Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 2. Oktober 1971 Kitzbü.heler Anzeiger Seite 9 Am 5. Oktober vollendet hi erfreu- licher Gesundheit und geistiger Frische Hauptmann a. D. Leopold Pischl sein 80. Lebensjahr. Wir gratulieren! Der Jubilar wurde in Imst als Sohn des Gerichtsbeamten Eduard Pischl und der Gattin, Johanna geb. Lau- bach, geboren. Zu seinem „80er" ist es der Heimatzeitung eine freudige Ver- pflichtung, den bewegten und erfolg- reichen Lebensweg dieses Mannes zu skizzieren. Nach dem Besuch der Volksschule in Imst und in Tarrenz besuchte Hptm. Pischl das Gymnasium in Meran und in Bregenz. Dann trat er in die Kadet- tenschule in Innsbruck ein und wurde am 18. August 1911 zum 4. tegiment der Tiroler Kaiserjäger als Fähnrich ausgemustert. Seine ersten Garniso- nen als junger Kaiserjägerleu;nant wa- ren Bregenz, Trient und Mezzolombar- do. Im April 1914 wurde Pischl zum Feldjägerbataillon 18, das mit Offizie- ren und Mannschaften aus den Kai- serjägerregimentern und was polni- schen Soldaten aufgestellt wurde, ver- setzt und rückte mit diese: Truppe schon am 3. August 1914 als erste Feld- einheit nach Galizien ab. Dieses Batail- lon begann am 21. August den Vor- marsch und geriet am 25. August in Feindberührung. Der 29. August 1914 war für unseren Jubilar ein Schicksalstag. Er erlebte als Brigade-Telefonoffizier den schwer- sten Beschuß russischer Artillerie auf die von ihm befehligte Stellung. Er sammelte Freiwillige und stürmte mit gezogenem Säbel die Stellung der feind- lichen Batterie bei Huice, etwa 30 km von Tomaszow und eroberte diese. Ihn selbst traf jedoch ein Kartätschen- geschoß am rechten Unterarm und riß ihm diesen bis zum Ellbogen weg. Sein Offiziersdiener, der sich in seiner un- mittelbaren Nähe befand, hatte die Geistesgegenwart und unterband den Arm mit einem Revolverriemen. Da- durch wurde verhindert, daß eine Ver- blutung eintrat. Von der Hauptkampf- linie wurde dann Pischl zur Divisions- sanitätsanstalt nach Belz gebracht und dort, soweit es ging, ärztlich versorgt. Als Schwerverwundeter verließ er bei Nacht und Nebel das feindlich bedroh- te Belz und erreichte unter unsagba- ren Mühen und Schmerzen den letz- ten Sanitätszug in Rawaruska und kam mit diesem ins Reservelazarett nach Pilsen, wo ihm, da in der schwe- ren Wunde der Brand wütete, auch der Oberarm amputiert werden muß- te. Im Lazarett in Pilsen erfuhr er, daß er vorn Kaiser für seine mutige und erfolgreiche Tat mit dem „Ver- dienstkreuz mit der Kriegsdekoration" ausgezeichnet wurde. Am 10. Oktober 1914 kam Pischl nach Wien, wo ihm ein Genesungs- urlaub gewährt wurde. In Wien wurde er auf eigenes Verlangen von Kaiser Franz Josef in Schönbrunn empfangen. Diesem trug er die Bitte vor, trotz sei- ner Verwundung bei der aktiven Trup- pe verbleiben zu dürfen. Der oberste Kriegsherr willfahrte seinem Wunsch und so rückte Pischl vorerst zum Er- satzkader des 1. Tiroler Kaiserjäger- regiments nach Innsbruck ein, wo noch einmal eine Operation durchge- führt werden mußte. Nach knapp ein- jähriger Tätigkeit als Ausbildungskom- mandant kam Pischl im November 1915 zum aktiven Regiment nach Bozen. - Dort berief ihn Major Georg Bilgeri (Ehrenmitglied des Wintersportvereins und des Sportingklubs Kitzbühel) zum Kommandanten der Bergführer- Ersatzabteilung und zur Leitung des „Alpin-Depots" und wirkte auch als Stellvertreter Bilgeris als Alpinreferent des Landesverteidigungskommandos in Bozen. In dieser Stellung verblieb Pischl bis Kriegsende und konnte in den letzten Tagen dafür sorgen, daß die noch vorhandenen Ausrüstungs- gegenstände an die Wintersportvereine abgegeben werden konnten. Eine Über- nahme in die Volkswehr lehnte der in- zwischen zum Hauptmann beförderte Offizier ab. Nach dem Zusammenbruch verblieb Pischl vorerst bei seiner Mutter in Tarrenz und erlernte den Kaufmanns- beruf. 1925 wechselte er ins Hotelfach über und volontierte im Hotel Maria Regina in Ehrwald. Von dort holte ihn im November 1926 Hotelier Ernst tion der neu aufzustellenden Skischule Reisch nach Kitzbühel zur Organisa- und zur Mitarbeit im Wintersportver- ein, dem nachmaligen weltberühmten Skiklub Kitzbühel. Seit dieser Zeit ist unser Jubilar ununterbrochen im Ski- klub tätig, zuerst als Sekretär, dann als geschäftsführender Obmann und von 1951 bis 1953 als Obmann. Seit seiner frühesten Jugend betätig- te sich Pischl mit dem Skisport. Schon als Gymnasiast befand sich Pischl un- ter den Skischülern Bilgeris. In der Ka- dettenschule in Innsbruck nahm er schon 1908 an Skikursen teil und spä- ter, nach seiner Ausmusterung im Jahr 1911 besuchte er unter den Alpinoffi- zieren Bilgeri, Wellean und Stich die Hochgebirgskurse der Kaiserjäger. 1918 war Hptm. Pischl einer der ersten in Tirol, welche dem Skisport wieder auf die Beine halfen. Er grün- dete in Imst den Wintersportverein und - da Innsbruck vorläufig nicht mitmachte - den Westtiroler Skiver- band. Dieser Westtiroler Skiverband führte 1922 in Landeck eine eigene Ski-Verbandsmeisterschaft durch. Als dann der Tiroler Skiverband wieder „erwachte", führte Pischl den Westtiro- ler Skiverband diesem zu und gehört seit diesem Jahr dem Hauptvorstand des wiedervereinigten Landesverban- des an. Pischl ist seit 1922 geprüfter Kampf- richter des TSV und übt diese Funk- tion heute noch aus. Bei allen Tiroler Skimeisterschaften. bei Oesterreichi- schen Skimeisterschaften und bei der ‚.Großdeutschen Skimeisterschaft" 1925 in Kitzbühel war Pischl als Kampfrich- ter tätig. Besonders fruchtbar war sei- ne Tätigkeit in Kitzbühel. Als Sekre- tär des KSC und später als geschäfts- führender Obmann war mit seiner Funktion die Organisation der zahlrei- chen nationalen und internationalen Skikonkurrenzen verbunden. 1928 erster Jugendskitag Tirols in Kitzbühel. 1930 Eröffnung der Burg- stalischanze und Durchführung der ersten internationalen Österreichischen Skimeisterschaften, wobei das Snrin- gen von der RAVAG übertragen wur- de, Organisation der Vertreterver- sammlung des OeSV, die aus Anlaß des 25 jährigen Bestehens besonders festlich abgehalten wurde 1931 erstes Hahnenkamrnrerinen und Vereinigung aller skisnorttrejbenden Vereine in den „Kitzbilheler Skiklub". 1932 a.ka-
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