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Seite 2 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Oktober 1970 chert. Diese zweite Einnahmsquelle räumt den Bauern nebst der steigen- den Grundrente sowie dem großen und noch stetig anwachsenden Bedarf an Grundnahrungsmitteln,welche am Markt unmittelbar abgesetzt werden können. nicht nur Ueberlebenschancen, sondern echte Entwicklungsmöglichkeiten ein, die noch dadurch untermauert werden, daß die landwirtschaftliche Bevölke- rung in diesem Raum die geeigneten saisonellen Arbeits- und Verdienstmög- lichkeiten vorfindet. Dieser Landwirtschaft, die trotzdem nicht frei von Sorgen ist. weil man ihre Arbeit und ihr Produkt unter- bewertet, steht wie bereits betont der stärkste Partner des Großraumes, die Fremdenverkehrswirtschaft, zur Seite. 34.000 Gäste-betten, davon 18.000 in kon- ze.ssionierten Betrieben und 16.000 in Privatquartieren, stehen zur Aufnahme der in-und ausländischen Gäste in den Kitzbüheler Alpen bereit. 85 mechani- sche Aufstiegshilfen in Form von Seil- bahnen, Sessel- und Schleppliften mit einer Stundenförderleistung von zirka 60.000 Personen erschließen dem Gast eine ideale Bergwelt. - 14 Freiluft- schwimmbäder, sieben Hallenbäder und eine große Anzahl weiterer Sportanla- gen wie Golf, Minigolf, Tennis, Reit- ställe, Kuranlagen stehen dem Gast zur Verfügung. Und es ist in dieser Ent- wicklung keine Stagnation zu bemer- ken, sondern im Gegenteil ein Auf- wärtstrend in Qualität und Quantität feststellbar, der von Itter bis zum Paß Thurn, von Kitzbühel bis Waidring und Elimau bis Fieberbrunn reicht. Und die Chancen dieses Fremden- verkehrsgroßraumes? Auf Grund der hervorragenden geographischen, topo- graphischen und klimatischen Lage, welche zwei vollwertige Saisonen pro Jahr garantieren, sind sie ausgezeich- net. Sie beruhen auf dem Tatbestand der technischen Entwicklung im Trans- portwesen, auf der kontinuierlichen Einkommens- und Wohlstandssteige- rung auf steigenden Beschäftigungszah- len. au vermehrter Freizeit und auf die sich erhebende medizinisch wissen- schaftliche Forderung einer obligaten jährlichen Regenerationsperiode des in- dusiriewenschen. In der westlichen Weit sind 1969 bereits soviel Touristen urterwegs gewesen. wie Westdeutsch- land. die Schweiz und Oesterreich zu- rammen Einwohner haben. Die Welle der R'.senden wird in der Zukunft und von Jahr zu Jahr noch ansteigen. Diese Chancen sind in den Schoß der Kitzbüheler Alpen und in den Schoß w(-iter Landesteile Tirols und Oesterreichs gelegt. Sollen wir sie vor- beigehen lassen? Sollen wir wissent- lich durch strukturpolitische Fehlpla-- nun gen fremdenverkehrswirtschaftii- eben Selbstmord begehen? Diese Räu- me. wie sie die Kitzbüheler Alpen, das Zillertal, das Oetztal, der Seefelder Baum, das Auflerfern, das Arlberggebiet etc. darstellen, werden immer mehr und immer dringender für den Urlau- bei gebraucht, bitter notwendig ge- braucht! 25 Milliarden Gift und Schmutz rie- seln. durch die Industrialisierung in jedem Jahr auf die Bewohner der Bun- desrepublik Deutschland, der Schweiz und Oesterreich allein nieder. Es gibt Berechnungen von Experten, die nach- weisen, wann in den entsprechenden Industriezonen den dort lebenden Men- sehen buchstäblich die Luft ausgehen wird. Es gibt seitens der wissenschaftlichen Forschung Warnungen, daß in den In- dustrielandschaften Westeuropas und Nordamerikas viele Flüsse bereits kurz vor der Verfaulung stehen und daß dieser erschütternde Zustand auch schon auf Meeresteile übergreift. Nicht ein- mal mehr die gigantischen Ozeane ver- kraften den Strom von Schmutz und Gift. Selbst die Europäische Wirtschafts- gemeinschaft, jene hochindustrialisier- te Kernzone Europas, welche das libe- rale Wirtschaftssystem auf ihr Banner geschrieben hat macht eine protektio- nistische Ausnahme, und zwar den Schutz der Alpengebiete und Berg- bauern. Dieser Unterstützungsplan ent- stand sicher nicht aus der reinen Lie- be zu den Bergbauern, denn nach dem Manshoit-Projekt hätten die meisten Bergbauern ja keine Existenzberechti- gung. Die EWG macht diese Ausnah- men aus einer anderen Ueberlegung heraus, nämlich aus der, daß ihre viele Millionen Menschen der Industriegesell- schaft Erholungsräume, Schutzräume brauchen, in denen sie sich jene Kraft und Energie wiederholen können, die sie benötigen, um in den bekannt schwierigen Verhältnissen der Indu- striezonen und Millionenstädte über- leben zu können. Da soll nun ein derartiger Raum, wie er prädestinierter nicht zu finden ist, in das Abenteuer einer Verindustriali- sierung hineintaumeln oder hineinge- stoßen werden? Nein! - Hier sind Schranken gesetzt. Hier geht es um elementare Interessen, um Lebensinter- essen, die die Bevölkerung in den Kitz- büheler Alpen nicht nur aus den rein wirtschaftlichen Ueberlegungen heraus gewahrt wissen will, sondern auch aus der seit 50 Jahren übernommenen Ver- pflichtung eines klassischen Gastgeber- landes gegenüber seinen Gästen aus 30 Nationen. Man kann nicht überall alles tun und wollen. Gerade auf dem Sektor der Wirtschaft ist eine Diffe- renzierung und Spezialisierung not- wendig. Eine entsprechend sinnvolle Raumordnungspolitik muß jenes In- strumentarium darstellen, weiche das Gedeihen von Fremdenverkehrswirt- schaft und Industrie wohl garantieren, aber durch eine klare Trennung in Fremdenverkehrsräume und Industrie- räume. Nie und nimmer ist eine Ver- flechtung yen Schwerindustrie und Fremdenverkehr möglich. Schon gar nicht in den Kitzbüheler Alpen, die sich durch ein halbes Jahrhundert an Aufhaurrbeit einen Ruf geschaffen ha- ben, der Gott sei Dank im guten tou- ristischen Sinne bereits über Europas Grenzen hinausreicht und im Begriffe ist, sich weltweit zu verankern. Wie Peter Schmidsberger in einem auf- schlußreichen Bericht über die Verseu- chung unserer Umwelt sagt, fällt alles, was der Mensch anrichtet, auf ihn selbst zurück. Wenn er seine Umwelt vergiftet, vergiftet er sich selbst. Die Bewohner des Großraumes Kitz- büheler Alpen wollen keine Daten set- zen, die im negativen Sinne auf sie und ihre Heimat zurückfallen. Sie wol- len weiter Handlungen setzen, die die- sem Großraum, der in der Bettenindex- ziffer um 63 Prozent über dem Tirol- wert liegt und dessen Auslastungs- kennziffer um 13 Prozent über dem Oesterreich-Durchschnitt liegt, der zwei vollwertige Saisonen aufweist und im Fremdenverkehrsjahr 1969 4,1 Mio Näch- tigungen erzielte, die sich auf 10 Pro- zent Inlands- und 90 Prozent Aus- landsgäste aufteilen, dem Land Tirol und dem Staat Oesterreich zum Wohl gereichen. Wenn Vorausberechnungen bereits vermuten lassen, daß Oester- reich aus dem Fremdenverkehr im Jahre 1970 25 Milliarden Schilling ein- nehmen wird, dann darf wohl berech- tigterweise die Forderung gestellt wer- den, daß auch die entsprechende Ge- setzesmaterie den Gegebenheiten und der Zukunft raschest angepaßt wird. Das Berggesetz, ein Relikt aus alter Zeit, in der bestehenden Fassung und Auslegung totalitär und besitzfeindlich, muß in den entsprechenden Punkten novelliert werden und zwar im Sinne, daß die Landeshauptmänner und die Bürgermeister unserer Bundesländer Parteiensteilung erhalten. Nur dann ist eine wirtschaftspolitisch zielführende Weiterentwicklung garantiert, Oester- reich wird im Konzert der Industrie- mächte, trotz anerkannt großer Lei- stungen, immer ein Zwerg unter Rie- sen sein. Im Tourismus aber hat Öster- reich die Chance. ein Riese unter Zwergen zu sein. Erste-Hilfe-Kurse - Terminkalender Die Bezirksstelle vom Roten Kreuz in Kitzbühel führt in nachfolgenden Orten und Zeiten „Erste-Hilfe-Kurse" zu je viermal zwei Abendstunden durch. Kursbeginn jeweils Dienstag und Don- nerstag 20 Uhr. Weitere Vereinbarun- gen am ersten Kursabend. Hofgarten: 13. bis '22. Oktober Hochfilzen: 27. Okt. bis 5. Nov. Erpfendorf: 9. bis 18. Nov. (Mo. u. Mi.) Westendorf: 10. bis 19. November Jochberg: 24. Nov. bis 3. Dez. Waidring: 23. Nov. 'bis 2. Dez. Aurach: 7. bis 17. Dezember
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