Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 11. Juli 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 sener Leichtigkeit, die am ehesten da- zu geeignet ist, auch heikle Fragen ganz selbstverständlich zu stellen und Antworten darauf glaubwürdig zu ma- chen. Frau Dr. Schmidt'zeigte Wege und Irrwege auf, gab den Eltern zahlreiche Anregungen und erläuterte diese durch Anekdötchen und treffende Beispiele aus ihrer Praxis als Mutter, Lehrerin und Erwachsenenbildnerin. Sexualerziehung, so betonte die Re- ferentin, dürfe man nicht mit „Auf- klärung" verwechseln. Sie sei als ein! wesentlicher Bereich der Gesamt- erziehung in diese eingebettet und Am Sonntag, 5. Juli 1970 fand in Westendorf die Kirchenrenovierungs- feier statt. Unter Vorantritt der Bun- desmusikkapelle erfolgte um 9 Uhr der gemeinsame Einzug in die Kirche mit den Vereinen des Dorfes und deren Fahnen und insbesondere eine statt- liche Anzahl von Frauen im Röckl- gwand. Das Hochamt feierte Dekan Paul K o j e t i n s k i und die Predigt hielt der Ortspfarrer Geist!. Rat Hein- rich T h a 1 e r. Zum Hochamt führte die Bundesmusikkapelle Westendorf unter der Leitung von Kapellmeister Josef S i e b e r e r die Haydnmesse auf. Beim Mittagessen, das beim Mesner- wirt eingenommen wurde, konnte all- gemein die Freude über das gelungene Werk zum Ausdruck gebracht werden. Auf die einzelnen aktuellen Anspra- chen kommen wir zurück. Nun zur Kir- che Westendorf. DDr. Matthias Mayer schreibt in sei- ner Broschüre „Entstehung und Alter der Pfarren und Kirchen im Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg", er- schienen 1959 im Selbstverlag des Ver- fassers u. a.: Die alte Mutterpfarre Bri- xen hatte folgende Tochterkirchen: We- stendorf, Hopfgarten mit Kelchsau und Kirchberg mit Aschau. Die älteste dürf- te W e s t e n d o r f sein; es wird auch später bei der Aufzählung der Brixen unterworfenen Nebenkirchen immer an erster Stelle genannt. Die Besied- lung von Westendorf reicht bis in die Urnengräberzeit (ca. 1000 vor Chr.) hinauf, das Bestehen einer Kirche kann aber erst um 1320 nachgewiesen wer- den. Die Seelsorge wird seit 1428 von Brixen aus versehen. Vom Jahre 1536 an besteht in Westendorf selbst eine ständige Seelsorge, um 1600 wird es ein Vikariat, 1891 Pfarre. Das Patrozinium des heiligen Niko- laus gibt einen schwachen Hinweis für die Erbauung einer ersten hiesigen Kirche. Man nennt diesen Heiligen meist als Patron gegen Wassergefahr wie für Kranken- und Siechenhäuser und als Schutzherr der Reisenden, Her- bergen und Hospitäler. Dies letztere ist offenbar bei dem 1262 begründeten Spital auf der Weitau in St. Johann, dürfe nicht isoliert betrachtet werden.1 Die Zuhörer bedankten sich für den lebendig gestalteten Vortrag und de ihnen zuteil gewordenen Ratschläge mit langanhaltendem Beifall. Direktor Sieberer beschloß den Elternabend, den ersten dieser Art in Westendorf, mit dem sicheren Wissen, daß dieser nützlich und erfolgreich für alle gewesen war, für die Eltern, für die Lehrer und damit letztlich auch für die beiden Teile zu Erziel- hun.g und Bildung anvertrauten Kinder. Br- dem Hausbenefizium der Velber, der Fall. Hier ist nämlich der heilige Niko- laus auch Kirchenheiliger, ebenso wie zu Velben bei Mittersill. Er scheint al- so sozusagen der Familienpatron der Velber gewesen zu sein. Es wäre mög- lich, daß dieses Geschlecht, das von zirka 1240-1320 im Brixental großen Einfluß ausübte, bei der Errichtung der Kirche Westendorfs mitgewirkt hät- te. Sowohl in Velbern bei Mittersill wie bei Spital auf der Weitau spielte jedoch auch das Schutzpatronat des Heiligen über die Reisenden herein. Die Verehrung des heiligen Nikolaus hat zunächst nach der Ueberführung seiner Reliquien nach Bari in Unter- italien im Jahre 1087 ganz besonders zugenommen. Später brachte der vier- te Kreuzzug (1201-1204) im Abend- lande einen abermaligen Aufschwung der Nikolausverehrung. Man kann aber in Westendorf das Nikolauspatrozini- um auch als Zeichen für die einstige Gründung einer bischöflichen Eigen- kirche sehen. Nach 902 war das Gebiet der regensburgischen Herrschaft un- terworfen worden. Die Besetzung der Seelsorgspfründe Brixen stand jedoch dem Erzbistum Salzburg zu, so daß in dieser Hinsicht Regensburg keiner- lei Einfluß ausüben konnte. Es ver- dient Beachtung, wenn Puchner schreibt, „daß . . . Bischöfe eine Kir- che mit einem typisch bischöflichen Eigenkirchenpatron als Nebenkirche gründen, und können feststellen, daß die Bischöfe ebenso wie die Grund- herren mit Vorliebe heilige Standes- genossen für ihre Eigenkirchen wähl- ten. Da ist zu nennen der heilige Niko- laus . . . Bis etwa 1000 traten die Bischöfe wenig aktiv in Kirchengrün- dungen hervor; erst darnach ist die eigentliche Zeit der bischöflichen Kir- chengründungen. Die Ausgestaltung des Kirchennetzes der zweiten Sied- lungsperiode ist das Werk der Bischöfe und der Grundherren". Wir kommen mit diesen Gesichts- punkten ungefähr in die gleiche Zeit, wie oben angenommen. Die zweitälte- ste Filiale von Brixen dürfte Hopf- garten sein". (So DDr. M. Mayer). Den Auftrag zur Kirchenrenovierung erhielt der Kitzbüheler Diplomrestau- rator Hermann Mayer. Er begann seine Arbeit zu Beginn des Juni 1969. Im Verlauf seiner Arbeiten konnte Her- mann Mayer kirchengeschichtlich in- teressante Einzelheiten feststellen. Die vormals gotische Kirche wurde um ca. 1600 barockisiert und 1740 erweitert. Die jetzige Kirche wurde am 25. Okto- ber 1777 eingeweiht. Sie ist ein Bau des berühmten Kitzbüheler Meisters Andre H u e b e r, der noch Reste des älteren Gotteshauses in den Bau einbezog. Die Fresken zum Hueberischen Bau schuf mit Matthias K i r c h n e r ebenfalls ein Kitzbüheler. Kirchner ist der Nach- folger von Simon Benedikt Faistenber- ger (1 1759). Von Kirchners Fresken konnte Her- mann Mayer nur mehr kleine Reste freilegen und restaurieren. Im Presby- terium ein Fresko, darstellend die Him- melfahrt des hl. Nikolaus, dem Kir- chenpatron von Westendorf. Als das obere Empore abgetragen wurde, da es nicht mehr erforderlich ist und auch zu schwer wirkte, konnte das einzige noch vollständig erhaltene Fresko Kirchners freigelegt werden. Es stellt „den guten Hirten" dar. Von Kirchner sind weiters noch 12 Apostel; 10 Apo- stel konnten in Kirchners Stil neu auf- erstehen; die zwei restlichen, nämlich Philipius und Jakobus, wurden von Hermann Mayer im Stile von Kirchner als Medaillons neu geschaffen. Neuere Renovierungen nach Kirchner erfolgten um 1830 durch Entfelder aus Schwaz, der sich als Spätklassizist bzw. als Nazarener produzierte, um 1887 durch Buchauer, Söll und endlich 1912 MARIACHER & BASTEN Ruf 49198 (0 53 52) durch Michael Lackner II. aus Kirch- berg, dem Großvater des heutigen Mi- chael Lackner IV., zusammen mit dem Hopfgartner Hannes Widmann. Die Deckengemälde wurden von Her- mann Mayer nach der Kaimschen Tech- nik restauriert; zwei im Kirchenschiff jedoch von dem Hopfgartner Anton B u c h e r. Die Wände wurden leicht grünlich geweißelt und die Decke in ro- sa. Die Ornamente wurden im Sinne eines freigelegten alten Bestandes (von Matthias Kirchner) erneuert und fügen sich großartig in die Gesamtrestaurie- rung ein. Der etwa 6 Meter hohe Rokokoaltar stammt vom Landesdenkmalamt. Mit- telpunkt des Altares ist nun die spät- gotische Figur des thronenden heiligen Nikolaus (um 1500), die früher in ei- ner Nische der Eingangsseite stand. Fortsetzung folgt! Zur Feier der Renovierung der Westendorfer Kirche
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