Kitzbüheler Anzeiger

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P. b. b. Erscheinungsort und Verlagspostamt 6370 K i t z b ii h e 1 Samstag, 26. September 1970 Preis 1.50 Schilling, Jahresbezugsgebühr 70.— Schilling 21. Jahrgang, Nummer 39 Sa., 26. Zypr. u Just. So., 27. Hiltrud Mo., 28. Dietmar Di., 29. Michael E. Mi., 30. Hieronim. Do., 1. Remigius Fr., 2. Leod. Die Bergbauresolution der Beziorkslandwirtschoftskammer Am 19. September 1970 wurde bei der Demonstraticn gegen den Bergbau in Oberndorf vom Obmann der Re- zirkslandwirtschaftskammer LAbg. Bür- germeister Leonhard M a n z 1 an den Handelsminister Dr. Josef Staribacher eine Resolution mit folgendem Inhalt überreicht: Resolution gegen den geplanten Berg- bau im Bezirk Kitzbühel Sehr geehrter Herr Bundesminister! Mit Besorgnis wird auch seitens der Land- und Forstwirtschaft des Bezirks Kitzbühel die von der Mitterberger Bergwerksgesellschaft in Zusammen- arbeit mit der Union Corporation Ltd. GesmbH. angestrebte Wiedereröffnung des Bergbaues im Bezirk Kitzbühel beobachtet. Seitens der Fremdenver- kehrswirtschaft sind ja bereits größte Bedenken gegen das Bergba'uvorhaben geäußert worden. Die gesetzliche Interessenvertretung der Bauern und Waldbesitzer des Be- zirks stellt nachstehend noch beson- ders jene Nachteile und Gefahren für den bäuerlichen Berufsstand heraus, die durch eine Wiederaufnahme des Bergbaues befürchtet werden müßten. Wir dürfen dazu einleitend eine kurze Darstellung der landwirtschaftlichen Verhältnisse im Bezirk Kitzbühel geben: Von den 2374 landwirtschaftlichen Betrieben sind 2296 im Berghöfekataster erfaßt. Der durchschnittliche Rinder- bestand beträgt bei 2050 Rinderhaltern 15,5 Stück. Auf die landwirtschaftliche Nutzfläche entfallen zirka 60.000 ha. davon 53 o/o Almweiden. Bei einer Ge- samtwaldfläche von 44.000 ha macht der Bauernwald 21.600 ha aus. Zirka 10.000 bäuerliche Menschen le- ben in diesem Raum und haben seit 1945 größte Anstrengungen unternom- men, um ihre Höfe und die gesamte Wirtschaftsweise den heutigen und zi- künftigen Erfordernissen anzupassen. Einige Zahlen sollen dies beweisen: Die Milchmarktleistung wurde von 10 Millionen kg im Jahre 1956 auf na- hezu 30 Millionen kg im Jahre 1939 erhöht. Es erfolgte eine gänzliche Umstel- lung von der extensiven Naturegart- wirtschaft mit Selbstversorgergetreide- bau auf eine zeitgemäße Futtererzeu- gung mit modernen Düngungs- und Konservierungsmethoden. Unter beträchtlichen Opfern muß- te die Befreiung der Rinderbestände von Tuberkulose und Bangseuch.e er- folgen. Für die durch den Rückgang an Arbeitskräften notwendige Mechanisie- rung mußten unsere Bauern hunderte Millionen Schilling aufwenden. Ueber zwei Drittel aller Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden erneu- ert oder durch bauliche Verbesserun- gen den heutigen Anforderungen an- gepaßt. Insbesondere im Hinblick auf die notwendige Nebeneinnahme aus dem Fremdenverkehr mußte sehr viel investiert werden. Allein durch die genannten Beispiele für die gewaltige Umstellung und Auf- wärtsentwicklung der Landwirtschaft des Bezirks Kitzbühel mit den damit verbundenen Investitionen an Arbeits- kraft rbeits- kraft und Kapital wird verständlich, warum unsere Bauern und deren Inter- es senvertretung dem Bergbauvorhaben ablehnend gegenüberstehen müssen. Im einzelnen wird diese Haltung wie folgt begründet: 1. Grundinanspruchnahme: Wie bisher bekannt wurde ist vor- läufig zur Aufnahme des Bergbau- betriebes für Schachtanlagen, Aufberei- tung und Ansiedlung von Arbeitern ei- ne Grundfläche von 225.000 m2 not- wendig. Tatsächlich wird dies, aber nur ein kleiner Teil jenes Grundes, sein, der im Zuge der Weiterführung des Bergbaues beansprucht werden müßte. Dies heißt, daß zahlreiche bäuerliche Betriebe in ihrer Existenzgrundlage wesentlich geschwächt bzw. gefährdet wären. Der heute allgemein erhobenen Forderung nach einer Strukturverbes- serung der Landwirtschaft würde diese Entwicklung jedenfalls nicht gerecht. Kulturschäden: Ein wesentlicher Bestandteil der Land- wirtschaft des Bezirks Kitzbühel ist der Wald. Er bildet ein wirtschaftliches Rückgrad für die bäuerlichen Betriebe und ist besonders für die Investitions- tätigkeit von größter Bedeutung. Min- dererträge oder gar ein Versiegen der Einnahmen aus der Waldwirts,chaft würden sich katastrophal für den bäuer- lichen Berufsstand, aber auch für die übrige Wirtschaft auswirken. Daß ge- rade die Forstwirtschaft durch die Erz- aufbereitung besonders gefährdet ist, zeigt sich am Beispiel anderer Berg- baugebiete. Hingewiesen werden muß auch noch auf die verstärkte Wind- wurfgefähr durch das großflächige Ab- holzen von Wäldern. Auch in der Fut- terwirtschaft ergeben sich durch schwe- felige Niederschläge, wie sie bei der Erza'ufbere'itung entstehen, große Nach- teile. Dies gilt besonders für die Grün- futternutzung und den Weidebetrieb. Sonstige Schäden in der pflanzli- chen und tierischen Produktion. a) Fischerei: Die fließenden Gewässer des Bezirks Kitzbühel sind bisher noch sehr rein und somit für die Fischerei- wirtschaft besonders günstig. Durch die geplanten und in weiterer Folge noch sicher zur Errichtung kommenden Erz- aufbereitungsanlagen würde sich dies grundlegend ändern. Man müßte damit rechnen, daß z. B. der Fischbestand der Großache bis über die Landesgrenzen hinaus dezimiert bzw. vernichtet wäre. Damit entstünde nicht nur der Fische-
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