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Seite 4 Ritzbüheler Anzeiger Samstag, 18. Juli 1970 dieser Leute überzeugen. An einigen Häusern, interessant, durchwegs Be- sitze bekannter Nazis, wurden weiße Bettlaken ausgehängt. Die SS ging von Haus zu Haus, mit Panzerfäusten be- waffnet, mit dem Ruf, die Unterwer- fungstücher einzuziehen, oder es wird gesprengt. Am 4. Mai 1945 erhielt ich auf einem Kontrollgang am Berg die Nachricht, alliierte Offiziere erwarten mich in Kitz- bühel im Lokal des Standortältesten. Der Weg war weit, ich kam erst nach Stunden. Mit einem Dolmetscher zur Seite trat ich ins Lokal, die rot-weiß- rote Binde am Arm. Es waren unge- fähr ein Dutzend höhere deutsche Offi- ziere entlang der Wand, wie unver- kennbar, sehr beeindruckt. Ich erkun- digte mich, wo ich die alliierten Offi- ziere treffen könne, ich sei bestellt. Nach einigem Zögern sagte einer der Offizere, die Herren seien schon wie- der fort, was ich denn von diesen wol- le. Meine Antwort: „Sie wollen etwas von mir!". Darauf sprangen zwei jüngere Offi- ziere auf, zogen die Pistolen, und, auf meine Brust gerichtet der eine: „Ver- räter, Sie kommen nicht weg!". Der andere; „Was haben Sie denn am Arm?". Meine Antwort: „Ich bin Öster- reicher, war es immer und es ist ein Schimpf, mich einen Verräter zu nen- nen!" Ein älterer Offizier mengte sich ein und sagte zu den jüngeren Kame- raden: „Machen Sie sich nicht unglück- lich", zu mir gewandt: „Sie sollen es wissen, wir haben eben die Waffen- stillstandsabmachung getroffen und nun gehen Sie". Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn noch war von deutscher Seite der Be- fehl da, das Dorf Brixen zusammen- zuschießen. Es gelang uns zwar, von der aufgefahrenen Batterie die Ver- schlußstücke zu entfernen, aber wir wußten ja nicht, was noch nachkam. Ich konnte mich nun wieder frei be- wegen. Zwei bis drei Tage später rück- te amerikanisches Militär ein. Alles mußte in den Häusern bleiben. In Kitzbühel gab es kaum Jubel, man war zu ernst, lastete doch auf allen die Frage: was kommt nun? Am selben Abend, ich glaube es war der 7. Mai, hielt ein Jeep vor meinem Hause. Ich erkannte gleich einen der Fallschirm- springer von Eilmau. Ich müsse so- fort zur Kommandantur. Ein mehrstün- diges Verhör durch einen Major über die Widerstandsbewegung und wie ich mir deren Auflösung vorstelle, die wei- tere Verpflegung und wie sich diese zum Ordnungsdienst einteilen ließe. Am nächsten Vormittag wurde ich schon um 8 Uhr morgens abgeholt. Im Amtsraum traf ich bereits einige Kitz- büheler, die von mir zum Ordnungs- dienst benannt wurden. Er war diesmal ein Oberst, der das Wort führte. Kaum nach der Vorstel- lung sagte er zu mir: „Sie sind Land- rat!" Auf mein Nein: „Ich bin nicht Landrat". In den Widerstandskreisen war festgelegt worden, daß, falls die Frage der Funktionen herankommt, ich wiederum Bürgermeister von Kitzbühel sein sollte. Darauf der Offizier: „Sie sind Landrat, wenn Sie nicht wollen, wir haben auch Mittel, es zu verlangen!" Daraufhin wurde ich dem Major übergeben, der dann auch der erste Gouverneur war. Ein Frage- und Ant- wortspiel über Stunden, um meine Eig- nung zu testen, wie ich es erst später innewurde. Eine kleine Gruppe amerikanischer Tennisfans, der älteste Teilnehmer zähl- te 70 Lenze, machte sich auf den Weg zum Mekka des europäischen Tennis nach Wimbledon. Aber nicht genug da- mit. Ihr Programm versprach, daß sie noch weitere, berühmte Tennisstätten Europas besuchen würden. Mit Befrie- digung las ich auf dem Prospekt die Namen: Brüssel (Belgien), München (Deutschland), Nice (Frankreich) und Kitzbühel (Oesterreich). Bei Kitzbühel ist noch als besondere Attraktion ver- merkt, daß die Teilnehmer dieser Tour auch auf dem Center-Court spieleni werden, wo im Jahre 69 der Spanier Manuel Santana den internationalen Alpenländerpokal gewann. Soweit die Ausschreibung der Nor- thern California Tennis Assosiation. Nun lag es nur am hiiesigen Tennis- klub, diesen Vergleichskampf zu orga- nisieren. Aber wie sie das machten, will ich kurz schildern, denn ich habe selten eine so nette gediegene Veran- staltung miterlebt. Mit dreißig Grad im Schatten ist es für unsere Verhältnisse heiß. Sogar sehr heiß. Der See lockte zum Bade. Trotzdem hatte Sportwart Harald Höck keine Spielersorgen. Es waren für die hitzegewohnten Californier alle Part- ner zur Stelle. Das Match gewann die Mannschaft von Kitzbühel, doch war davon kaum die Rede, als bei der an- schließenden, gemeinsamen Feier, das kühle, schäumende Naß um cRe Runde ging. Und nach altem Brauch, der Ma- gen muß vorher angewärmt werden, wurde ein Schnapsl kredenzt. Vor- sichtshalber fragte eine Amerikanerin mit japanischem Einschlag: What is it? (Was ist es?). Worauf Ernstl trocken antwortete: lt is only mountainwater! (Es ist nur Gebirgswasser). Sie schluck- te es, schnappte nach Luft und sagte mit Tränen, in den Augen: Very strong this Kitzbühel mountainwater! (Sehr stark dieses Kitzbüheler Gebirgswas- Noch am gleichen Tage erfolgte mei- ne Vereidigung. Da war etwas drinnen vom Kriegsrecht bis zum Erschießen, wenn....? Ich konnte diese Erinnerung nur in der Ichform schreiben, denn meine Erinnerung auf Namen ist nicht mehr voll. Auch aus anderen Gründen habe ich kaum jemanden genannt. Doch die Heimat dankt es allen, die mir gehol- fen haben, mit größtem Einsatz, daß es in und um Kitzbühel so glimpflich abgegangen ist. Möge die Zukunft uns und alle Nachkommen vor nochmals solcher Zeit bewahren. serL) Die Stimmung erreichte den Hö- hepunkt, als Vizepräsident Ernst Hin- terseer jedem amerik. Teilnehmer ein Sträußchen Alpenrosen überreichte und Dieter Küchenmeister im Namen des Präsidenten Schweizer als kleines Erin- nerungsgeschenk für, diesen Vergleichs- kampf Bilder von Kitzbühel und den Tennisplätzen übergab. Die Begeisterung schlug bei den Ca- liforniern hohe Wellen und sie ver- sprachen, auch ohne Wimbledon-Tour wieder nach Kitz zu kommen. Sicher wird man sich auch andernorts um die amerikanischen Gäste bemühen. Trotz- dem bin ich überzeugt., daß diese herz- liche Aufnahme und Betreuung in Kitz- bühel die Tennisfans aus Californien beeindruckt hat. Dem KTC aber kann ich zu dieser kleinen und doch so wich- tigen'Veranstaltung nur gratulieren. Eine Gästebetreuung - zur Nach- ahmung empfohlen! Auch 1970 Rekord bei Wüstenrot 3400 Eigenheime in sechs Monaten Im ersten Halbjahr 1970 wurden bei der Bausparkasse Wüstenrot 19.683 Bau- sparverträge mit einer Gesamtvertrags- summe von 2781 Millionen Schilling abgeschlossen. Dies bedeutet gegen- über dem Vergleichszeitraum des Vor- jahres eine Steigerung um 27 Prozent. Es ist schon jetzt damit zu rechnen, daß Wüstenrot das Rekordergebnis von. 1969 übertreffen wird. Daneben ist auch die Zahl der bauwilligen Sparer bei Wüstenrot in stetigem Steigen begrif- fen. Die Baugeldauszahlungen in den beiden ersten Quartalen 1970 beliefen sich auf 488,8 Mio Schilling. Wüstenrot finanzierte in den ersten sechs Mona- ten 3400 Liegenschaften. Damit ist die Gesamtzahl der von Wüstenrot bisher finanzierten Liegenschaften auf über 48.000 angewachsen. Karl Koller Das ist Werbung wie sie sein soll! Tennisklub betreut amerikan. Spieler
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