Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 20 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. Mai 1970 fene Körperstellen (böses, flüssiges Haupt), dann eine geradezu epidemi- sche Krankheit, die „großer Schen- kel" benannt wurde und der Aussatz. Blattern, Kretinismus, Fallsucht und Taubstummheit sowie durch Unfälle hervorgerufene Krüppelhaftigkeit run- deten dieses Bild menschlichen Jam- mers noch mehr ab. Viele hatten sich am Berge auch so heruntergeschafft, daß sie vor Schwä- che nicht mehr fähig waren, dem Ver- dienste nachzugehen. Angesichts die- ses Elends und bei dem völligen Feh- len einer ordentlichen Sozialversiche- rung, waren die Arbeiter bei Krank- heit und Unglücksfällen, waren die Witwen und Waisen überwiegend nur auf das Mitleid der Unternehmer an- gewiesen. Es war also für einen so- zial denkenden Gewerken mehr als genug zu tun, dieses Leid wenigstens zu mildern. Die Abgabe einer Unter- stützung in Geld oder Lebensmitteln erfolgte gewöhnlich auf Antrag des Bedürftigen oder einer nahestehenden Person desselben, vielfach aber auch auf Veranlassung eines dafür aufge- stellten Gewährsmannes. Neben der Almosenabgabe durch die Gewerken bestand aber noch eine andere Ein- richtung zur Behebung der ärgsten Notstände, nämlich die sogenannte „Bruderlade" der Knappschaft, die Vorgängerin des heutigen Gewerk- schaftsfonds. Ursprünglich war die Zahlung der Beiträge in diese Knapp- schaftskasse freiwillig, später begann durch die wachsende Einflußnahme des Regalherren auf die Bruderlade die Einzahlung der Beiträge verpflich- tend zu werden. Es wurde also den Arbeitnehmern bei jeder Lohnzahlung vom Hutmann ein kleiner Betrag ab- gezogen und je nach den einzelnen Bergordnungen meist dem Bergmei- ster, den Geschworenen und Aeltesten der Knappschaft überantwortet, damit dieselben zum Nutzen der Bedürftigen die Bruderladengelder verwalteten und bei entsprechenden Fällen von Not den Arbeitern Unterstützungen aus- zahlten. Natürlich leisteten auch die Unternehmer zu dieser auch für sie nicht gleichgültigen Einrichtung ihre Beiträge. Es kam aber auch zu Miß- bräuchen. So ist zum Beispiel ein Skandal aus dem Jahre 1583 in Schwaz bekannt. Anläßlich einer gro- ßen Demonstration der dortigen Knap- pen schlossen sich auch 600 Ratten- berger Bergleute der Bewegung an und wählten acht Mann in den ge- meinsamen Streikausschuß. Dieser Ausschuß verfügte über die Bruder- lade als Streikfonds und nannte sich völlig zu Unrecht „die ehrlichen Ge- sellen des Ausschusses am Falken- stein". Diese Ehrenmänner gebrauch- ten nämlich die Gelder der Knapp- schaftskasse nicht für die Interessen derer, die sie vertreten sollten, son- dern verzechten von den für die Lin- derung sozialer Not unentbehrlichen und gemeinsam gesparten Geldern der Arbeiter mehrere hundert Gulden. Wer Gelegenheit hat, sich in die Stellung der Bergbau treibenden Ar- beiterschaft des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts Einblick zu verschaf- fen, der wird mit Staunen feststellen können, daß das damalige Arbeits- recht geradezu modern anmutet, daß die meisten Probleme der Arbeiter- schaft in unserer neuzeitlichen Indu- striegesellschaft schon Jahrhunderte vorher anstanden, grundsätzlich er- kannt aber mangels an Mitteln nur un- zureichend gelöst werden konnten. Sogar die meisten Schlagworte, mit denen die Sozialpartner in den letzten Jahrzehnten zur Durchsetzung ihrer Ziele operierten, sind uns aus der Zeit der Hochblüte des Erzbergbaues in Nordtirol bekannt. Unter diesem wohl- vertrautem Vokabular fehlt nicht ein- mal der Ruf nach „Recht auf Arbeit", als man nämlich mit dem Bergbau immer noch fortfuhr, obgleich dies wirtschaftlich schon sinnlos, ja gerade- zu selbstzerstörend wurde. Man hatte dabei nur mehr das Bewußtsein vor Augen, daß mit der Einstellung der Arbeiten am Röhrerbühel und am Fal- kenstein nicht nur Tausende von Knap- pen und ein Vielfaches an Familien- angehörigen brotlos wurden, sondern in den hoffnungslos übervölkerten Ge- bieten auch alle übrigen emporgewu- cherten Existenzen dieser bergbau- lichen „Treibhauskonjunktur" zugrun- de gingen. Man schreckte also vor zeit- gerechten, etappenweise reduzieren- den Maßnahmen zurück, um dadurch allerdings wieder den Ruin fast aller Unternehmer herbeizuführen. Ein er- hebliches Verschulden traf dabei die Regierung deshalb, weil sie mit Rück- sicht auf die landesfürstlichen Ein- nahmen - die Abgaben waren ja nicht vom Ertrag, sondern von der Produktionsmenge, also vom erhaue- nen Erz (Frohn) und vom geschmol- zenen Metall (Wechsel) zu entrichten - hemmungslos die Bergbautätigkeit immer aufs neue anstachelte und be- strebt war, beide Parteien, Unterneh- mer wie auch Arbeiter, fast schon mit Gewalt am Berge zu halten, also einen immer wieder drohenden Abzug des einen oder anderen Teiles zu verhin- dern. Unter diesen üblen Umständen wurden die Arbeiten solange fortge- setzt, bis ein einigermaßen schmerz- loser Uebergang nicht mehr in Frage kommen konnte und das sogenannte „goldene Zeitalter" am Röhrerbühel und in Schwaz mit furchtbaren sozia- len Folgen und Erschütterungen zu Ende ging. Fortsetzung folgt Feuernotruf 122 für St. Johann /T. Sonntagsdienst der Ärzte im Bezirk Sonntag, 10. Mai 1970 Kitzbühel: Dr. Oswald Benischek, Tele- phon (0 53 56) 24 41. Kirehberg-Brixen: Dr. Heinz v. Liehem Tel. (053 57) 237. Westendorf: Ob.-Med.-Rat Dr. Her- mann Holinsteiner, Tel. 205. Hopfgarten: Dr. Anton Staffner, Tele- phon (0 53 35) 237. St. Johann Fieberbrunn Waidring Kirch- dorf: Dr. R. Müller, St. Johann, Tele- phon (0 53 52) 245. Apothekenbereitschaftsdienst Kitzbühel: Montag, 11. bis Sonntag, 17. Mai Rosenapotheke, Magister Koch, Joch- berger Straße 5, Tel. 0 5356 22 07. Tierärztlicher Sonntagsdienst für den Bezirk Kitzbühel: Gebiet 1 (Hopf- garten. Itter, Westendorf, Brixen, Kirchberg, Reith, Jochberg, Aurach): Dr. Franz Pfeiler, Hopfgarten, Tele- phon (0 53 35) 231. Gebiet II (Kitzbühel, Oberndorf, St. Johann, Going, Eilmau, Kirchdorf, Waidring, St. Ulrich a. P., St. Jakob i. II., Hochfilzen, Fieberbrunn): Küssen-Schwendt: Dr. Hermann Gmei- ner, Tel. (0 53 75) 348. :IKraftfahrzeug-Hilfsdienst 9. und 10. Mai: Fa. HUGO SCHIECHTL Simca-, Skoda-, Volvo-Dienst, Joch- berger Straße, Tel. 2676. ÖAMTC-Abschlepp- und Bergungs- dienst Wilfried SCHWAIGER, Kitz- bühel, Tel. Tag 414 63 - Nacht 30 51. Konzessionierter Berge- und Abschlepp- dienst: AUTO-MÜLLER, St. Johann, Tel. Tag: 05352-455, Nacht: 751. Hebe- und Kranarbeiten jeder Art. Arbö-Pannendienst L KLEINE ANZEIGEN 1 0 ROSEN aller Art, Ziersträucher und Zierbäume, Heckensträucher und Allee- bäume, Koniferen. Diverse Balkonblu- men, Gemüse- und Blumenpflanzen bei Leopold Gasser, Gartenmeister Im Gries 36, 6370 Kitzbühel, hinter Mö- bel Maier, Tel. (0 53 56) 27 49. Tüchtiges Flausmädchen, 20-40 Jah- re, ehrlich, kinderliebend und sauber, für Dauerstellung in 6-Personen-Haus- halt gesucht. Beste Bedingungen und hohe Bezahlung. Vorzustellen ab sofort bei Elisabeth Fischer, Weinkellerei, St. Johann, Tel. 423. Einziehung und Regulierung von Au- ßenständen all. Art durch Inkassobüro Weixibaumer, Kitzbühel, Tel. 25 76. 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