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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. August 1970 der Bundesmusikkapelle Hopfgarten als Vertreter des Landes Tirol bei ei- ner Veranstaltung in Jugoslawien teil- nehmen mußte. NR Paul Landmann und Hofrat Dr. Schumacher sprachen zu den Musikan- ten und zu den Schützen. Beide mach- ten es kurz und prägnant. Landmann gratulierte der Dorfgemeinschaft, ins- besondere aber der Musikkapelle zum Jubiläum und der Schützenkompanie zur Neugründung und sprach die Hoff- nung aus, daß der Schützengedanke auch in seiner Heimatgemeinde Obern- dorf, wo der heldenhafte Schützen- hauptmann von 1805 Josef Hager be- graben liegt, Fuß fassen möge. Hofrat Dr. Schumacher, dessen Anwesenheit von allen Schützenkompanien als be- sondere Auszeichnung aufgenommen wurde, gab seiner besonderen Freude über die junge Schützenkompanie Vier- tel Reith Ausdruck. Wörtlich sagte der Landeskommandant: „Heute ist das kleine Bergdorf Reith der Mittelpunkt im Schützenbezirk Kitzbühel. Heute heißt es nicht mehr „Reith bei Kitz- bühel", sondern Kitzbühel bei Reith!" Er wollte dabei aber nicht das Mittel- alter heraufbeschwören, als das Land- gericht Kitzbühel noch in Viertel auf- geteilt war und das „Viertel Reith" über den Selbisbach (heute Gänsbach) bis zum Kitzbüheler Sonnberg reichte (ausgenommen natürlich die Stadt Kitzbühel) und auch noch den westli- chen Teil der heutigen Gemeinde Going umfaßte, sondern einfach die Dorf- gemeinschaft auszeichnen, die über ei- ne traditionsreiche Musikkapelle ver- füge und nun, als kulturelle Ergänzung, auch eine Schützenkompanie bekom- men habe. Schützenhauptmann Dr. Paul Kirch- mair: „Als Hauptmann der Schützenkom- panie „Viertel Reith" darf ich beson- Bundeskanzler Ing. Julius Raab, Lan- deshauptmann Oek.-Rat Alois Graus und Landtagspräsident KR Johann Obermoser die Edelweißkaserne. Da die 1. Einheit unter Rittmeister Leit- ner bereits nach Salzburg verlegt wur- de, kam eine unter dem Kommando von Oberleutnant Häufler stehende „Grenzschutzkompanie" hierher. Kitzbühel: Am 24. Februar 1955 wur- de der Rechtsanwalt Dr. Robert Schnie- der aus Westfalen auf dem Bahnüber- gang Eckingerhöhe mit seinem Pkw zwischen den beiden Schranken einge- klemmt. Die Schranken gingen in dem Augenblick nieder, als Dr. Schnieder die Geleise überfuhr. Er konnte weder zurück noch nach vorne. Der Zug aus Kirchberg rollte bereits heran und Dr. Schnieder mußte fluchtartig das Auto verlassen; seine Schwester und deren Kind zurücklassend. Das Auto wurde vom Zug erfaßt und sieben Meter mit- gerissen und dann zur Seite geschleu- ders unseren Herrn Landeskomman- danten Hofrat Dr. Schumacher will- kommen heißen. Wir freuen uns, daß er hier ist und wir sind uns der hohen Auszeichnung bewußt. Unser Landeskommandant ist wohl der markanteste Vertreter des Landes Tirol. Mütterlicherseits stammt er aus einem alten Südtiroler Adelsgeschlecht und sein Vater ist ein Nachkomme ei- nes Geschlechtes, deren Mitglieder schon zu Andreas Hafers Zeiten dem Land Tirol dienten. Dr. Schumacher diente im 1. Weltkrieg als Offizier bei den Tiroler Kaiserjägern und wurde nach dem Krieg, als Tirol in zwei Teile zerrissen wurde, mit verantwortungs- vollen Posten in der Verwaltung des Landes berufen. Im Jahre 1935, in ei- ner Zeit der Not und Gefahr, wurde er Landeshauptmann von Tirol. Wieviel Verantwortung er damals tragen muß- te, können nur jene ermessen, die sich an diese Notzeit erinnern können. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete er uner- müdlich am Wiederaufbau unserer Hei- mat. 1950 wurde er Landeskomman- dant der Tiroler Schützenkompanien und es ist sein Verdienst, daß Nord- tirol heute rund 10.000 Schützen stellt. Wie sehr man Hofrat Dr. Schumacher in Italien scheute und seine Persönlich- keit fürchtete, beweist die traurige Tatsache, daß er zehn Jahre lang nach Südtirol Einreiseverbot hatte. Erst in diesem Jahr konnte er wieder die Hei- mat seiner Mutter, den Landesteil sei- ner Jugend, besuchen. Dr. Schumacher wurde heuer auch zumE h ren m a j o r des Bundes der Südtiroler Schützen- kompanien ernannt und mit dieser Eh- re verkörpert er das kulturell ungeteil- te einige Land Tirol. Er ist der Fah- nenträger der geistigen Einheit Tirols und die Reither Schützen folgen dieser Fahne". Es folgte die Uebergabe der schönen Fahnenbänder und die Einteilung der dert. Wie durch ein Wunder blieben Mutter und Kind im zertrümmerten Auto unverletzt. Am 6. Juni 1955 wurde der Posten Kitzbühel mit einem VW-Patrouillen- wagen ausgestattet. Am 11. Juni 1955 wurde Postenkom- mandant Adolf Nagiller vom Bundes- präsidenten für Verdienste um die Re- publik mit der „Goldenen Medaille" ausgezeichnet. Josef Lechner und Franz Münster erhielten öffentliche Belobi- gungen. Am 21. Juli 1955 ging über das Kitz- büheler Horn ein schweres Gewitter nieder. Der Walsenbach, der schon 1896, 1920, 1922 und 1937 große Verwüstun- gen angerichtet hatte, staute sich im Unterberggraben und trat bei Högiern, Vorder- und Hintergrub aus den Ufern. Im weiteren Verlaufe wurde der Bahn- körper vermurt, wodurch eine 120 Ton- nen schwere Lokomotive der Bundes- bahnen aus den Geleisen gehoben wur- Fahnenpatinnen, die alle im Röckl- gwand erschienen waren, zu den Kom- paniefahnen. Ein gut organisierter Aus- marsch aller Formationen unter dem Kommando von Schützenmajor Adolf Nagilier beendete den ersten Teil der sonntäglichen Feier. Man traf sich im Festzeit, wo die Musikkapelle Großari unter Kpm. Hans Gappmayr ein Konzert gab. Es wurde zu Ehren der Festgäste mit dem Kai- serjägermarsch eingeleitet. Beim 2. Teil des Trios, in welchem der Komponist Karl Mühiberger die bekannte Trio- melodie von Max Depolo verwendet, erhoben sich die Gäste am Ehrentisch und der Landeskommandant stimmte das unvergeßliche Lied an: Wir Jäger lassen schallen Ein froh gewaltig Lied, Und gelten soll es allen Zerstreut in Nord und Süd, Im Osten und im Westen Wo uns're Fahne weht; Wir zählen zu den Besten So lang die Treu' besteht. Sieht man uns, so sagt a jeder, Und alles lauft und rennt: Das sein die Kaiserjäger Vom I. (II., III., IV.) Regiment. Der Festumzug am Nachmittag wur- de im Raum Tischlerwirt zusammen- gestellt und über den Seiwald-Einfang ins Dorf und von dort zum Festzeit ge- führt. Der Vorbeimarsch fand beim Kriegerdenkmal statt. Tausende von Zuschauern aus dem ganzen Bezirk und viele Sommergäste säumten den Weg des Festzuges. Dieser war in drei Grup- pen geteilt: Gruppe: Musikkapelle Großarl, Eh- renkompanie Mittersill, Wintersteller- kompanie Kirchdorf, Festwagen der Musikapelle Reith, Schützenkompanie Hopfgarten und Jochberg. Gruppe: Musikkapelle Kirchberg, Schützenkompanie Kirchberg, Festwa- de. Nach einer schienenlosen 30 Meter langen Fahrt über Geröll und Schutt- massen blieb sie im weichen Böschungs- gelände schief stehen und versank förmlich im Erdreich. Auch der erste D-Zugwaggon wurde vorne aus den Schienen geworfen. Menschenleben waren nicht zu bekla- gen, lediglich eine Schülerin aus Knit- telfeld erlitt bei dieser Bahnkatastro- phe eine unbedeutende Hautabschür- fung. Daß es zu keiner Katastrophe kam, war das Verdienst des pensionier- ten Bahnwärters Sebastian Rieser. Er sprang im letzten Augenblick zu dem nichtbesetzten Diensttelephon und konnte durch einen Alarmruf noch den im Bahnhof Kitzbühel abfahrenden D- Zug anhalten, der jedenfalls mit größ- ter Geschwindigkeit gefahren wäre und ein ungeheures Eisenbahnunglück aus- gelöst hätte. Der Verkehr auf der Stra- ße konnte noch am selben Tag, der eingeleisige Eisenbahnverkehr am 23.
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