung aller Ortsvereine zurückblicken kann, hat einen dreitägigen Festablauf ge- plant. Das Fest beginnt am Freitag, 17. Juli und erreicht am Sonntag, 19. Juli mit der Feldmesse, den Wertungs- spielen und einem Festumzug seinen Höhepunkt.
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