Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 10. Oktober 1970 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Pflichtsprengel und dem Berechti- gungssprengel Brixen. - Das neue Schulzentrum ist übrigens ein pracht- volles Gebäude, das sich sehen las- sen kann. Westendorf besitzt aber auch einen Polytechnischen Lehrgang, eine Sonderschule und einen Kinder- garten. An kulturellen Einrichtungen ist ei- ne Gemeinde-Bücherei, eine Musik- kapelle, Schützenkompanie, Landsturm- gruppe und Brauchtumsgruppe vor- handen. Es ist begreiflich, daß in ei- nem Ort mit so schöner Lage, wie es bei Westendorf der Fall ist, der Fremdenverkehr blüht und gedeiht. Die Westendorfer trugen aber auch das Nötige dazu bei. Gepflegte Gast- betriebe, saubere Privatzimmer. ein geheiztes Schwimmbad mit einem Er- holungszentrum, einen Gästekindergar- ten und so manches andere machen den Ort zu einer idealen Stätte der Erholung. Der Winterfremdenverkehr wurde durch Liftbauten angekurbelt. Der Sessellift Nachtsöllberg mit zwei Sektionen, der Sessellift Alpenrose mit ebenfalls zwei Sektionen, der Skilift Talkaser, der Ziepl-Schlepplift und 2 Kleinschlepplifte stehen dem Gast zur Verfügung. Die 1. Sektion des Sessel liftes Nachtsöllberg wurde bereits 1948 erbaut und war der zweite Lift in Nordtirol. - Geschichtliches Werden Nun damit genug der kurzen Vorstel- lung. Jetzt scheint es an der Zeit zu sein, in die Geschichte Westendorfs zu schauen. Und da müssen wir beim Namen beginnen. Wenn eine Siedlung den Namen Westendorf erhielt, dann muß dies eine besondere Bedeutung gehabt haben. Die Namengebung nimmt als Aus- gangspunkt den Hauptort des Tales, nämlich Brixen. Westendorf ist also das Dorf im Westen von Brixen. Wenn es schon ein Westendorf gibt, da muß Münichauer waren Richter und Pfle- ger zu Kitzbühel, zu Kirchberg bei Re- gensburg und zu Aschau in Bayern. Wilhelm Münichauer wanderte 1504, als Kitzbühel tirolisch geworden war, nach Bayern aus. Dort bekleidete er 1505 die Pflegstelle zu Aibling, dann zu Trostberg an der Alz und zu Neu- markt an der Rott. Hans Münichauer der Jüngere war von 1450 bis 1477 Pfleger, Stadt- und Landrichter zu Rattenberg. Er erwarb mehrere Liegenschaften, so 1461 zwei Vierteile des Gutes Zymmeraw, 1465 das Erbrecht auf dem Gut zu Dürn- perg oberhalb Seepach und 1474 Haus und Hofstatt mit einem Weiher in Kitzbühel. Gilg Münichauer trägt als erster der Familie den Titel „Ritter". Er besaß folgende Güter: Nyderlehen im Bichlach Widtschwendt in der Elimauer Kreuztracht es auch ein Ostdorf gegeben haben. Dies wird vielleicht das alte Sperten- dorf gewesen sein, das die ursprüng- liche Bezeichnung für das heutige Kirchberg war und heute ein Dorf der Gemeinde Kirchberg bildet. Da wir schon beim Namen sind, darf darauf hingewiesen werden, daß in Westendorf fast durchwegs deutsche Namen vorkommen. Dies würde darauf hinweisen, daß Westendorf eine Sied- lung des deutschen Landesausbaues ist. Das stimmt wohl. Dennoch darf nicht übersehen werden, daß die Ge- gend des heutigen Westendorf bereits eine urgeschichtliche Besiedlung auf- wies. Im Jahre 1926 wurden beim Umbau der Straße vom Dorf zum Bahnhof mehrere Urnengräber vom Ende der Bronzezeit oder aus dem ältesten Ab- schnitt der Hallstattperiode angeschnit- ten. Dadurch ist eine Siedlung aus der Zeit 1200 bis 1000 v. Chr. belegt. Aber noch etwas beweist die vorge- schichtliche Siedlung. Bei Burgegg westlich von Westendorf nahe der Windau wurde eine prähistorische Ab- schnittsbefestigung festgestellt von ei- nem Ausmaß und einer Fläche, wie man sie im ganzen Nordtiroler Unter- land nicht kennt. Man muß daher an- nehmen, daß diese vorgeschichtliche Befestigungsanlage die Fliehburg für die Bewohner des ungeschützten We- stendorf war. Es erhebt sich die Frage, warum gar keine Namenskunde von den vor- geschichtlichen Siedlern in die ge- schichtliche Zeit herüber drang. Dies kann nur so beantwortet werden, daß die Ureinwohner zu der Zeit, in der die deutschen Siedler kamen, nicht mehr da waren. Wir wissen, daß die Provinz Nori- kum, zu der Westendorf gehörte, von Odoaker aufgegeben und des militäri- schen Schutzes entblößt wurde. Da- Gülte und 1 Viertel von Obernperg, Aurach Wytholcz in Kirchdorf und 1493 von den Aufhawserischen ein Gut in Jochberg Anteile am Gut Hagaw in der Sper- ten Das „Amt im Eisack", das er 1513 an Paul von Liechtenstein weiterver- kauft Den „Schwerzensee im Puhlach" Das Gut Hachstein Die Jagd am Selbisbach (Pfarrau- bach) und Klausenbach Ein Roßrecht auf der Tratalben und das Gut Ainoeden. 1506 stiftete Gilg von Münichau in die Andreaskirche zu Kitzbühel eine Messe mit der Verpflichtung, daß der Kaplan jeden Samstag in Münichau, in der Kapelle zu Unserer lieben Frau, ebenfalls eine Messe feiern solle. 1507 stiftete Gilg aus einem Vogt- fall zu Ecking 2 Gulden ewige Gülte bei werden die Bewohner wegen der unsicheren Zeiten, die ihnen bevorzu- stehen drohten, in das sichere Rätien weggezogen sein. Als dann die Völ- kerwanderung begann, muß die Ge- gend des heutigen Westendorf so ziem- lich menschenleer gewesen sein. Es ist eigenartig, daß Westendorf verhältnismäßig spät eine urkundliche Erwähnung findet, obwohl allen An- schein nach Westendorf als der nach Brixen älteste Kirchort des ganzen Tales zu betrachten ist. Westendorf ist nämlich urkundlich erst auf der Mit- te des 14. Jahrhunderts bezeugt. Dies sagt aber schon gar nichts über das Alter des Ortes aus, der naturgemäß um Jahrhunderte weiter zurück reicht. In einer Hopfgartner Urkunde von 1362 wird eine Westendorfer Kreuztracht genannt. Der Ausdruck „Kreuztracht" bezieht sich auf von einer Kirche aus- gehenden Bittgänge und ist dem heuti- den Begriff Gemeinde gleichzusetzen. Es muß also eine Kirche schon viel früher vorhanden gewesen sein. In welche Zeit man die Erbauung der ersten Kirche in Westendorf ver- legen kann, darüber gibt uns viel- leicht das Nikolaus-Patrozinium einen Hinweis. Die Verehrung des heiligen Nikolaus kam nach der Ueberführung seiner Reliquien nach Bari in Unter- italien im Jahre 1087 besonders in Schwung. Eine neuerliche Begeisterung für den heiligen Nikolaus trat während des vierten Kreuzzuges (1202-1204) auf. In der Diözese Regensburg allein wurden im 13. Jahrhundert 24 Kirchen neu geweiht. Damit sind wir bei Regensburg, das für Westendorf von besonderer Bedeu- tung geworden war. Das Brixental wurde im Jahre 902 regensburgisch, doch die Pfarre Brixen blieb salzbur- gisch. Dies wird die Regensburger Bi- schöfe veranlaßt haben, im Rahmen der Ausgestaltung des Kirchennetzes eine eigene Kirche in Westendorf zu dem Pfarrer von St. Johann. Den Ti- tel „Geistlicher und Weltlicher rechtn D o c t o r", den er in der Stiftungs- urkunde führt, hat er vermutlich an der Universität Ingolstadt erworben, wo er seit dem 21. Februar 1473 im- matrikuliert war. Das Theresianische Kataster von 1775 weist für Schloß Münichau insgesamt 58 Besitzungen nach. Darunter auch „zu Michela", das heutige Gasthaus Münichau, „Veitä" = Veiten und auch den Tauppensee in Kössen, der der Sa- ge nach Tirol und Bayern scheiden soll. Schloß Lebenberg: Vorgeschichtli- che Funde am südlichen Ausläufer des Hügels deuten darauf hin, daß sich seine Kuppe schon sehr früh als menschliche Niederlassung angeboten hat. Der uns schriftlich überlieferte ältere Name für den Ansitz war Pfaf- fenberg. Nach den Pfaffenbergern
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