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Samstag, 27. Juni 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Das Tirolgespräch mit Bundeskanzler Dr. Kreisky Wenn sich die Abgeordneten im Par- lament so sachliche und faire Diskus- sionen liefern würden wie es am Sams- tag im Kinosaal zuging, dann könnte der Oesterreicher noch viel mehr Re- spekt vom „Hohen Haus" haben. Viel- leicht war es wirklich dieses vorbild- liche Kitzbüheler Klima, welches Dr. Kreisky dazu bewog, sein erstes Öster- reichgespräch bei uns abzuhalten. Kitz- bühel empfing den Bundeskanzler vor dem Rathaus mit überparteilicher Sou- veränität. Als der Wagen des Kanzlers um 19 Uhr eintraf, begrüßte ihn eine längst wartende Menschenmenge mit spontanem Applaus. Die Stadtmusik, welche seit 18.30 Uhr ein Platzkonzert gab, intonierte einen österreichischen Militärmarsch und auf den Stufen des Rathauses begrüßte der versammelte Gemeinderat mit dem amtierenden Bürgermeister Brettauer den hohen Besuch. Als sich der Kanzler beim Be- zirkshauptmann und den Herren des Gemeinderates bedankt, ein Schnäps- chen der Marketenderinnen gekippt und dem Stadtkapellmeister ein Ku- vert übergeben hatte, spielte die Stadt- musik ihm zu Ehren ein altes Tiroler Lied „Wo ist die Welt so groß und weit und voller Sonnenschein". Dann begab sich Dr. Kreisky mit den Mitgliedern des Gemeinderates in den Rathaussaal, wo sich die Herren in herzlicher At- mosphäre unterhielten. Im Kinosaal warteten indessen die politischen Freunde, aber auch die po- litischen Gegner Dr. Kreiskys mit Spannung auf das angekündigte Tirol- gespräch. Es war ein voller Saal, der dann den Kanzler mit lautem Applaus empfing. Vizebürgermeister Gebhart Härting begrüßte Dr. Kreisky auf dem festlich geschmückten Podium. Am Dis- kussionstisch nahmen Landtagsvizeprä- 4. Fortsetzung St. Johann: 1928 im Frühjahr ist ein teilweiser elektrischer Bahn-Zugs-Ver- kehr aufgenommen worden. Im Juli ist die am westlichen Ein- gang des Dorfes über die Großache führende neuerbaute Eisenbetonbrücke dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. Am 5. September 1928 wurde mit dem Bau des neuen Postgebäudes in St. Johann begonnen und dasselbe be- reits im Oktober unter das Dach ge- bracht. Im Winter 1928/29 wurde in der Ge- meinde St. Johann mit der Kanalisie- rung begonnen. Am 10. Dezember 1929 wurde das neue Postgebäude durch den Präsiden- sident Christian Horngacher, Landes- parteiobmann Dr. Salcher, der Diskus- sionsleiter Dipl.-Vw. Tieber und der Bundeskanzler Platz. Tieber leitete die Diskussion mit der Vorstellung der Gäste ein, denn wenn es natürlich kei- ner persönlichen Vorstellung Dr. Kreis- kys oder unseres Christian Hornga- chers bedurft hätte, so war doch zu- mindest die Präsentation des jungen, sympathischen SPÖ-Spitzenkandidaten Dr. Herbert Salcher für viele Zuhörer von größtem Interesse. Im Saale befanden sich einige Wie- ner, welche sich auf Urlaub befinden. Na, möchte man da meinen, warum geht denn ein Wiener in Kitzbühel zu einer Kreiskyversammlung? Aber sie versicherten, daß man in Wien viel Glück haben müsse, den Kanzler so intim sehen und hören zu können. Nachdem die drei Spitzenpolitiker kurz zu den Problemen des Bezirkes, des Landes und der Bundespolitik orientierend Stellung genommen hat- ten, gab Dipl.-Vw Tieber die Diskussion frei. Wie man es nicht anders erwarten konnte, ging die erste Diskussionsrun- de an den Bergabu im Raum Kitzbühel. Das Bergbauproblem kristallisierte sich - und das konnte auch kein Op- positionsredner irgendwie anzweifeln, in eine ursprüngliche Kernfrage. Die rechtlichen Abmachungen stammen aus der Amtszeit des Herrn Minister Mit- terer. Darüber wies Horngacher ein eindeutig beweisführendes Aktenstück vor. Trocken mußte festgestellt wer- den, daß natürlich Verträge eingehal- ten werden müssen. Die derzeitige Re- gierung könnte - wie der Kanzler sag- te - diese Verträge keinesfalls als null und nichtig erklären. Was die gegen- wärtige Regierung aber bestimmt tun wird, ist, die dauernde Verbindung mit ten Z i n g e r 1 e aus Innsbruck eröff- net. Kitzbühel: Mitte Juni 1929 wurde die Asphaltierung der Bundesstraße von der Gemeindegrenze Kitzbühel-Stadt bis zum Badhaus begonnen und am 8. Juli konnte diese Arbeit beendet wer- den. Am 26. Juni 1929 wurde der doppel- seilige Betrieb der Hahnenkammbahn aufgenommen und somit dürften die bisher bestandenen mißlichen Verhält- nisse endlich beseitigt sein. Am 24. Juli 1929 um 21.30 Uhr ent- lud sich über Kitzbühel ein wolken- bruchartiges Gewitter, das die An- schwellung sämtlicher Gewässer zur Folge hatte, die eine Ueberschwem- mung der Högl- und Ehrenbachgasse hervorrief. Der Ehrenbach, der beim allen betroffenen Interessengruppen zu üben und zu halten. Darüber besteht bekanntlich eine bindende Zusage des Herrn Handelsministers Dr. Stariba- cher, welcher im Herbst nach Kitzbühel kommt. Zu diesem Zeitpunkt wird man zweifellos klarer sehen, wie die Lage wirklich ist. Denn derzeit werden ja lediglich Versuchsbohrungen und zwar eine am Astberg und eine in Wiesen- schwang durchgeführt, wozu diese aus- ländischen Firmen vertragliche Rechte besitzen. Daran, sagte Bundeskanzler Dr. Kreisky, können wir sie nicht hin- dern. Es könne sein, daß die Techniker gar keine Fündigkeit feststellen. Und wenn dem doch so sein sollte, so wird man dann allerdings alle nur möglichen gesetzlichen Absicherungen treffen, um den eventuellen Abbau ohne Schaden für die Kitzbüheler Landschaft zu ga- rantieren. Sollte also so eine Situation tatsächlich auf uns zukommen, wird eine innige Zusammenarbeit zwischen der Bundesregierung und den örtlichen Interessengruppen geschehen. Der Bun- deskanzler, Dr. Salcher und selbstver- ständlich Landtagsvizepräsident Horn- gacher gaben also eine eindeutige po- sitive Erklärung zum Bergbauproblem ab. Ein weiterer Kristallisationspunkt wurde das gegenwärtige Wahlrecht. Von der SPOe-Spitze wurde das gegen- wärtige Wahlsystem kritisiert. Bei der letzten Wahl hat die SPOe mit einem höheren Stimmanteil nur die einfache Mehrheit, wogegen die OeVP im Jahre 1966 mit weniger Stimmen die absolute Mehrheit bekommen hat. Es sei also nicht Mandat gleich Mandat. Am schlechtesten sei das Wahlrecht für die FPOe, sagte Dr. Kreisky. In der folgen- den Debatte meldete sich der Abgeord- nete Hofrat Dr. Bachmann und brachte die Gegenargumente vor. Das derzeitige Wahlrecht berücksichtige die kinder- reichen Gegenden und sei daher ein familienfreundliches Wahlgesetz. Die- Bahndurchlaß durch das Geröll und Holz verlegt war, unterspülte das Bahngeleise und riß die hohe Bahn- böschung beim Eisenbahnviadukt der Höglgasse zum Teil weg. Der Bahn- betrieb war hierdurch anderthalb Tage unterbrochen. Die Wassermassen ergossen sich durch die Ehrenbachgasse und dort wurden sämtliche Häuser im Erdge- schoß unter Wasser gesetzt. Zu den Aufräumungsarbeiten wurde das Rad- fahrbataillon aus Hall herangezogen. Durch das Hochwasser waren auch Menschenleben in Gefahr, die durch beherzte Helfer im entscheidenden Augenblick aus ihrer gefährlichen Lage gerettet wurden. Durch das Hochwasser trat auch der Köglerbach aus dem Ufer und über- schwemmte die angrenzenden Fluren beim Badhaus sowie die Kellerräume des Villenviertels in der Jochberger Straße. 120 Jahre Gendarmerie Kitzbühel und St.Johann
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