Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 20. Juni 1970 Der Bezirk Kitzbühel ist nicht nur für die Erdgeschichte und den seit der Hallstattzeit betriebenen Kupferberg- bau, sondern dank den Forschungen Josef Traunsteiriers, Anton Sauters und besonders Franz Ungers, der 1836 die Beziehungen zwischen Gestein und Pflanzendecke ausführlich und schon in einer Karte dargestellt hat, auch für die Vegetationskunde klassischer Bo- den. Zwischeneiszeitliche Pflanzenreste sind in den Schieferkohlen um Hopf- garten erhalten und auf eiszeitlichen, die Gletscher überragenden Gipfeln konnten manche Pflanzen mindestens die letzte Eiszeit bis heute überdauern. Für die spät- und nacheiszeitliche Vege- tations- und Klimageschichte sind See- und Moorablagerungen, wie die bisher besonders am Schwarzsee untersuch- ten, ein erst teilweise erschlossenes Archiv. Die heutige Pflanzendecke lei- det unter den rasch zunehmenden Ein- griffen der Technik, kann aber bei rechtzeitigem Eingreifen des Land- schafts- und Naturschutzes eine dau- ernde Quelle sowohl weiterer For- schung und Belehrung wie auch der gesamten Wirtschaft zum Nutzen der Allgemeinheit bleiben. Die eigentliche Forschung der Flora beginnt in Kitzbühel mit dem Drei- gestirn Josef Traunsteiner (1798 bis 1850), Apotheker in Kitzbühel, Anton Eleutherius Sauter (1810 bis 1881) aus Großarl, Stadtarzt in Kitzbühel und dann in Bregenz und Franz Unger (1800 bis 1870), Landgerichtsphysikus in Kitz- bühel, dann Botanikprofessor in Graz und Wien. An die vielen Entdeckungen Traunsteiners und Sauters erinnern ei- ne Menge Pflanzennamen, wie die der Orchideen „Orchis Traunsteineri-Sau- ter", zuerst vorn Schwarzsee beschrie- ben und „Traunsteineria globosa" (von Traunsteiner am Geisstein gefunden) und mehrerer Hungerblümchen, wie des gelbblühenden „Draba Sauteri" vom Kitzbüheler Horn und Retten- stein und mehrerer Formen der vier dort vertretenen Arten, darunter „Dra- ba dubia" und ihrer Bastarde mit „Dra- ba carinthiaca", „Draba tomentosa". Um diesen Bastard zu sehen, ließ sich sogar der botanisierende König Fried- rich August II. von Sachsen 1846 von Traunsteiner auf das Kitzbüheler Horn und auf den Geisstein führen. Die Ergebnisse der floristischen Durchforschung sind in der neunbän- digen (1908) Flora von Karl Wilhelm von Dalla Torre, geboren in Kitzbühel und Ludwig von Sarnthein, Innsbruck, niedergelegt. Aus dem seitherigen Schrifttum seien vor allem die Unter- suchungen von Franz Firbas (1927) über die Schieferkohle von Hopfgarten, von Rudolf von Sarnthein über die spät- und nacheiszeitlichen Ablagerun- gen des Schwarzsees, auf der Kelch- alpe und am Paß Thurn, und von Han- nes Mayer (München) über ebensolche in Hochfilzen genannt. Vegetations- kundliche Untersuchungen haben zwei Schülerinnen des Innsbrucker Botani- schen Instituts ausgeführt: Inge Thim (jetzt Frau Dr. Gander) 1953 bis 1963 im Rofan und um Kitzbühel und St. Johann sowie Franziska Gumpelmayer (noch unveröffentlicht) über die Lofe- rer Steinberge. Auch Prof. Dr. Garns hat seit 1930 den Bezirk Kitzbühel wie- derholt besucht. Die spärlichen Pflanzenreste aus der gegen 60 Millionen Jahre alten um das Kaisergebirge und in Kössen erhalte- nen „Häringer Schichten" beweisen, daß die jungen, aus einem warmen Meer aufgetauchten Alpen von fast aus- schließlich immergrünen Holzpflanzen bekleidet waren, deren Nachkommen noch in den Tropen und Subtropen der Südhalbkugel leben. Wahrscheinlich haben sich aber auch auf nie vergletschert gewesenen Kalk- und Dolornitbergen im Umkreis der Alpen kleinere Nachkommen dieser al- ten Flora als „afrikanisches Element" bis heute erhalten, darunter die bekann- ten Winterblüher „Heiderich", auch Schneeheide genannt, die Waldmyrte und die Schneerose, das Steinrösl und die Gamsheide, die um den Kaiser und bei Waidring bis auf 700 m herabsteigt. Auf Grund von Untersuchungen geht hervor, daß das Klima in der Hocheis- zeit und in mehreren Abschnitten der Späteiszeit nicht nur um viele Grade kälter, sondern auch trockener als das heutige, in der postglazialen Wärme- zeit (von etwa 7000 bis um 800 v. Chr.) um mehrere Grade wärmer als heute gewesen ist. Die Ausbreitung der Bu- che und Tanne hat um 4000 v. Chr. be- gonnen und erreichte in der Bronze- zeit (2000 und um 1000 v. Chr.) ihren Höhepunkt. Um 5000 v. Chr. wurden im Schwarzsee mehr Haselpollen ab- gelagert, als von allen Waldbäumen zu- sammen. Wie hoch in der Bronzezeit die Fichten, Lärchen und Zirben gestie- gen sind, ist noch nicht genau bekannt, doch dürfte der ganze jetzige Krumm- holzgürtel in der späteren Wärmezeit von Hochwald durchsetzt gewesen sein. Das Ende der hallstattzeitlichen Kup- ferbergbaue auf der Kelchalpe hängt zweifellos mit der in der vorrömischen Eisenzeit in mehreren Etappen erfolg- ten Klimaverschlechterung zusammen. Mindestens 4/5 des Bezirks gehören der Bergwald- oder Montanstufe an. Die untermontanischen Mischwälder der Alpenrandzone nördlich von We- stendorf, Kitzbühel und Hochfilzen sind durch besonderen Reichtum an subozeanischen Blütenpflanzen (u. a. Eibe, Stechlab und Waxlab), Farne, Moosen und Flechten ausgezeichnet und verdienen sowohl aus wissenschaft- lichen wie aus wirtschaftlichen Grün- den besondere Schonung und Pflege. In den nebelreichsten Lagen, z. B. um den Paß Thurn, zaubert die oft in meh- rere Meter langen Girlanden von den Aesten herabwallende Schleierflechte märchenhafte, nur noch selten zu be- obachtende Waldbilder hervor. Am Geisstein blüht die Gletscher- nelke, am Kitzbüheler Horn die lang- röhrige Mehlprimel, die Kugelorchis (Trausteinera globosa) und die gelbe Glockenblume z. B. am kleinen Retten- stein. Kalkfreie Schieferböden am Geis- stein tragen, wo sie nicht stärker be- weidet werden, den Blauen Speik, der sonst auf die zentralen Ostalpen be- schränkt ist. Aber auch auf der Hohen Salve soll ein Blauer Speik gefunden worden sein. Die Entdeckung von hochalpinen Ar- ten durch Traunsteiner, Sauter u. a. auf den beiden Rettensteinen und be- sonders am Geisstein, deren Höhe nicht einmal 2400 m beträgt, haben diese Berge zu ihrer Berühmtheit in der bo- tanischen Welt verholfen. Es sind dies die auf Seite 75 des Stadtbuches Kitz- bühel, I. Band, beschriebenen Moose, die durch ihre safranfarbige Untersei- te auffallenden Flechten, die im Be- zirk nur vom Geisstein bekannten Edel- rauten, der Gletscherpetersbart, der Gletschermannsschild und die in den Alpen am höchsten steigende Blüten- pflanze, der Gletscherhahnenfuß. Fortsetzung folgt Zwefte Einstellerverstei- 'gerung in Maishofen Höheres Angebot Ausgeglichene Ware - Gute Preise Im Anschluß an seine 311. Zuchtvieh- versteigerung hielt der Pinzgauer Rin- derzuchtverband Salzburg-Tirol am 4. Juni in Maishofen seine zweite Ver- steigerung für Einstelltiere ab. Diese nahm bei guter Nachfrage einen sehr positiven Verlauf. Auf Grund der Er- gebnisse der ersten derartigen Veran- staltung hatten sich die Verkäufer sehr schnell auf die gewünschte Ware ein- gestellt und ein in bezug auf Alter, Gewicht und Gesamtqualität sehr aus- geglichenes Material von 109 Einstell- tieren aufgetrieben. Rund 80 Prozent aller Einsteller waren 6-9 Monate alt. Das Durchschnittsgewicht aller Stiere betrug bei einem Durchschnittsalter von 8 Monaten 269 kg. Entsprechend der gewünschten Qualität gestaltete sich auch die Preisbildung sehr einheit- lich, schwankte nur geringfügig um den Durchschnittspreis und alle Einsteller erhielten ein Angebot. Die Pflanzendecke im Bezirk Kitzbühel Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Helmut Garns vor der Volkshochschule und dem Kath. Bildungswerk
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