Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 21. Feber 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 21 Ijeber 600 Zuhörer aus allen Bevöl- kerungskreisen konnte Minister Dr. Schleinzer in Oberndorf, Kirchberg und St. Johann ansprechen. Auch ein Besuch der Landwirtschaftsschule „Weitau" mit einer kurzen Ansprache an die Schülerinnen und Schüler stand auf dem Programm. In Begleitung des Ministers befanden sich der Präsident der Landeslandwirtschaftskammer ÖR Johann Astner, Hofrat Dr. David Strei- ter, NR Paul Landmann, Bezirksob- mann LA ÖR Leonhard Manzl, OeVP- Bezirksobmann LA Christian Huber und Dr. Fritz Scheiring. In Oberndorf, wo beim Lindnerwirt das Tagesprogramm mit einer erwei- terten Bezirkskonferenz für bäuerli- che Funktionäre seinen Anfang nahm, erfreuten die kleine Maria und Anna Landmann den hohen Gast durch ei- nen Blumengruß. Bgm. Franz Höck entbot die Grüße der Gemeinde. Es folgte sodann eine besonders gut besuchte Bauernversammlung beim Rößlwirt in Kirchberg, die von Orts- bauernobmann Josef Aufschnaiter mit einer Schilderung der landw. Verhält- nisse in der Gemeinde eingeleitet wur- de. Den Abschluß des Tages bildete eine auch von der nichtbäuerlichen Bevöl- kerung mit Interesse aufgenommene Rede im Kinosaal St. Johann. Bürger- meister Andreas Mariacher sprach da- zu Begrüßungsworte. Minister Dr. Schleinzer zeigte sich sehr erfreut über den Empfang durch die Musik- kapelle St. Johann. Von den Teilneh- mern an allen Veranstaltungen wurde es als sehr angenehm und wertvoll empfunden, daß der Herr Minister mit gut untermauerten, sachlichen Argu- menten Fragen seines Ressorts und der ganzen Regierungsarbeit behandel- te. Auch auf die zahlreichen Anfragen im Rahmen der Diskussion gab Mini- ster Dr. Schleinzer bereitwillig und sachkundig Auskunft. In seinen Ansprachen ging der Herr Landwirtschaftsminister auf folgende Punkte besonders ein: 1. Strukturpolitik: Strukturfragen sind heute im Be- reiche der bäuerlichen und gewerbli- chen Wirtschaft sehr aktuell und es ergeben sich da wie dort große An- passungsschwierigkeiten, um mit der Zeit schritthalten zu können. In der Landwirtschaft ist seit Jah- ren eine starke Abwanderung zu ver- zeichnen. Die in der Landwirtschaft Verbleibenden, sofern das Einkommen aus der Landwirtschaft zu gering ist, neigen zunehmend zum Zu- oder Ne- benerwerb. Der Fremdenverkehr bie- tet sich hier als besonders günstige Möglichkeit an. Es muß aber hier eine organische Entwicklung vor sich ge- hen, wobei auch die entsprechende Berufsausbildung nicht vernachlässigt werden darf. Die Hauptüberlegung bei Neben- erwerbsbetrieben muß der Gesamt- arbeitsbelastung gelten, die in für die Familie tragbaren Grenzen bleiben soll. Ein großes Problem sind heute aber besonders viele zu kleine Vollerwerbs- betriebe. Eine Aufstockung durch Zu- kauf freiwerdender Flächen oder Zu- pachtung kann die notwendige Stär- kung solcher Höfe bringen. Diese Maß- nahmen wurden in den letzten Jahren besonders durch das landwirtschaft- liche Siedlungsgesetz, die Schaffung des Besitzstrukturfonds, die Novellie- rung der Abgabengesetze und ein neu- es Landpachtgesetz erleichtert. Für die Nebenerwerbsbetriebe wirkt sich auch das Arbeitsmarktförderungs- gesetz vorteilhaft aus. Unterstützt werden diese Struktur- verbesserungsmaßnahen auch durch die Sozialgesetzgebung wie z. B. Er- höhung der Zuschußrente und Einfüh- rung der Bauernpension. Es muß besonders auch immer wie- der darauf hingewiesen werden, daß in der Strukturpolitik der gesamte ländliche Raum gesehen werden soll. 2. Produktions- und Marktprobleme: Der beruflichen Tüchtigkeit unserer Bauern und verbesserten Produktions- methoden ist es zuzuschreiben, daß sich die landwirtschaftliche Produk- tion erhöht. Durch den Bevölkerungs- zuwachs im Inlande wird die Mehr- erzeugung nicht aufgebraucht. Da ein weltweites Verteilungssystem der land- wirtschaftlichen Ueberschüsse, so not- wendig und naheliegend dieser Aus- gleich wäre, bisher noch nicht erreicht werden konnte, bleibt nur eine be- grenzte Exportmöglichkeit übrig. Es war eine große Schwierigkeit der ver- gangenen Jahre, besonders die Ueber- schüsse an Milch und Getreide etwas zu verringern und die Produktion ent- sprechend umzulenken. Bei Getreide erfolgte zu Gunsten einer Ausweitung des Futtergetreideanbaues die Ein- schränkung der Mahlgetreideproduk- tion, auf dem tierischen Sektor kam es u. a. durch eine Erhöhung der Fleischproduktion zur Einschränkung der Milchkuhhaltung. Für die landwirtschaftliche und nicht- landwirtschaftliche Bevölkerung glei- chermaßen notwendig ist eine ausrei- chende und laufende Marktversorgung. Die Sicherung der bestehenden Markt- ordnungsgesetze und deren Auswei- tung auf Eier und Geflügel lag des- halb im Interesse der gesamten Be- völkerung. Zusammenfassend wies Minister Dr. Schleinzer darauf hin, daß in dieser Legislaturperiode von Gesetzgebung und Regierung sehr positive Arbeit ge- leistet wurde und dabei auch für die Landwirtschaft und den gesamten ländlichen Raum viel erreicht werden konnte. Besonders auf dem sozialen Sektor ließ sich viel verbessern, da ein entsprechendes Wirtschaftswachs- tum die finanzielle Grundlage dazu schuf. Die Ausführungen des Ministers gipfelten in der Feststellung: „Nur ei- ne Regierung, die eine gute Wirt- schaftspolitik betreibt, kann auch eine gute Sozialpolitik machen!" Anläßlich des Ministerbesuches er- folgte bei der Bezirkskonferenz in Oberndorf auch die Ehrung von zwei verdienten Mitarbeitern bäuerlicher Einrichtungen. Kammerpräsident ÖR Astner überreichte das silberne Ehren- Die Wirtschaft im Bezirk Kitzbühel Am 10. Feber übergab Dipl.-Kfm. Dr. Walter A g er von der Kammer der ge- werblichen Wirtschaft dem Bezirks- wirtschaftsrat im Saal der Bezirksstel- le Kitzbühel den 116 Seiten umfassen- den Band „Beiträge zur Regionalpoli- tik - Die Wirtschaft im Bezirk Kitz- bühel" Da das Werk nur in beschränkter Auflage erscheinen konnte, bearbeitet unsere Redaktion eine Kurzfassung, die in mehreren Fortsetzungen erschei- nen wird. zeichen der Landwirtschaftskammer für Tirol an Ortsbauernobmann Bür- germeister Josef Schenacher, Westen- dorf und Direktor Erich Oberressl, Raiffeisenbezirkskasse Kitzbühel. In einer kurzen Ansprache würdigte Prä- sident Astner die Verdienste der bei- den Ausgezeichneten und hob bei Jo- sef Schenacher die vorbildliche Arbeit als langjähriger Ortsbauernobmann, Obmann der Umstellungsgemeinschaft, Obmann des Pinzgauer Zuchtvereines Westendorf, Bürgermeister und Funk- tionär der Raiffeisenkasse hervor. Der Name Erich Oberressl ist, wie Präsident Astner betonte, untrennbar mit dem Aufstieg der Raiffeisen- bezirkskasse Kitzbühel verbunden, die sich unter seiner Führung vom Ein- mann-Betrieb im Jahre 1946 zu einem Unternehmen mit 52 Arbeitern und Angestellten entwickelte. Landwirtschaftsminister Dr. Karl Schleinzer im Bezirk Kitzbühel Probleme, Erfolge und Ziele der österreichischen Agrarpolitik und sonstige Wirtschaftsfragen standen im Mittelpunkt der Versammlungen, die Bundes- minister Dr. Schleinzer am 11. Februar 1970 im Bezirk Kitzbühel hielt.
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