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Seite 16 Kitzbühelei An,eiger Samstag, 2, Oktober 1971 „Vermögen für jeden" ein politisches Schlagwort? „Vermögen für jeden", das klingt nach einem politischen Schlagwort, das je- der auslegen kann, wie er will, sei es im Rahmen einer ungebundenen Wirt- schaft, wo es im freien Spiel der Kräf- te, unter Umständen sogar im allzu freien Ellbogenspiel gebildet werden kann, sei es im Rahmen einer zentral gelenkten Wirtschaft, in der sich die Lenkungsbehörden zumuten, jeden den ihm zustehenden Teil am Kon- sumvermögen gerecht zuteilen zu kön- nen, wenn man die Pole in der großen Skala der gesellschaftspolitischen An- sichten über Vermögen setzen will. Tatsächlich ist die materielle Sub- stanz, die sowohl als wirtschaftliche Reserve wie auch als Ertragsquelle sei- nem Besitzer ein Leben frei von drük- kenden wirtschaftlichen Sorgen sichern soll. Wenn dazu noch das Postulat der Sicherheit kommt, dann soll es sei- nem Besitzer auch für die Zukunft die Basis für eine angemessene Le- bensführung bieten und ihm einen Rückhalt in Fällen reichen Geld- bedarfs sichern. Vermögen dient also nicht nur der Gegenwart, sondern auch der Zukunft. Vermögen sichert in ge- wissem Maße die wirtschaftliche Ent- scheidungsfreiheit und trägt damit zur Unabhängigkeit von anderen bei. Nicht umsonst steht Vermögensbesitz im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Ziel- setzungen des einzelnen. Grundsätzlich ist es heute in Oester- reich jedem möglich, Vermögen zu bil- den und statistische Erhebungen be- wiesen, daß der Oesterreicher auch davon Gebrauch macht. Die Formen der Vermögensbildung sind verschie- den. Eine Untersuchung des Oesterrei- chischen Forschungsinstituts für Spar- kassenwesen hat gezeigt, daß 37 Pro- zent der Haushalte über privaten Grund oder Hausbesitz verfügen; 18 Prozent haben gewerblich genutzte Liegenschaften. 48 Prozent der Haus- halte verfügen über Einlagen bei Kre- ditinstituten, aber nur 4 Prozent über festverzinsliche Wertpapiere und sogar nur 1 Prozent nennt Aktien und son- stige Wertpapiere sein eigen. Es gibt also besonders bevorzugte Formen der Vermögensbildung, wie die Spareinla- gen als das einfachste und gebräuch- lichste Instrument der Kapitalbildung, oder den Grundsatz, aber auch stark vernachlässigte Formen wie eben das Wertpapier. Es gibt keine allgemein gültige Re- gel für die beste Form der Vermögens- bildung oder die beste Form der Geldanlage. Vermögensbildung und Geldanlage hängen von vielen Fakto- ren ab, die einerseits in der Person des Anlegers, andererseits aber auch in der fachgemäßen Auswahl der An- lagewerte begründet liegen. Die Spar- kassen bemühen sich, in Form von An- lageberatungen ihre Kunden auf die für sie zweckmäßigsten Spar- und An- lageformen hinzuweisen. Durch fach- männischen Rat soll das Mißtrauen, das infolge mangelnder Information vielfach noch gegen bestimmte For- men der Geldanlage herrscht oder auf irrigen Vorstellungen über be- stimmte Vermögenswerte beruht, über- brückt werden. Vermögensbildung und Geldanlage sind zweifellos Fragen, die reiflich überlegt werden müssen und die weniger von gefühlsmäßigen Mo- tiven, als vielmehr von sachlichen Fak- ten abhängen müssen. Sie sind zu wichtig, um bagatellisiert und von ir- gendwelchen Erfahrungen der Vergan- genheit her ohne Blick auf die zukünf- tige Entwicklung getroffen werden. So wie in jeder kaufmännischen Un- ternehmung eine sorgfältige Finanzpla- nung Voraussetzung für ein erfolgrei- ches Wirtschaften ist, muß auch im Familienhaushalt auf Grund sorgfälti- ger Planung gewirtschaftet werden, in der auch die Sparkapitalbildung und die Anlage des ersparten Geldes ihren Platz haben müssen. Es handelt sich hier um eine Entscheidung, die nicht nur dein Augenblick, sondern vor allem der Zukunft dient; der eigenen Zu- kunft,aber auch der Zukunft der Kinder. Aus diesem Grund haben die Spar- kassen. den heurigen Weltspartag un- ter das Leitwort „Damit die Zukunft Zukunft hat" gestellt. IL)arkasse der 1.T. IKitzbu1h14] Zweigstellen: Kirchberg St. Johann
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