Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 26. September 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Problem diskutiert. Dr. Kreisky war aber bereits sehr genau durch Udo Jürgens informiert worden! Gemein- sam mit dem Bundeskanzler kann er versichern, daß diese Bundesregierung für die Förderung des Fremdenver- kehrs im kommenden Budget mehr Mittel eingesetzt hat, als es bisher der Fall war. Mit einem offensichtlichen Seiten- blick auf die Union Corp. Ltd. sagte Dr. Staribacher: Die Gesundheit und das Interesse der Bevölkerung gehen dieser Regierung über jedwedes Pro- fitdenken. Minister Dr. Staribacher bezeichne- te die Demonstration als durchaus po- sitiv und als Ausdruck des demokrati- schen Willens der Bevölkerung. Als Sympathieerklärung kann man die Erklärung des Ministers werten: wo mein Herz ist, kann ich Ihnen - er meinte die versammelten Demon- stranten - deshalb nicht sagen, weil mich sonst die Union Corp. als befan- gen ablehnen würde. Minister Dr. Stari- bacher beschloß damit seine grund- sätzlichen Erklärungen. Landtagsvize- präsident Christian Horngacher leitete die anschließende Diskussion, er dank- te eingangs allen Kundgebungsteilneh- mern dafür, daß die Demonstration in Ruhe und Ordnung über die Bühne gegangen ist; so wie wir Tiroler es wünschen und es uns praktisch vor- gestellt haben, sagte er. Erster Debattenredner war Bürger- meister Hermann Reisch. Ihm seien die Erklärungen des Ministers eine Beruhigung. Er hoffe, so sagte er et- was skeptisch, daß es wirklich mög- lich wird, den Bergbau zu verhindern. Der Minister antwortete dem Bürger- meister: Auf die Frage, ob das Berg- werk oder der Fremdenverkehr Vor- rang hat, kann ich Ihnen eine eindeu- tige Antwort geben. Für die Bundes- regierung steht fest: der Fremdenver- kehr! Der Obmann des Schutzvereins Ru- dolf Witzmann brachte die große Sor- ge des Vereins zum Ausdruck, daß ein Bergwerksprojekt den heimischen Fremdenverkehr zerstören würde. Ihm antwortete der Minister, daß er jeder- zeit bereit sei, mit dem Schutzverband in Verbindung zu kommen. Dr. Erhard Pfitzner, der einer der Initiatoren der großen Demonstration war, setzte sich leidenschaftlich gegen den Bergbau ein, er brachte abschrek- kende Beispiele von Bergwerken in Griechenland und schlug schließlich eine Aenderung des Berggesetzes zu- gunsten des Fremdenverkehrs vor. Auch Karl Koller als Obmann des FVV Kitzbühel setzte sich für eine Novellierung des Berggesetzes ein. Ih- nen antwortete der Minister u. a., daß bei der Obersten Bergbehörde bereits an entsprechenden Gesetzesänderun- gen gearbeitet wird. Stadtrat Walter Hirnsberger brachte vor allem Zahlen über die Frequenz des Fremdenver- kehrs in Kitzbühel ins Treffen. Dann vertrat Dr. Otto Wendung ausführlich den Rechtsstandpunkt des Schutzver- eins und den des Bauern Peter Foidl. Der Minister antwortete, er hätte seine Beamtenschaft angewiesen, alle Gre- mien re mien anzuhören, auch wenn ihnen nach dem Gesetz keine Parteienstellung zukommt. Hofrat Dr. Paul Kirchmeyr beklagte sich, daß die Landesregierung erst ein Jahr nach Abschluß des Vertrages durch Zufall Kenntnis erhielt. Er halte den Schutz des Eigentums als eine ganz besondere Aufgabe. Hier antwor- tete der Minister, daß die Regierung versprochen hat und er selbst es schon öfter betont hat: Keine Entscheidung wird fallen, ohne den Vertretern des Landes Tirol und der betroffenen Ge- meinden v 011 e s Gehör zu geben. Wei- ters betont er, daß diese Regierung ebenso wie alle bisherigen Regierun- gen die Unverletzlichkeit des Eigen- tums anerkennt. Dr. Krainz aus St. Johann wies dann nach, daß das Kitzbüheler Gebiet ein einmaliges Erholungszentrum dar- stellt, wie es in den gesamten Alpen nicht mehr zu finden ist. Damit führte Dr. Krainz den medizinischen Stand- punkt ins Treffen. Dir. Dr. Ziepi gab sodann einen aus- führlichen Ueberblick über den Frem- denverkehr in Kitzbühel und stellte auch internationale Vergleiche an. An der fairen, manchesmal sehr lei- denschaftlich geführten Diskussion be- teiligten sich noch: Konsul Furth, Stadtrat Peter Sieberer, Dr. Oskar Ganster, Bgm. Ritter aus Reith, Bgm. Der Verein zum Schutz der Land- schaft und der heimischen Wirtschaft dankt auf diesem Wege allen Teilneh- mern an der mustergültigen und ein- drucksvollen Demonstration in Obern- dorf, die über die Grenzen des Be- zirkes hinaus von tausenden Menschen besucht war, für ihren Einsatz. Auch gilt unser Dank den 30 Debat- tenrednern, die von den verschieden- sten Standpunkten aus die drohenden Gefahren für unsere Heimat erläuter- ten, und vor allem auch allen Organi- sationshelfern, deren Einsatz das gute Gelingen der Demonstration gewähr- leistete. Dem Gendarmeriekorps wollen wir ebenfalls herzlichst Dank sagen. Sehr wertvoll erscheint uns die Un- terstützung, die uns das Fernsehen, der Rundfunk und die Presse gewährt haben und um deren Mithilfe im wei- Mariacher aus St. Johann, Gemeinde- vorstand Reiter, St. Johann, Dr. Ing. Max Kloß, ein Verteidiger des Berg- baues! - ein Gast aus Hamburg, Apo- theker Vogl aus Kitzbühel, GR Noth- durfter aus Oberndorf und Bgm. Pauf- 1er, Kirchberg. Die große Demonstration war vor- bei. Der Minister war tief beeindruckt von der Kundgebung. Er hat ein Be- kenntnis zu Kitzbühel abgegeben. Er sagte ja zu den vielen Zuhörern: Mir gefällt Kitzbühel ebenso wie Ih- nen, ich kenne Kitzbühel nämlich schon von meinen verschiedenen Winterauf- enthalten! G. Minister Staribacher: Ich werde den Schutzverband so nicht entt&iuschen! Dr. Wendung folgte in Anknüpfung an die Protestdemonstration in Obern- dorf den Spuren des Herrn Bundes- ministers Dr. Staribacher nach Fieber- brunn und konfrontierte sich dort am Sonntag, 20. September mit ihm auf einer SPOe-Wählerversamrnlung neuer- dings in der Bergbaufrage. Minister Dr. Staribacher erklärte Dr. Wendung gegenüber wortwörtlich: „Ich versichere Ihnen, ich werde den Schutzverband nicht enttäuschen. Mit diesem eindeutigen Hinweis un- terstrich Minister Dr. Staribacher sei- ne Oberndorfer Erklärung, daß er dem Fremdenverkehr im Bezirk Kitzbühel den Vorzug vor einem Bergbau gibt. Wir vertrauen und bauen auf dieses Ministerwort. teren Kampf um die Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Bewoh- ner unserer Heimat wir jetzt schon freundlichst ersuchen. Nicht zuletzt wollen wir das zur Kenntnis nehmen, was uns der Herr Bundesminister für Handel und Ge- werbe Dr. Staribacher versichert hat, daß nämlich nichts ohne Anhören der zuständigen Körperschaften und nichts ohne Einverständnis des Herrn Lan- deshauptmannes von Tirol in dieser Frage in seinem Ministerium während seiner Amtszeit unternommen werden würde und daß die Priorität des Frem- denverkehrs in diesem Raume eindeu- tig anerkannt werden müsse. Sollten die Erklärungen des Herrn Bundesministers als Richtschnur für die weitere Entwicklung des Bergwer- kes am Rerobichi tatsächlich zutref- fend sein, so wäre jedenfalls ein er- Dank des Schutzvereins
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