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Seite 2 Kitzbttheler Anzeiger Samstag, 26. Septmber 1970 reiwirtschaft direkt ein großer Scha- den, sondern es, ginge auch ein wesent- licher Anziehungs•punkt für die fische- reisportbegeisterten Fremdengäste ver- loren. Imkerei: In dem vom Bergbau und seinen Auswirkungen betroffenen Ge- biete im Bezirk Kitzbühel gibt es rund 400 Bienenzüchter mit über 4000 Bie- nenvölkern. Wie sieh auch in anderen Bergbaugebieten bzw. Orten mit Erz- aufbereitungsanlagen zeigt, nimmt die Bienenhaltung größten Schaden. Mit der Schädigung der Bienenzucht gehen aber auch große Ertragseinbußen im Obst- bau einher. Käserei: Im Bezirk Kitzbühel be- finden sich sieben Emmentaler-Käse- reien und ein Betrieb mit Bergkäs•e- erzeugung. Die Hauptmilchanlieferuiag an diese Verarbeitungsbetriebe liegt in jenem Teil des Bezirks, Kitzbühel, wo Erzvorkommen sind und somit früher oder später mit dem Abbau gerechnet werden müßte. Da in solchen Gebieten durch die bei der Erzaufbereitung ent- stehenden Schwefelrückstände auf Grün- futter bzw. Weidegras, wie die Erfah- rung zeigt, mit Darmerkrankungen und Verdauungsstörungen gerechnet werden muß, wäre die Erzeugung von Quali- tätskäse der genannten Sorten ernst- lich gefährdet, damit aber auch das Hauptexportprodukt der heimischen Milchwirtschaft. Wasserhaushalt: Die Verseuchung der Bäche und Ge- rinne in den betroffenen Gebieten und darüber hinaus läßt auch eine allge- meine Verschlechterung des, Wasser- haushalts. befürchten. Landwirtschaft u. Fremdenverkehr: Das gesamte erzhaltige Gebiet des Bezirks Kitzbühel und insbesondere die zunächst betroffenen Orte liegen im Zentrum des Sommer- und Winter- fremdenverkehrs. Es gibt im Bezirk Kitzbühel bereits jetzt nahezu 5000 Fremdenbetten auf Bauernhöfen. Durch den immer mehr wachsenden Trend zur Erholung in ruhigen ländlichen Ge- bieten und auf Bauernhöfen wäre hier noch eine weitere Aufwärtsentwicklung zu erwarten. Unsere Bauern sind auch dabei, für den Winterfremdenverkehr auf ihren Betrieben noch bessere Vor- aussetzungen zu schaffen. Gewaltige Summen wurden bisher schon für die bauliche und sanitäre Ausgestaltung der Bauernhäuser aufgewendet. Es ist des- halb begreiflich, daß unsere Bauern- familien auch von der Sicht aus gese- hen in der Wiederaufnahme des Berg- baubetriebes eine große Gefahr für ihre weitere wirtschaftliche Existenz sehen. Dies umso mehr, weil bei der ungün- stig verlaufenden Einkommenslage in der Landwirtschaft ein Zusatzerwerb aus dem Fremdenverkehr für viele Bauern eine unbedingte wirtschaftliche Notwendigkeit bedeutet. In dem Zusam- menhang muß auch auf den Wald als wichtigstem Teil des ländlichen Erho- lungsraumes besonders verwiesen wer- den. Zusammenfassend muß seitens der landwirtschaftlichen Interessenvertre- tung mit größtem Nachdruck festge- stellt werden, daß die Wiederaufnahme des Bergbaubetriebes im Bezirk Kitz- bühel mit all ihren Folgeerscheinungen auch für die Landwirtschaft größte Nachteile und wirtschaftliche Schäden mit sich bringen würde und deshalb entschieden abgelehnt wird. Die bäuerliche Interessenvertretung des Bezirkes, Kitzbühel muß deshalb, obwohl das Bergbaugesetz in seiner derzeitigen Fassung dem Bergbau Prio- rität über alle anderen Wirtschafts- zweige einräumt, im Hinblick auf die besonderen Verhältnisse im Bezirk Kitz- bühel folgende Forderungen erheben: A) Die zuständigen Behörden und In- teressenvertretungen des Landes und Bezirkes sowie die betroffenen Ge- meinden müssen über alle Schritte in Minister Dr. Staribacher: Der 19. September 1970 wird der Be- völkerung des Bezirkes Kitzbühel noch lange in Erinnerung bleiben. Seit Monaten bewegte die Menschen im Bezirk das Gespenst eines drohen- den Bergwerkes, Luftverpestung, Schutthalden dort, wo jetzt herrliche Alpenwiesen und Wälder gedeihen; so ähnlich und noch schlimmer war die Vorstellung der meisten Leute. Landtagsvizepräsident Christian Horn- gacher lud den neuen Handelminister Dr. Staribacher ein, zu einer Diskus- sion nach Oberndorf, dem Zentrum des geplanten Bergwerkes zu kommen. Horngacher lud alle Interessierten ein, sich an dieser Diskussion mit dem Handelsminister zu beteiligen. Und die Interessierten kamen, rund 5000 Men- schen protestierten und demonstrier- ten. Dr. Staribacher erklärte auch gleich zu Beginn der Veranstaltung - nach- dem er im Spalier der Demonstranten in den Saal geführt wurde -: Ich ste- he auf dem Standpunkt, eine Demo- kratie wäre schlecht und eine Regie- rung hätte nicht das Recht sich eine solche zu nennen, wenn sie sich nicht allen Wünschen der Bevölkerung in jeder Situation stellt. Der Minister er- klärte, er habe schon lange vor dieser Protestkundgebung der Berghaupt- mannschaft in Solbad Hall die Wei- sung erteilt, daß er nicht wünscht, daß nur nach dem Gesetz vorgegangen wird, d. h., daß selbstverständlich das der Angelegenheit Bergbau laufend un- terrichtet werden und deren Stellung- nahmen sind entsprechend zu berück- sichtigen. Vorn Bundesministerium für Han- del und Gewerbe als letztlich entschei- dende Behörde muß eine echte mate- rielle wie ideelle Interessenabwägung bezüglich des geplanten Bergbaues im Bezirk Kitzbühel verlangt werden. Vorstehende Forderungen wären auch im Rahmen der vielseits verlang- ten Abänderungen des Berggesetzes zu berücksichtigen. Sehr geehrter Herr Bundesminister! Die landwirtschaftliche Berufsvertre- tung des Bezirkes Kitzbühel erwartet von Ihnen als Ressortchef des entschei- denden Ministeriums die volle Berück- sichtigung der Lebensinteressen unse- rer landwirtschaftlichen Betriebe, de- ren Familien zugleich wesentlich zur Erhaltung und Plejge eines Erholungs- raumes für Millionen Menschen aus dem In- und Ausland beitragen. Der Obmann der Bezirkslandwirt- schaftskammer: Oek.-Rat L. Manzl Gesetz zu respektieren ist, aber daß jede Gruppe, die auch nur im entfern- testen ein Interesse an diesem Pro- blem zeigt, restlos Aufklärung verlan- gen kann und auch restlos Aufklärung zu bekommen hat. Die österreichische Bundesregierung macht keine Geheim- politik und es ist daher selbsverständ- lich, daß so eine eminent wichtige Fra- ge mit der Bevölkerung von Kitzbühel, Oberndorf und allen davon Betroffe- nen diskutiert werden sollte, erklärte der Minister. Der Minister hat nicht nur unter dem gewaltigen Eindruck der Obern- dorfer Kundgebung sich zu Gunsten der Kitzbüheler Bevölkerung ausge- sprochen, denn schon anläßlich der Eröffnung der Innsbrucker Messe gab er in aller Oeffentlichkeit bekannt, daß er selbstverständlich vor jeder Ent- scheidung das erste Einvernehmen mit der Landesregierung herstellen werde. Ebenso erklärte er dort, daß der Frem- denverkehr in Oesterreich einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige ist, die wir haben. Glauben Sie denn, sagte Minister Staribacher in Oberndorf, daß die Bundesregierung so dumm ist, daß sie nicht erkennt, daß dieser Fremden- verkehr weiter gefördert werden muß und a 11 e s darangesetzt werden muß, um diesen Fremdenverkehr auch im Raume Kitzbühel zu schützen und aus- zubauen? Er habe mit Bundeskanzler Dr. Kreisky bevor er hierher nach Oberndorf gekommen sei, über dieses Fremdenverkehr hat Vorrang Bericht über die große Bergwerksdebatte und -demonstration in Oberndorf
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