Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 30. Mai 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 Die Wirtschaft im Bezirk Kitzbühel Die Landwirtschaft im Bezirk Kitzbühel - Beiträge zur Regionalpolitik 5. Fortsetzung und Schluß Die Landwirtschaft als Auftraggeber für Industrie und Gewerbe: Für Neu- und Umbauten von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Errichtung von Alpgebäuden, Düngersammelanla- gen, Silos usw. werden von den Bau- ern des Bezirkes Kitzbühel jährlich mindestens 30 Millionen Schilling auf- gewendet. Fast ebenso hoch sind die jährlichen Investitionen für Mechanisierung und Rationalisierung in Haus, Hof und Feld. Für den Bau von Güterwegen, Wald- und Almwegen belaufen sich die jähr- lichen Kosten auf rund 10 Millionen Schilling. Dies sind nur einige Beispiele für die beachtliche Investitionstätigkeit der Landwirtschaft des Bezirkes. Da- zu kämen noch wesentliche Aufwen- dungen für die laufende Betriebsfüh- rung, wie Treibstoff, Reparaturen, Fut- termittel, Handelsdünger usw. Auch ein Großteil der privaten Be- dürfnisse einschließlich der Ernährung muß heute im Zeitalter der Markt- wirtschaft von den Bauernfamilien zu- gekauft werden. Die Erhaltung eines investitionsfreu- digen und kaufkräftigen Bauernstan- des liegt also auch sehr im Interesse der Gesamtwirtschaft und es zeigt sich wieder deutlich die enge wirtschaft- liche Verknüpfung. Landwirtschaft - Bodenerhaltung und Ernährungssicherung. Es ist unvermeidlich, daß bei zu- nehmender Industrialisierung, Verbau- ung und Verkehrsdichte der Land- wirtschaft laufend Boden entzogen werden muß. Leider läßt sich feststel- len, daß dabei hauptsächlich ebene und qualitätsmäßig gute Gründe eine Ver- ringerung erfahren. Wir dürfen dabei aber nicht übersehen, daß dies auch jene Böden sind, die für die Führung einer zeitgemäßen Landwirtschaft zu- künftig dringend notwendig sein wer- den. Die Notwendigkeit der Erhaltung der heimischen Landwirtschaft wurde ja bereits begründet. Ein regionaler Entwicklungsplan, in dem alle Wirtschaftszweige harmo- nisch ineinandergreifen, muß deshalb auch darauf Bedacht nehmen, daß schließlich nicht nur landwirtschaftli- che flächen übrig bleiben, die boden- und geländemäßig für die Bewirt- schaftung ungünstigste Voraussetzun- gen bieten. Es muß deshalb noch mehr über- legt werden, wie für Verbauungszwek- ke, Sportanlagen, Straßen usw. vor- rangig solche Gründe herangezogen werden können, die für die landwirt- schaftliche Nutzung weniger geeignet sind. Es sei in dem Zusammenhang nochmals darauf verwiesen, daß der Wert einer gewissen Eigenversorgung aus dem engeren Bereiche nicht un- terschätzt werden darf, wie auch Fach- leute betonen, denen es sonst absolut nicht an großräumigem Denken man- gelt. Landwirtschaft - Landschafts- schutz und -erhaltung. Mit steigender Bevölkerungsdichte und positiver Wirtschaftsenwicklung gewinnen der Landschaftsschutz, Schutz der Gewässer und Quellgebiete immer mehr an Bedeutung. Die Landwirtschaft kann ihrerseits durch Beistellung von Grund für Wild- bach- und Tjferverbauungen, Auffor- stungen in Quelleinzugsgebieten, pfleg- liche Waldbewirtschaftung usw. einen Beitrag zur Sicherung der Wohngebie- te, der Wasserversorgung und des Landschaftsbildes leisten. Auch auf dem Bausektor wird die Landwirtschaft weiterhin bemüht sein, beim Bau von Wohn- und Wirtschafts- gebäuden, sich an eine gewisse land- schaftsgebundene Form zu halten. Al- lerdings verlangt die Modernisierung der Landwirtschaft, genauso wie auf dem Gewerbesektor, in manchen Fäl- len diesbezüglich gewisse Zugeständ- nisse. Es wäre nun ungerecht und wirtschaftlich nicht vertretbar, den Bauern einseitig in der baulichen Ent- wicklung auf Kosten einer rationellen Bewirtschaftung zu belasten. III. Zusammenfassend hat die bäuer- liche Berufsvertretung des Bezir- kes Kitzbühel für die Stellung der Landwirtschaft im Rahmen des vorliegenden regionalen Entwick- lungsplanes folgende Ansichten, Wünsche und Vorschläge: 1. Der starke Trend zu außerlandwirt- schaftlichem Zusatzerwerb spricht für sich und ist eine Realität, mit der auch in Zukunft zu rechnen sein wird. Da die Wirtschaft im Zuge der Weiter- entwicklung diese Arbeitskräfte braucht, daneben aber diesen Bauern die Bewirtschaftung ihrer Höfe auch weiterhin möglich sein soll, muß die- sem Umstand Rechnung getragen wer- den. Dies durch günstige Arbeitszeiten und vor allem nahegelegene Arbeits- plätze. Zum Beispiel gibt es im Bezirk Gebiete, wo genug Angebot an solchen Arbeitskräften vorhanden wäre, die nötigen Arbeitsplätze aber fehlen (z. B. Kelchsau, Berggebiete von Hopfgar- ten, Westendorf, Kirchberg, Kössen— Schwendt, Pillersee, St. Johann-Wlnkl) Die Erhaltung der Bergbetriebe muß gerade in einem Fremdenver- kehrsgebiet allen Bevölkerungskreisen ein Anliegen sein. Die wegemäßige Er- schließung dieser Gebiete, als eine Grundvoraussetzung zur Sicherung dieses Kulturraumes, muß ehestens verwirklicht werden. Für die Erhal- tung und Schneeräumung dieses Wege- netzes wäre seitens der Oeffentlich- keit entsprechende Hilfe zu leisten. Die Landwirtschaft wird auch wei- terhin dem Ausbau von Fremdenver- kehrseinrichtungen Interesse und Ver- ständnis entgegenbringen. Sie darf da- für aber auch gerechte Entschädigun- gen bei Zurverfügungstellung von Bo- den und Entgegenkommen bei der Er- richtung des wichtigen Nebenerwerbs- zweiges Fremdenverkehr im eigenen Bereiche erwarten Die bestmögliche Ausbildung der Hofübernehmer und weichenden Bau- ernkinder ist ein besonderes Anliegen der Landwirtschaft, wobei vor allem die Schaffung möglichst vieler Bil- dungseinrichtungen im Bezirk unter- stützt werden muß. Der rechtzeitigen und umfassenden Berufsberatung wird ebenfalls größte Bedeutung zugemessen. Bei der Anlage von Straßen, sonsti- gen öffentlichen Einrichtungen und Festlegung von Wohngebieten muß, wenn irgend möglich, die Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen berück- sichtigt werden, die auch in Zukunft zeitgemäß bewirtschaftet werden kön- nen. Es sollen hier in erster Linie land- wirtschaftlich minderwertigere Flä- chen herangezogen werden, wenn auch die Aufschließungskosten meistens hö- her liegen. Eine immer mehr in die Gesamt- wirtschaft integrierte Landwirtschaft sollte auch in absehbarer Zeit weit- gehend an das Telefonnetz angeschlos- sen sein. Es liegt dies auch vielseitig im allgemeinen Interesse. Aehnlich der Elektrifizierung muß aber hier ein La- stenausgleich stattfinden, der den Te- lefonanschluß auch den verkehrsent- legeneren Bauern und Siedlern finan- ziell ermöglicht. Im Bauwesen muß auch den Bedürf- nissen einer modernen und höhertech- nisierten und rationalisierten Land- wirtschaft Rechnung getragen werden. Im Zuge der Weiterentwicklung un- serer Wirtschaft und Gesellschaft sind immer mehr Verbote und Beschrän- kungen kaum mehr zu vermeiden. Bei der Bewirtschaftung eines Landwirt- schaftsbetriebes ergeben sich daraus oft besondere Härten. (z. B. Viehtrieb, Lärm, Geruch usw.). Die Landwirt- schaft sollte hier bei allen Bevölke- rungskreisen Verständnis für naturge- gebene Notwendigkeiten und Schwie- rigkeiten finden. Die erste und wichtigste Aufgabe der
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