Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitrbüheler Anzeiger Samstag, 4. Juli 1970 rols, das jedem Oesterreicher teuer ist, schwelgen zu können. Otto Guglia Band 2: Vorgeschichte und Bergbau. 238 Seiten, 12 Farbbilder, 60 Bildtafeln, zahlreiche Abbildungen, Zeichnungen, Skizzen und Karten im Text. Dieser ebenfalls prächtig ausgestatte- te Band soll „ein Denkmal an die drei- tausendjährige Vergangenheit des Kitz- büheler Bergsegens sein", wie der Her- ausgeber einleitend sagt. Diese Ziel- setzung wird in vollem Umfang er- reicht. Den Hauptteil des Bandes be- streitet der Innsbrucker Geologe und Montanist Georg Mutschiechner. Im Abschnitt „Das Kitzbüheler Bergbau- gebiet" vermittelt er eine eingehende und instruktive Beschreibung der Kitz- büheler Lagerstätten, aufgegliedert nach dem Silber- und Kupferbergbau Rero- bichl, dessen „Heiligen-Geist-Schacht" bis 1872 als der tiefste Schacht Europas galt und der wohl als d a s Bergwerk von Kitzbühel anzusprechen ist (aller- dings hätte uns interessiert, warum ge- rade die Namensform „Rerobichl" ge- wählt wurde, in den uns bekannten Akten scheint vorwiegend die Namens- form „Rererbiehl" oder „Röhrerpüchl" auf), weiters dem Kupferbergbau am Schattberg, dem Kupferbergbau Sinn- weil, dem Kupferbergbau Kelchalpe und dem Bergbau Kupferplatte bei Jochberg. Der gleiche Autor gewährt im weiteren Abschnitt „Kitzbüheler Bergbaugeschichte" auf Grund einge- hender Quellenstudien im Innsbrucker Landesregierungsarchv (die Form der Quellenzitierung ist etwas ungewohnt) einen sehr guten Einblick in die Ge- schichte der einzelnen Baugebiete seit dem ausgehenden Mittelalter. Besonders verdienstvoll erscheint der Versuch Mutschiechners, eine zusammenfassen- de Darstellung von Organisation und Betrieb des Berg- und Hüttenwesens zu geben, wozu jedoch zu sagen ist, daß eine abschließende Würdigung des „Kessenthalerischen Schmelzwerkhan- dels" mit seinen interessanten Teil- habern ohne Heranziehung der Be- stände des Behaim-Archivs des Ger- manischen Nationalmuseums in Nürn- berg nicht möglich ist (außerdem wäre noch auf die Literatur über die öster- reichische Zentralverwaltung seit Ma- ximilian I. sowie auf die Arbeiten von Werunsky und Geyer zu verweisen). In einem abschließenden Kapitel be- handelt der Autor noch die beachtens- werte Rolle der Fugger 'im Kitzbühe- ler Bergbau. An Literatur wäre hier der 1063 bzw. 1967 erschienene Band II (1 und 2) von Pölnitz, Anton Fugger, zu ergänzen; es ist zu bedauern, daß diesem wertvollen und fleißigen Bei- trag insgesamt nicht ein ausführlicher wissenschaftlicher Anmerkungsapparat hinzugefügt wurde. Richard Pittioni, der um die öster- reichische Bergbauarchäologie verdien- te Gelehrte, gibt einen gediegenen Ueberblick über den ausgedehnten ur- zeitlichen Kupferbergbau im Raum um Kitzbühel samt der Erforschungs- geschichte, ein Thema, über das der Autor in den „Archaeol. Austriaca" wiederholt ausführlich gehandelt hat. Anschließend legt Liselotte Plank eine Zusammenfassung der vorgeschicht- lichen Funde aus dem Bezirk Kitzbü- hel seit der frühen Bronzezeit anHand eines topographischen Fundkataloges vor. Nicht unerwähnt bleiben darf der Univ.-Doz. Dr. Georg Mutschiechner schreibt im Stadtbuch Kitzbühel, I. Band u. a.: Im Bichlach scheint ein Stück alter Gletscherboden unversehrt erhalten zu sein, der von den nacheiszeitlichen Gletschervorstößen nicht mehr erreicht wurde. Hin und wieder trifft man hier auch größere Stücke und richtige Blöcke von Fremdgesteinen, die meist Find- linge genannt werden. Einer der größ- ten in der Umgebung von Kitzbühel an einer Wegkreuzung gelegen und des- halb leicht zu finden, trägt nahe süd- lich der alten, beisammenstehenden Hö- fe Vordergrub und Hintererb das Er. berkreuz. Der sichtbare und meßbare Umfang dieses flachgelagerten Find- lings beträgt 12 Meter, die festgestellte Höhe 1,30 Meter. Es ist ein heller und ziemlich frischer, unverschieferter Granit, wie er erst 23 km weiter süd- lich in der Venedigergruppe vorkommt. Unter Berücksichtigung der Strömungs- linien des Eises stammt der Koloß eher aus den östlichen Zillertaler Alpen. Der Rauminhalt dürfte 15 cbm betra- gen. Ein Kubikmeter Granit wiegt 2,7 Tonnen. Der Block müßte demnach an- nähernd 40 Tonnen wiegen. Eigenartig letzte Beitrag des Bandes, der den Ti- tel „Aus dem Leben eines Bergmannes" trägt. Es handelt sich um die originel- len Aufzeichnungen des „k. k. Bergman- nes" Michael Schlafl aus der Zeit um! 1865 über Brauchtum, Lebensweise, Arbeits- welt und das schwere soziale Los der Kitzbüheler Bergleute von damals. Mit diesen wörtlich wiedergegebenen Auf- zeichnungen findet diese gediegene Ge- samtdarstellung des Kitzbüheler Berg- baues und seiner Geschichte einen be- sinnlichen Ausklang. Heinrich Kunnert ist die tischähnliche, in manchen Ein- zelheiten geradezu symmetrische Form des Blocks, die den Verdacht auf künst- liche Bearbeitung in einer schon lange zurückliegenden Zeit aufkommen ließ. Der Stein trägt schon seit Menschen- gedenken ein Kreuz und wurde wahr- scheinlich aus diesem Grunde geschützt wiewohl man aus ihm durch Abkeilen oder durch Sprengung viel Baumate- rial hätte gewinnen können. Möglicher- weise war hier eine alte K u 1 t u r s t ä t- t e. Die notwendigen Erhebungen zur Klärung dieser Frage sind noch nicht abgeschlossen. Früher soll unter dem Block Wasser ausgeflossen sein. Des- halb wurde diesem in gewissem Sinne heiligen S t e i n eine besondere Be- deutung beigemessen. Jedenfalls ver- dient dieses eiszeitliche Denkmal unter Schutz gestellt zu werden. Am 27. Juni 1970 wurde das Erber- kreuz neuerlich von Dr. Eduard W i d- m o s e r und dem stud. phil. Dieter K r a m e r der Universität Innsbruck (in letzter Zeit bekannt durch seine Grabungen am Scheibenbichl) unter- sucht. Da nun das Interesse der Tiroler Landesuniversität geweckt ist, sollen die erforderlichen Grabungen schon in dieser Woche begonnen werden. Das Erberkreuz - eine alte Kultst 00 atte? Grabungen durch Dieter Kramer der Universität Innsbruck
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