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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. Septmber 1970 ster positiver Schritt festzustellen und wir alle würden solch eine Entwick- lung sehr begrüßen. Jedenfalls wird der Schutzverband auch in Zukunft alles tun, was zur Er- reichung seines Zieles notwendig ist und sich in diesem Kampf durch nichts beirren lassen. Das Ziel bleibt unver- ändert gleich, es heißt Bergwerk nie!!! Der Obmann: Rudolf Witzmann Der Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Dr. Josef Ziepi Das Bergwerk droht Leserzuschrift von Horst Günther Schweimer, Reeder in Hamburg Wenn bei uns in Hamburg der Wind von Süden weht, riecht die ganze Stadt nach den. Abdämpfen des Oeihafens; kommt er von. Norden,, dann haben wir einen pestialischen Geruch der Eidel- stedter Fischmehlfabrik in. der Nase. Wie bei allen Großstädten der Welt lastet eine Dun.stgiocke von Autoabga- sen über der Stadt, die längst die ge- sundheitsschädigende Grenze von Mon- oxydgasen überschritten hat. Um die- ser Atmosphäre wenigstens für einige Zeit zu entgehen, haben wir uns in, Kitzbühel ein I-1äuserI gebaut, damit sich unsere Lungen wieder auffrischen können. Nun hören wir, daß im Gebiet von Kitzbühel, das als Erholungsgebiet weltweiten Ruf genießt (man,ch ver- seuchter Industriestaat würde Milliar- den-Mittel investieren, wenn er mit Geld eine solche Oase schaffen könn- te), ein Bergwerk neuerschlossen wer- den soll. Der Sommer- und Winter- kurort Kitzbühel würde dadurch in ein Industriezentrum umfunktioniert. Sicherlich soll man sich dem Fort- schritt nicht entgegenstellen. Aber ist die Umwandlung eines Erholungszen- trums in ein Industriezentrum wirklich Fortschritt? Oder ist es nach moderner Auffassung nicht vielmehr Rückschritt? Alle Industriestaaten wollen heute,, lei- der viel zu spät, Milliarden von Steuer- geldern investieren, um die Mensch- heit von den sie bedrohenden Umwelt- schäden zu bewahren. Luft und Was- ser werden durch die Ueberindiustria- lisierung verpestet und führen zu schweren Massengesu.ndheitsschäden. - Zahlreiche internationale Gremien füh- ren einen verzweifelten Kampf, um. dieser Seuche Herr zu werden. Und hier in Kitzbühel - oh Schildbürger- streich - will man genau das Gegen- teil machen,. Reine Luft und gesun- des Wasser sollen durch ein Bergwerk verpestet werden. Zwar kann man Verständnis dafür haben, daß eine neue Industrie mehr Steuern einbringt. Aber nach moderner Auffassung kostet die Beseitigung der hier auftretenden Umweltschäden ein Vielfaches an Steuergeldern, als das neue Unternehmen an Steuern auf brin- gen, wird. Natürlich hat auch der Un- ternehmer seinen Profit, aber das ist wahrscheinlich kein Tiroler. Eine Hoff- nung gibt es noch. Die Tiroler haben in ihrer langen, oft leidvollen Ge- schichte immer noch Mittel und Wege gefunden, ihre geliebte Heimat vor, fremden schädlichen Einflüssen zu schützen. Mögen ihnen auch hier die adäquaten Mittel einfallen, um dieses Unheil von ihrem schönen Kitzbühel fernzuhalten. Beitrag zum Thema Bergbau Tief beeindruckt von der abendlichen Protestkundgebung am Samstag. 19. Sep- tember möchte ich in dem Blatt, in dem meinem Vater, dem Dichter Al- fons Petzold, schon so oft ein Artikel gewidmet war, einige Zeilen schreiben. Mein Vater zog mit seiner jungen Frau und meiner älteren Schwester im Juni 1917 nach Kitzbühel. Später er- zählte meine Mutter immer wieder, wie sie von den herrlich blühenden Wiesen und den Bergen ringsum be- eindruckt war. Mein Vater fand Erho- lung und fast völlige Herstellung sei- ner Gesundheit und damit eine Zeit voller Schaffenskraft und Freude. Seine schönsten Werke entstanden hier. An den Folgen seiner durchgemachten Krankheiten mußte er uns alle allzu früh verlassen. Mein Bruder war Monate alt. Wir wuchsen dennoch fröh- lich und unbes.chwert heran. Meine Mutter konnte uns, nicht zuletzt mit Hilfe eines bescheidenen Fremdenver- kehrs und ihrer Sprachkenntniss.e, alle in höhere Schulen bzw. Hochschulen schicken. Später, selbst verheiratet, zog ich mit meiner Familie in das von uns inzwischen liebgewordene Oberndorf. Wir bauten in herrlicher Lage ein Haus, meine Mutter starb 1968 bei mir. Der Kern meines Schreibens ist aber folgender: Vor einigen Tagen übergab mir mein Jüngster, der 8 1/4 Jahre alte Christian, folgende Zeilen, die er völ- lig allein und uneinbeflußt (sonst hät- ten wir die Anrede geändert) geschrie- ben hat. „An Herrn Staribacher! Meine Fami- lie und ich wehren uns gegen das Berg- werk. Es bringt nur Verwirrung in un- ser Volk. Wir müßten alle wegziehen, weil wir in einem Dorf, wo Schutt und Steine herumliegen, nicht leben könn- ten. - Christian Hopfensberger, Obern- dorf." Weitere Worte erscheinen mir über- flüssig. Dipl.-Ing. Vera Hopfensberger geb. Petzold Eigentümer. Herausgeber und Verleger: Kitzbüheler Anzeiger Gesellschaft mbH, Kitzbühel, Vorderstadt 16; Verwaltung: Kitzbühel, Schwarzseestraße 2, Tel. 2576; verantwortlicher Schriftleiter: Martin Wörgötter, Kitz- bühel, Hinterstadt 17, Tel. 2236; Druck: Druckerei Ru- dolf Grobstimm & Leo Heininger, Kitzbühel, Wehrgasse 8, Tel. 25 15. Mit dem Mute der Verzweiflung gegen den Bergbau! Sehr geehrte Redaktion! Bitte, beweisen Sie, eine echte Hei- matzeitung zu sein und vertreten Sie auch einmal die Ansichten und Anlie- gen der Jugend, und zwar der politisch nicht engagierten Jugend in unserem Bezirk. Als einer ihrer Vertreter möch- te ich Sie bitten, auch einmal meine Meinung über das Problem „Bergbau" anzuhören bzw. zu veröffentlichen. Dieser Aufruf mag zwar etwas über- trieben klingen, aber ich glaube, er kann nicht drastisch genug sein. Ein Naturparadies soll zu einem 2 weiten „RUHR"-Gebiet werden? Ein junger Kitzbüheler, der das Werk seiner Väter und seine verhei- ßungsvolle Zukunft gesichert haben will oder sich sichern wird, ist der Mei- nung, daß wir uns gegen einen erbit- terten Feind, nämlich den Bergbau, mit dem Mute der Verzweiflung zur Wehr setzen müssen! Denn Gewalt er- zeugt Gegengewalt auf unserer Seite! Nicht einfach nach dem Motto leben: ‚Ja, sterben müssen wir ja so und so!" Aber dieser mächtige Tod (Union Cor- poration) zwingt uns zu einem verzwei- felten Todeskampf (Protest, Volks- abstimmung, Boykottmaßnahmen von seiten der Bevölkerung usw.) Ich betone nocheinmal: es geht um die Zukunft von uns allen, aber beson- ders um die unsere, um die der jungen Generation IM ALLGEMEINEN. Kampf Heil! R. Hilfsaktion des Roten Kreuzes Kitzbühel für Hochwassergeschädigte in Niedernsill Am Samstag war es soweit! Mit ei- nem großen Lkw der Firma Rudi Hö- finger, voll beladen, fuhren wir nach Niedernsill. Direkt am Ort der Verwü- stungen suchten sich die Betroffenen aus, was sie brauchen. Sehr, sehr dank- bar nahmen sie das, Gesammelte ent- gegen. Ich möchte den Dank an Euch weitergeben. Ihr vielen, vielen unbe- kannten und ungenannten Spender. - Glaubt mir, es war wirklich der Mü- he wert! Danken möchte ich ganz be- sonders Rudi Höfinger für die Ueber- lassung des Lkw, allen Rot-Kreuz-Ka- meraden, besonders. Harald Ritter und Willi Weidenthaler. Was noch fehlt sind Kinderschuhe, vom Baby bis 14 Jahre. Wer noch Sachen erübrigen kann, ruft bitte die Dienststelle vom Roten Kreuz - 4011 - an, dann werden die Sa- chen abgeholt. Noch einmal vielen Dank für Eure Mitarbeit. Käthe Nagiller
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