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Samstag, 19. September 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Christian HUBER (Waidring): Das Memorandum und die vorgeleg- ten Pläne der „Union Corporation" sind eine Zumutung. So darf man mit uns nicht verfahren. Wir alle müssen mit Nachdruck den Schutz der heimischen Wirtschaft und der Landschaft vertre- ten. Der Städter geht in die Berge, um hier reine Luft und gesundes Wasser zu finden. Wir müssen unsere Gegend schützen, um kein zweites Ruhrgebiet zu werden. Der Bezirk Kitzbühel ist und soll Europas Erholungsraum Nr. 1 bleiben. Leonhard MANZL (Hopfgarten): Es gibt viele Beispiele auf der Welt, wo jeder, der es noch nicht glauben will, sehen kann, was das Projekt Berg- bau für den Bezirk bedeuten würde. Im kleinen Maßstab - jedoch sehr ein- dringiich, kann man es in Hochfilzen, also in nächster Nähe sehen. Die Schäden an den Forstversuchsflächen sind eindeutig. Wenn schon verhältnis- mäßig kleine, mit Oel geheizte Betrie- be eine Belastung sind, wie muß erst so ein gewaltiger Industriebetrieb das ganze Gebiet belasten. Hans BRETTAUER (Kitzbühel): Kitzbühel nennt sich zu Recht „Berg- stadt". Denn während vieler Jahrhun- derte des Mittelalters haben die arbei- tenden Menschen im Bergwerk ihr Brot verdient. Nach dem Niedergang des Bergbaues im vorigen Jahrhundert mußten sich diese Menschen in unse- rem Lebensraum eine andere Beschäfti- gung suchen. Mit unermüdlichem Fleiß und Zähigkeit und unter ungeheuren 1. Fortsetzung Grubenbaue an der Mündung des Goinger Baches in die Reither Ache und von hier nach Westen gegen Going, an Stellen im Gelände südlich des bekann- ten Stangl-Wirtes. Kitzbühel war von großen und klei- nen Betrieben umgeben. Die Stadt lag im Zentrum dieser zeitweise sehr re- gen Bergbautätigkeit. An der Spitze das berühmteste und in seiner Art ein- zigartige Bergwerk, der Rerobichi. Der Herd der hydrothermalen metallfüh- renden Lösungen. die zur Bildung der Lagerstätten geführt haben, ist noch unbekannt. finanziellen Opfern ist es ihnen gelun- gen, eine neue Existenz aufzubauen. Der geplante Bergbau würde nach mei- ner Ansicht ein totales Abgehen von der bisher eingeschlagenen Wirtschafts- entwicklung bedeuten und den Frem- denverkehr, von dem wir ohne Unter- schied des Berufes fast alle leben, rui- nieren. Wir wünschen nicht, daß sich der einstige Bergsegen in einer Berg- fluch des 20. Jahrhunderts verwandelt. Anna HECHENBERGER (Kitzb.): Wenn ich mir vorstellen muß, daß meine Kinder und Enkelkinder in ei- nem neuen Ruhrgebiet aufwachsen müssen, so wird mir ganz schwer ums Herz. Ich frage mich nur, warum das alles? Nur damit ein paar südafrikani- sche Millionäre noch reicher werden, soll unsere jahrzehntelange Aufbau- arbeit mit einem Schlag zunichte ge- macht werden? Das dürfen wir nicht zulassen! Michael KILLISCH-HORN (Kitzb.): Wenn man denen den kleinen Finger gibt, nehmen sie bestimmt die ganze Hand! Wir dürfen uns nicht der Illu- sion hingehen, daß hier ein Bergwerks- betrieb in Liliputform aufgezogen wird. Wenn schon, dann im großen Stil, - ist das Motto der Südafrikaner. Wir müssen aus der Vergangenheit lernen und haben ja bereits im Bezirk Kitz- bühel Beispiele, wie sich Industrie- werke vergrößern können. Das Berg- werk wird sie aber weit in den Schat- ten stellen! Deshalb lieber erst gar nicht beginnen lassen und KEIN neues Bergwerk in unserem Fremdenver- Gebiete um Kitzbühel von Univ.-Prof Dr. Richard Pittioni. Die von den Kitzbüheler Herren Apotheker K. Vogl, Buchbindermeister J. Weidner und Druckereibesitzer M. Ritzer sen. aufgefundenen interessan- ten Gegenstände waren für E. Preu- sehen und den Berichterstatter der Anstoß zu einer näheren Beschäftigung mit den Spuren des urzeitlichen Berg- baues auf der Kelchalm, Das hier- bei gefundene Kulturgut wurde mit Rücksicht auf die finanziellen Beihil- fen der Stadt Kitzbühel dem 1934 ge- gründeten Heimatmuseum übergeben, das dadurch über eine der zur Zeit reichsten Sammlungen zur Urgeschich- te des Kupferbergwesens verfügt. kehrsbezirk! Im übrigen glaube ich, daß nicht nur nach Kupfer gesucht wird, - da steckt mehr dahinter. Lei- der bekommt man nie genaue Infor- mationen darüber, ob schon etwas ge- funden wurde! Ludwig PARTL (St. Johann): Entschieden dagegen! Auf relativ en- gem Gebiet leben rund 20.000 Men- schen, haben sich eine Heimat aufge- baut und verdienen hier ihr Brot. War- um soll man diesen Menschen ihren Lebensraum durch fremde Einflüsse vernichten. Außerdem: beim reinen Bergbau bleibt es nicht - die Neben- betriebe bringen entscheidende Nach- teile für die Land- und Forstwirtschaft, schaden dem Kulturraum. Und dazu noch die Nachteile, die dem Fremden- verkehr erwachsen. Gründe genug, um mit allem Nachdruck nein zu sagen. Leo SCHLECHTER (St. Ulrich): Man kann nur „Nein" sagen, selbst wenn dieser eventuell neue Arbeits- plätze bringt. Mit einem Schlag wäre vernichtet, was in jahrzehntelanger Aufbauarbeit geschaffen wurde. Wenn neue Arbeitsplätze, dann nur in gesun- den Mittelbetrieben, nicht jedoch im Bergwerk. Sebastian FOIDL (Fieberbrunn): Ich kann mir gesündere Arbeitsplätze vorstellen als im Bergwerk und in stau- biger Industrie. Und: wieviele meiner Kollegen haben sich in mühevoller Ar- beit ein kleines Haus errichtet, haben einige Fremdenzimmer. Mit diesen Ne- beneinnahmen müssen die Schulden bezahlt werden. Wer jedoch wird noch zu uns auf Urlaub kommen, wenn wir ein Bergbau- und Industriegebiet sind? Wer wird dann die Zimmer vermieten können? Unsere Arbeiter und Ange- stellten haben sichere Arbeitsplätze in gesunder Luft - diese müssen ge- westlich von Kitzbühel befindlichen Lagerstätten ist noch jene „in Göt- sehen", gegenüber dem Dorfe Brixen im Thale, zwischen dem Brixenbach und dem Zaggigraben, hervorzuheben. Diese alten Halden sind 1960 von E. Freuschen wieder festgestellt worden und erweisen sich auf Grund der in ih- rem Bereich gefundenen Reste an Auf- bereitungswerkzeugen als urzeitlich. Ebenso Kupferplatte, Schattberg-Sinn- well und Wurzhöhe. Die reichen Funde in den Scheide- halden der Kelchalm und die Funde in den bis jetzt untersuchten Schmelz- plätzen haben die Zeit der Urnenfelder- kultur eindrucksvoll erwiesen. Hierbei handelt es sich um eine Periode von etwa 1200 bis 800/750 vor Christi Ge- burt. Dies gilt für den Bereich der Keichalm wie auch für die Lagerstät- ten Kupferplatte, Schöntagweid.Pern- stein, Wurzhöhe und Steinbergkogel. Die Tatsache einer planmäßig hetrie- Aktuelle Interviews: Über das vielbesprochene Thema „Bergbau im Bezirk Kitzbühel" befragten wir auch die Kandidaten der ÖVP-Bezirk Kitzbühel für die kommenden Land- tagswahlen und erhielten hierzu folgende Stellungnahmen: 00 Die Kitzbüheler Stadtbücher und ihre Bedeutung für die Orte des Bezirkes Der urzeitliche Kupfererzbergbau im Von den in der weiteren Umgebung
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