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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Oktober 1970 Geld aufzukaufen und den oder den beeinträchtigen, so werden sie wahr- scheinlich auf eine harte Nuß stoßen. Und ich möchte Ihnen das eine sagen, Herr Minister, wir werden noch här- ter werden, wir müssen auf unsere Jungen schauen, und mich hat diese Demonstration so beeindruckt, weil sich auch die Generation, die nach uns kommt, auch noch berufen kann, daß die Väter etwas getan haben, um das Bergwerk abzuwenden und wenn es nicht möglich war, dann hat man das Unmögliche nicht erreicht. Bürgermeister Andreas Mariacher, St. Johann: „Wir sind mißtrauisch, das haben Sie gehört und zwar kann ich auf die Worte des Herrn Konsul Furth anschließen. Es hat heuer im Frühjahr hier in Oberndorf, veranstaltet vom Ro- tary Club, ein sogenanntes Plenum- gespräch stattgefunden. Und bei die- sem Gespräch haben die Vertreter der Union sowie der Mitterberger erklärt, es werden überhaupt keine Aufberei- tungsanlagen hier in diesem Raum er- baut. Jetzt spricht man bereits im Me- morandum, das der Landeshauptmann bekommen hat, von einer Flotations- anlage. In drei Wochen werden sie sa- gen, es wird auch die Rösterei hier ge- baut! e baut! Das ist uns vollkommen klar, daß man uns da, wie man auf tirole- risch sagt, ums Haxi hauen will. Herr Minister, ich bitte Sie, das zur Kennt- nis zu nehmen. Das sind klare „Sa- chen", was die da gemacht haben. Ebenso steht im Memorandum, daß man an eine Koordination mit dem Fremdenverkehr denkt. Das ist unmög- lich, vollkommen unmöglich! Wo Berg- bau ist, gibt es keinen Fremdenver- kehr. Das ist jedem verständlich, wenn man bedenkt, was meine Vorredner al- les schon angeführt haben. Weiters ich bin kein Vertreter der sogenann- ten Häuslbauer und der Zimmerver- mieter. Aber es ist doch ganz klar, daß diese Leute mit Darlehen ihre Objekte errichtet haben, und um ihre Schulden bezahlen zu können, an Fremde ver- mieten. Was wird aus diesen? Und was ist, wenn in einigen Jahren der Berg- bau versiegt und die ziehen ab aus un- serem Gebiet. Verwüstet das Gebiet und wer soll dann vorne wieder anfan- gen. Herr Minister, ich bitte, auch das zu bedenken. Antwort: „Meine Damen und Herren! Ich will nicht ausweichen, es soll je- der seine Meinung sagen. Aber ich bit- te zu entschuldigen, wenn ich immer wieder dasselbe anworten muß. Gast aus Deutschland: „Ich bin als sehr Herzkranker hier nach Kitzbühel gekommen. Ich danke heute noch mei- nem Herzspezialisten in Hamburg, daß er mich hierhergeschickt hat und mir gesagt hat, gehen Sie nicht nach Italien, gehen Sie in diese wunderbare Natur. Und jetzt bin ich mit meiner Frau schon das zehntemal hier in Kitzbühel und ich bin hier wieder gesund ge- worden und wir haben uns in Kitzbü- hel eine Wohnung gekauft und sind froh, daß wir auf diesem herrlichen Fleckchen Erde das zweite Zuhause gefunden haben. Hofrat Dr. Paul Kirchmeyr: „Diese Ausführungen bedürfen einer Erwide- rung und einer Klarstellung. Die Planung sieht hier vor, zwei Schachtanlagen, und jeder weiß, was eine Schachtanlage bedeutet, wenn er bis zu 1000 Meter Tiefe hinunterbohrt. Und zu jeder Schachtanlage gehören einmal Halden und hier in dieser Berg- landschaft sieht man die Halden sehr, sehr weit. Es bedarf Zufahrtsstraßen. Es rollen darüber die LKW. Es bedarf Be- und Entlüftungsanlagen. Es kommt das Grubenwasser heraus, das heraus- gepumpt werden muß. Das sind Uner- meßlichkeiten, ich bin ein Kompromiß- meier - die ich mir in dieser Land- schaft einfach nicht vorstellen kann. Und Herr Bundesminister, was noch dazukommt, das ist folgendes: daß hier in diesem Raum, vermutlich am Röhrerbichl, die großen Brechwerke kommen sollen, denn das wissen Sie auch, daß die Steine, die aus dem Berg herauskommen und das Kupfer ent- halten, zermahlen werden müssen bis zur Sandgröße. Und dann kommt die- ses Material hinein in die Flotations- teiche und ich glaube, Sie wissen auch das, daß Chemikalien beigesetzt wer- den, und daß das Wasser extrem ver- unreinigt wird. Nehmen Sie das auch noch zur Kenntnis. Dann gibt es Hun- derttausende von Tonnen Schlamm und taubes Gestein, das aus diesen Flotationsanlagen herausgeholt wird, und dieser Schlamm muß auch hier abgelagert werden. Und in diesem Schlamm sind die genannten Chemi- kalien drinnen. Und denken Sie einmal daran, daß die Gemeinden Reith, Oberndorf und St. Johann eine Grund- wasseranlage besitzen und auf dieses Wasser angewiesen sind. Und denken Sie daran, daß dieses Wasser allein durch diese Chemikalien verunreinigt werden kann und daß man dann kein Trinkwasser mehr haben könnte. Ich sage es nocheinmal: ich habe es mir einige Male gründlich überlegt, ob man nicht einen Kompromiß finden könn- te, ich habe hin- und herstudiert, es geht nicht! Selbstverständlich bin ich morgen gerne bereit, Sie, Herr Bun- desminister, bei der Besichtigung der Bohranlagen zu begleiten. Es ist die Frage gestellt worden, warum diese Planungen nicht früher bekanntgegeben worden sind. Und hier möchte ich folgendes sogen: man soll nicht phantasieren! Und die Pläne sind erst in der zweiten Augusthälfte 1970 auf den Tisch des Herrn Landeshaupt- mannes gelegt worden und bereits am 7. September d. J. hat der Landeshaupt- mann diese Planungen bekanntgege- ben. ekanntgege ben. Ich glaube, wohl schneller geht es nicht mehr, daß man auf solche Art und Weise solche Informationen gibt. Und nun, Herr Bundesminister, ent- schuldigen Sie, wenn ich noch etwas bemerke. Sie kennen sicherlich den Rahmenvertrag. Und hier glaube ich, ist etwas passiert. Und zwar steht in diesem Rahmenvertrag: „Schürfrechte am Röhrerbichl, Bezirk Kitzbühel. Nun, wenn ich heute höre, Röhrer- bichl, Bezirk Hermagor, dann stelle ich mir darunter einen Bichi vor, der abgetragen werden soll. Aber diese Freischürfe, die beschränken sich nicht auf den Röhrerbichl, sondern, leider Gottes, gehen diese Freischürfe unter diesem Namen, der nicht richtig ist, weit über das enge Gebiet des Röhrer- bichis hinaus. Ich mache keinen Vor- wurf und ich bin selbst Beamter und ich möchte der Berghauptmannschaft bestimmt keinen machen. Aber ich glaube, daß hier diese Zeichnung (Kitz- büheler Anzeiger vom 19. Sept. 1970) unrichtig gewählt ist. Und das hat zu einer Irreführung oder unrichtigen Einschätzung geführt. Ich war ja bei den ersten Verhandlungen da, am Röh- rerbichl. Und man hat gesagt, nur die alten Halden sollen abgebaut werden und mehr nicht. Ich habe damals so- fort o fort meine Bedenken geltend gemacht, weil ich eine Nase gehabt hab und ge- dacht e dacht habe, ja, Moment einmal, da ist ja mehr dahinter, man grabt doch nicht alte Baue ab, in denen nichts mehr drinnen ist. Heute ist es ja klar: die Aufbereitungsanlagen kommen dort- hin. Ich glaube, daß hier eine Unrich- tigkeit war. Ich möchte nicht sagen ein Fehler und möchte auch nicht be- haupten bewußt. Aber, das ist nun ein- mal pasisert. Herr Bundesminister, meine herzliche Bitte, sagen Sie, was wir jetzt tun sollen. Nicht in der Ver- gangenheit rühren, Fehler sind nun einmal menschlich. Wir sollen den Weg suchen, den wir ab jetzt beschreiten können. Denn jetzt erst sind die Pla- nungen bekannt. Antwort: „Ich bin Ihnen dankbar, daß es eine so faire und sachliche Dis- kussion gegeben hat. Es war ein emi- nent wichtiges Problem für Sie und auch für die Bundesregierung. Ich glaube, ich kann zusammenfassend sa- gen, es hat sich bewahrheitet, was wir in Oesterreich immer schon wollten und was ich auch hier wieder doku- mentiere. Wenn die Bevölkerung einen Wunsch hat, dann haben die Regierung, das Land und auch die Gemeinden zu trachten, diesen zu verwirklichen, daß man schauen muß, als Verantwortli- cher für dieses Ressort, einen diesbe- züglichen iesbe züglichen Weg zu finden. Ich habe es mir am Anfang nicht leicht gemacht und ich mache es mir auch im Schluß- wort nicht leicht. Es wurde mir ge- sagt, e sagt, ich soll Termine nennen. Es wur-
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