Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 12. September 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Landeshauptmann', L.]IiTirol Ed und sagt uiZwangszurverfügungstellung von Gru Schutzverband verteidigt Bezirkslebensinteresse Rechtsanwalt Dr. Wendung und Reither Bauer hart Enteignung in Reith vorerst erfolgreich abgewehrt! Wie angekündigt, fand am Mittwoch, 2. September in Reith die am 1. Juli 1970 unterbrochene Verhandlung ihre Fortsetzung. Bekanntlich will die afrikanische Bergbaugesellschaft Union Corporation Ltd. GesmbH auf der Liegenschaft des Bodenbauern Peter Foidl in Reith Un- tersuchungsbohrungen nach Erz durch- führen, nachdem sie bereits an zwei Stellen, fünf Kilometer Luftlinie von- einander entfernt, und zwar am Röh- rerbühel und am Astberg in Reith Un- tersuchungsbohrungen durchführt bzw. durchführte. ihre Zelte aufschlagen, was jedoch schon damals am hartnäckigen Wider- stand des Grundeigentümers, seines Vertreters Dr. Wendung und des Ver- treters des Herrn Landeshauptmannes Herrn Hofrat Dr. Kirchmeyr scheiter- te. Da weder am 1. Juli 1970 noch in der Folge zwischen der Bergbaugesellschaft und dem Grundeigentümer eine Eini- gung zustandekam, wiederholt die Bergbaugesellschaft ihren Antrag auf zwangsweise Ueberlassung (sprich Nutzungsenteignung), wobei sie sich als Alternative auf ein nach ihrer Mei- nung weniger wertvolles Grundstück des Bodenbauern kaprizierte. Da der Grundeigentümer sich auch auf die- sem Grundstück nicht herbeiließ, die Untersuchungsbohrungen durchführen zu lassen, bot die Bergbaugesellschaft in der wohl geschäftstüchtigen, aber fälschlichen Meinung, der Grundeigen- tümer ließe sich kaufen, anstelle 5 10.-- pro qm 5 50.—. Den Grundeigentümer ließ dies jedoch kalt und er blieb, wie man es von einem standhaften Tiroler Bauern gar nicht anders erwarten konnte, in seiner Ablehnung hart. Als der Berghauptmann RA Dr. Wend- ling Verschleppungsabsicht unterstell- te, konterte dieser mit der Gegenfrage, was er von ihm wohl erwarte. unmittelbarer Nähe des Bodenhofes einer zwangsweisen Grundüberlassung Die Ablehnung der Untersuchungs- bohrung begründete RA Dr. Wendling wortwörtlich wie folgt: „Bei der Gp. 857/3 handelt es sich um eine Wald- parzelle unmittelbar an der Landes- straße. Diese Parzelle ist für den Berg- baubetrieb und somit auch für die ge- genständliche Untersuchungsbohrung nicht notwendig. Deshalb, aber auch mit Rücksicht auf die Landschaft und den Hauptträger der heimischen Wirt- schaft, den Fremdenverkehr, ist der Grundeigentümer mit der Überlassung des Grundstückes grundsätzlich nicht einverstanden." Diese ablehnende Stellungnahme wurde durch die Stellungnahme des Vertreters des Herrn Landeshaupt- mannes, Herrn Hofrat Dr. Kirchmeyr zementiert. Dr. Kirchmeyr äußerte sich hiezu wortwörtlich wie folgt: „Als Vertreter des Herrn Landeshauptmannes von Ti- rol verweise ich auf Artikel 5 des Staats- grundgesetzes, wonach das Eigentum unverletzlich ist. Eine zwangsweise Grundüberlassung kann nur in den Fällen und in der Art eintreten, wel- che das Gesetz bestimmt. Nach §365 ABGB darf eine Enteignung nur Platz greifen, wenn es das allgemein Beste erheischt. Weiters verpflichtet das Berggesetz einen Grundeigentümer zu einer zwangsweisen Grundüberlassung nur dann, wenn eine Liegenschaft für einen Bergbaubetrieb notwendig ist. Diese Notwendigkeit ist für die ge- nannte Grundparzelle nicht bewiesen und die Union hat die Möglichkeit, auch auf anderen Grundstücken Boh- rungen vorzunehmen, wenn ein Grund- eigentümer einverstanden ist. Dem- nach liegen die gesetzlichen Voraus- setzungen für eine zwangsweise Grund- überlassung nicht vor und der Herr Landeshauptmann von Tirol stimmt Die Untersuchungsbohrungen am Astberg wurden inzwischen, nachdem man auf eine Tiefe von 300 m vorge- stoßen war, aufgegeben, weil dort das Gestein härter war als die Bohrsonden. Auf die Frage des Rechtsvertreters des Schutzverbandes RA Dr. Wendung, welche Erfolge die beiden bisherigen Bohrungen zeitigten, um damit die von der Bergbaugesellschaft behauptete Notwendigkeit einer weiteren Unter- suchungsbohrung zu ergründen, hüll- ten sich die Vertreter der Gesellschaft Herr Tassilo Hohenlohe, Bevollmäch- tigter der Union Corporation und Herr Dr. John Wiebols, Betriebsleiter der- selben, in Schweigen. Am 1. Juli noch wollte die Bergbau- gesellschaft inmitten eines landwirt- schaftlich wertvollen Grundstückes in - Der zweite Beitrag bringt einen Über- blick über „Wetter und Klima", der über die einschlägigen lokalen Fragon anregend hinausgreift, von Univ.-Prof. Dr. Franz F 1 r 1, Innsbruck. Sonnen- auf- und Untergangszeiten, die Wind- verhältnisse der ostalpinen Großwetter- lagen (interessant für Veranstaltungen im Freien) und die Temperaturverhält- nisse. Weiters 71jährige Tagesnormal- werte für Niederschlagsmenge und Nie- derschlagswahrscheinlichkeit, die Schneeverhältnisse und die Zahl der Tage mit bestimmten Schneehöhen so- wie die Abflußverhältnjsse der Kitzbü- heler Ache, auch am Pegel Kössen. Ka- pitel über den Zustand der Straßen, des Bodens und einen reichen Tabellen- anhang. Der Innsbrucker Botaniker Univ.- Prof. Dr. Helmut G a m s bringt das interessante Kapitel über die „Pflan- zendecke im Bezirk Kitzbühel". In sei- ner Erforschungsgeschichte lesen wir von der Schleierflechte am Paß Thurn, über die zwischeneiszeitlichen Pflan- zenreste in den Schieferkohlen von Hopfgarten, die Buckelwiesen von Hochfilzen u. v. a. Aus der Geschichte der Flora z. B. über die Ausbreitung der Hasel, Ulme und Linde. Die Aus- breitung der Buche und Tanne um 4000 v. Chr. Wir orientieren uns über die Klimaverschlechterung am Ende des prähistorischen Kupfererzbergbaus auf der Kelchalpe, die Vegetation der Naturlandschaft, über die Kulturland- schaft und über die ersten Kultur- pflanzen der steinzeitlichen Alpen- bewohner (die heute verachteten Fo- bes. oder Butterpietschen und Guter Heinrich). Ueber die aus dem Orient eingeführten Getreide- und Hülsen- früchte, über amerikanische Kultur- pflanzen wie Kartoffeln und Garten- bohnen. Die Einwanderung und Aus- breitung von Fremdpflanzen, z. B. aus dem Kaukasusgebiet und aus Asien dauert noch an. Univ.-Ass. Dr. Dietmar A s s m a n n bringt das Kapitel „Das Werden der Kulturlandschaft". Dr. Assmann schil- dert die Veränderungen, welche die Landschaft unter der Hand des Men- schen erfahren hat. Eine Wirtschafts- geschichte für den ganzen Kitzbüheler Raum. Die Nahrungsweise der frühe- sten Bewohner, frühe deutsche Sied- lungszentren, der Siedlungsausbau bis zum 14. Jahrhundert, die Schwaighöfe, die landwirtschaftlichen Betriebsfor- men, eine Uebersicht über die Schacht- teufen am Röhrerbühel und die bäuer- lichen Haus- und Hofformen. „Das Kitzbüheler Salbuch von 1416" von Landesoberarchjvar Dr. Eduard W i d m o s e r gibt uns einen tiefen Einblick in Handel und Wandel des Kitzbüheler Raumes vor über 550 Jah- ren. In einer Tabelle scheinen 740 Hö- fe auf, Name und Größe (Joch, Acker,
< Page 11 | Page 13 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen