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Samstag, 22. August 1970 Kitzbtiheler Anzeiger Seite 13 Festliche Weihe der neuen „Andreasgiocke" Erzbischof Dr. Macheiner weihte die form- und klangschöne Glocke in der Vorderstadt. Am Vorabend des Hohen Frauentages, am Freitag, 14. August, um 19 Uhr traf die neue „Andreas- glocke" in der Innenstadt von Kitzbü- hei ein. Die Stadt war in herrlichem Schmuck. Tausende säumten die Stra- ße, als das Haflingergespann von Kir- chenratsobmann Josef Oberhauser die neue Glocke in die Stadt zog. Wagen und Glocke waren von der Jungbauern- schaft aufs netteste geschmückt. Frau Maria Sieberer spendete für den Schmuck 500 rote und weiße Nelken. In der Vorderstadt hatten bereits die Schützenkompanie mit dem Jungschüt- zenzug, die Kaiserjäger und der Trach- tenverein Aufstellung genommen, die Musikkapelle nahm ihren gewohnten Konzertplatz ein, der Kirchenchor nahm ebenfalls vor der Sparkasse Aufstel- lung. Die Musikkapelle erfreute vor dem Eintreffen der Glocke durch ihr Spiel. Der stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Hans Wirten- berger begrüßte die Glocke und ver- wies auf den Gemeinschaftsgeist und den Opfersinn vieler Kitzbüheier, die es ermöglichten, daß die Glocke so rasch neu gegossen werden konnte. Er erinnerte an die festliche Weihe des kompletten Geläutes durch den unver- gessenen Sohn Kitzbühels, Weihbischof Dr. Johannes Filzer, und die trotz aller Zeitentwicklung ungebrochene Begei- sterung der Kitzbühel:er für ihre Glok- ken. Er entbot ehrfürchtigen Gruß und Dank dem Erzbischof Dr. Eduard Ma- cheiner und begrüßte dann Dekan GR Alois Dialer, die Seelsorger der katho- lischen und evangelischen Pfarren, Bür- germeister Hermann Reisch und die Mitglieder des Gemeinderates, die Mit- glieder des Pfarrgemeinde- und Pf arr- kirchenrates, die Vereine und Körper- schaften, die Teilnehmer aus nah und fern und besonders alle Spender. Die Ehrengäste hatten mit der Geistlichkeit auf dem Platz vor der Sparkasse Auf- stellung genommen. Bürgermeister Reisch verwies in ei- ner kurzen Ansprache an das gemein- schaftliche Werk, das zum raschen Neu- guß geführt hat, dankte im besonderen Erzbischof Dr. Macheiner für die Vor- nahme der Weihe und sprach den Wunsch aus, daß die Glocke stets Frie- den und Einigkeit verkünde und lange im Geläute verbleibe. Pfarrer Geistl. Rat Johann Danninger dankte dann allen, die zu dem Werk beigetragen haben, im besonderen dem Gemeinderat für eine großherzige Spen- de. Anschließend bat er den Erzbischof, die Glocke zu weihen. Die Weihegebete waren sehr kurz und allgemein ver- ständlich, so daß die vielen Zuschauer den Weiheakt verfolgen konnten. Der Kirchenchor unter Andreas FeIler ge- staltete diesen Teil der Feier durch Chormusik. Dann dankte Pfarrer Dan- finger nochmals allen, die zum Ge- lingen des Festes beigetragen hatten, und lud zum Dankgottesdienst in die Pfarrkirche ein. Während der Weihe sammelten Mäd- chen und Burschen der Jungbauern- schaft zugunsten der Aufgaben der Pfarrgemeinde und erreichten dabei das beachtliche Sammelergebnis von mehr als 4100 Schilling. Der Abmarsch vom Festplatz erfolg- te unter Vorantritt der Stadtmusik, vor der großen Kirchenstiege defilierten die Formationen vor der Glocke, die über die Feiertage wieder in den städtischen Bauhof gebracht wurde, und vor der Geistlichkeit. Abschließend wurde eine Ehrensalve geschossen. Der Gottesdienst in der Pfarrkirche war sehr gut besucht. Daran nahmen auch die Fahnenabordnungen der Kai- serjäger und des Trachtenvereins und der gesamte Jungschützenzug teil. Kir- chenchor und Volk sangen die „Salz- burger Messe", der Erzbischof feierte den Gottesdienst in Konzelehration mit Pfarrer Dan.ninger und einem deut- schen Priester, Vorsänger war Koope- rator Peter Rabi,. In der Predigt dankte Erzbischof Dr. Macheiner der Stadt- gemeinde und allen privaten Spen- dern für den bewiesenen Gemein- schaftssinn. Dann ging er auf die Fra- ge ein, ob man in unserer Zeit nicht auf das Glockengeläute verzichten kön- ne, wie es manchmal gefordert wird. Der Erzbischof wies die Aufgaben der Glocken in Gegenwart und Zukunft auf: Die Glocke lädt ein, das Wort Gottes zu hören, ernst zu nehmen und im Leben zu verwirklichen, sie lade ein zum Geschehen der heiligen Messe, schließlich begleite sie uns in den freudvollen und leidvollen Tagen un- seres Lebens. Unmittelbar nach dem gemeinschaft- lich gefeierten Gottesdienst fuhr Erz- bischof Dr. Macheiner nach Salzburg zurück. Ueber seinen ausdrücklichen Wunsch war von einem Empfang und einer anschließenden Feier Abstand ge- nommen worden. Noch einiges zur Geschichte der Glocke: Im Vorjahr hatte ein techni- sches Gutachten ergeben, daß die GIok- ke einen feinen Sprung aufwies, was zu einem Zwitterton führte und auf längere Sicht einen Bruch nicht aus- schloß. Am 29. Oktober 1969 faßte der Pfarrkirchenrat als Finanzausschuß der Pfarre einstimmig den Beschluß, eine neue Glocke bei der Firma Johann Graßmayr in Innsbruck gießen zu las- sen. Diese Firma hat seinerzeit das ge- samte Geläute gegossen. Sie übernahm für die neue Glocke eine Garantie für 20 Jahre. Unmittelbar nach dem Beschluß be- gann die Lösung der Finanzierungs- frage, für die der Pfarrkirchenrat einen Plan ausgearbeitet hatte. Bereits nach wenigen Wochen war die Anzahlungs- summe - ein Drittel der Gesamtkosten - beisammen. Damit konnte an den Guß der Glocke geschritten werden. Es wurde festgelegt, daß die neue Glocke weitgehend der alten gleichen solle, was schließlich in jeder Weise und auch ge- wichtsmäßig gelang, differiert dieses doch nur um 1 kg. Der Guß fand am 5. Juli in der jahrhundertealten Gieße- rei sie besteht in Wilten seit 1599 - statt. Schon unmittelbar nach dem Zerschlagen des Mantels konnte fest- gestellt werden, daß der Guß technisch vollkommen geglückt ist. Die neue Glocke wurde auf 12. Au- gust mit einem Wagender Stadtgemein- de (Fahrer Simon Gandler) in Inns- bruck abgeholt, als Begleiter fungierten Pfarrkirchenratsobmann Josef Ober- hauser und Schuldirektor Peter Brand- stätter. Die Glocke wurde im Bauhof der Stadt eingestellt, dort von der Jungbauernschaft geschmückt, auf ei- nem Wagen des Unterbrunnbauern Pe- ter Hechenberger und vorn Haflinger- gespann des Unterleitenbauern Josef Oberhauser in die Stadt gezogen. Die Glocke wurde in dieser Woche am Dienstag nachmittags aufgezogen. Herzlichen Dank', Im Namen des Pfarrgemeinde- und des Pfarrkirchenrates sowie im Namen der Seelsorger drängt es mich, zu dan- ken: In kurzer Zeit ist es gelungen, un ser Geläute wieder vollständig zu ma- chen, und viele haben mit Rat und Tat dazu und zur festlichen Weihe der Glocke beigetragen. Zuerst danke ich allen Spendern, die für diese wichtige Aufgabe von Herzen gegeben haben. Wir werden nach Vor- lage der Abschlußrechnungen gerne Bi- lanz legen, um die Verwendung der Gelder nachzuweisen. Mein nächster Dank gilt der Gießerei Grzßmayr. Sie hat prompt geliefert, das Werk ist formschön und klangrein. Die neue Glocke ist ein Meisterwerk. Von gan- zem Herzen danke ich für die große Mühe und die aufopfernde Arbeitslei- stung Kirchenratsobmann Sepp Ober- hauser, Unterleiten, und seinen Söhnen sowie Peter Hechenberger. Unterbrunn, und seinen Söhnen. Bereits beim Dankgottesdienst in der Pfarrkirche hatte ich Gelegenheit, un- serem Erzbischof Dr. Eduard Machei- ner und Dekan KR Alois Dialer zu danken. Ebenso danke ich Gemeinde- pfarrer Walter Eibich für die Teilnah- me an der Glockenweihe. Herzlich dan- ken möchte ich Bgm. Hermann Reisch
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