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Samstag, 17. Jänner 1970 KitzbüheLer Anzeiger Seite 5 Wir, die Wirtschaftstreibenden und der Bergbau ! Schon seit einiger Zeit hören wir von den Absichten, den Bergwerks- betrieb am Rerobichl und an anderen Stellen rund um Kitzbühel wieder in Betrieb zu nehmen, um das dort noch vorhandene Kupfer und Silber, aber auch andere vorhandene Spurenele- mente abzubauen. Der vor kurzem im „Kitzbüheler Anzeiger" erschienene Artikel des Univ.-Dozenten Dr. Georg Mutschiechner macht uns mit den zu erwartenden Folgen dieses Vorhabens vertraut, uns es erscheint angebracht, vorerst auf diese kurz näher einzuge- hen. So entnehmen wir unter anderem, daß nicht nur ein Kahlschlag, sondern bald eine Steinwüste und schließlich eine breite tiefe Rinne das Bichlach zieren wird, daß die zu verarbeiten- den erzhältigen Gesteine in die Millio- nen Tonnen gehen werden, die ge- quetscht, gemahlen und gewaschen werden sollen und denen durch ein sinnreiches Verfahren mit Chemika- lien das letzte Erzkörnchen entzogen werden soll, so daß im Laufe der Jah- re Berge von erzfreiem Gesteinsmehl entstehen werden. Dabei wird das Rö- sten des sulfidischen Erzes Rauch und giftige Schwaden erzeugen und das Bohren, Sprengen und Quetschen des Gesteins keinesfalls geräuschlos durch- geführt werden können. Der Nadel- wald der Umgebung wird durch den Staub und die Gase kränkeln, der Was- serhaushalt kann durch Tiefenbohrun- gen empfindlich gestört werden, das Grundwasser, die Fische und deren Nahrung sind höchst gefährdet. Ein Fülle von solch unerfreulichen Nachrichten kann der bedeutendste Fremdenverkehrsbezirk von Tirol, der z. B. im vergangenen Winter 26 Pro- zent der gesamten Tiroler Nächtigun- gen im Bezirk unterbrachte, nicht un- widersprochen entgegennehmen. Es sollte doch eigentlich allen ver- antwortungsbewußten zuständigen Stellen bekannt sein, daß die Einwoh- ner des Bezirkes Kitzbühel fast aus- nahmslos direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr leben. Dies gilt für alle Sparten der Wirtschaft, gleich ob Handels-, Gewerbe- oder Fremdenver- kehrsbetriebe, ob Banken, Sparkas- sen, Verkehrsunternehmen oder Seil- bahnen. Dies gilt aber genauso für die etlichen tausend Beschäftigten all die- ser Betriebe. Es gilt aber auch für die tausend Privatbetten, die sich in bäu- erlichem oder im Besitz von Gewerbe- treibenden, Arbeitern und Angestell- ten befinden. All diese sorgen mit ih- rem Devisenaufkommen bestens für die Aufrechterhaltung des Lebens- standards in Oesterreich. Sollen hier etwa die Existenzbasis und der Wohlstand des Bezirkes, der seine Früchte bis in die entlegendsten Täler ausstrahlen läßt, einem frag- würdigen und riskanten Bergwerks- projekt geopfert werden? Wir hören von einem Mittelstandskonzept der Bundesregierung, das wir sicherlich sehr begrüßen! Wo bleibt aber so ein Konzept im Falle des Bergwerks Rero- bichi? Wir hoffen jedenfalls, daß auch hier auf den Mittelstand nicht verges- sen wird. Es scheint fast, als wolle man die goldene Taube in der Hand mit dem kupfernen Spatzen am Dach tauschen! Bei diesem Geschäft müßte man sich doch im klaren sein, daß die Haupt- nutznießer die südafrikanisch-amen - kanischen Geldgeber sein werden, die ja nicht umsonst ihr Kapital für die Erschließung opfern, für den ver- staatlichten Bergbaubetrieb würde wahrscheinlich nicht allzu viel heraus- schauen. Für den Fremdenverkehr wäre so ein Bergwerksbetrieb von katastro- phalen Folgen und würde den Nieder- gang der Wirtschaft bedeuten, denn mit Lärm, Rauch und giftigen Abga- sen, mit Millionen Tonnen Gesteins- mehl, mit verstaubter und chemisch verunreinigter Luft läßt sich unser blühender Fremdenverkehr nicht auf- recht erhalten. Uns sind die reich verS staubte Landschaft beim Zementwerk Eiberg oder die Abgase von Hochfil- zen Warnung genug, um eine Vorstel- lung dessen zu erhalten, was uns blü- hen würde, wenn dieser Großbetrieb Wirklichkeit werden sollte. Es kann daher nur Pflicht der zuständigen Stel- len der gewerbi. Wirtschaft sein, alle wachzurütteln und nach oben drin- gendst die notwendige Einsicht for- dern, sonst wär alles, was Generatio- nen hier gebaut und geschaffen haben, umsonst gewesen. Kammerrat Rudolf Witzmann Mit knurrendem Magen durch den Skigroßraum" Kitzbühel Die Zeit der Lunchpakete ist längst und zweitens, weil die ohnehin stark vorbei. Einmal, weil sie dem heutigen frequentierten Gaststätten verständli- Skiläufer ein lästiges Anhängsel sind, cherweise für Lunchpaket-Gäste keine FO R M E L.24 j J r Die Politik °østerraichs bedarf 1 1 1 1 entscneiaenaer Korrekturen. Aus Gründen der gesunden, zukunftsweisenden Entwicklung unseres Staates und seiner Menschen müssen neue Wege beschritten werden. In vier Schwerpunkten umreißt die FPÖ diese Korrekturen - damit die Richtung österreichischer Politik stimmt. Gesellschaft - Bildung - Aufstieg - Europa bilden diese Schwerpunkte, die in der Formel 70 der FPÖ zusammengefaßt sind. Es ist dies keine Aussage zur Nationalratswahl 1970 in herkömmlicher, überholter Form Es ist dies die Zielvorstellung einer Politik, die Osterreich braucht! FP@iD -- damit die Richtung stimmt! Näheres darüber in den nächsten Ausgaben des „Kitzbüheler Anzei- gers"! Die Zielvorstellung der FPÖ für das angebrochene Jahrzehnt sind in der Formel 70 zusammengefaßt. Interessenten sendet die Bezirkslei- tung der FPÖ, Kitzbühel, Graggaugasse 8, gerne die Broschüre „FORMEL 70" zu.
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