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Photo Korn, Kitzbühe! Samstag, 22. August 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 IiNiii1. i rg i44, Dem Pionier des Tiroler Fremdenverkehrs Im Garten des Grandhotels, dem blu- rnenreichsten unserer Stadt, steht seit diesem Sommer auf einem Marmor- sockel eine Bronzebüste, darstellend Doktor Anton Kofler. ein Pionier des Tiroler Fremdenverkehrs. Die Büste ist ein Kunstwerk von Prof. Hans An- dre der Kunstakademie Wien. aber auch ein Denkmal der Sohnesliebe und der Achtung vor dem großen Vater, Großvater und Urgroßvater der gegen- wärtigen Generationen, vertreten durch den Sohn Dr. Ekkehard Kofler und den beiden Enkeln Anton und Fiori und deren Kinder. Ein Lebensbild über Dr. Anton Kofler verfaßte Karl Paulin in seinem Buch .‚Tiroler Köpfe", aus- gewählte und zeitgeschichtliche Lebens- bilder, Wagnersclie Universitäts-Buch- handlung, Innsbruck. 1953, dem wir nachstehend größtenteils folgen. Dr. Anton Kofler war ein schöpferi- scher Pionier des tirolischen Wirt- schaftslebens. Viele Innsbrucker und auch viele Kitzbüheler kannten den staunenswert rüstigen, weißbärtigen al- ten Herrn, der noch als hoher Achtzi- ger in jugendlicher Beweglichkeit sei- nes Weges ging und an allem lebhaft Anteil nahm, was seine Heimat Tirol betraf. Dr. Anton Kofler hat den größten und wichtigsten Teil seiner Lebens- kraft als Sekretär der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie in Inns- bruck sowie als Mitbegründer und Lei- ter des Grandhotels in Kitzbühel ge- leistet und dabei gezeigt, was der rech- te Mann am rechten Platz zu schaffen vermag. Als Sohn tirolischer Eltern am 6. März 1855 in Wien geboren, kam An- ton Kofler schon als Kind mit seinen Eltern nach Tirol, wandte sieh nach Beendigung seiner Studien in Brixen und in Innsbruck dem praktischen Wirtschaftsleben zu und trat 1877, noch vor seiner Promotion zum Doktor bei- der Rechte, als Sekretär in die Nord- tiroler Handelskammer ein, der er in dieser Stellung bis 1911 angehörte. Es war gerade die Zeit des Aufstie- ges, der Entwicklung Tirols zu einem der ersten Fremdenverkehrsländer Oesterreichs, in der Dr. Anton Kofler die Strömungen und Forderungen des Tages und der nächsten Zukunft mit geradezu genialem Sinn erkannte. Er spürte die Möglichkeiten auf, die im heimischen Gewerbe lagen und die nur geweckt zu werden brauchten, um sich fruchtbar auszuwirken. Daher trat Dr. Kofler in den achtzi- ger Jahren dem Tiroler Gewerbever- ein bei, dessen Seele und leitende Kraft er bald wurde. Wenn je ein „Verein" aus Debatten und Entschließungen zur schöpferischen Tat geschritten ist, so war es der Tiroler Gewerbeverein. In seinem Kreis ist unter der Initiative von Anton Kofler der erste Gedanke zum heutigen Tiroler Volkskunst- museum erwacht. Der Verein stand auch, auf Anregung Leopold Lindners, an der Wiege der 1. Tiroler Landes- ausstellung, die im Jahre 1893 in Inns- bruck eröffnet, ein für die da- malige Zeit großartiges, nie übertroffe- nes, prächtiges Gesamtbild der Wirt- schaft des noch ungeteilten Landes der Oeffentlichkeit darbot. Geschäftsleiter der Landesausstellung war Dr. Anton Kofler, der als „rechte Hand" des damaligen Handelskammer- präsidenten Anton v. Schumacher die Landesausstellung nicht nur zu einem glänzenden äußeren Erfolg führte, son- dern sie auch auf derart gesunde finan- zielle Grundlagen stellte, daß sie mit einem namhaften Reingewinn geschlos- sen werden konnte. Aber der unermüdliche Mann begnüg- te sich nicht mit der außerordentlichen Arbeitslast der Ausstellungsleitung, son- dern wirkte nach allen Seiten hin schöpferisch. Von der Kammer aus be- lebte er vor allem die Stubaier Klein- eisenindustrie, die sich bald zu einem mustergültigen Zweig heimischer Er- zeugung ausgestaltete. Gelegentlich der Landesausstellung schuf Kofler schon 1893 in persönlicher Fühlungnahme mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Freiherrn von Crailsheim die grund- legende Voraussetzung, das Einver- ständnis Bayerns, zum späteren Bau der Mittenwaldbahn. Ein Lieblingsgebiet Dr. Koflers war die Erhaltung und die Pflege alter Ti- roler Volkskunst, deren Schöpfungen er schon früh, als man in weiten Krei- sen noch keine Ahnung von dem Wert dieser Zeugnisse uralter Volkskultur hatte, sorgsam sammelte und vor dem Abverkauf ins Ausland bewahrte. Vom Gewerbeverein aus leitete Dr. Kofler, unterstützt von der Handelskammer, im Verein mit Direktor Dr. Tapper, den Aufbau der Sammlungen ein, er- warb alte, holzgetäfelte Bauernstuben, Hausgeräte, Trachten und schuf damit den Grundstock für das Tiroler Volks- kunstmuseum, das im Frühjahr 1929 eröff- net wurde und seither einen unschätz- baren Besitz und ein einzigartiges Denk- mal unserer Heimat und ihres Volks- lebens darstellt. Der weitblickende Geist Dr. Anton Koflers erkannte in dem Fremdenver- kehr die eigentliche Schlüsselindustrie
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