Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 30. Mai 1970 Kitzbtlheler Anzeiger Seite 7 ten will, die Sympathie aller Tierfreun- de gewinnen wird. So war diese Früh- jahrstagung in Salzburg natürlich an- getan, der österreichischen Bundes- regierung aus vollem „Tierschutzher- zen" dafür zu danken, daß sie endlich ein modernes und fortschrittliches Bundesstrafgesetz zum Schutze der Tiere angekündigt hat. Die Delegierten beschlossen, einstimmig an Bun- deskanzler und Justizminister Dank- telegramme zu senden. Von der Ar- beitstagung wurde Dr. Ganster beauf- tragt, mit dem Bundeskanzler bei sei- nem Besuch in Kitzbühel im Juni wei- ter in Kontakt zu bleiben und ihm die Vorstellungen der österreichischen Tierschutzvertreter vorzutragen. Selbst- verständlich ist dieses Gesetz noch nicht Wirklichkeit, sondern bedarf der Zustimmung des Parlaments. Im Mittelpunkt der Tagung stand diesmal ein ausgezeichnetes Referat von Oberveterinärrat Dr. Walla. Walla ist Direktor am Schlachthof St. Marx in Wien und ist außerhalb seiner Amts- tätigkeit Kleintierpraktiker. Er betreut das Katzenheim in der Freudenau und ist Vereinstierarzt im Katzenklub mit seinem Präsidenten Prof. Eybner. Dr. Walla hatte schon im Herbst in Wien für die damalige Arbeitstagung ein viel- beachtetes Referat über den Neubau des Schlachthofs St. Marx vorbereitet, über welches im „Kitzbüheler Anzei- ger" kurz berichtet wurde. Im Prinzip sieht Walla die tierschützerische Pro- blematik bei den Tiertransporten in einem Stress der Tiere durch die mo- dernen Tierhaltungen. Sowohl die Hoch- leistungsrinder wie die intensivgemä- steten Tiere werden praktisch bewe- gungsunfähig. Die intensive Stallhal- tung des Leistungsrindes und die in- tensive Stallhaltung der Schlachttiere, sowohl Schweine wie Rinder und Käl- ber, basiert auf einer bewußten mög- lichst eingeschränkten Bewegungsmög- Mann stark und war im Hause Nr. 73 des Johann Schweinester (heute Hotel Theresia) gegen 80 Gulden Mietzins un- tergebracht. 1873 wurde der Posten in das Haus Nr. 4 des Franz Müller gegen 180 Gul- den verlegt. (Haus Stanger in der Hin- terstadt) und 1899 in das Haus des Goldschmiedes Michael Meßner in der Vorderstadt. 1873 Bahnbau der Kaiserin-Elisabeth- Bahn von Salzburg bis Wörgl (später nach deren Tochter in Giselabahn um- benannt). Am 14. Feber wurde der Bau- vertrag abgeschlossen und zweieinhalb Jahre später war der sogleich in An- griff genommene Bau fertiggestellt. Am 22. November 1875 begann die Kollau dierung. 1874 wurde der hier stationierte Be- zirksgendarmeriekommandant Johann N i k 1 a s mit dem Silbernen Verdienst- kreuz mit Krone ausgezeichnet. 1878, am 22. Juli, wurde der Posten lichkeit der Tiere. Die Bewegungs- organe verkümmern dadurch derma- ßen, daß eine erzwungene Bewegung von und zum Auf- und Abladeplatz der Tiere auch für kurze Wegstrecken mit intensiven Schmerzen verbunden ist und tierquälerisch beurteilt werden muß. Im neu zu bauenden Viehzentrum St. Marx werden diesen Umständen be- reits entsprechende Einrichtungen ge- schaffen. So werden die Verlade- und Abladerampen hydraulisch hebe- und senkbar gebaut. Die Tiere werden über Fließbänder zu den Schlachtstätten ge- liefert und so praktisch jeder Schritt der Schlachttiere vermieden. Eine Re- form wird bei den Transporten auf der Straße notwendig. So widerspricht es der fachlichen Erfahrung, daß Vieh- transporte auf der Autobahn eine Ge- schwindigkeitsbeschränkung von 50 km haben. Solche Beschränkungen sind für kurvenreiche Straßen richtig, aber nicht für Autobahnen, über welche man be- strebt sein sollte, die Tiere möglichst schnell und nicht möglichst langsam an ihren Bestimmungsort gelangen zu lassen. Eine ähnliche unsinnige Be- stimmung gibt es über die Abdeckung mit Plane im Winter für Schweine- transporte. Tatsächlich gibt es für Schweine keine ärgere Qual, als anein- ander im Dunst und in der Hitze trans- portiert zu werden. Auch im Winter ist bei Schweinetransporten eine gute Durchlüftung notwendig. Dr. Walla brachte in seinem Referat ein umfang- reiches statistisches Material über die Verluste bei Tiertransporten und unter bestimmten Bedingungen und Jahres- zeiten. Ein zweites tierschützerisch origi- nelles Referat brachte Veterinärrat Dr. König, Obmann der Liga gegen Tier- quälerei und Mißbrauch der Tierver- suche. Die „Liga" wird im Herbst eine für ganz Österreich zugängliche Ak- tion der Tätowierung von Hunden und Kitzbühel und am nächsten Tag der Posten St. Johann durch Se. Exzellenz Gendarmeriebezirksinspektor Giesi von Gieslingen visitiert. Im Herbst 1889 wurde in Kitzbühel ein Raubmord verübt. Bez.-Gend.-Kmdt. Johann Niklas hat den Täter in der Person des Abraham Rachel eruiert. Dieser wurde schuldig erkannt und zum Tode durch den Strang verurteilt. Die Todesstrafe wurde dann aber im Gnadenwege in eine 18jährige Kerker- strafe umgewandelt. 1910: Am 16. September wurde der Bezirksgendarmeriekommandant Jo - hann T h o m a mit dem Silbernen Ver- dienstkreuz mit Krone ausgezeichnet. 1911: herrschte im ganzen Bezirk die Maul- und Klauenseuche, an welcher sehr viele Tiere verendeten. Deshalb wurde in Jochberg eine Gendarmerie- Expositur errichtet. 1912: Am 8. und 9. Mai trat infolge andauernder starker Regengüsse und Katzen durchführen. Sinn dieser Ak- tion ist, die Tiere durch eine Tätowie- rung in der Schenkelfalte der Haut (Katzen im Ohr) lebenslänglich zu kennzeichnen. Die Kennzeichnungen, welche nach dem Prinzip der Autonum- mern organisiert werden, sollen die Identifizierung von zugelaufenen Hirn- den und Katzen ermöglichen. Dazu werden die Nummern und Daten der Besitzer in einem Computer gespei- chert. Die Kennzeichnung kann ab Herbst jeder österreichische Tierarzt mit einer von der Liga zur Verfügung gestellten Tätowierungszange durch- führen. Natürlich in lokaler Betäubung und nach Verabreichung eines Trans- qilizers. Jeder Gendarmerieposten und jede Polizeidienststelle wird für diese Aktion Unterlagen bekommen. Es ge- nügt dann nur ein Anruf bei der „Liga", wo in einigen Minuten der Besitzer des Findlings bekanntgegeben wird. Für diese Aktion soll der Besitzer pro Jahr 50 Schilling bezahlen. Ob diese an sich ausgezeichnete Idee in ganz Österreich den richtigen Erfolg haben wird, dar- über waren die Delegierten recht skep- tisch. Einen recht guten Beitrag brachte Dr. Mikulicz zur Kettenhundehaltung. Es wurde von den Delegierten ein- stimmig beschlossen, ein diesbezügli- ches Gesetz in Dänemark als Empfeh- lung den österreichischen Landesregie- rungen zeigen zu lassen. Am Rande der Tagung war auch ein Tiroler Erfolg zu verzeichnen. Die Ver- treter der Tiroler Tierschutzvereine, Tierschutzverein für Tirol 1881. Tier- schutzverein Kufstein, Tierschutzverein Kitzbühel und der Osttiroler Tier- schutzverein, beschlossen, noch Anfang Juni zu einer vorbereitenden Sitzung über eine künftige Dachgemeinschaft für Tirol zusammenzukommen. Zusammenfassend kann man dieser Frühjahrstagung die Bedeutung eines der hiedurch bewirkten Schneeschmel- ze auf den Bergen eine Hochwasser- katastrophe ein, durch welche in den Gemeinden Kitzbühel-Land, Aurach, Reith, St. Johann und Going bedeuten- der Schaden verursacht worden ist. In St. Johann arbeitete das III. Pio- nierbataillon, um die Ache, welche stel- lenweise einen anderen Lauf genommen hatte, wieder in das alte Flußbett zu- rückzudrängen. In Aurach und Kitzbühel-Land arbei- tete eine Kompanie Kaiserjäger. Am ärgsten waren das Badgasthaus, das Wegmacherhaus in Kitzbühel-Land und das beim Wehrdurchlaß in Kitzbühel- Stadt stehende Wohnhaus des Johann Bankeri der Ueberschwemmungsgefahr ausgesetzt. Die Reichsstraße von Kitz- bühel bis Aurach wurde in einer Länge von 400 Meter weggerissen und mußte bis zur Fertigstellung einer Notstraße der Fuhrwerksverkehr eingestellt wer- den. Ebenso von Kitzbühel nach St. Jo-
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