Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Oktober 1970 wobei sie auch nicht davor zurück- schreckt, es auch auf die Enteignung der Grundeigentümer ankommen zu lassen, falls diese sich ihrem Willen nicht gefügig zeigen. Der Fall Peter Foidl in Reith hat diesbezüglich jedem die Augen geöffnet. Keine Bergbaugesellschaft und auch nicht die Union Corporation wird ihr Ziel erreichen, wenn ab sofort alle Grundeigentümer eisern und vorbehalt- los zusammenstehen, indem sie keine Untersuchungsbohrung mehr dulden und jeden Qudaratmeter ihres Grun- des so hartnäckig wie ihr Vorbild Peter Foidl verteidigen. Bauern, Grundeigentümer wehrt Euch daher ab sofort gegen jede weitere Bohrung! Anmerkung: Allerdings muß ich Mi- nister Dr. Staribacher, wie bereits in Oberndorf geschehen, dahingehend be- richtigen, daß ein Fall einer Bergwerks- berechtigung tatsächlich bereits seit mehr als einem Jahr auf „seinem Schreibtisch" liegt. Es handelt sich da- bei um die Verleihung von drei Tag- maßen am Röhrerbühel bei Obern- dorf zugunsten der Kupferbergbau Mit- terberg GesmbH., mit der die Union „Die Enquete vom Bichlhof" und die Bergwerksdemonstration von Obern- dorf" gehören der Vergangenheit an. Es war demokratisch, würdig und stolz, bestimmt und nachdrücklich, es war tirolerisch. Man könnte jetzt vielleicht sagen „nix isch gschehn" und zur Ta- gesordnung übergehen. Ich glaube aber, daß man nicht ruhen darf, denn nach wie vor scheinen mir Bergwerkspla- nungen wie ein Damoklesschwert über dem Unterland zu hängen. Es wird einzelne 'Grundeigentümer geben, die Bergwerken gar nicht so abgeneigt gegenüber stehen, weil sie hoffen, ein Grundstück günstig ver- kaufen zu können. Es wird auch Ar,- beiter geben, die sich durch ein Berg- werk besseren Verdienst erhoffen. Es kann auch eine Gemeinde geben, die sich höhere Steuern erwartet. Der ei- ne oder andere wird sagen, man kön- ne sich sowieso nicht wehren. Es wird auch z. B. solche geben, die ein Berg- werk nicht für bedrohlich halten. Al- les abzuwägen ist daher nicht leicht. Meine Ansicht ist nach wie vor, daß Bergwerke derzeit für den Bezirk 'ein Unglück wären. Der Fremdenverkehr ist die 'tragende Säule der Wirtschaft im Bezirk. Fremdenverkehr ist sehr empfindlich, er kann sehr leicht ge- stört werden. Der Fremdenverkehr im Bezirk ist heute genauso krisenfest wie ein Bergwerksbetrieb. Stagniert in unseren Nadhbariäridern 'die Wirtschaft, kann der Fremdenverkehr Einbußen erleiden, bei einer solchen Stagnation Corporation einen sogenannten Hol- dingvertrag hat. Der Tiroler Berghaupt- mann hat bei dieser Verleihung aus- gedrückt, daß dieser öffentliche Inter- essen nicht entgegenstehen. Bei der Ver- leihung handelt es sich bereits um eine Bergwerksberechtigurig und es stimmt daher nicht, wenn der Minister in Oberndorf behauptete, es liege über- haupt kein Ansuchen um eine Berg- werksberechtigung aus dem Raume Kitzbühel in seinem Ministerium vor. Ich räume gerne ein, daß sich Minister Dr. Staribacher bei dieser Behauptung zu sehr vom Namen der Union Corpo- ration leiten ließ. Ueber gegenständ- liche Berufung sollte bereits im Mai des Jahres eine neuerliche Verhand- lung an Ort und Stelle in Oberndorf stattfinden, die aber dann über Wunsch der Kupferbergbau Mitterberg Ges. m. b. H. auf einen Termin im Herbst d. J. verschoben wurde. Ueber meine Anfra- ge nach dem Grund dieser Verschie- bung teilte mir das Bundesministerium am 8. Juni 1970 mit, daß sich die Berg- baugesellschaft nach den Tiroler Land- tagswahlen eine sachlichere Atmosphä- re erwartet. Darüber kann man nun denken wie man will. können aber auch die Kupferpreise fallen und Kupfer kann uninteressant werden. Man würde die Bergwerks- betriebe einstellen. Hiezu möchte ich nur auf die Vorkommnisse in den Koh- lenzechen des Ruhrgebietes verweisen. Die Art, wie man im Bezirk bisher vorging, hat mich erschüttert. Es fing harmlos an. Der Staatsbetrieb Mitter- berger verhandelte mit der „Union", die nicht ein südafrikanisches Unter- nehmen, sondern ein Weltkonzern mit dem Sitz in London ist, jahrelang we- gen, der Errichtung von Bergwerken, im Bezirk Kitzbühel. Bei uns wußte niemand, daß die Mitterberger eine Vielzahl von Freischürfrechten im Be- zirk besaßen. Diese Freischürfe waren unter der Bezeichnung „Röhrerbühel" eingetragen, obwohl sie mit dem Röh- rerbühel sehr wenig zu tun haben. Unter dem Titel „Freischürfe am Röh- rerbühel, Bezirk Kitzbühel" wurde schließlich ein Vertrag abgeschlossen, von dem in Tirol niemand informiert wurde. Man sagte, es ginge nur um Schürf arbeiten, obwohl der Vertrag nicht nur Schürfarbeiten, sondern auch den Abbau beinhaltet. Der Vertrag war Jänner 1969 unter Dach und Fach. Also hätte die Union bereits auftreten können. Das tat sie aber nicht. Vorerst suchten die Mitter- berger im Frühjahr 1969 um drei Tag- maße am Röhrerbühel an. Tagmaße sind Bergwerksberec.htigungen und kei- ne Schurfberechtigungen. Die Mitter- berger gaben an, sie möchten die al- ten Halden abbauen. Beinahe harmlos schien es - und heute weiß man, daß am Röhrerbühel die Aufbereitungs- anlagen der Union geplant sind. Im Jänner 1970 erfuhr ich etwas von ei- nein Vertrag zwischen den Mitterber- gern und der Union, also ein volles Jahr später. Dann kam Schlag auf Schlag: Die Union zog ein deutsches Bohrunternehmen heran. Man errichte- te die erste Bohrstelle beim Sauereck und zwar bereits vor einer Verhand- lung. Bei der Verhandlung war die Bohrstelle fertig und wurde gleich in Betrieb genommen. Bei der zweiten Bohrstelle machte man, es sich einfa- cher. Obwohl nach dem Gesetz eine mündliche Verhandlung vorgeschrie- ben, ist, wurde ohne eine solche die Bohrsteile am Astberg genehmigt und einer allfälligen Berufung die aufschie- bende Wirkung aberkannt, damit sich niemand wehren konnte. Bauern ver- langten Geld für die Benützung eines Interessentschaftsweges, sie wurden als Erpresser bezeichnet (Zeugen kann ich nennen). Bei der Bohrstelle am Ast- berg stellte man Autos auf der Wiese des Bauern ab und legte durch seinen, Wald eine Wasserleitung. Als er dafür etwas verlangte, bekam er die Ant- wort: Dann werden Sie enteignet (Zeu- gen kann ich nennen). Die Union gründete in Wien eine GesmbH. Die Gewerbesteuer würde daher nach Wien fließen. Für eine dritte Bohrung wollte man Grund vom Bodenbauern, man bot ihm 3900.— 5, er forderte mehr und hatte damit recht, weil er schwere wirtschaftliche Schä- den zu erwarten hatte. Nun ging man auf ein anderes Grundstück los,, auch dieses gehörte dem Bodenbauern. Ent- eignungsantrag wurde gestellt. - Der Landeshauptmann sagte „nein", weil die gesetzlichen Voraussetzungen nicht vorlagen. Dem Landeshauptmann legte man hypothetische Bergwerksplanungen vor. Vielen gingen die Augen auf: Schacht- anlage bei Wiesenschwang, Schacht- anlage am Astberg, Aufbereitung am Röhrerbühel. Zu all dem braucht man natürlich Wege und Straßen, man braucht Wasser mit Pumpwerken, man muß Halden errichten und vergifteten Schlamm ablagern. Auch sind nach diesen Plänen weitere Kernbohrungen vorgesehen, das heißt, daß man weiter schürfen will. Eine große Arbeiter- siedlung ist ebenso geplant. Verlade- anlagen müssen errichtet werden. Al- les lief und läuft unter dem Titel Kup- ferbergbau. Inzwischen hat aber die Union 75 Freischürfe am Fuße des Kaisers angemeldet, also wohl nicht im Kupf erhoffnungsgebiet, sondern dort, wo Buntsandstein lagert. Im Buntsand- stein von Fieberbrunn hat man Uran gefunden. Ging und geht es der Union also etwa nicht so sehr um Kupfer als um Uran? Mit Bergwerken dieses Umfanges Sachlichkeit trotz Gefahr von Dr. Kirchmleyr
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