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Seite 12 kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2. Oktober 1971 139, 2. Geri Krimbacher (Jochberg) Samstag, 2. sowie Sonntag 3. Oktober. neralrapport in Innsbruck wurde 135, 3. Josef Schwenter (St. Johann) Zu den letzten Schießtagen werden die Schallhart, der damals schon fließend 130. (Damen): 1. Christi Mayr (Ab- Schützen aus unserem Bezirk und der italienisch sprach, einer Kompanie mit sam) 124 2. Ludowika Mayr (Jochbg.) Stadt Kitzbühel herzlichst eingeladen. vorwiegend Soldaten italienischer Zun- 117 R Es wird darauf hingewiesen, daß die ge zugeteilt. Mit dieser Kompanie wur- Preise für das Stadterhebungs- und Ju- de er in Galizien eingesetzt. Der Ein- Die nächsten und letzten Schießtage: biläumsschießen im Schaufenster des satz dort war aber nicht von langer Freitag, 1. Oktober ab 8 Uhr und FVV Kitzbühel ausgestellt sind. Dauer, denn schon bald ging es wieder an die Südfront. Schallhart diente und kämpfte unter dem Helden des Pasu- bio und Maria-Theresien-Ritters Obern- guggenberger, wurde schwer verwun- det und konnte nur unter dem helden- Vater, der die als „Hacki-Lena" aus iitieii nirisauz seiner iameraaen ge- Alpbach in ganz Tirol bekannte Ober- borgen werden. Im Unterstand wach- rauchwirtin geheiratet hatte. Der Vater te er aus seiner Bewußtlosigkeit erst gehörte seinerzeit zu den größten auf, als ihm ein neben ihm liegender Grundbesitzern von Wilten. Die Schall- Soldat mit einem Bauchschuß in sei- hartfelder, die vom Mentlhof aus be- nem unbezwingbaren Durstgefühl die wirtschaftet wurden, reichten über den Pulsader aufbiß. Wiltener Friedhof bis zum Westbahn- hof. Der Onkel war der letzte Post- meister von Innsbruck und residierte im Taxis-Palais, fuhr noch achtspän- nig auf den Brenner und in die Schar- nitz und besaß an die 50 Pferde. Am 17. September 1971 starb in sei- nem Heim in Kitzbühel der Diplom- ingenieur und Erfinder Robert Schall- hart im Alter von 76 Jahren. Nach ei- nem arbeitsreichen und erfolgreichen Leben schloß er, ohne einen Tag krank gewesen zu sein, über Nacht für im- mer die Augen. Bei der Beerdigung auf dem Kitzbüheier Friedhof into- nierte eine Gruppe der Stadtmusik un- ter der Leitung von Kpm.-Stv. Andre Feiler den Kaiserjägermarsch und den Zapfenstreich. Sein Schwiegersohn Dr. Klaus Reisch sprach am offenen Grabe Abschieds- und Dankesworte. Der Verstorbene gehörte jenem Jahr- gang an, dem es vorbehalten war, bei- de Weltkriege von Anfang bis zu de- ren Ende mitzumachen. Am 13. Juni 1895 im Gasthof Ober- rauch in Wilten geboren, besuchte er in Innsbruck die Realschule und mel- dete sich mit 1. Dezember 1914 zu den Tiroler Kaiserjägern. Sein Vater Fer- dinand Schallhart betrieb eine ausge- dehnte Holzhandlung und „Holz" soll- te auch den bedeutendsten Lebensab- schnitt des Verstorbenen bestimmen. Noch nicht ein Jahr alt verlor er seinen Dipl.-Ing. Robert Schallhart neben Landtagcpräsident Kommerzialrat Jo- hann Obermoser bei den großen Erler. Feiern vor zehn Jahren in Wien. Photo Lutz Korn, Kitzbühel Im ersten Weltkrieg diente Schall- hart einige Zeit im Regiment des Gra- fen Minarelli auf der Fontana und in den „Sieben Gemeinden". Er war vor- her einige Monate Truppenausbildner in Innsbruck, eine Seltenheit für sei- nen Dienstgrad als Fähnrich, die ihm jedoch nur seine ausgezeichnete Schieß- leistung - er trug auch die goldene Schützenschnur - einbrachte. Als Aus- bildungsoffizier lernte er in dieser Zeit auch den nachmaligen Bürgermeister von Kitzbühel (1931-1933) Ernst Reisch als schneidigen Rekruten ken- nen. In den „Sieben Gemeinden" und im Regiment des Grafen Minarelli kam der Verstorbene zu einem Erlebnis, das sicherlich einmalig in der öster- reichischen Kriegsgeschichte sein dürf- te. Er diente seinerzeit als Zugsführer in der 8. Kompanie zugleich mit seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Al- brecht, der ebenfalls den Dienstgrad eines Fähnrich-Kadetten führte. Wäh- rend einer Kriegsnacht beschlossen die beiden Kadetten, den Italienern zu zweit einen Streich zu spielen. Sie rü- steten sich mit den nötigen Waffen und Geräten aus und bahnten sich mit ei- ner Drahtschere im Dunkel der Nacht eine Gasse durch den Drahtverhau bis zu den feindlichen Stellungen. Die ita- lienischen Vorposten hatten die Ge- wohnheit, die Gewehre auf die Brü- stung zu legen. Die beiden jungen und tatenlustigen Fähnriche nahmen sich so ein Gewehr beim Lauf und traten den Rückweg an, der jedoch unter schwerstem Feuer erfolgen mußte. Der Rückzug gelang und für den Morgen erwarteten sich die beiden Heißsporne zumindest eine Belobigung. Das Gegen- teil war jedoch der Fall. Schallhart er- hielt einen gewaltigen „Anpfiff" mit gleichzeitiger Versetzung. „Es ginge nicht an, ein Mitglied des Kaiserhau- ses in Gefahr zu bringen". Beim Ge. Nach dem Zusammenbruch insknibier- te Schallhart an der Techn. Hochschu- le in München gleich für zwei Seme- ster, was damals nur Kriegsdienstlenn erlaubt war. So konnte er schon 1921 die Diplomhauptprüfungen mit Erfolg ablegen. 20 Jahre verbrachte Schallhart in Schlesien zuerst als technischer Lei- ter einer Textilfabrik in der Nähe von Breslau, am sogenannten „Kanonen- weg", der seinen Namen aus der Schlacht von Friedrich dem Großen mit Maria Theresia erhalten hatte. In seinem Wirkungsort war Dipl.-Ing. Schallhart ehrenamtlich Bezirksfeuer- wehrkommandant und Branddirektor. Den 2. Weltkrieg machte Schallhart vom ersten bis zum letzten Tag mit. In den letzten Kriegsmonaten war er beim OHK in Salzburg als Major ein- gesetzt. In dieser Zeit, fuhr er mit sei- nem selbsterfundenem Holzgasmotor in einem Opel-Olympia im zweiten Gang die „Zistel". Seine beiden „Stand- ard-Holzgas-Pkw. wurden von den Ame- rikanern eingewalzt. Nach der Inbe- triebnahme einer Textilfabrik in Hai- lein unter amerikanischer Aufsicht ge- lang ihm schließlich über Vermittlung des Innsbruckers v. Blaas der Ankauf der Holzverarbeitungsfabrik Rotter zu Hinterkaiser in St. Johann. Gemein- sam mit dem heutigen Kommerzialrat Johann Hutterer aus Wörgl „setzten" sie sich nach St. Johann ab. In Pfaf- fenschwendt fragten sie den Wirt, wie es in Tirol eigentlich zugehe. Dieser sagte: „Trog is da gleiche, aba andre Fack'n freß'n außa!" Da stiegen sie wie- der auf ihre Fahrräder, den Ausspruch des Wirtes im Ohr klingend und nie mehr im Leben vergessend! In St. Johann konnte Dipl.-Ing. Schallhart seine in Deutschland ange- meldeten Patente verwerten. Für das Tiroler Unterland organisierte Schall- hart in den ersten Nachkriegsjahren vom Sägewerk „Magerhenn" in St. Jo- hann aus die Tankho]zversorgung und entwickelte in seiner Fabrik die Hin- terkaiser Parkettafeln. Dort gab er auch dem damaligen Pnivat-Realgymna-
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