Kitzbüheler Anzeiger

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Von der Jahreshauptversammlung der Norikerzüchter in Reith Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 6. Juni 1970 Am Pfingstsamstag versammeiten sich die Pferdezüchter des Kitzbüheler No- ri kerzuchtvereins beim Reitherwirt. Der Hausherr und Obmann des heimischen Tiroler Pferdezuchtvereins Josef Jöchl führte den Vorsitz der Jahreshaupt- versammlung, welche vorzüglich un- ter dem Eindruck des ausgezeichneten Referates des Verbandsgeschäfsführers Josef Waldhart stand. Mit besonderer Herzlichkeit begrüßte Obmann Jöchl den Verbandsgeschäfts- führer und teilte der Versammlung mit, daß es für die Tiroler Pferdezüch- ter eine große Freude war, beim gro- ßen Fest der Norikerzüchter in Wörgl Waldhart für seine Verdienste einer 25jährigen Tätigkeit neben Altobmann Graus geehrt und ausgezeichnet zu sehen. Bekanntlich wurde Altverban'ds- obmann Graus zur Verleihung des Ti- tels Oekonornierat im Rahmen der Verbandshauptversammlung in Wörgl spontan wie in einem Volksfest ge- ehrt. Es war daher geradezu eine sich anbietende Selbstverständlichkeit, daß der treue Mitarbeiter und so erfolg- reiche Organisator des Tiroler Pferde- zuchtwesens Josef Waldhart für seine Verdienste ebenfalls geehrt wurde. Bei solchen festlichen Gelegenheiten, kom- mentierte dazu Obmann Jöchl, emp- finde man den echten kameradschaft- lichen Züchtergeist, wie er besonders bei den Noriker Pferdezüchtern im- mer schon bestanden habe und immer bestehen bleiben werde. Der, Noriker Pferdezüchter schätzt die Züchterfrei- heit! Bei den Noriker Pferdezüchtern gibt es keine autoritären MethodenL Die Noriker Pferdezucht, sagte Ob- mann Jöchl, hat seinen Züchtern in den großen Zeiten der Pferdezucht die volle Marktfreiheit gelassen und ist auch in Krisenzeiten der Pferdezucht bei diesem Prinzip der absoluten Züch- terfreiheit geblieben. Nach den Berichten des Vereins- geschäftsführers Tierarzt Dr. Oskar Gans:ter trug Verbandsgeschäftsführer Josef Waldhart sein Referat vor. Zur Lage des österreichischen Pferde- marktes verglich der Verbandsgeschäfts- führer das statistische Zahlenmaterial. Wenn man bedenkt, daß im Jahre 1956 der gesamtösterreichi.sche Pferdebestand - also Pferde aller Rassen - 156000 betrug und heute auf 52.660 geschrumpft ist, so ist dies ein Rückgang auf ein Fünftel. In Tirol ist die Rückgangs- bewegung nicht ganz so kraß. Denn mit Osttirol besitzen wir immerhin noch 4037 Pferde aller Rassen. Im Ver- gleich dazu war der Gesamtpferde- bestand vor 1938 8000. Nach dem zwei- ten Weltkrieg war die Blütezeit der Pferdezucht. Man bekam damals für 2 Pferde einen Traktor. Allerdings wa- ren diese Zeiten durchaus nicht nor- mal. Heute ist der Tiefpunkt der, Pferdezucht überwunden. Man kann sogar offen dafür werben, daß die Pferdezucht wieder in den lukrativen) Bereich der landwirtschaftlichen Ren- tabilität gerückt ist. Die NorikerPferde- züchter sind in den vergangenen Jah- ren des ständigen Rückganges der Pferdezucht durch die Motorisierungs- welle besonders betroffen gewesen. Das Norikerpferd ist kein Liebhaberpferd, sondern ein praktisches Arbeitspferd. Allerdings: Das derzeit ideale Univer- salpferd in der Landwirtschaft! Die Noriker Pferdezüchter konnten daher nicht mit irgendwelchen Konjunktur- wellen und Marktzufällen spekulieren, sondern mußten den wirtschaftlichen Strukturwandel in der Landwirtschaft so mitmachen, wie es in einer freien Marktwirtschaft in allen Bereichen der Viehzucht ein ungeschriebenes Gesetz ist. Dieses Gesetz heißt: Züchte was der Markt verlangt! In den Jahren des Strukturwandels haben sich die echten Pferdezüchter des Norikerpferdes nicht entmutigen lassen. Sie haben sich ela- stisch der Marktlage angepaßt und an, der Zuchtveredelung des Tiroler No- rikerpferdes gearbeitet. Heute macht sich diese souveräne Einschätzung der, Marktsituation im Sinne des Begriffs bezahlt. Die Durchschnittspreise für, Noriker Zuchtstuten liegen von '15.000 bis 18.000 Schilling. Diese Züchter-, preise sind echte Preise und keine sporadischen Liebhaberpreise. Eine be- sondere Rentabilität der Noriker-Pf er-, dezucht besteht im ausgezeichneten Marktpreis für Noriker-Fohlen. Im Vorjahr betrug der Durchschnittspreis für Schlachtfohlen in Tirol 4512 Schil- ling. Dieser Preis wird heuer noch an- steigen. Die Hauptabnehmer der Nori- kerpferde sind die Pustertaler Bauern. Eine trächtige Stute kann ins Puster- tal mit besten Preisen verkauft wer- den, weil in Italien die Pferdepreise und besonders die Preise für Schlacht- fühlen bekanntlich sehr hoch sind. Der. Südtirol.er Bauer bevorzugt daher 'das, trächtige Norikerpferd. Man rechnet' heuer mit einem Spitzenpreis für Schlachtfohlen bis 7000 Schilling! Auch die Noriker-Schlachtpferde kommen im Export leicht auf 10.000 Schilling. Wenn. man bedenkt, daß in den Umstellungs- gemeinden 25 Prozent Ankaufsbeihil- fen für Zuchtstuten bis 7 Jahre und Fohlen und Jährlinge im Zuge der Fesselungsaktion geleistet werden, so ist die Austauschbestrebung zu jünge- ren und besseren Zuchtpferden tat- sächlich lukrativ. Das Noriker-Zuchtpferd hat also nicht nur seinen Tiefpunkt im Zuge der landwirtschaftlichen Motorisierungswel le überwunden sondern ist ZU einem echten stabilen Marktwert zurückge- kehrt. Der weitsichtige Züchter hat diesen \Vendepunkt geahnt und hat an seine heimische Pferdezucht ge- glaubt und ihr die Treue gehalten. Das Tiroler Norikerpferd war nie ein spe- kulatives Zuchtobjekt und wird es nie werden. Wenn heute die Norikerpfer- de wieder zu Spitzeripreisen kommen. so sind diese Preise der Lohn für eine lange Durststrecke der Tiroler Nori- ker-Pferdezüchter Diese Preise sind jetzt stabile Nutzpreise, wie sie der Markt verlangt und auch bietet. Man sollte, beendete Waldhart sein Refe- rat, diesem Wert der Noriker-Pferde- zucht noch viel mehr Bedeutung bei- messen. Im Winter sei es für, manchen Bauern rentabler, den Traktor stehen zu lassen und dafür das Norikerpferd einzuspannen. Sowohl dem Traktor wie dem Pferd würde eine solche Winter- umstellung guttun. Nach einer Lebhaften Debatte der Züchter zu Tagesfragen beendete Ob- mann Jöchl eine gute, eine erfrischen- de und eine hoffnungsvolle Pferde- zuchtversammlung. Dr. 0. G. TURNVEREIN KITZBÜHEL ‚ Volkslauf und Wandertag in Kitzbühel Der Turnverein Kitzbühel veranstal- tet heuer zum dritten Male den Kitz- büheler Volkslauf und an Stelle eines Volksmarsches einen Wandertag am Sonntag, 28. Juni 1970. Um der Veran- staltung einen entsprechenden Anreiz zu geben, werden die Laufbewerbe im Raum Schwarzsee (Start und Ziel beim Stadtbad) durchgeführt werden. Auf dem Programm stehen ein Gelände- lauf rund um den Schwarzsee von zir- ka 4 km Länge sowie kürzere Lauf- strecken für Frauen, Jugend, Kinder und alle Altersklassen. Der Nachmittag desselben Tages ist dem Wandern gewidmet. Es wurde ei- ne schöne Wanderstrecke festgelegt im Bereich des Bichlach. Für das Laufen sind die Sollzeiten so festgelegt worden, daß nahezu je- dermann diese erfüllen müßte. Für das Wandern ist keine absolute Sollzeit festgelegt. Hier ist die Zeit so bemes- sen, daß bequem jeder (selbst nach Einnahme einer Jause auf der Weg- strecke (Gieringer Weiher, Steuerberg etc.) rechtzeitig im Ziel sein kann. Im übrigen sieht man schon viele junge Kitzbüheler täglich im Training am Schwarzsee. Uebungmöglichkeit ist jederzeit am Schwarzsee möglich. Treffpunkt etwa 18.30 Uhr. Näheres erfahren Sie im nächsten „Kitzbüheler Anzeiger"!
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