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Samstag, 23. Mai 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Das Kurhaus Kitzböhel wieder geöffnet Nach einer langen und erfolgreichen Wintersaison, in der, egal ob Sonn- oder Feiertag, täglich zwölf Stunden geöffnet war, der anschließenden Ge- neralreinigung, Ueberholungsarbeiten, Zeitausgleich und Urlauben, öffnet das Kurhaus Kitzbühel in dieser Woche wieder seine Pforten. Egal, ob es nun die treuen Sauna- gäste sind, die auf ihr geliebtes Schwitzkammerl warten, die eifrigen Schwimmer oder die Gäste des Moor- bades, viele Einheimische und Fremde freuen sich, wieder ins Kurhaus gehen zu können. Das Hallenbad ist nun wieder täg- lich g- iich von 9-20 Uhr geöffnet. Wasser- temperatur 28 Grad! Bei schönem Wetter lockt die große Sonnenterrasse inmitten des neugestalteten Kurparks. Saunatage für Damen und Herren sind der Montag, Mittwoch und Freitag je- weils ab 13 Uhr bis 21 Uhr. Durch den Vertragsabschluß mit der Tiroler Ge- bietskrankenkasse sollte es nun allen Angestellten und Arbeitern möglich sein, die heilsame und wohltuende Wirkung des Kitzbüheler Moors am eigenen Leibe verspüren zu können. Bei Verordnung durch einen Arzt und der chefärztlichen Genehmigung steht einer Moorbadekur nichts mehr im Wege. Die Abrechnung erfolgt direkt mit der Krankenkasse. Es muß aber nochmals darauf hingewiesen werden, daß bisher nur mit der Tiroler Ge- bietskrankenkasse ein Vertragverhält- nis besteht. Bei allen anderen Kran- kenkassen und Privatversicherungen erfolgt die Abrechnung durch den Kun- den. Unsere Gäste erhalten an der Bä- derkasse eine Quittung über einge- Ein literarischer Abend, den der Lei- ter der Kitzbüheler Volkshochschule Viktor Krones gemeinsam mit Hugo Bonatti veranstaltete, galt dem öster- reichischen Epiker Heimito von Dode- rer. Als Interpreten hatte man Helmut Wlasak und Sonja Höfer vom Landes- theater Innsbruck gewonnen. Bonatti wählte für seinen Einführungsvortrag ein philosophisches Thema und ver- zichtete auf biographische Details. Er sprach über den Begriff der „Apper- zeption", der in der pointierten For- mulierung Doderers unversehens zu ei- nem geistreichen AperQu wurde. Bo- nattis Ausführungen über Eigengesetz- lichkeit und Disziplin der Sprache ver- rieten seine starke Affinität zur sen- siblen Vorstellungswelt des Dichters. „Apperzeption", „Geöffnet-Sein" gegen- über der Außenwelt, „Anatomie des Augenblicks", dies alles bedeutete für nommene Kuranwendungen und kön- nen diese der Versicherung zur Ab- rechnung vorlegen. Für Massagen, Unterwassermassage und Fußpflege ist es vorteilhaft, sich frühzeitig anzumelden. Im Laufe der nächsten Wochen wer- den im Hallenbad wieder einige Schwimmkurse durchgeführt. Als er- ster Kurs steht ein Kinderschwimm- kurs auf dem Programm. Kinderschwkumkurs im Hallenbad Kitzbühel Wie schon in den vorangegangenen Jahren, findet auch heuer wieder im Hallenbad Kitzbühel ein Kinder- schwimmkurs statt. Unter der fach- kundigen Anleitung der beiden staat- lich geprüften Schwimmlehrer Hans MOLTERER und Hermann SCHU- STER können ab Mittwoch, 27. Mai Volks- und Hauptschüler Schwimm- unterricht nehmen. Der Kurs umfaßt 10 Lektionen und wird jeweils am Nachmittag durchgeführt. Kursbeitrag 100 Schilling plus Eintritt ins Hallen- bad jeweils 10 Schilling. Anmeldungen ab Freitag, 22. Mai an der Bäderkasse des Hallenbades. Alle Eltern von Kindern, die noch nicht oder nur unsicher schwimmen können, sollten ihren Kindern die Teil- nahme ermöglichen. Gerade in den großen Ferien schlägt der nasse Tod immer wieder zu. Unsere Devise lautet daher: Schach dem nassen Tod! Es soll im Bezirk Kitzbühel bald keine Nichtschwimmer mehr geben. Michael Horn Bitte beachten Sie auch unser Inserat! den großen Humanisten Doderer mehr als eine Schlüsselposition: die funda- mentale Voraussetzung, welche allein imstande war, den Gestaltungsprozeß zu stimulieren, ja eigentlich erst aus- zulösen. Mancher Experte mochte bei diesem Vortrag vielleicht die charmante wie- nerische Note, die Atmosphäre der „glücklichen" zwanziger Jahre, jener Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, vermissen, die Doderer in seinen reprä- sentativen Romanen unübertrefflich eingefangen hat. Aber weder von der verführerischen Lethargie der Wiener Landschaft, noch von den wehmütigen Gedankenausflügen in die jüngste öster- reichische Vergangenheit war hier die Rede. Eine individuelle Programmaus- wahl zeigte vielmehr die hintergründi- ge, mitunter bitterböse Kehrseite von Doderers artistischem Prosastil, der keineswegs nur auf äologischen Ton gestimmt war. Sonja Höfer las zunächst die Novelle „Zwei Lügen oder eine antikische Tragödie auf dem Dorfe", eine banale Mordgeschichte, die im bäuerlichen Mi- lieu spielt. Die Künstlerin vermochte allerdings den Gegensatz zwischen der Brutalität des Themas und der ge- schliffenen literarischen Diktion nicht zu überbrücken. Umso überzeugender gelang ihr der Vortrag des ersten Ka- pitels „Die Heilungen" aus dem Roman „Die Merowinger". Bei dieser grimmi- gen Satire auf die „außermedizinsche Therapie von Wutkranken" kamen ih- re Nuancierungskunst und ihre paro- distische Begabung eindrucksvoll zur Geltung. Helmut Wlasak überbot an diesem Abend sich selbst. Erst durch seine Interpretation lernte man den Surreali- sten Doderer auch als einen sprach- gewaltigen Meister des Schwarzen Hu mors kennen. An dem Temperament des brillanten Schauspielers entzünde- te sich das Feuerwerk des Witzes, leuch- teten die Pointen auf, überschlugen und übersteigerten sich die Wortkaska- den zu atemberaubender Wirkung. Schon allein die Paraphrase auf das „Hausmeisterunwesen zu Wien im Jah- re 1857" erwies sich als ein Kabinett- stück der Rhetorik. Den vollendeten Abschluß dieses Dichterabends aber bildete eine psychologische Studie über das totale Versagen der englischen Spießbürgermoral angesichts eines prallgefüllten verschlossenen Tresors: „Die Peinigung der Lederbeutelchen". Doderer empfand sich selbst nie- mals als eine späte Inkarnation Adal- bert Stifters, mit dessen vormärzli- cher Stimmungslage man seine sou- veräne Kunst der „Apperzeption" zu Unrecht verglichen hat. Maria Hromatka, Kitzbühel Hier spricht die BTV „Wer rastet, der rostet". Dieses Sprichwort gilt auch für Geld. Ganz besonders, wenn unsere immer höher werdenden Ansprüche steigende Le- benskosten mit sich bringen. Darum sollte man sein Geld arbeiten lassen, damit es neues Geld dazuverdient. Zum Beispiel im Erfolgssystem 100, einem System zur Vermögensbildung von kleinsten Anfängen an. Erfolgs- system-Pläne im Gesamtausmaß von mehr als 180 Millionen Schilling wur- den bereits abgeschlossen. Die monat- lichen Einzahlungen liegen zwischen 100 und 1500 Schilling. Grund genug, um die eigene Situation mit einem BTV-Anlageberater zu besprechen. Das meint die Bank für Tirol und Vorarl- berg, ein Partner, mit dem Sie Erfolq haben. Dichterlesung Heimito von Doderer in Kitzbühel am 5. Mai 1970
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